Prinzipiell ein interessantes Spiel, aber es hat meiner Meinung nach zu viele Schwachpunkte:
1.) Die Geschworenen könnten Zeug fragen, das gar nichts mit dem Fall zu tun hat, z.B. „Wo wart ihr am Abend vorher essen?“
2.) Die Angeklagten können im Prinzip doch immer sagen „Weiß ich nicht“, wenn sie etwas nicht abgesprochen haben.
3.) Oft hängt es von der Interpretation des Richters ab, ob eine Antwort als übereinstimmend oder nicht gilt, z.B. bei letztenn Pärchen, als der eine sagte, sie haben Wasser zu sich genommen und der andere sagte, sie haben nichts zu sich genommen.
4.) Die Geschworenen haben teils Nachfragen gestellt. Bis zu welchem Maß sollte das denn erlaubt sein?
Generell wurden teilweise auch viel zu spezifische Fragen gestellt, z.B. nach der Marke der Autoreifen, der Marke des Messweins, der Kapazität des Bunkers, den Heiligen an den Fenstern, der Anzahl der Orgelpfeifen etc. Wenn das eine echte Gerichtsverhandlung wäre, würde auch kein Mensch die Angeklagten als unglaubwürdig einstufen, weil sie sich bei solchen Einzelheiten widersprechen. Man kann sich als Mensch einfach nicht jedes Detail merken bzw. hat wahrscheinlich gar nicht darauf geachtet. Hier ist es meiner Meinung nach eher verdächtig, wenn ein Angeklagter wie aus der Pistole geschossen antwortet „Die Reifen waren von Michelin“ als wenn er sagt „Keine Ahnung, darauf habe ich nicht geachtet.“ Und dass sich die Angaben von 2 Personen zur geschätzten Bunkerkapazität widersprechen, ist doch nun auch nicht überraschend. Wie soll man das als Nicht-Experte wissen? Also mir hat hier ein wenig der Realismus gefehlt.
Ich weiß nicht, ob hier wieder nicht richtig nach Regeln gespielt wurde, aber wenn die Spielregeln so schwammig sind, dann löst das Spiel doch mehr Diskussionen darüber aus, was erlaubt ist und was nicht.
Mich hat das Spiel ein bisschen an dieses andere Spiel erinnert, bei dem man eine Situation vorgegeben bekam, z.B. „mein letzter Fahrradausflug“ und dann eine Minute darüber reden musste und die anderen Mitspieler mussten vorher Begriffe aufschreiben, die man wahrscheinlich verwenden wird. Hier war es die beste Strategie, die Situation so stereotyp wie möglich zu erzählen, damit die geratenen Begriffe fallen.
Bei „Das perfekte Alibi“ muss man es als Angeklagter gerade umgekehrt machen. Man muss die Situation soweit umdeuten wie möglich, damit die Fragen der Geschworenen nicht mehr treffen. Ich denke, das letzten Pärchen war u.a. so erfolgreich mit ihrer Story, weil die Geschworenen das stereotype Bild mit den Gefangenen im Kessel vor sich hatten, aber die Angeklagten haben sich ausgedacht, dass sie vor der Ankunft im Lager schon geflohen sind. So liefen viele Fragen der Geschworenen ins Leere! Clever!