Folge 43: Tag der Deutschen Einheit

Kay Ray darf alles Folge 43. Hier kann darüber diskutiert werden!

Zum Tag der Deutschen Einheit macht sich natürlich auch Kay Ray so seine Gedanken. In der DDR gab es nicht viel Meinungsfreiheit - und irgendwie haben wir heutzutage mitunter den Eindruck, das gilt inzwischen in ganz Deutschland. Und auch die Energieknappheit lässt einen eher an alte Zeiten erinnern, in denen Mangel herrschte.

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Meiner Wahrnehmung nach interessiert sich heute keine Sau mehr für den „Tag der deutschen Einheit“.
Feiertag: nett, überflüssige Politikerreden: überflüssig - das war’s dann aber auch.

Wenn ich daran denke, was die Amerikaner am 4. Juli veranstalten…

PS: Kay, in welche Abstellkammer hat dich Holger da gesteckt?
Wenn du das bei MG aufgenommen hast, warum haben die dir nicht 'nen schicken Greenscreen gegeben? Astralkörper und Klamotten passen so gar nicht zum Hintergrund.
OK, auf den Inhalt kommt es an - der war wie immer super - aber das Auge isst auch mit :grin:

An sich wieder eine gute Folge, aber…

2:49 - „Ja, es ist wahr: Die Mauer verschwand am 3. Oktober 1989“

Nein, das ist definitiv nicht wahr (ebensowenig wie der heutige ‚‚Tag der Deutschen Einheit der 33. Jahrestag des Mauerfalls‘‘ ist - 2:31)! Ja, ich weiß, Kay Ray darf alles, also natürlich auch historisch falsche Aussagen als wahr verkaufen. Ein bisschen wundert es mich aber doch, dass das so durch die Endredaktion gegangen ist.

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Der Mauerfall war am 08.11.89

Am 03.10.90 war die Wiedervereinigung. Und das „feiern“ wir heute.

Sollte Allgemeinbildung sein.

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Meinetwegen. Schieben wir es darauf, dass @stammi mit Seiner Vermutung Recht hat

und begeben uns in eine kurze Geschichtsstunde.

Der 3. Oktober 1989 - übrigens ein Dienstag - war in West und Ost ein ganz normaler Arbeitstag. Man konnte zwar wissen, dass es mit der Sowjetunion und den von ihr abhängigen Ostblockstaaten nicht mehr ewig gut gehen würde. Es herrschte eine durchaus brodelige Stimmung und tausende DDR-Bürger hatten das Land bereits verlassen, obwohl die „Republikflucht“ strafbar war, weil sie in ihrer Heimat keine Zukunft mehr sahen. Aber dass in wenigen Wochen das Ende der DDR eingeläutet werden würde, hat wohl an diesem Tag noch niemand geahnt.

Gerade deswegen hat auch der am 7. Oktober 1989 mit allem Pomp und aller spätsozialistischen Propaganda begangene 40. Tag der Republik, dem Nationalfeiertag der DDR, im Nachhinein eine unfreiwillige Komik und steht heute für die Borniertheit der herrschenden Klasse.

Das, was man heute als „Fall der Mauer“ bezeichnet, ereignete sich am 9. November 1989 und geht letztlich auf eine zu früh zu öffentlich angekündigte Lockerung der Reisefreiheit durch Günter Schabowski am Abend dieses Tages zurück, die eine völlig unerwartete Welle von Rufen nach weiteren, weitreichenderen Systemreformen auslöste. In den folgenden Wochen und Monaten wurde aus den Rufen „Wir sind das Volk“ der Ruf nach der Wiedervereinigung „Wir sind ein Volk“. Was wir am 03.10. „feiern“, ist der Vollzug des Einheitsvertrags am 03.10.1990 - der Tag an dem die DDR aufhörte zu existieren.

Interessant ist in diesem Zusammenhang durchaus die Frage, warum nicht der 9. November, der Tag des „Mauerfalls“, als Feiertag bestimmt wurde. Dazu ist den meisten aber sicherlich bekannt, dass mit diesem „Schicksalstag der Deutschen“ neben zwei gravierenden Systemwenden auch Erinnerungen an das dunkelste Kapitel unserer Geschichte verbunden sind und man es deswegen nicht für angemessen hält, diesen Tag als Feiertag zu begehen.

