Also erstmal finde ich es toll, dass das neue Format hier im Forum zur einer sachlichen und vertieften politischen Diskussion führt, in welchem die jeweilige Sichtweisen auf den Stand unserer Demokratie aufgezeigt werden. Kein Vergleich zu den niveaulosen Kommentaren auf YT zu dem Trailer der Folge, in dem mal wieder nur reinstes Bashing stattgefunden hat (und stattfindet), gepaart mit obskuren Weltverschwörungstheorien rund um Russland & Co.
Ich persönlich bin jedoch immer noch ziemlich enttäuscht über das Niveau von Jung & Anders, schlicht weil ich mir ein mehr investigatives Format à la Rayk Anders YT Sendung gewünscht hätte, in welchem zeitaktuelle politische Begebenheiten anhand von Zahlen, Fakten und Zitaten dargelegt werden und somit dem Zuschauer eine neue Sichtweise auf bestimmte Themenkomplexe offenbart wird und das ganze journalistisch gut recherchiert.
Keine Frage, die zweite Sendung ist inhaltlich meilenweit besser als noch die Pilotfolge, die sich damals noch hauptsächlich (meiner Meinung nach) auf pures Politikerbashing fokusiert hat - jedoch ist für mich persönlich der Mehrwert der Sendung schlicht nicht gegeben. Gut das liegt auch daran, dass ich mich sehr für Politik und Geschichte interessiere, mich tagesaktuell breit informiere (vor allem wenn ich mal zwischenzeitlich ne Arbeitspause mache, dann lieber Tagesschau & Co lese als Pokemon & Go zu spielen ;-), und somit, so denke ich, über ein recht gutes politisch-wirtschaftlich breit aufgestelltes Wissensfundament verfüge. Daher gab es in der Sendung auch recht wenige (eigentlich keine) Informationen und Sichtweisen die für mich neu waren.
Jedoch genauso wie bei Fernsehkritik-TV gibt es viele Leute, und daraunter auch Leute die sich hier im Forum diesbezüglich gemeldet haben, die sich wenig für Politik interessieren, und für die das gesprochene eine informative Bereicherung waren - von dem her will das Format gar nicht verteufeln, Gott bewahre, jedoch fände ich es schön, wenn hier einfach noch ein vertieferter redaktioneller Anteil reinfließen würde, in dem Diskussionspunkte anhand von Zahlen & Fakten noch im Video eingeblendet werden und im Rahmen der Diskussionsrunde dann behandelt werden. Denn wie auch schon einige meiner Vorredner zu Recht angemerkt haben, diese Folge wäre in der jetzigen Form auch vollkommen als Podcast ausreichend gewesen. Und ein höheres Produktionsniveau als bei den Jung Folgen YT war für mich auch nicht ersichtlich, im Gegensatz zum restlichen Produktangebot auf Massengeschmack, welches für mich einen tatsächlichen Mehrwert über das kostenlos empfangbare YT Programm bietet.
Zur technischen Umsetzung wurde im Vorfeld eigentlich auch schon alles gesagt. Mich persönlich stört das jeweils gewählte Ambiente nicht, im Gegenteil, ich find das erfrischend jung & anders und sowohl von Bild und Ton war es ja auch eine gewaltige Verbesserung gegenüber der ersten Ausgabe. Weiter so!
