Folge 76: Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate

Really!? Das ist dein erster Post nach ner Sperre?

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Der Gast ist sympathisch und sehr eloquent.

In der Sache jedoch kann ich ihm nicht beipflichten. Die Verharmlosung des Patriotismus ist der erste Schritt zum Nationalismus – ein Konzept, von dem ich froh bin, dass es mehrheitsgesellschaftlich nach wie vor abgelehnt oder zumindest nicht als wichtig erachtet wird. Patriotismus ist was für Menschen, die selbst offenbar nicht genug geleistet haben, auf das sie stolz sein können, so dass eben das niedrigste Attribut herhalten muss, das sich finden lässt – der Ort an dem man zufällig geboren wurde.

Dummheit und Stolz wachsen auf demselben Holz.

Das ist leider so ein Standardargument den man zu dem Thema immer wieder hört. Es geht aber nicht einfach nur darum, auf etwas stolz zu sein, für das man nichts geleistet hat. Natürlich gibt es Menschen, die in der vermeintlichen Verbundenheit zu ihrem Land, eine Form von Selbstwertgefühl finden, das sie ansonsten im Leben nicht erfahren. Das ist sicher eine Tatsache.

Aber: Entgegen der Aussage, die gerne von Hardcore-Linken und „Deutschland verrecke!“-Rufern gebracht wird, ist die Verbundenheit mit dem Ort an dem man „zufällig“ geboren wird, weder ein Zeichen von Rückständigkeit noch von aufkeimenden Nationalismus. Natürlich werden wir alle „zufällig“ in irgendeinem Land geboren. Aber wir wachsen in so einem Land auf. Mit der Sprache, mit der Kultur, mit der Landschaft, dem Klima. Das prägt uns, ob wir wollen oder nicht. Daran etwas zu finden, mit dem man sich identifiziert, ist vollkommen normal und hat nichts mit Nationalismus zu tun. Nicht jeder kann und will ein heimatloser Kosmopolit sein, der keine Wurzeln hat und der sich mit keinem konkreten Ort identifiziert. Die Heimat in der man aufwächst, kann ein starkes Gefühl der Verbundenheit auslösen. Und das wird auch in fast allen Ländern der Welt als „normal“ angesehen. Nur in Deutschland findet man „Heimatliebe“ irgendwie anrüchig oder gar den Beginn eines neuen Nationalismuses, während man Rufe wie „Deutschland verrecke!“ als nicht weiter beachtenswerte Meinungsäußerung betrachtet.

Selbstverständlich hat der Nationalisozialismus uns gezeigt, welche schrecklichen Folgen überhöhtes nationalistisches Gedankengut hat. Aber wie immer macht die Dosis das Gift. Zuviel und wir landen im Nationalismus oder schlimmeres. Zu wenig und wir sind bei den identitätslosen „Deutschland verrecke!“-Rufern. Beides kein erstrebenswerter Zustand, wie ich finde.

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Im Februar habe ich den mal vorgeschlagen, hätte nicht gedacht, dass er diesen Monat noch kommen würde. Aber insgesamt muss ich sagen, gutes Interview.

Patriotismus in „Stolz“ zu übersetzen ist ja nur eine möglich Definition des Begriffes. Ein andere Bedeutung setzt die Liebe in den Vordergrund. Nach der ist dann ein Synonym für Patriotismus die „Vaterlandsliebe“. Und das kann sich ja auf ganz vieles erstrecken, dass man die Landschaft liebt, dass die verbreitete Architektur liebt, dass man die Kultur liebt, dass man es liebt ein eine, funktionierenden Rechtsstaat zu leben, der bei Strafanzeigen ermittelt, dass man in einem Land lebt mit einem funktionierenden Postwesen, die einen Briefe nachhause bringt.

Und klar hat man in all diesen Fällen weder zur Landschaft und im Falle der Kultur oder Gesellschaft diese erschaffen. Höchstens ist man ein produktiver Teil davon. Aber einen Partner den man liebt hat man ja auch nicht erschaffen.

Es ist immer faszinierend zu sehen, wie gerade Kritiker bei Begriffen, die sie kritisieren, anscheinend nicht mal zuerst ein Wörterbuch konsuliteiren.

Patriotismus = „[begeisterte] Liebe zum Vaterland; vaterländische Gesinnung“
Ich will mal so sagen: Wer Liebe mit Stolz verwechselt… nun sollten die in einer Beziehung leben, dann würde ich den Partnern empfehlen, diese noch mal zu überdenken.
Wer Liebe mit (Fremden)Hass verwechselt… Nunja… dessen Denkkompass scheint um 180° verstellt zu sein.

