Folge 93 mit Uwe Boll

[QUOTE=Megabjörnie;494536]Ein wenig irritierend fand ich aber, dass er sich allen Ernstes für einen A-Klasse-Regisseur zu halten scheint. Ich habe einige seiner Filme gesehen ( erinnere mich an die “Dungeon Siege”-Filme und “Assault on Wall Street” ), aber alle sind maximal B-Movies.[/QUOTE]

Ich bin großer Uwe-Boll-Fan. Allerdings nur bezogen auf seine Interviews… seine Filme können da nicht mithalten. Ich würde nicht so weit gehen, ihn als “schlechtesten Regisseur aller Zeiten” zu bezeichnen. Doch wie das so ist… an Vorurteilen ist oft ein wahrer Kern dran. Er bewegt sich als Regisseur im Mittelmaß, niemals darüber, manchmal darunter. Er wäre allerdings auch nie ein SCHLEFAZ-Kandidat. Hätte er sich nie zu schlechten Kritiken geäußert, hätte das Uwe-Boll-Bashing auch nicht so eine Eigendynamik bekommen. Es hat offenbar vielen Kritikern Spaß gemacht, bestimmte Knöpfe bei Boll zu drücken, um entsprechende Reaktionen hervor zu rufen. Und wie das so ist bei Kritikern… es ist eine Menge Eitelkeit im Spiel und es geht oft nur darum, Pointen zu platzieren.

Zwei Beispiele, warum sich Uwe Boll selbst überschätzt. Die „Rampage“-Reihe und “Assault on Wall Street”. Diese Filme hält er für wichtige, kritische, politische Statements, wie es sie “noch nie” vorher in einem Hollywood-Film zu sehen gab. Doch warum? Boll hat eine dezidierte Meinung zur amerikanischen Regierung/Politik und bestimmten Themen wie Finanzwesen, Kriegseinsätzen, NSA, Edward Snowden etc. etc. Er lässt den Protagonisten einen Monolog halten, in welchen er alle Standpunkte hineinpackt – alles, was er (Boll) zu sagen hat, und baut dann einen ziemlich mittelprächtigen Actionfilm drumherum. Es ist in etwa so, als ob ich einen politischen Essay schreibe, diesen im Prolog des Films als Lauftext einblende, dann einfach sinnfrei drauf los drehe und sage, der Film sei anspruchsvoll und hätte wegen des Inhalts des Prologs eine politische Aussage und Tiefgang.

Zweites Beispiel: „Auschwitz“. Hier kann ich nur das wiederholen, was Volker angemerkt hat. Er ist mit dem Anspruch angetreten, einen völlig kunstfreien Film zu schaffen, der dokumentarisch zeigt, was in Auschwitz passiert ist. Ungeschönt, mit ungefilterten drastischen Bildern. Die im Arendt’schen Sinne dargestellte Banalität des Bösen. Das gelingt ihm stellenweise auch. Doch dann benutzt er „Kunstgriffe“ wie Filmmusik und Zweitlupen-Effekte, beispielsweise bei der Ermordung eines Kindes, welche eben nicht so drastisch und dokumentarisch gezeigt wird wie andere Szenen, beispielsweise das Verbrennen von Leichen oder das Ziehen von Zähnen. Warum? Man hat den Eindruck, dass er doch in die Falle tappt, die er bei anderen kritisiert und eben doch künstlich emotionalisieren will und ihm der Mut fehlt, konsequent alles detailliert zu zeigen.

Es besteht eben eine Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Um ein wirklich guter Regisseur zu sein, fehlt es ihm an künstlerischer Fertigkeit. Er nimmt oft eine trotzige Haltung ein und reagiert auf extreme Kritik mit extremer Selbstüberschätzung. Er redet auch viel “schön” und dreht sich bestimmte „Fakten“ so, wie er sie braucht. Beispielsweise behauptet er, dass Hollywood auf Sammy Sheik aufmerksam geworden ist auf Grund dessen, dass er ihn für „Darfur“ gecastet hat. Das ist natürlich quatsch. Er hatte bereits vorher ähnliche Rollen in „24“ oder „Over There – Kommando Irak“ gespielt. Boll ist also tatsächlich auf ihn auf Grund von Hollywood-Produktionen aufmerksam geworden. Es gibt zahlreiche solcher Beispiele. Ich finde das aber auch völlig in Ordnung. Ich meine… was soll Boll auch sagen? „Ja ihr habt alle Recht… ich bin die absolute Oberflasche… und trete als Regisseur zurück, um Euch einen Gefallen zu tun…“.

