[QUOTE=Megabjörnie;494536]Ein wenig irritierend fand ich aber, dass er sich allen Ernstes für einen A-Klasse-Regisseur zu halten scheint. Ich habe einige seiner Filme gesehen ( erinnere mich an die “Dungeon Siege”-Filme und “Assault on Wall Street” ), aber alle sind maximal B-Movies.[/QUOTE]
Ich bin großer Uwe-Boll-Fan. Allerdings nur bezogen auf seine Interviews… seine Filme können da nicht mithalten. Ich würde nicht so weit gehen, ihn als “schlechtesten Regisseur aller Zeiten” zu bezeichnen. Doch wie das so ist… an Vorurteilen ist oft ein wahrer Kern dran. Er bewegt sich als Regisseur im Mittelmaß, niemals darüber, manchmal darunter. Er wäre allerdings auch nie ein SCHLEFAZ-Kandidat. Hätte er sich nie zu schlechten Kritiken geäußert, hätte das Uwe-Boll-Bashing auch nicht so eine Eigendynamik bekommen. Es hat offenbar vielen Kritikern Spaß gemacht, bestimmte Knöpfe bei Boll zu drücken, um entsprechende Reaktionen hervor zu rufen. Und wie das so ist bei Kritikern… es ist eine Menge Eitelkeit im Spiel und es geht oft nur darum, Pointen zu platzieren.
Zwei Beispiele, warum sich Uwe Boll selbst überschätzt. Die „Rampage“-Reihe und “Assault on Wall Street”. Diese Filme hält er für wichtige, kritische, politische Statements, wie es sie “noch nie” vorher in einem Hollywood-Film zu sehen gab. Doch warum? Boll hat eine dezidierte Meinung zur amerikanischen Regierung/Politik und bestimmten Themen wie Finanzwesen, Kriegseinsätzen, NSA, Edward Snowden etc. etc. Er lässt den Protagonisten einen Monolog halten, in welchen er alle Standpunkte hineinpackt – alles, was er (Boll) zu sagen hat, und baut dann einen ziemlich mittelprächtigen Actionfilm drumherum. Es ist in etwa so, als ob ich einen politischen Essay schreibe, diesen im Prolog des Films als Lauftext einblende, dann einfach sinnfrei drauf los drehe und sage, der Film sei anspruchsvoll und hätte wegen des Inhalts des Prologs eine politische Aussage und Tiefgang.
Zweites Beispiel: „Auschwitz“. Hier kann ich nur das wiederholen, was Volker angemerkt hat. Er ist mit dem Anspruch angetreten, einen völlig kunstfreien Film zu schaffen, der dokumentarisch zeigt, was in Auschwitz passiert ist. Ungeschönt, mit ungefilterten drastischen Bildern. Die im Arendt’schen Sinne dargestellte Banalität des Bösen. Das gelingt ihm stellenweise auch. Doch dann benutzt er „Kunstgriffe“ wie Filmmusik und Zweitlupen-Effekte, beispielsweise bei der Ermordung eines Kindes, welche eben nicht so drastisch und dokumentarisch gezeigt wird wie andere Szenen, beispielsweise das Verbrennen von Leichen oder das Ziehen von Zähnen. Warum? Man hat den Eindruck, dass er doch in die Falle tappt, die er bei anderen kritisiert und eben doch künstlich emotionalisieren will und ihm der Mut fehlt, konsequent alles detailliert zu zeigen.
Es besteht eben eine Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Um ein wirklich guter Regisseur zu sein, fehlt es ihm an künstlerischer Fertigkeit. Er nimmt oft eine trotzige Haltung ein und reagiert auf extreme Kritik mit extremer Selbstüberschätzung. Er redet auch viel “schön” und dreht sich bestimmte „Fakten“ so, wie er sie braucht. Beispielsweise behauptet er, dass Hollywood auf Sammy Sheik aufmerksam geworden ist auf Grund dessen, dass er ihn für „Darfur“ gecastet hat. Das ist natürlich quatsch. Er hatte bereits vorher ähnliche Rollen in „24“ oder „Over There – Kommando Irak“ gespielt. Boll ist also tatsächlich auf ihn auf Grund von Hollywood-Produktionen aufmerksam geworden. Es gibt zahlreiche solcher Beispiele. Ich finde das aber auch völlig in Ordnung. Ich meine… was soll Boll auch sagen? „Ja ihr habt alle Recht… ich bin die absolute Oberflasche… und trete als Regisseur zurück, um Euch einen Gefallen zu tun…“.