Es ist eher so, dass Menschen mit Fremdenhass ihr Verhalten ebenfalls mit Patriotismus verwechseln - aber auch nur, weil sie zu blöd sind ein Wörterbuch zu bedienen. Da haben Kritiker und Kritisierte was gemeinsam. :smiling_imp:

Das war ja mal ne echte Highlight Folge. Dieser Mann ist einfach sensationell. Sehr charmant und höflich, hat sehr viel Wissen und eine Art zu kommunizieren, wo man unmöglich NICHT hinhören kann/will. Ich hoffe mal er kriegt das eine Talkformat auf MG :smiley:

Sehr interessante Folge, toll dass solche Gäste präsentiert werden.


Wird vielleicht etwas merkwürdig klingen was ich schreibe, aber sein Kopf hat mich irgendwie fasziniert. Hab noch nie einen schwarzen mit solch hellen Lippen gesehen. Wüsste ich es nicht besser könnte man meinen, dass es Blackfacing ist.

Das klingt noch viel schlimmer tbh. Wer ein Land so liebt, dass er das mit einem solchen Begriff betiteln muss und sich noch angegriffen fühlt, wenn daran Kritik geübt wird, dem fehlt dann wohl ein liebenswertes Lebewesen. Bemitleidenswert.

Ein so starkes Wort wie Liebe für so etwas zu verwenden wie die Zugewandtheit zu einem Land, muss einen ja zweifeln lassen, ob die Person überhaupt schon mal echte Liebe verspürt hat. Außerdem gehören zu einer gesunden Liebe immer noch zwei bzw. Eine Gegenseitigkeit. Spricht wieder für ein zweifelhaftes Auslegen des Begriffs Liebe.

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Nein, Liebe kann auch einseitig existieren. Darüber hinaus liebt man ja auf verschiedene weise. Die Liebe zu seinem Partner ist eine andere Liebe als Gegenüber seinen Kinder, ist eine andere Liebe als die Liebe zu einem Gegenstand wie einem Auto oder einer bestimmten Tätigkeit.

Was ist echte Liebe?

Oh baby, don’t hurt me

Das war in Deinem Fall zu erwarten und nicht überraschend… und absolut nicht maßgeblich, definierend oder richtungsweisend. :man_shrugging:

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Gentlemen, jetzt bitte sich nicht gegenseitig anfeinden.

Das war noch kein anfeinden… nur eine Niveauanpassung. :wink:

Heißt, jemand der sagt „Ich liebe diesen Song!“ ist auch irgendwie gaga oder was…? Ich glaube zu wissen, dass ein Musikstück einen auch nicht wirklich zurücklieben kann. Doof oder?

Das traurige an Wortklauberei ist, dass diejenigen die sie betreiben, nie einsehen, wenn sie falsch liegen :man_shrugging:

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@Trichophyton, mein ganz spezieller Freund. Ist das eigentlich noch Deutsch-Rap oder schon Rechtsrock in deinen Augen?

Vielen Dank bis hierhin, die unterschiedlichen Weltanschauungen ganz spezieller Freunde werden dann bitte woanders weiter ausgetauscht.

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Eines der besten Gespräche, welches Holger je geführt hat. Sehr angenehmen dem Dialog zwischen den beiden zuzuhören. Ich bin aber gar nicht so sehr an dem Inhalt interessiert, mir hat aber die Gesprächsführung von Holger sehr gefallen; an den richtigen Stellen Fakten ergänzt und dem Gast ansonsten freie Bahn gelassen.

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Endlich mal ein afrikanischer Prinz, der einem nicht das Geld aus der Tasche ziehen will oder wie dieser Kollege hier in krumme Geschäfte verwickelt ist :smile::

Sehr schönes Gespräch mit einem kultivierten Herrn.

Ich bin der Meinung, dass hierzulande einigen eine gesunde Portion Patriotismus (ohne dabei zu sehr in eine „Murica f*ck yeah!“ bzw. nationalistische Richtung abzudriften) nicht schaden würde, durchaus selbstkritisch, aber eben nicht so wie manche hier die bei sowas antideutschem wie „Deutschland verrecke“ mitlaufen (darunter war auch schonmal eine Bundestagsvizepräsidentin…), wir keine Flagge (wohlgemerkt schwarz-rot-gold und nicht schwarz-weiß-rot) mehr zeigen dürfen und die Nationalhymne eventuell gendern wollen? Wieso nicht gleich ohne Text wie später in der DDR?

Ein wenig mehr zum Kolonialismus wäre noch interessant gewesen, insgesamt lief dort natürlich viel grausames gegen die Urbevölkerung, aber es ist auf der anderen Seite auch nicht von der Hand zu weisen, dass man die Zivilisation ein gutes Stück nach vorne gebracht hat, ausgerechnet Südafrika mit der unschönen Apartheidsvergangenheit ist gleichzeitig auch das wohl einzige Industrieland auf dem Kontinent und einziges afrikanisches bei den G20.

Toller Gast!

26:32 Also ich nehm das Wort „Mohr“ öfter in den Mund. Aber eigentlich nur, wenn ich einen Eismohr bestelle. Oder einen Mohrenkopf esse. Die meiste Zeit meines Lebens war mir gar nicht bewusst, dass sich der Begriff auf dunkelhäutige Menschen bezieht.

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