Na endlich! Die Erhardt-Folge - dass es dafür einen Lebemann-Wunsch gebraucht hat? Trotzdem herzlichen Dank an Frank dass er das möglich gemacht hat.
Ich selbst bin seit Kindheitstagen ein großer Erhardt-Fan, sehe seine Filme als „Wohlfühl“-Filme immer wieder gerne und finde sie auch nie langweilig.
Wie schon zur Folge mit den Willi-Filmen angekündigt, werde ich hier wohl etwas ausführlich klugschei*en, wer die Filme mit Erhardt als…
bezeichnet, braucht hier also gar nicht weiterlesen.
Eure Filmauswahl ist gelungen, anstelle von „Immer die Radfahrer“ hätte ich nur den thematisch ähnlichen, aber besseren „Drei Mann in einem Boot“ gewählt (da tritt auch Peter Krauss nicht auf!).
Aber fangen wir vorne an:
Witwer mit fünf Töchtern
Seinen ersten Filmauftritt hatte Erhardt in einer winzigen Rolle (damals noch recht schlank) als Barpianist im 1949 produzierten Film „Gesucht wird Majora“. Nach mehreren kleineren und größeren Nebenrollen gelang ihm dann 1957 der schauspielerische Durchbruch mit seinen ersten Hauptrollen in den be- und angesprochenen Filmen „Der müde Theodor“ und „Witwer mit fünf Töchtern“, die beide große Erolge wurden. Letztgenannter ist auch der Lieblingsfilm seiner Kinder. Eine seiner Töchter schrieb hierzu:
Wir, seine echten Kinder, waren ebenfalls gerührt, wenn wir unseren Vater in dieser Rolle sahen. Vielleicht auch deshalb, weil wir selbst ihn nie in diesem Maße väterlich um uns besorgt erlebt haben. Aber gleichzeitig war dieser Friedrich Scherzer trotzdem unser Vater, wie wir ihn kannten. Heinz Erhardt war ja all das: humorvoll, herzensgut und sentimental. (…) Ich glaube, er hat im „Witwer…“ den Vater gespielt, der er gerne gewesen wäre.
Immer die Radfahrer
Hier handelt es sich um einen meiner Favoriten, auch wenn ich, wie oben schon erwähnt, den vom Thema ähnlich angelegten „Drei Mann in einem Boot“ (wieder mit Kuhlenkampff) etwas besser finde. Es handelt sich hier klar um einen „Gute Laune“-Film und ja, es ist auch ein Heimatfilm. Was aber meines Erachtens grundsätzlich nicht schlecht sein muss. Wie befinden uns hier schließlich noch in den 50ern.
Die Idee zu dem Film kam von Kuhlenkampff, der in seiner Jugend eben die im Film angesprochenen Radtouren mit Freunden selbst unternahm. Kuhlenkampff dazu:
1937, da war ich ein strammer Bursche von 16 Jahren und machte mit zwei Kumpels eine Radtour von Bremen bis Hessen und zurück. Obwohl wir im Zelt wie die Schneider froren und uns die Lunge aus dem Hals strampelten, waren es unvergessliche Tage. Ich habe dann gedacht, so eine Reise müsste man im reiferen Alter wiederholen - und warum nicht vor der Kinokamera? Das war die Idee.
Erhardt hatte seine Mühen bei dem Film, da er nicht gerne Rad fuhr („Ach Kuli, hätten wir nicht Immer die Langschläfer machen können? Das wäre für mich eine Paraderolle.“).
