Folge 62 - Brotlose Statistiken

Mal am Rande: Man kann kein “Hartz IV bekommen”. Hart IV bezeichnet das vierte Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt des Peter Hartz Konzeptes.

Bekommen tut ein Arbeitsloser Arbeitslosengeld I bzw. II, oder Sozialgeld wenn er nicht erwerbsfähig ist. :smt006

Hallo zusammen,

die Zuschauerzahlen der aktuellen Sendung könnten steigen, weil FK.tv auf einem der größten Blogs erwähnt wird:

http://www.bildblog.de/27793/apple-moni … senzahlen/

Also erstmal finde ich den Beitrag sehr gut, weil es klar ist dass die aktuellen Zahlen geschönt sind und die Aufstocker und die Leute die gerade in Umschulungsmaßnahmen sitzen nicht mitgezählt werden. Wenn man aufmerksam Zeitung liest, ist das einem natürlich nicht entgangen, hier z.B. ein Artikel aus SPON zum Thema http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial … 13,00.html

Die tatsächliche Zahl der Arbeitslosen - also die Unterbeschäftigung - fällt indes wesentlich höher aus, da hierbei auch Ein-Euro-Jobber und Erwerbslose in Weiterbildung mitgezählt werden müssen. Laut BA gehörten im Januar gut 4,32 Millionen Menschen zu dieser Gruppe.

Also 3,3 Millionen + 4,32 Millionen, macht eine tatsächliche Zahl von ca. 7,6 Millionen (die zwar nicht unbedingt Arbeitslos sind, aber in prekären Arbeitsverhältnissen sind). Schade dass es in den Fernsehnachrichten leider häufig unter den Tisch fällt, auch bei ZDF und ARD.

Die Frage ist doch, warum wird bei ARD und ZDF so eine geschönte Desinformation verbreitet?
Ganz einfach, weil in deren Führungsetagen wieder die Bonzen der Parteien SPD und CDU sitzen.
Zwar hat die SPD jeztt als Oppositionspartei große Fresse und finde alles schlecht, was sie seinerzeit als sie am Ruder waren, verbrochen haben. Denen haben wir doch die Regelungen mit unsozialen Pauschaljobs usw. zu verdanken…

und die CDU wird intern schon dafür sorgen, dass das ZDF der poltischen Linie folgt…
von Unabhängigkeit kann da leider keine Rede sein, aber man ist da zumindest konsequent, Meinungsfreiheit besteht ja auch nur auf m Papier hierzulande, wenn man das mal in Anspruch nimmt, wird man ja gleich in eine Ecke gedrängt oder “so kann man das nicht sagen” tönt es aus allen Ecken… obwohl mans grad so gesagt hat…

Meinungsfreiheit besteht ja auch nur auf m Papier hierzulande, wenn man das mal in Anspruch nimmt, wird man ja gleich in eine Ecke gedrängt oder „so kann man das nicht sagen“ tönt es aus allen Ecken… obwohl mans grad so gesagt hat…

Dennoch darfst Du es sagen und wirst nicht eingebuchtet! Siehe DDR oder Ägypten!

Das nenne ich Jammern auf hohem Niveau. Verständlich und erlaubt! Aber die Meinungsfreiheit zu leugnen schießt da weit übers Ziel hinaus.

Die Meinung wird aber oft nicht akzeptiert, jeder darf sagen was er will? dann soll man wenigstens jeden ausreden lassen, sich erklären lassen können und nicht gleich zurückschießen, das wird aber von den Gutmenschen die ihre Aufgabe der pseudo political correctness in XXL Dosen gefressen haben, gerne gemacht. Und deshalb ist es hierzulande nicht so wie es scheint…

Du willst für dich das Recht, deine Meinung zu sagen, aber anderen lässt du nicht das Recht ihre Meinung, dass ihnen deine eben nicht passt, willst du ihnen absprechen?

Bezug auf Ribiku:

Das ist mir zu pauschal. Es gibt Menschen, die lassen einen nicht ausreden und fallen einem ständig ins Wort. Klar kritisiere ich das und das ist auch nicht schön. Nur bitte was kritisierst Du jetzt genau? Die Meinungsfreiheit? Dass manche keine Diskussionskultur besitzen - oder eine miserable?

Letzteres ist keinem System anzukreiden! Sondern der schlechten Erziehung, die diese Menschen “genossen” haben. Ich weiß wirklich nicht, was Du “in diesem Land” so schlimm findest! Menschen an sich sind auf der ganzen Welt gleich - nämlich individuell.

