Fußball als Täuschung

In nur einer Woche ist Javi Poves vom vielversprechenden Nachwuchsstar beim spanischen Erstligisten Sporting de Gijon zum «Antihelden» geworden. Angewidert von der Geschäftemacherei im Profi-Fußball beendete der Spanier vor wenigen Tagen seine Karriere und will nun in den Nahen Osten reisen, um die «Wirklichkeit» in diesen Ländern kennenzulernen.

«Fußball ist in Wirklichkeit eine Metapher für unsere derzeitige Welt. Alles beruht auf einer großen Täuschung», sagte der 24-Jährige der Nachrichtenagentur dpa. «Es ist alles nur tägliche Unterhaltung.» Obwohl ihm seine ungewöhnlichen Aussagen viel Kritik eingebracht haben, steht er zu ihnen. «Ich schäme mich nicht für meine Gedanken oder meine Handlungsweise, auch wenn mich andere für verrückt halten.»

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http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1191835

Respekt vor der Entscheidung habe ich. Natürlich ist Profifußball seit Jahrzehnten eine reine kapitalistische Geldruckmaschine und wem das nicht gefällt, der muss ja nicht mitmachen.

Aber Fußball als Täuschungswerkzeug um das Volk abzulenken? Sorry, aber das klingt einfach zu geplant und die Entwicklung des Fußballs weltweit ist einfach nicht geplant sondern gewachsen. Da steckt kein einzelner gemeinsamer Wille dahinter sondern hunderttausende Menschen die einfach nur mehr Geld verdienen wollen.

Natürlich lenkt Fußball die Menschen ab, das ist keine Frage, aber das macht schöne Wetter auch :wink:

Dieser “vielversprechende Nachwuchsstar” hat im gestandenen Fußballeralter von knapp 25 Jahren einen einzigen Erstligaeinsatz von zwölf Minuten Dauer absolviert. Da hat offenbar lediglich jemand realisiert, dass er für seinen Wunschberuf nicht talentiert genug ist.

Genau das, dachte ich mir auch, als das Thema aufkam. Wir reden hier über einen Reservespieler eines durchschnittlichen Erstligisten, der wenig Aussichten auf eine größere Karriere hatte… Ich nenne mal einen mit Deutschland vergleichbaren Spieler: Marco Quotschalla. War mal talentiert, durfte in der 1. Liga (Aachen) reinschnuppern und ist dann aber nur bei einer Reservemannschaft gelandet (Schalke II). Abgesehen von den sehr fußballinteressierten Leuten - wer kennt ihn? :wink: Würde er von jetzt auf gleich aufhören, würde das wahrscheinlich kaum registriert werden…

Respekt vor der Entscheidung habe ich. Natürlich ist Profifußball seit Jahrzehnten eine reine kapitalistische Geldruckmaschine und wem das nicht gefällt, der muss ja nicht mitmachen.

Aber die meisten wissen doch garnicht, dass sie nur als Konsument dienen und deren Leben eigentlich denen am Arsch vorbei geht.
Genau das gleiche wie bei sozialen Netzwerken…
Da sagen die Fans von sozialen Netwerken auch immer „WIr werden ja nicht gezwungen uns da anzumelden“, aber sie sind ja auch unwissend was die Zkommerzielen Ziele von sozialen Netzwerken sind. Denn das sind nunmal Einnahmen durch z.B. Werbung und ganz bestimmt nicht, dass man sich mit Freunden „treffen“ kann. Das ist nur ein Nebeneffekt ;D