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Hätte man heute 100 Leute gefragt, was genau gefeiert wird, will ich nicht wissen, was da alles genannt worden wäre. Vermutlich auch die Heldentat von David Hasselhoff :wink:

Es fällt im Jahresverlauf aber schon auf, dass Ostdeutschland, insbesondere von ÖR Medien, gerne auf Neo-Nazis, AFD und Impfskepsis reduziert wird. Wo es doch eigentlich der öffentliche Auftrag wäre, ein differenziertes Bild zu liefern, werden neue Klischees und Stereotype in die bundesdeutschen Wohnzimmer geliefert. Es mag durchaus sein, dass das Regionalprogramm des MDR da anders ist - aber wer schaltet den MDR im Westen ein, wenn nicht gerade ein alter Tatort um 20:15 Uhr läuft?

Und nebenbei: gerne geht es bei der Negativparade nur um Sachsen. Brandenburg, MV oder Sachsen-Anhalt nehme ich medial eigentlich garnicht wahr. Egal, zu welchem Thema. Es ging natürlich mal selektiv um Schwesig und Nordstream - mit MV als Land hat das aber auch wenig zu tun.

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Kleine Korrektur: Schabowskis Ankündigung war auch am Donnerstag, den 09.11… Daraufhin sind dann alle zu den Grenzübergängen gelaufen.

Die „Maueröffnungsparty“ war dann in der Nacht vom 09. auf den 10. November.

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Danke, das habe ich korrigiert.

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Ein Schlüsselereignis zur Wende:

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Gute Folge. Allerdings waren Licht und Ton etwas seltsam. Kay Ray sah irgendwie durch das Licht sehr gruselig aus. Dabei ist noch gar nicht Halloween :smiley:

Zum Thema „Tag der Deutschen Einheit“: Ich würde so gerne sagen, dass Deutschland wieder gut vereint ist und das sich Ost und West gut angeglichen haben und so weiter. Aber das kann ich einfach nicht. Die Spaltung, die ideologischen und lebenstechnischen Unterschiede zwischen den Regionen sind weiterhin groß. Und weiterhin gibts Sprüche wie „Ossis sind dies“ und „Wessis sind jenes“. Nach Einheit sieht mir das alles leider nicht aus.

Und es wird mMn auch nichts dafür getan. Ein Marco Wanderwitz meint einfach mal Ossis wären nicht in der Demokratie angekommen. Offenbar weil die Ossis es wagen, andere Meinungen zu haben, als sein geliebter Konformistenverein CDU. Ironie des Schicksals: Wanderwitz wurde dann bei der letzten Bundestagswahl dann abgewählt bzw. verlor sein Direktmandat. So demokratieunfähig sind wir Ossis dann scheinbar doch nicht :wink:

Was ich mich letzen Endes frage ist: Wird man irgendwann noch versuchen, das Projekt „Deutsche Einheit“ mit anderen Mitteln und Ideen voranzutreiben oder werden wir letzendlich einfach beim Status Quo bleiben und uns mit der aktuellen Situation einfach irgendwie arangieren. Ich hoffe auf ersteres, halte letzteres aber leider für wahrscheinlicher.

Ein Tag zum Feiern ist der 3.10. mMn auf jeden Fall nicht.

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Leider ein typisches „Ossi-Jammer-Statement“. Natürlich ist der 3.10. ein Grund zum Feiern. Ich kenne den Zustand des geteilten Deutschlands aus dem kalten Krieg noch allzu gut aus eigener Erfahrung. Westdeutsche hätten mit diesem Zustand übrigens noch durchaus Jahrzehnte lang leben können ohne irgendwelche Einschränkungen in ihrem Lebensstandard hinnehmen zu müssen. Es waren ausschließlich Ostdeutsche, die unter dem Zustand gelitten hatten und die Initiative ergriffen haben, den Unrechtsstaat DDR abzuschießen - und das mit komplett unblutigen Mitteln, ein Verdienst, den sie sich gar nicht hoch genug anrechnen können. Westdeutschland hat dann lediglich im Hintergrund die politischen Voraussetzungen mit den Alliierten und dem Rest von Europa getroffen.

Ja, im Anschluss daran wurden nicht wenige Ossis von Wessis wirtschaftlich über den Tisch gezogen (Willkommen im Kapitalismus! :grin:) - aber ich bleibe dabei, dass es so gut wie allen Ostdeutschen nach der Wende besser ging als vorher (ehem. Stasi-Spitzel und Parteibonzen vielleicht mal ausgenommen).
Dieses Rumgejammer empfinde ich in der Tat als äußerst undankbar vor allen denjenigen gegenüber, die damals buchstäblich ihr Leben für die Freiheit riskiert haben!