Ein sehr guter Beitrag. Dass wir fast doppelt soviele Arbeitslose haben wie offiziell ausgewiesen, ist ja nun nix Neues. Bin eher etwas verwundert, wenn man das noch nicht weiß.

Das einzige was anzieht, ist vielleicht der Export, aber dieser ganze Globalisierungsirrsinn macht uns eh bald komplett kaputt. Der Chinese schläft nämlich nicht… arbeitet für viel weniger als hierzulande.

Nur mal so zum Nachdenken: Wir könnten niemals das verbrauchen, was wir produzieren. Was also machen?

  1. Möglichkeit:

Exportieren, in die Welt verkaufen. Das brachte uns in der Vergangenheit Geld, Ansehen, Wohlstand etc. So. Und das wollen wir jetzt den anderen verbieten oder wie?

  1. Möglichkeit:

Weniger produzieren, jeder für sich. Folge: Da wir kaum jehr was selber brauchen, brauchen wir auch weniger Produktionsanlagen und Arbeiter, die dann auf der Straße sitzen.

Ist es denn ein Zufall, dass während der Krise zusammen mit dem Export auch das Wirtschaftswachstum und der Arbeitsmarkt eingebrochen sind? Aber der Konsum dagegen kaum!

Diese ganze Anti-Globalisierungskampagne ist eine einzige Farce. Ohne Globalisierung ginge es uns nämlich überhaupt nicht besser, sondern noch vvvviiiiiiiieeeeeeel schlechter.

Globalisierung mit gleichen Chancen für kann aber nicht funktionieren - würden alle mehr produzieren als verbrauchen wird es mit dem Export als Wirtschaftsmotor irgendwie schwierig. Oder exportieren wir denn auf den Mars? Und nun zurück zu den brotlosen Statistiken!

@ KingMö

Ritchig, aber ich diesem Punkt bin ich egoistisch. Die Staaten der Welt stehen nunmal im Wettbewerb. Und da müssen wir uns behaupten. Dass es dann auch Verlierer gibt, ist leider unvermeidlich. Die rosarote Welt, wo alle glücklich und zufrieden sind, wird es niemals geben.

Sehr schöner Beitrag. Ich erlebe das ja am eigenen Leib mit, man wird besonders gerne dann in eine sog. „Maßnahme“ gesteckt, wenn Wahlen anstehen (z.B. letztes Jahr April-Mai und 2009 Juni-Sept.)
Uuund schwupps! Wieder ein Arbeitsloser weniger (in der offiziellen Statistik). Danke Frau Merkel. :stuck_out_tongue:

Aber eine Sache kann man hier nicht wegdiskutieren: egal wie verlogen die Statistik ist, wenn ihre Berechnungsmethoden über einen Zeitraum nicht verändert werden, kann man die Werte vergleichen. Und (erfreulicherweise) ist die Tendenz trotz aller Manipulationen eindeutig: die Zahl der Arbeitslosen sinkt. Die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse steigt.
Das macht mich immerhin vorsichtig optimistisch.

Was mich in Sachen Verfälschung aber extrem stört, seit ich nach der Uni als suchend gemeldet war, [ … ] Wer mir heute (zufällig bin ich Personalerin geworden) so ein stümperhaftes Faltblatt schickt, [ … ]
Oh, man schafft es in einem deutschen Unternehmen, nach Arbeitslosigkeit eine verantwortungsvolle Position zu bekleiden? Welche Firma macht denn sowas?? :wink:

Aber eine Sache kann man hier nicht wegdiskutieren: egal wie verlogen die Statistik ist, wenn ihre Berechnungsmethoden über einen Zeitraum nicht verändert werden, kann man die Werte vergleichen. Und (erfreulicherweise) ist die Tendenz trotz aller Manipulationen eindeutig: die Zahl der Arbeitslosen sinkt. Die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse steigt.

Richtig, das hat Frau von der Leyen in einer Talkshow auch selber gesagt. Wenn die Statistik von vor 3 Jahren von 5 Millionen Arbeitslosen spricht, und die heute von 3 Millionen, kann man die Werte gut miteinander vergleichen. Quasi als eine Art Index, und nicht als absolute Zahl.

  1. Arbeitslosigkeit ist sozial konstruiert und hat je nach Land eine ganz andere Bedeutung.

„In den USA sind 10% der Bevölkerung arbeitslos, nach deutscher Zählweise 15%“
Exakt so (ok, Zahlen sind willkürlich) in der Tagesschau gehört.