Boll ist halt so ein guter Filmemacher wie ich ein guter Tischler bin. Ich weiß ungefähr, wie so ein Tisch aussieht, wie ich einen bauen könnte, das ein Tisch Schrauben und Tischbeine hat; aber es ist halt ein Unterschied ob man nur weiß wie etwas handwerklich gut werden [B]würde[/B] oder ob man auch weiß, wie man etwas handwerklich gut [B]macht[/B].

Ich würde einen mittelmäßigen bis beschissenen Tisch bauen, so verhält es sich dann auch mit seinen Filmen. Einziger Unterschied: Ich tu nicht so, als sei das dreibeinige wackelige und manchmal stabile Konstrukt, das ich als “Tisch” bezeichne, das beste und einzig wahre und alle die das nicht sehen, erkennen mein Talent einfach nur nicht. Ein Großteil seiner Popularität und Kult-Charakter hat er wirklich in erster Linie durch seine Pöbeleien und schon pathologische Selbstüberschätzung.

[QUOTE=kkt;494569]
Volker war übrigens überraschend positiv auf ihn eingestellt, dachte da kommt etwas öfters einige Kritik (auch wenn man sowas nicht überreizen sollte wenn man schon den Gast da hat).[/QUOTE]

Genau, durchaus mal Kritik anbringen oder widersprechen, aber nicht überreizen, denn letztlich soll sich natürlich jeder Gast wohl fühlen.

Ich habe:

  • gesagt, dass für mich “Auschwitz” in der Form nicht funktioniert, da die Art der Inszenierung dem eigentlichen Ansatz entgegenwirkt (zu dem Film hast sich auch Holger kritisch geäußert).

  • Boll widersprochen, was die Leistung von Til Schweiger in "Far Cry"angeht.

  • erläutert, dass ich es zwar albern finde wenn Kritiker seine Filme schon aus Prinzip mit der niedrigst möglichen Wertung versehen, ich viele seiner Frühwerke aber halt auch nur durchschnitlich bis schwach fand.

Das war ungefähr das, was ich mir an Kritik vorgenommen hatte und schien mir auch angemessen.

Eigentlich habe ich keine Angst den Gästen auch mal deutlich zu widersprechen, wie man ja bei dem Streitgespräch mit "Pöni"zu den Themen Dane DeHaan und Star-Interviews gesehen hat .

Und da geht es schon los bei deinem Tisch … ein dreibeiniger Tisch kann gar nicht wackeln! :wink:
Die drei Beine bilden ein Dreieck, was eine stabile geometrische Figur ist.
Die Tischplatte, die kann natürlich total schief stehen; wird aber nicht wackeln.

Also vielleicht gut, dass Boll keine Filme mehr dreht, und dass du keine Tische baust. :smiley:

[QUOTE=hhp4;494638]
Die drei Beine bilden ein Dreieck, was eine stabile geometrische Figur ist.
[/QUOTE]
Voraussetzung wäre ein Mensch, der es, trotz zwei linken Händen mit jeweils fünf Daumen, schafft, dann doch drei Tischbeine geometrisch anzubringen … (Kommasetzung in diesem Satz fand, ich extrem schwierig … )

Ansonsten - klasse Folge! Boll ist ein guter Mann! Mit ihm würde ich mir auch Mal ne Orange teilen …

Uwe Boll bewegt sich außerhalb der vernetzten Film- und Fernsehbranche.
Macht sein Ding und schert sich nicht um andere die immer nur die Förderungen abgreifen.
Daher verdient er schon Respekt!

Uwe Boll und sein Max Schmeling Film war deutsche Geschichte gut umgesetzt,
trotz gegenteiliger Kritikermeinungen

[QUOTE=hhp4;494638]

Also vielleicht gut, dass Boll keine Filme mehr dreht, und dass du keine Tische baust. :D[/QUOTE]

Dann hast du meine Metapher ja verstanden. :slight_smile:

Tja - Mist nur, daß einige Leute dreieckige Tische mögen.
Kein Standardmüll von der Stange, sondern was ausgefallenes, was perfekt die Ecke hinten im Zimmer ausfüllt.
Frag mal Holger, der hat so einen im Studio stehen XD

seufz Ich meinte einen rechteckigen Tisch mit nur drei Stehbeinen. also es fehlt eines.:lol:

Jaja, jetzt plötzlich - zu spät! :stuck_out_tongue:

Das Interview von Boll aus dieser Ausgabe wird in einem aktuellen Video von BeHaind ausschnittweise zitiert, jedoch ohne Quellenangabe.

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Entnommen wurde die Stelle wohl auch nicht aus dem Video hinter der Paywall, sondern vom YT-Trailer:

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