Vater, Mutter und neun Kinder
Das Christian dieser Film nicht mehr so gut gefällt, mag man ihm nicht übel nehmen. Denn dieses Werk haben wir der BILD-Zeitung zu verdanken! Mit der Aktion „BILD-Leser drehen einen Film“ ließ die Zeitung über Art, Inhalt und Besetzung eines Film entscheiden. Die Leser wählten Erhardt und Camilla Spira für die Hauptrollen und das Thema sollte eine „Alltagsgeschichte einer kinderreichen Familie“ sein. Der Film mag heute spießig erscheinen, aber damals hatte er sogar Probleme mit der FSK, die es für unmöglich befand ihn für 6-12 jährige freizugeben:
(…) Der letztlich nicht vollendete Seitensprung des guten Ehemanns und Vaters und Silberbräutigams in spe, das anständige Familienklima wurden postiv gewertet. Untragbar ist eine Wortfolge, die zu schneiden ist. Die Gesamtheit der verwirrenden primitiven sowie die recht eigenartigen Reaktionen des Vaters auf die Unarten seiner Kinder sind so grobe pädagogische Versager, dass eine Freigabe für die 6-12jährigen unmöglich ist.
So kam es, dass dieser völlig harmlose Familienfilm erst ab 12 Jahren freigegeben war (und das auch nur nach Schnitten!).
Ich mag ihn trotzdem sehr!
Der Haustyrann
Ebenfalls Probleme mit der FSK hatte auch „Der Haustyrann“:
(…) Der Filme biete den Kindern das Zerrbild eines Vaters, der nicht komisch, sondern mit seiner aggressiven Rechthaberei, die er selbst vor Gericht durchsetze, kindliche Gemüter beunruhigen könnte.
Die Mehrheit des Ausschusses war sich darüber klar, dass die Gestalt des kleinen Sohnes gerade auf die jüngsten Jahrgänge einen nachteiligen Einfluss ausüben könnte. Das Verhalten des Jungen gegenüber, insbesondere dem Vater und dem Freund der Schwester gegenüber, den er beinahe zu erpressen versucht, sei für kindliche Zuschauer ein ausgesprochen schlechtes Beispiel und könne daher die Erziehung zu seelischer Tüchtigkeit beeinträchtigen.
Also ebenfalls: ab 12 Jahren! Aus heutiger Sicht natürlich völliger Unfug! Der Film selbst gilt, zu Recht, als einer seiner besten.
Ist euch übrigens aufgefallen, das im Trailer Erhardts Name falsch geschrieben ist („Heinz Ehrhardt“) ?
Natürlich die Autofahrer
Noch einer meiner Favoriten, allein schon wegen Peter Frankenfeld und Trude Herr. Unvergesslich die Szenen mit den Fahrstunden. Besonders ironisch hieran ist, das im wahren Leben Erhardt ein Autonarr war und das Trude Herr hingegen selbst eben nicht Auto fahren konnte.
Meine Lieblingsszene ist ebenfalls das Verkehrs-Quiz („Hier darf ich nicht, hier kann ich nicht… und da will ich nicht.“)
Drillinge an Bord
Das Trickverfahren mit dem dreifachen Erhardt ist für die damalige Zeit natürlich sehr gelungen. Für Szenen im Wasser mussten allerdings auch Doubles benutzt werden, da Erhardt nicht schwimmen konnte, obwohl er im Krieg bei der Marine war.
Meine liebste Szene ist die mit Trude Herr, wo Erhardt sie erst mit Rosen und dann mit der Vase bewirft. Großartig!
Auch dieser Film wurde, wie so viele andere, in Göttingen gedreht. Ganz einfach weil die Produktionsgesellschaft „Film Hansa“ ihren Sitz in Göttingen hatte.
Erhardt selbst sah den Film mit gemischten Gefühlen:
Der Film ist technisch hervorragend gemacht - wenn bloß diese blödsinnige Handlung nicht wäre!
Zum Film „Geld sofort“ hat Paddy schon soweit alles gesagt. Das dieser Film gefunden wurde ist natürlich ein großes Glück für Erhardt-Fans.
Zum Abschluss noch ein kleiner Kommentar zur der Musik: Natürlich sind die Schlager von damals furchtbar seicht und kitschig. Aber sie sind nun mal auch ein Kind ihrer Zeit und so sollte man sie heute auch hören. Ist auch nicht unbedingt meine Musik, allerdings gefallen sie mir besser als dieser Techno-Schlager-Murks von heute.
So, jetzt habe ich aber genug geschrieben!