Dieser Grundsatz wird aber von unserer Politik verwehrt - also forcieren sie noch die Arbeitslosigkeit und die Medien knüppeln auch noch auf die ein, die eh ganz unten sind, anstatt auf die einzuknüppeln, die den gerechten Lohn vorenthalten

Ach, das ist aber wieder diese Endlos-Diskussion. Die einen sagen, „Gerecht ist ein Regelsatz von 600€ und ein Mindestlohn von 10€, damit jeder vernünftig leben kann“, die anderen sagen „Die die unten sind haben sich nicht richtig um Schul- und Ausbildung gekümmert, ergo selber Schuld wenn die arm sind.“

Ach, das ist aber wieder diese Endlos-Diskussion. Die einen sagen, „Gerecht ist ein Regelsatz von 600€ und ein Mindestlohn von 10€, damit jeder vernünftig leben kann“, die anderen sagen „Die die unten sind haben sich nicht richtig um Schul- und Ausbildung gekümmert, ergo selber Schuld wenn die arm sind.“

Und ich definiere es nochmal anders. Ein Bruttolohn muss - egal welcher Job auch ausgeübt wird (auch Ungelernte! - Schließlich wird die Arbeitskraft offensichtlich ja benötigt) bei einer Ausübung von 40 Stunden die Woche mindestens so hoch sein, dass eine alleinstehende Person keinerlei Zuschüsse mehr beantragen kann, darf und muss!

Das ist der einzuführende flächendeckende Mindestlohn! Und das ist nun wirklich das untere Level. Schließlich könnte man mit diesem Lohn immernoch nicht ohne Zuschüsse eine Frau und Kind unterhalten.

Der Chinese schläft nämlich nicht… arbeitet für viel weniger als hierzulande.

Das funktioniert aber nur für Produktionskosten, denn wer schon mal einen chinesischen Nachbau in der Hand gehalten hat, wird ihn sicher nicht kaufen - außer als steuersenkende Ausgabe

Die einen sagen, „Gerecht ist ein Regelsatz von 600€ und ein Mindestlohn von 10€, damit jeder vernünftig leben kann“, die anderen sagen „Die die unten sind haben sich nicht richtig um Schul- und Ausbildung gekümmert, ergo selber Schuld wenn die arm sind.“

Und wie so oft, liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Wobei ich einen Mindestlohn auf jeden Fall gerecht fände - denn wer sagt denn, dass der Müllmann so viel unwichtiger ist als der Arzt? Außerdem sollte man von Arbeit auch leben können. Alternative zum Mindestlohn wäre natürlich die negative Einkommensteuer - gern auch unter der Bedingung der Erwerbstätigkeit, allerdings nur, wenn jede Art von Arbeit auch Erwerbsarbeit wird (also Utopie).

@Harald: ich hab bei meiner Freundin im AMT nachgehakt und sie hat bestätigt, dass deine Freunde natürlich arbeitslos gemeldet sind, auch wenn sie kein ALG II bekommen. Hätte mich aber auch wirklich gewundert

Oh, man schafft es in einem deutschen Unternehmen, nach Arbeitslosigkeit eine verantwortungsvolle Position zu bekleiden? Welche Firma macht denn sowas?? :wink:

Zufall - Alter und Geschlecht (man könnte es auch simpel gebärfähig nennen) sprechen nämlich eher dagegen :wink:

Sehr schöner Beitrag, sollte mal im Fernsehen kommen aber dann würde man die Verlogenheit vor Augen gehalten bekommen und das wäre wohl nicht so schön für die Damen und Herren in der Politik. Wenn man alle Zahlen zusammenzieht, auch noch die Aufstocker, kommt man sicher an die zehn Millionengrenze ran. Der Arbeitsmarkt ist eben völlig verwahrlost und es gibt nicht das geringste Interesse etwas daran zudrehen. Dafür kann man natürlich auch wunderbar zu diesen gedrehten Statistiken greifen, denn die gaukeln einem ja vor, dass alles gar nicht so schlimm wäre.

@Harald: ich hab bei meiner Freundin im AMT nachgehakt und sie hat bestätigt, dass deine Freunde natürlich arbeitslos gemeldet sind, auch wenn sie kein ALG II bekommen. Hätte mich aber auch wirklich gewundert

Danke für Deine Mühe. Aber das glaube ich so nicht! Sie wurden schließlich nicht angehalten, sich zu melden, wenn sie wieder einen Job haben. Es ist wohl kaum davon auszugehen, dass die Arbeitslosenzahlen jetzt sogar zu hoch sind… weil diese Leute sich seit Jahren nicht abgemeldet haben… :roll:

Gezählt wird nur wer gemeldet ist.
Arbeitslos = weniger als 15 Wochenstunden oder 400 Euro Einkommen.
Der Rest wird als Arbeitssuchend gezählt.