Ich würde diesen Gedanken gerne in eine andere Richtung lenken, da ich nicht für interessant halte, wie bekannt der Fußballspieler ist, sondern aus meinem Bekanntenkreis selbst viele Menschen kenne, die seiner Grundidee sofort heftig zustimmen würden: Fußball und Sport überhaupt lenkt ab und das ist schlecht und böse. Die These lautet, dass gerade die Sogwirkung des Fußballs bei den Fans so enervierend ist, dass man schnell die Bedeutsamkeit richtiger Probleme vergisst. Was ich nie verstanden habe ist, inwiefern ein leidenschaftlicher Plattensammler oder Hobbygärtner nicht dieselben Symptome aufweist. Hierauf kommt stets die Masse als Totschlagargument, da erst durch die Breitenwirkung in Hallen und Stadien ein Gefühl entstehen könnte, wie es vorm Plattenregal oder im Blumenbeet nie ginge. Als Anhänger einer Erstligabasketballmannschaft bin ich in den letzten sechs Jahren tausende Kilometer land auf, land ab gefahren, um amerikanischen Söldnern beim semiprofessionellen Ausüben ihres Berufs zu zusehen. Warum? Weil Basketball ein schöner Sport ist? Keine Frage, aber wenn es mir um die Ästhetik ginge, würde ich nicht 400 Kilometer nach Oldenburg oder Ulm fahren, um den völlig blind machenden Kick der Spannung zu erleben, den man als Fan fühlt, wenn jeder Punkt über Abstieg und Nichtabstieg entscheiden kann. Da gäbe es wesentlich einfacherer Möglichkeiten. Und in solchen Momenten muss ich häufig an meinen bestimmten Bekanntenkreis denken, der genau diese energieraubende Praktik kritisiert.

Wie seht ihr das?

Ich bin kein Fan von Fußball, aber sportlicher Wettkampf ist besser als Kriege. :ugly

Sage ich in dem Zusammenhang, das ich nur zur WM/EM Fußball sehe,
und dann auch nur Deutschlandspiele :smt023

Aber die meisten wissen doch garnicht, dass sie nur als Konsument dienen und deren Leben eigentlich denen am Arsch vorbei geht.

Das finde ich eigentlich nicht weiter schlimm, denn darauf beruht ja unsere ganze Wirtschaft. Alle Firmen, die Massenware anbieten, wollen doch nur, dass wir kaufen/konsumieren. Sei es, wenn wir ins Fußballstadion gehen, bei google etwas suchen, ein Handy kaufen oder uns Fernsehkritik-TV anschauen. Irgendeiner verdient immer dabei mit, um auch weiterhin das Produkt in dem Rahmen abieten zu können.
Und wie soll man verhindern, dass denen unser Leben NICHT am Arsch vorbei geht? Die Firmen können doch nicht jeden Kunden auf den Schoß nehmen und nach dessen Lebensgeschichte fragen.

Das es beim Fußball um sehr viel Geld geht, ist ja wahrlich nichts neues. Darüber kann sich jeder eine eigene Meinung bilden, unabhängig davon was ein erfolgloser Spieler, ein Manager oder irgendwelche Medien sagen. Das nun ein Spieler, der wenn überhaupt wirklich nur eingefleischten Fans des spanischen Fußballs bekannt ist, seinen Rücktritt aufgrund der maroden Fußball-Industrie erklärt, finde ich eher amüsant als beunruhigend. Andere Spieler, die ihre erfolglose Karriere frühzeitig beenden, versuchen sich nicht über pseudo-moralische Gründe in die Medien zu schieben. Wenn der gute Herr nun studieren möchte, soll er das gerne tun, aber uns mit seiner fadenscheinigen Begründung für sein Scheitern als Fußballprofi verschonen. Die vermutlich mehreren Tausend, oder wohl eher hunderttausend Euro, die er in den wenigen Jahren seiner Profi-Karriere verdient hat, wird er ja sicherlich einem guten Zweck spenden, oder? :slight_smile:

Auch wenn ich hier nichts bewerten möchte, aber ich fand das Zitat von einem unbenannten Funktionär von Sporting Gijon (dem Ex-Club) sehr witzig: «Er war schon immer ein etwas komischer Junge»

Da spricht mal jemand ein paar ehrliche Worte über den Zirkus Maximus der Neuzeit aka Fusßball und schon wird er dafür kritisiert, sehr schön. Natürlich ist Fußball Opium für die Massen und in gewisser Weise auch Kriegsersatz. Das Rudelverhalten der männlichen Fans wird prima kanalisiert und ein gigantischer Reibach wird nebenbei auch noch gemacht. Und da sagt mal jemand das allzu offensichtliche und schon ist er ein Heuchler. Umgedreht wird ein Schuh draus.