Ich habe den Eindruck, dass es vielen in Ostdeutschland garnicht primär um materielle Fragen geht, sondern den Eindruck, in politischer, kultureller, gesellschaftlicher usw. Hinsicht „Deutsche 2. Klasse“ zu sein. Es ist erst einmal eine gefühlte Herabsetzung, die man nicht zwingend teilen muss. Sie bewusst nicht thematisch adressieren zu wollen, wird dem Vereinigungsprozess aber schaden.

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Und damit fässt du auch gut zusammen, warum so ein Ossi-Jammer-Statement (immnernoch) notwendig ist. Danke für dieses plastische Anschauungsbeispiel :slight_smile:

Du stellst hier schlicht falsche Zusammenhänge her, die zudem auch gar keine sind. Wer über die heutige Situation meckert, tut das, weil er die Situation heute bewertet und nicht weil er damit eine Meinung oder Bewertung zu dem bemerkenswerten Einsatz der Menschen in der Vergangenheit herstellt. Deiner Logik folgend dürfte sich ja niemand mehr über irgendeinen aktuellen Lebensumstand beschweren, der heute vorherrscht, weil in der Vergangenheit immer irgendwer bereits für bessere Verhältnisse gesorgt hat.

Wie zufrieden oder unzufrieden die Menschen aber mit ihrer Lebenssituation sind, sollte man mMn den Leuten doch bitte selbst überlassen. Man muss die Einschätzung nicht teilen, aber zumindest respektieren. Ich würde mir nie im Traum einfallen lassen, Westdeutschen zu erklären, wie zufrieden oder unzufrieden sie bitte mit ihrem Kapitalismus bzw. mit ihrer Form der Demokratie zu sein haben. Aber ich höre im Durchschnitt mind. einmal in der Woche, wie sich ein Westdeutscher darüber auslässt, wie sehr die Ossis doch bitte dankbar und zufrieden sein sollen, dass sie jetzt im Kapitalismus leben dürfen. ( Unnötig zu erwähnen, dass ich damit natürlich nicht sagen will, dass die DDR ein unproblematisches, demokratisches und durchweg gutes System war.)

Da besteht eben ein eindeutiges Missverhältnis, weshalb mir der „Tag der Deutschen Einheit“ jedes Jahr aufs Neue wie Zynismus vorkommt.

Urban Priol sagt immer:„Unser nine eleven.“

Also ich finde es witzig. :innocent:

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Diese deutsche Katastrophe vom 9.11. wäre besser gemeint, wenn er einen Vergleich zu Anschlägen von Terroristen zieht:

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@kayray ist mal wieder auf Kreuzfahrt, MG scheint ja gut zu zahlen :wink: Genieße den Trip.

Die Wiedervereinigung war insgesamt eine traumhafte Leistung aller Beteiligten. Zu aller erst die der Ostdeutschen, die mutig auf die Straße gingen und aller Propaganda und Gewalt des linken Regimes getrotzt haben. Dann eine Glanzleistung westdeutscher Diplomatie. vor allem von Hans-Dietrich Genscher. Dann war zum Glück in Moskau mit Gorbatschow der Richtige am Ruder.

Anschließend wurde mehr versprochen als gehalten werden konnte, aber wenn man es sich in der Summe ansieht, lief die Wiedervereinigung eigentlich ganz gut.

Die Frage ist nur, was man jetzt daraus gemacht hat. Vielleicht liegt es daran, dass ich in den 1990er Jahren meine Jugend hatte, aber ich finde, dass in den 1990er und frühen 2000er Jahren eine art Blüte in diesem Land war. Ich empfinde die Gesellschaft von damals weitaus freier als heute. Ein Ausdruck des damaligen Lebensgefühl ist für mich immer noch die Loveparade, die heute ja irgendwie undenkbar wäre. Denn man hätte ja Angst, dass danach die Bevölkerung von Seuchen dahin gerafft wird, dass es Terroranschläge gebe und das Menschen ausgelassen feiern ist ja ohnehin Teufelswerk des Patriachats.

Ja, Kay Ray hat recht, wenn er sagt, dass wir der DDR immer näher kommen, mit einem Staat der zum einen die Sicherung der Versorgung mit materiellen Gütern immer schlechter auf die Reihe bekommt und gleichzeitig immer mehr ins Privatleben der Menschen hineinregieren will. Aber auch eine Bevölkerung die scheinbar dieses Hineinregieren immer mehr will. Govern Me Harder Daddy!

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Ich stimme dir im Großen und Ganzen zu. Allerdings halte ich „traumhafte Leistung“ doch für etwas weit aus dem Fenster gelehnt.

