Punkt eins:
Ich finde es überaus schade, dass weder eine Mutter noch ein Vater gerade in dieser Runde vorkommen. Es schreit alles ein wenig nach „Wiederholung!“
Denn eins habe auch ich gelernt: Kinderlose können oft die tatsächliche Tragweite des Themas nicht in Gänze behandeln oder besprechen.
Punkt zwei:
Ich habe selbst zwei Kinder, vollkommen freiwillig und den Papa gibt’s auch noch. Durch Papas Job bin ich aber zwei Wochen im Monat alleine mit den beiden.
Was habe ich also gelernt aus dieser Situation?
Dass vor allem ich als Frau gebrandmarkt werde:
„Du hast es dir doch so ausgesucht!“
„Das hättest du vorher wissen müssen!“
Usw., usf. kennt sicher der ein oder andere hier. Bloß nicht „sich beschweren“, das ist ein großes Tabuthema nach wie vor.
Aber: Nein, das kann einfach niemand vorher wissen und tatsächlich ist die Ausprägung der Lebensveränderung und des Stresspegels sehr sehr unterschiedlich. Wie z.B. jemand damit umgeht, ganz persönlich. Man lernt sich selbst manchmal erst richtig kennen, wenn man Kinder hat. Man fängt an zu reflektieren, man erinnert sich an sich selbst.
Die Nachbarn sehen nur, dass ein junges Paar gegenüber einzieht. Reden immer mal wieder von Kindern: Wann sie denn kommen, wie viele man will, das wäre ja alles so toll und soviele seien kinderlos.
Ich habe immer gesagt: Ich schließe es nie ganz aus, bin aber vorerst dagegen. 30. Geburtstag wäre für mich Stichtag gewesen, danach hätte ich nicht mehr anfangen wollen. Mein Sohn ist fast ein Jahr später zur Welt gekommen, alles noch im Rahmen.
Was ist also mit den Nachbarn? Die freuen sich, Schoki verteilen zu können! Bei jeder Gelegenheit, egal was zuvor war oder was kommen würde. Der Junge stellt was an? Schoki! Es gibt bald Abendbrot? Schoki! Keiner fragt mal, so wie z.B. bei Hunden. Und da gehen die Konflikte los. Es gibt den Gummibärchen-Nachbarn, den Keks-Nachbarn usw. und wer darf den Stress ausbaden (Aufgedrehtheit, Neid, Ärger)? Die Eltern! Aber hey, sie haben es sich ja ausgesucht und kommen mit klar deswegen!
Mit bestimmten Nachbarn herrscht jetzt also Funkstille, auch aus anderen Kinder-Gründen.
Die Keks-Nachbarn haben mittlerweile zumindest ihre Namen wieder.
Kinder sind immer eine Gesellschaftssache, dazu stehe ich. Die Kita ist nicht ein Abschiebe-Ort für Berufstätige, sondern eine Möglichkeit für die Kinder, sich auszuleben, etwas zu lernen, was man zu Hause nicht lernen oder erfahren kann. Eltern können dann auch mal durchatmen, aber selbst das wird ja dann negativ gesehen: Wie, heute hast du keine Arbeit? Wieso kommt dann dein Kind in die Kita?
Um mal einen Blogtext zu zitieren:
„Es ist ein zu viel und zu oft von allem.“
Von der Gesellschaft wünsche ich mir einfach mehr Hilfe und Anerkennung. Ich bin beruflich eingeschränkt, im Leben allgemein eingeschränkt (schon vor Corona war Kino ein Fremdwort), habe jeden Tag und jede Nacht, auch nach 11h Arbeit, Stress in verschiedenen Ausprägungen (Lärm vor allem, Schlafentzug, vollkommen unlogische Zusammenhänge raffen, Kinderspiele spielen, die Liste ist lang), meine eigenen ganz normalen Bedürfnisse sind dermaßen weit hintenan gestellt, dass es an eine Verletzung der Menschenrechte grenzt und bei alldem muss man in bestimmten Regionen Deutschlands, wie ich mittlerweile erfahren habe, die tolle Mutter mimen, die es total cool findet, dem Nachwuchs den Arsch abzuwischen. Verrückte Welt!
Ich liebe meine Kinder, aber in D Kinder zu bekommen mit den Anforderungen, die gestellt werden, da muss man schon als Manager zur Welt gekommen sein.
Das ist nur ein kurzer, wirklich stark zusammengefasster Abriss. Ich wäre gern beim Gespräch dabei gewesen!
Gruß,
Arokh