@Contra: Hier wird diskutiert. Du kannst dich daran beteiligen oder wie immer alle für dämlich halten und die “einzig wahre Wahrheit” hinausposaunen aber es wird von Mal zu Mal immer lächerlicher und ich glaube mittlerweile nimmt dich echt niemand mehr ernst selbst wenn du was eigentlich richtiges sagst.

Natürlich ist Fußball Opium für die Massen

Nach dieser Logik dürften die Menschen überhaupt keine Sportwettbewerbe mehr sehen, nicht ins Kino gehen, keine Computerspiele spielen,… weil alle diese Dinge von den „wahren Problemen“ ablenken :ugly

Das Rudelverhalten der männlichen Fans

Du warst noch nie in einem Fußballstadion, oder?

@ezzendy Man versteht, was man verstehen will. Wo ich hier bitte mal wieder alle für dämlich gehalten habe, erschließt sich mir nicht ganz. Es gibt zustimmende Kommentare zum Thema und ablehnende. Ich beziehe mich auf die ablehnenden (z.B. poons).

selbst wenn du was eigentlich richtiges sagst.

na, das ist doch schön

Nach dieser Logik dürften die Menschen überhaupt keine Sportwettbewerbe mehr sehen, nicht ins Kino gehen, keine Computerspiele spielen,… weil alle diese Dinge von den „wahren Problemen“ ablenken

Im Prinzip, ja.

Du warst noch nie in einem Fußballstadion, oder?

Schon, aber nicht sonderlich oft, zugegeben.

Wo ich hier bitte mal wieder alle für dämlich gehalten habe, erschließt sich mir nicht ganz.

Wenn jemand „das allzu offensichtliche“ nicht erkennt, was ist er denn dann in deinen Augen?

Und da sagt mal jemand das allzu offensichtliche und schon ist er ein Heuchler.

Wenn jemand „das allzu offensichtliche“ nicht erkennt, was ist er denn dann in deinen Augen?

Habe ich irgendwem unterstellt, das „allzu offensichtliche“ NICHT zu erkennen? Oft will man das „allzu offensichtliche“ aber nicht wahr haben, wie man z.B. nicht jedesmal beim Verzehr eines Hünereis an die Zustände in Mastbetrieben erinnert werden möchte.

Die Zeit hat heute ein Interview mit Corny Littmann zu dem Thema.
Das Interview selbst habe ich nur überflogen, weil mich das Thema nicht sonderlich interessiert.
Ich finde aber die URL sehr … interessant.

Das ist nun mal die Idee dieser Kolumne. Alles außer Fußball. Da werden Leute aus dem Fußball zu aktuellen Themen befragt und natürlich kommt man irgendwann auch unweigerlich auf Fußball-Themen zu sprechen. :wink:
Allerdings ist es dieses Mal doch sehr fußballlastig.

Ja, den Infokasten hatte ich beim Überfliegen auch gefunden.
Aber keinen Hinweis, warum Gadhafi oder Paris in der URL auftauchen.

Naja London der Unruhen wegen. Aber der Bezug zu Gadhafi wird bei aller Liebe nicht wirklich klar, da geb ich dir recht.

Das Interview selbst habe ich mir nicht durchgelesen, weil mich das Thema nicht sonderlich interessiert.

That’s understatement. Lesen ist scheiße!

Ach ja, ich hab’s mir durchgelesen und der eingangs erwähnte spanische Fußballer dient nur als Aufhänger für eine Kritik an der Fussball-Finanzierung, nicht am Wesen des Sports.