Es war im Grunde ja nichtmal eine „Widervereinigung“ sondern mehr ein „Beitritt Ostdeutschlands zur BRD“. Man hat Ostdeutschland nicht als gleichberechtigten Teil von Deutschland behandelt, sondern als Beitrittskandidat. Man hat nahezu nichts an ostdeutsche Identität übernommen oder gewürdigt. Hymne, Fahne, Verfassung(bzw. das GG) hat man Ostdeutschland in die Hand gedrückt und gesagt: „Hier bitteschön, jetzt seit ihr Teil der BRD.“ Sieht so eine Widervereinigung auf Augenhöhe aus? Ich denke eher nicht.

Das leidige Thema Verkauf und Verschacherung von Ost-Firmen brauche ich ja nicht wieder aufwärmen, das sollte bekannt sein. Viele Menschen haben ihren Job direkt nach der Wende verloren. Rentenleistungen wurden nicht anerkannt. Ich musste jahrelang bürokratische Gefechte auskämpfe, damit die Rentenleistung meines (mittlerweile verstorbenen) Großvaters vollständig anerkannt wurde. Der Staat hatte über 25.000 Euro Rente fälschlicherweise nicht an ihn gezahlt, weil die Rentenstelle keine Lust hatte, die eingereichten DDR-Dokumente anzuerkennen und das aber schlicht nicht mitteilte, sondern munter einfach weniger Rente gezahlt hat. Bekommen hat er ganze 5000 Euro nachgezahlt. Denn praktischerweise verjähren in der schönen BRD nicht gezahlte Sozialleistungen! Selbst wenn eindeutig ein Versagen auf Seite der Rentenstelle nachgewiesen werden kann.

Ich verstehe nicht wie man angesichts dieser kleinen und großen Katastrophen bei der sog. Widervereinigung von „traumhafter Leistung“ sprechen kann. Bürokratie, Kultur-Anerkennung, ein Begegnen auf Augenhöhe. Das hat man alles ziemlich arg versemmelt.

Natürlich ist es gut, dass die Mauer gefallen ist. Ich möchte sicher nicht zurück in die DDR. Aber das wiegt mMn eben die vielen Schweinereien die nach der Wende passiert sind, keineswegs auf. Und das leider viele Westdeutsche NULL Verständnis oder Empathie dafür zeigen, macht es mMn nicht besser…

Das hatte ich jetzt gar nicht auf dem Schirm. Stimmt, aber das wäre dann sehr böse Satire.

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Als traumhaft würde ich es auch nicht bezeichnen, jedoch definitiv als gelungen. Die Wiedervereinigung war eine gigantische Herausforderung damals… So etwas kann nicht funktionieren ohne das irgend jemand bei irgend etwas zu kurz kommt.

Das ist definitiv korrekt, aber: War es denn rein von der Infrastruktur, Industrie etc. her gesehen ein gleichwertiger Teil? Das kann man denke ich klar verneinen. Man hätte den Osten sicherlich in vielen Punkten enger einbinden können und müssen, aber der Grund für die „Unterentwicklung“ war ja eben nun einmal der Sozialismus und dessen Folgen für die Wirtschaft. Da der kalte Krieg zu dem Zeitpunkt gerade zu Ende war bzw. dem Ende zu ging, wollte man im Westen aus ideologischen Gründen keine sozialistischen Politiker beteiligen. Das war sozusagen noch ein Nachtreten nach dem Motto: „Seht ihr, Kommunismus ist scheiße und wir zeigen euch jetzt mal, wie das richtig geht.“ Genau aus diesem Grund wollte man auch die Hymne nicht übernehmen, die ich persönlich sogar besser finde.

Dem Rest stimme ich im Großen und Ganzen zu, wobei ich als „Wessi“ natürlich nicht alles beurteilen kann bzw. nicht erlebt habe (z.B. mit der Rente von dem Opa etc.). Die anfängliche Arbeitslosigkeit jedoch war eine unmittelbare und unvermeidbare Folge der Umstellung des Wirtschaftssystems.

Viel schlimmer finde ich es jedoch heutzutage, wenn immer mit dem erhobenen Zeigefinger auf Ostdeutschland gezeigt wird. Das ist jedoch eine Spaltung, die m.E. in erster Linie in den Medien statt findet. Im echten Leben sind wir doch durch die sozialen Medien, gleiche TV-Sender, gleiche Promis etc. schon längst eine richtige Einheit. Ich sehe den Osten nicht anders an als jeden anderen Teil von Deutschland.

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