Zum inhaltlich geäußerten bin ich im allgemeinen der gleichen Meinung wie die beiden, jedoch muss ich in einem Punkt widersprechen: Das wir in den letzten Jahren keinen charismatischen Blender in der Politik gehabt haben, stimmt so nicht - denn unser lieber von und „zu Guttenberg“ wurde damals nicht nur als der kommende Merkelnachfolger gehandelt, sondern wurde auch breit und bunt in den Boulevardblättern behandelt, dass ging am Ende sogar soweit, dass sogar seine Frau eine Trash-TV Sendung auf RTL 2 bekommen hat. Schaut man sich dann aber mal sein politisches Wirken an, so war da im Grunde nur viel Show und nichts dahinter - sein Nachfolger im Verteidigungsministerium war ja damals entsetzt wieviel am Ende liegen geblieben ist, wie wenig von ihm umgesetzt wurde. Und obwohl im damals schon zick Sachen aus dem Verteidigungsministerium um die Ohren flogen, hat er dies immer gekonnt auf angeblich unfähige Mitarbeiter oder seine Vorgänger abgewälzt und nie persönliche Verantwortung übernommen - bis zu dem Tag an dem er über seine eigene „Dissertation“ gestolpert ist, die offensichtlich nur ein Copy-Paste Werk war. Juristisch konnte er im übrigen dafür nur deswegen nicht belangt werden, da er damals einfach keine eidesstattliche Erklärung in seiner Diss abgegeben hat, obwohl er das eigentlich laut Prüfungsordnung hätte machen müssen, is aber am Prüfungsamt keinem aufgefallen ^^
Und auf so jemanden sind damals die Leute reihenweise reingefallen und selbst bei seiner Dissertation war immer noch die breite Meinung zu hören, dass er ja ansonsten ein klasse Kerl wäre und der perfekte Merkel Nachfolger. Sein gutes Aussehen und sein Adelstitel waren die Art von „starker Mann“ die sich unsere Gesellschaft damals gewünscht hatt. Und ich sage es ganz ehrlich, wenn das damals mit seiner Dissertation nicht gewesen wäre, so wäre er dies vermutlich sogar geworden. seufz
Lasst nun einen zweiten von und zu Guttenberg kommen, oder einen zweiten Bernd Lucke der unter dem Mantel des, „man darf ja wohl noch sagen“ und „als Bildungsbürger weiß ich“ versucht unsere demokratischen Grundwerte mit seinen absurden Vorstellungen von einer „sog. echten Demokratie“ zu untergraben, dass geht schneller als man denkt. Ohne einen Bernd Lucke wäre sowas wie eine AfD niemals in Deutschland möglich gewesen, erst durch seine nach aussen hin positives Erscheinungsbild eines Bildungsbürgers und nicht rechtsorientierten Faschisten wurden neue Wählerschichten für den rechten Rand geworben, auch wenn er selbst das angeblich immer abgestritten hat - aber im Grunde hat er immer bewusst mit dem rechten Feuer gespielt, weil er gedacht hatte, so wie in der Uni mit seinen Studenten, so könne er auch diese Tendenzen kontrollieren. Wenn er nicht am rechten Rand fischen wollte, warum hat er z.B. von einer „entarteten Demokratie“ am Wahlabend der Bundestagswahl 2013 unter dem Gejohle seiner Anhänger gesprochen. Wenn so jemand sich etwas geschickter anstellt, die Fäden besser spinnt, dann zweifle ich leider nicht daran, dass selbst in unserer gefestigten Demokratie ein Demagoge à la Lucke an die Macht kommen kann.
Desweiteren fand ich die Diskussion rund um „starke Machtmenschen“ viel zu einseitig auf die Türkei und Amerika (Trump) bezogen - schauen wir doch nur mal an was aktuell in Polen (Verfassungsgericht) passiert, oder in Ungarn, oder in Österreich (Bundespräsidentenwahl, FPÖ), Schweden, Finnland, Frankreich, England (UKIP) - all das hätte man noch einbringen können. Für mich war das weder Butter noch Fisch, tut mir leid.
Daher ist Jung & Anders für mich bisher immer noch das schwächste Format auf MG, vielleicht sind da aber auch einfach meine Erwartungen und politischen Diskursvorstellungen zu hoch gesetzt, aber wenn das Format die gleiche Entwicklung wie die anderen Formate auf MG macht (Pasch-TV, Netzprediger), dann bin ich guter Hoffnung, dass es in den nächsten Monaten das Niveau erreichen wird, welches ich mir von Anfang an gewünscht hätte. Und das hier im Forum schon eine interessante politische Diskussion angestoßen wurde, zeigt ja das sie schon auf dem richtigen Weg sind! Ich bleib auf jeden Fall am Ball! Denn ein politisches Format ist das was definitv bisher im MG-Portfolio noch gefehlt hat!
lg
Corny