Vorab: Tolles Format, super Folge und top Gesprächsführung. Ich finde es super, dass du immer so schön sachlich bleibst und respektvoll mit den Gästen umgehst, Holger.
Der Herr Kneifel kam mir sympathisch rüber und hat viele Sachen gesagt, bei denen ich ihm nur zustimmen kann. Ein paar neue Sachen habe ich auch erfahren. Zuhören konnte man ihm sehr gut, insgesamt hat mir das Interview wirklich sehr gefallen.
Jetzt zum Thema an sich und zu der Diskussion hier:
Ein Fleischverbot würde nie und nimmer funktionieren und wäre auch nicht durchsetzbar. Man kann den Leuten nicht plötzlich etwas wegnehmen, das so alltäglich ist und auf das der Großteil der Bevölkerung momentan nicht verzichten will. Aber es ist durchaus machbar, den Konsum einzuschränken bzw. zu regulieren, indem man den Preis für Tierprodukte erhöht und sie teurer macht als die veganen Produkte und Alternativen. Dann überlegen es sich die Leute zweimal, ob sie sich wirklich täglich Fleisch, Eier und Milch reindrehen müssen oder ob es nicht auch anders klappt. Dann hätte das Ganze wieder viel mehr Wert und wäre nichts Selbstverständliches mehr. Das täte den Tieren, den Menschen und der Umwelt gut und würde niemandem schaden. Und ich hoffe, dazu kommt es auch eines Tages, denn lange kann das so nicht mehr weiter gehen, wenn die Menschheit noch etwas länger was von diesem Planeten haben will.
Mittlerweile ist für mich auch der überzeugendste Grund, auf tierische Produkte zu verzichten (oder sie wenigstens stark einzuschränken), der riesige Umweltschaden. Es werden Urwälder gerodet, die Meere verschmutzt und leer gefischt, es entsteht eine riesige Menge an Abgasen die der Atmosphäre schaden und den Klimawandel beschleunigen, es werden Lebensräume und Ökosysteme zerstört und und und. Es ist einfach so absolut nicht nachhaltig. Klar, auch Gemüse, Obst und Getreide für den menschlichen Konsum muss angebaut werden und benötigt entsprechende Ressourcen. Aber der Platz, der für die Haltung von Tieren und deren Futteranbau draufgeht ist so viel größer als die Fläche, die für eine vegane Lebensweise benötigt werden würde. Auch verbraucht die Haltung von Tieren solche Unmengen an Wasser, das so viel besser genutzt werden könnte. Wenn man sich überlegt, wie viele Ressourcen eingespart werden könnten, würde man die Nutztierhaltung einschränken… ich finde, das allein sollte eigentlich schon Argument genug sein.
Selbstverständlich sind die Umstände, in denen Nutztiere leben müssen, wie sie geschlachtet werden und das Leid, dass oftmals dahinter steht, auch schrecklich. Und das war für mich anfangs auch der Grund, weswegen ich meine Ernährung umgestellt habe. Der gesundheitliche Aspekt kommt noch dazu. Aber nachdem ich mal recherchiert und erfahren habe, wie viel mehr da eigentlich hinter steckt bei der Produktion, ist der Umweltfaktor der für mich entscheidendste Faktor geworden. Und klar, vollkommen nachhaltig und umweltfreundlich kann man heutzutage nicht leben. Irgendwie treibt man immer Kräfte an, die der Umwelt schaden, ob bewusst oder unbewusst. Aber auf das Ausmaß kann man schon etwas Acht geben, vor allem wenn man über solche Sachen aufgeklärt ist.
Und am schlimmsten sind die Leute, die mir dann erzählen, wie wichtig ihnen der Umwelt- und Tierschutz ist, oder wie schlimm die Massentierhaltung oder die Umweltzerstörung sind. Aber trotzdem nicht auf tierische Produkte oder wenigstens Fleisch verzichten wollen, weil es ihnen einfach zu gut schmeckt und es ja ach so schwer ist, vegan/vegetarisch zu leben. Und ich verstehe nicht, wie man so heuchlerisch sein kann. Man erzählt das eine und lebt absolut nicht nach diesem Prinzip, obwohl viele sehr wohl wissen, was die Folgen sind und unter welchen Umständen die Tiere leben und getötet werden. Vielleicht hat man mal kurz ein schlechtes Gewissen, verdrängt dann aber alles einfach wieder. Und nein, es ist nicht schwer, auf Fleisch zu verzichten. Die meisten reden sich das nur ein, weil der Wille dann doch nicht reicht. Und es ist alles eine Sache der Gewohnheit. Ich dachte auch lange Zeit, dass ich niemals auf Fleisch verzichten könnte. Aber wenn man sich einmal dazu entschließt und versucht, dabei zu bleiben, denkt man da irgendwann nicht mehr dran.
Dass eine vegane Lebensweise schon schwieriger für die meisten ist, verstehe ich. Allein schon, wenn man mal außerhalb essen möchte und es nichts veganes auf der Speisekarte, oder nur ein sehr sehr kleines Angebot gibt (man kann sich das Restaurant ja nicht immer aussuchen). Und allein Käse ist schon so super. Aber auch das ist machbar und man achtet sehr viel mehr auf die eigene Ernährung. Viel Ungesundes, wie die meisten Süßigkeiten und Fertigprodukte, kann man dann auch nicht mehr essen. Und es wäre doch auch schon ein guter Anfang, statt normaler Milch Soja- oder Mandelmilch zu kaufen. Schon kleine Sachen können zählen. Ich finde es auch nicht schlimm, wenn manche Leute auf etwas nicht vollkommen verzichten können und ab und zu mal sündigen (einmal im Monat Fleisch oder mal ein Stück Käse). Denn auch damit tut man schon mehr als die Meisten.
Wenn einem das alles scheißegal ist und man einen möglichst großen ökologischen Fußabdruck hinterlassen möchte, bitte. Das kann keiner ändern und jeder muss das für sich selbst entscheiden und mit sich selbst im Reinen sein. Aber dann nichts anderes behaupten oder versuchen, sich irgendwie rauszureden, weil einem der eigene uneingeschränkte Konsum letztendlich doch wichtiger ist.
Was Ich auch nie verstanden habe warum sich Vegetarier oder Veganer Fleisch “nachbauen” müssen mit z. B. Vegane Schnitzel, Würstchen usw. Ich weiss nicht, finde Ich komisch.
Naja nur weil man vegetarisch oder vegan lebt, kann einem Fleisch und Wurst ja trotzdem schmecken. Und wenn es da Ersatzprodukte gibt, die genauso gut schmecken, warum sie nicht auch essen. Außerdem kann es bestimmt einigen Leuten auch helfen, wenn sie Fleisch dann doch etwas vermissen oder sie gerade in der Umstellungsphase sind. Ab und zu finde ich sowas auch ganz lecker, ist aber kein muss und ich esse es auch nicht regelmäßig.
Es kommt auch echt oft vor, dass Leute von Vegetariern oder Veganern denken, sie würden grundsätzlich den Geschmack von Fleisch nicht mögen. Mir ist es auch schon passiert, und das fand ich eigentlich ziemlich witzig, dass Leute mit mir geredet haben, als hätte ich noch nie in meinem Leben Fleisch gegessen.