Lustig und verschlagen, der Max Schraddin: Ist euch aufgefallen, dass er davon spricht, was der Fernsehkritiker “geschrieben” hat und dass er einer von der “Presse” sein soll? Wenn jetzt also einer nach dem Fernsehkritiker sucht, dann sucht er nach einem Printmedium. Gut, es dauert nicht lange, bis er auf den richtigen Trichter kommt, aber 9Live will ja keinen mit der Nase drauf stoßen. Schraddin wusste ja schließlich genau, dass Fernsehkritik.TV eine Internetsendung ist, oder?
Der Maiwald hat hier tatsächlich einen bedenklich dicken Vogel abgeschossen.
Selbstverständlich weiß jedes Kind, dass die Dinge des täglichen Lebens in unserer Gesellschaft durch Tausch Geld gegen Ware den Besitzer wechseln - aber er tut so, als müsste das in Bezug aufs Fernsehen zwingend über eine Gebühr funktionieren.
Gut, da könnte man noch sagen, er erklärt das Konzept einer Gebühr, und den Zusatz “Zwangs-” kann man an anderer Stelle diskutieren.
Verwerflich ist es aber, gerade die abhängigsten Medien überhaupt als “unabhängig” hinzustellen. Wie soll denn das funktionieren, wenn ein Sender von Lobbyisten und Parteien aller Coleur überwacht wird? “Unabhängig” ist er doch bestenfalls vom zahlenden Zuschauer und Werbekunden, die er nicht anwerben muss. Aber was bitteschön soll ich als Zuschauer davon haben? Dass der Sender meine Proteste ignoriert, wenn ich für tendenziöse Berichterstattung und Milski-Auftritte zahlen soll? Private mögen mitunter niveauloses Programm senden, aber ich kann mich dagegen wehren, indem ich sie nicht gucke, und wenn die Werbekunden meinen, sie müssten dennoch zahlen, ist das deren Problem. Und beim Pay-TV kann ich den Vertrag kündigen. Gibt es eigentlich ein halbwegs vernünftiges Argument, das für das ÖR-Fernsehen spricht?
Übrigens ist dein Standpunkt dazu auch nicht ganz klar, Holger: Mal bist du für die steuerliche Abgabe statt GEZ, mal kritisierst du, man könne sich gegen schlechtes ÖR-Fernsehen bald gar nicht mehr wehren, weil es ja diese Abgabe gäbe. Was ist denn nun deine Position zum Zwangsgebührenfernsehen?
Auch beim Punkt “Verharmlosung von Prostitution” muss ich mal Kritik loswerden: Ich kann nichts moralisch kritisieren, was nicht mit etwas Unmoralischem verbunden ist. Und so abstoßend mir der Verkauf des eigenen Körpers auch scheint, an Prostitution kann ich nichts finden, was zwingend die Würde der Beteiligten mit Füßen träte. Da will ich mal eine Erklärung von dir hören, woran du festmachst, dass es sich um eine moralisch verwerfliche Betätigung handelt. Und wenn du die nicht liefern kannst, sollte der Zeigefinger bei diesem Thema in Zukunft unten bleiben. Wohlgemerkt: Sorglosen Umgang mit Zwangsprostitution solltest du schon kritisieren, und auch Lolita-Bordelle ( hier schon mal Thema gewesen ) gehören zumindest auf die Bedenklich-Liste.
Bei dieser Einrichter-Sendung ist nur das Niveau des Konzepts zu kritisieren, geschmacklich wohlgemerkt, nicht moralisch.