Folge 5: Detlev von Liliencron: "Trutz, Blanke Hans"

Wort(e) zum Montag Folge 5. Hier kann darüber diskutiert werden!

Gerd J. Pohl rezitiert diesmal eine Ballade des Lyrikers Detlev von Liliencron (1844-1909) . „Trutz, Blanke Hans“ handelt vom Untergang der auf einer Nordseehallig gelegenen Stadt Rungholt. Diese Stadt gab es tatsächlich und sie soll außerordentlich wohlhabend gewesen sein. Im 14. Jahrhundert wurde sie von einer Sturmflut überrannt, in die Tiefe gerissen und vom Meer verschluckt.

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In der hintersten Ecke meines Gehirns hatte ich einmal von einer Stadt mit Namen Rungholt gehört, aber sie bis heute vergessen. Danke das sie eine interessante Geschichte, in Form dieser Ballade, wieder in mein Gedächnis gerufen haben.

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Ja, es gibt sehr schöne deutsche Balladen, diese kannte ich tatsächlich noch nicht.

Vielen Dank für die schöne Sendung!

Ja, so ging es mir auch.

Daher der Filmtitel „Nordsee ist Mordsee“ …?

Ich kenne die Geschichte tatsächlich schon seit vielen Jahren, aber nicht etwa weil ich sie in der Schule durchnehmen „musste“ sondern dank der Version von Achim „Aloha Heya He“ Reichel. Auch in musikalischer Form hat das Ganze eine schöne Dramatik mit Gänsehaut-Effekt:

https://www.youtube.com/watch?v=k1h9-yEINio

Das Album „Regenballade“ auf dem Reichel deutsche Gedichte und Sagen von Goethe, Fontane, etc. vertont hat ist übrigens wirklich ganz große Klasse. Weitere Anspieltipps: „Een Boot is noch buten“ und vor allem „John Maynard“.

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Mensch, das wäre doch auch mal ein guter Gast für Sprechplanet, @Sprechplanet !

Weiter so,wie Herr Pohl das wieder gibt,mit so viel Herzblut! :smiley:

Die Ballade, die mich in der Grundschule am meisten fasziniert hat, war Theodor Storms „John Maynard“, geradezu ein ganzer Aktionfilm wie „Speed“ oder „Stirb langsam“ in Gedichtform. „Bruce Willis war unser Steuermann …“

Tatsächlich spielte das Gedicht später noch eine Rolle in meiner Biografie und trug anscheinend dazu bei, dass ich bei einer Prüfung eine nicht ganz glorreiche Note bekam. Ich saß drei Prüfern gegenüber und wurde danach gefragt, wer „John Maynard Keynes“ gewesen sei. Die richtige Antwort hatte ich parat, nur konnte ich nicht widerstehen in Erinnerung an meine Lieblingsballade zu antworten: "John Maynard war unser Steuermann."

Wie leider oft in meiner vormaligen Schullaufbahn habe ich die Wirkung günstiger eingeschätzt als sie dann geriet. Mir saßen als Prüfer ein Wirtschaftskundelehrer und zwei erfahrene Buchhändler gegenüber, doch meine suchenden Blicke gelangten an drei völlig verständnislos, ja teilweise schwer irritiert dreinblickende Gesichter. Der Wirtschaftskundelehrer und Prüfungsvorsitzende guckte, als hätte ich den Verstand verloren; die beiden Buchhändler zeigten keinerlei Reaktion. Also habe ich schnell noch die erwartete Antwort gegeben. Trotzdem habe ich, obwohl alle anderen Antworten von mir richtig waren, nur eine Drei für diesen Teil der Prüfung bekommen. Insofern ist Theodor Storm allem Anschein nach der Auslöser für meine nicht glorreiche Gesamtnote.

Das war aber auch das einzige Spannende und ein wenig Unterhaltsame an dieser Prüfung.

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Solche Situationen habe ich bei einigen Witzen in meinem Leben auch schon gehabt. Als ich Holger damals im SPD-Distrikt kennen lernte, machte ich auch einen Witz, mit dem ich bei den Genossen aneckte. Alle guckten mich böse an, außer Holger, der als einziger mit mir mitlachte. Das war der Beginn einer großen Freundschaft, die jetzt 25 Jahre anhält.

Aber in einer Prüfung ist das natürlich bitter.

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Allerdings hat die Abschlussnote später anscheinend nie jemanden interessiert, nur, dass ich die Prüfung überhaupt bestanden und die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hatte.

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Mittlerweile weiß wahrscheinlich das halbe Internet, dass meine liebe Mutter seit letztem Sommer im Pflegeheim liegt. Im Frühjahr 2018 ist sie zum 1. mal gestürzt und brach sich die Kniescheibe. Sie kam ins Krankenhaus, kam in die Reha, kam wieder nach Haus, hat sich berappelt. Im Oktober ist sie auf der Kellertreppe gestürzt, brach sich den Oberschenkelhals, wurde unter Vollnarkose operiert, kam in die Reha, kam im Rollstuhl wieder nach Haus, hat sich berappelt. Der Rollstuhl stand irgendwann im Keller und wurde abgeholt. Im Juni letzten Jahres ist sie erneut auf der Treppe gestürzt. Wieder ein Oberschenkelhalsbruch, diesmal auf der anderen Seite. Sie kam ins Krankenhaus, in die Reha, in die Kurzzeitpflege. Dort ist sie erneut gestürzt, musste erneut in Vollnarkose operiert werden. Seitdem ist sie nicht mehr wie vorher und wird es voraussichtlich nicht mehr.

Ich rufe sie jeden Abend an. Irgendwann kam ich auf die Idee, sie zu fragen, ob sie „Trutz blanke Hans“ kennt. Vorher hatte ich das Video gesehen. Und ja … das war ihr ein Begriff. Früher kannte sie jede Menge Gedichte auswendig, die sie in der Schule gelernt hatte, u.a. „John Maynard“, den sie öfters zitiert hat. Bei meinem nächsten Anruf habe ich den Kopfhörer ans Telefon gehalten und ihr den Vortrag von Gerd J. Pohl vorgespielt. Womöglich ist das verboten. Egal!

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