Die Meldung muss regelmäßig erneuert werden, sonst fliegt man wieder aus dem System. Also ist die Zahl derer, die falsch gezählt wurden, sehr klein.

Und dies unabhängig davon, ob Leistungen (ALG I oder ALG II) fließen.

Ich muss sagen, das war ein interessanter Beitrag der hier vermehrt zu Diskussionen angeregt hat. Ich habe darauf gewartet , dass so etwas mal kommt.
Dass die Arbeitslosenzahl nicht der Zahl entspricht, die uns immer im Fernsehen gezeigt wird ist klar. Es ist eine Frage der Definition.
Aber ich finde auch bemerkenswert, dass sich jetzt hier alle über die Statistiken aufregen und anfangen wild herumzurechnen und einfach irgendwelche Zahlen in den Raum werfen. Erst lese ich, dass jemand einfach mal 6 Millionen sagt ohne Rechnung oder Quelle und auf der letzten Seite sogar jemand 10 Millionen schätzt. Das macht die Sache auch nicht seriöser immer höhere Zahlen in den Raum zu werfen.
Vor anderthalb Jahren hat FOCUS Online mal nachgerechnet und ist auf 1,8 Millionen Arbeitslose gekommen, die nicht in der Statistik auftauchen:

Nach Berechnungen von FOCUS Online auf Grundlage von Daten der Bundesagentur für Arbeit sind derzeit 5,32 Millionen Menschen arbeitslos, rund 1,8 Millionen mehr als offiziell ausgewiesen.
(Juli 2009)

Dann wurde noch folgendes gesagt:

Aber eine Sache kann man hier nicht wegdiskutieren: egal wie verlogen die Statistik ist, wenn ihre Berechnungsmethoden über einen Zeitraum nicht verändert werden, kann man die Werte vergleichen. Und (erfreulicherweise) ist die Tendenz trotz aller Manipulationen eindeutig: die Zahl der Arbeitslosen sinkt. Die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse steigt.
Das macht mich immerhin vorsichtig optimistisch.

Das stimmt auch. Das letzte Mal, dass die Berechnung geändert wurde war 2003 unter Schröder. Somit gab es auf einen Schlag 380.000 Arbeitslose mehr, weil Arbeitslosen- und Sozialhilfe zusammengerechnet wurden.
(Kann man ebenfalls hier nachlesen: http://www.focus.de/finanzen/news/arbei … 21127.html)
Und man erfährt auch gleich warum sich kein Politiker traut etwas an der Berechnung zu ändern. Schröder hat diese Ehrlichkeit bestimmte Gruppen endlich unter „arbeitslos“ laufen zu lassen nur negative Schlagzeilen gebracht udn am ende hat es ihn wohl die Wahl gekostet. Niemand hat ihn für seine Ehrlichkeit gelobt. Er hat zwar die Statistik nicht perfektioniert aber zumindest verbessert.
Und seit 2003 ist die Zahl der Arbeitslosen auch von 5 Millionen auf 3,5 Millionen zurückgegangen. Da es seit dieser Zeit keine Veränderung der Berechnung gab hat sich die Zahl der Arbeitslosen um 1,5 Millionen verringert. Es kann natürlich sein, dass es mittlerweile dafür mehr Aufstocker gibt oder 1-Eurojobber u.a. aber es ist ein Erfolg und den kann man auch mal hervorheben und nicht immer nur alles schlecht reden. Das kann ich nämlich auch nicht mehr hören. Und wer immer noch nicht glaubt, dass es zumindest gute Ansätze im Arbeitsmarkt gibt, der kann sich die Statistik über die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten durchlesen. Die ist nämlich so hoch wie seit 10 jahren nicht mehr: http://statistik.arbeitsagentur.de/cae/ … 201101.pdf (Seite 4 von 4)

Die 10 Millionen beziehen sich generell auf alles was Hartz IV betrifft, waren also nicht gleichbedeutend mit Arbeitslosigkeit. Im übrigen sind Aufstocker oder Ein-Euro Jobber wohl kaum ein Erfolg. Im Gegenteil, es zeigt eher wie wenig die Politik überhaupt getan hat. Soetwas wie aufstocken sollte überhaupt nicht existieren, allein die Existenz von Aufstockern ist daher eher ein handfester Skandal.