Folge 2: Das Bedingungslose Grundeinkommen

Schade, aber danke, ich muss mal schauen, ob ich dieser Tage die Zeit finde - alternativ freue ich mich aber auch über eine alternative Zusammenfassung als Antwort auf meine Frage :slight_smile:

Naja, ganz kurz:
Es gibt unterschiedliche Modelle, u.A. auch welche, bei denen überhaupt keine nennenswerte Inflation stattfände, weil nicht allzu viele Menschen de facto mehr Geld auf Tasch hätten.
Dieser Aspekt z.B. wird bereits ziemlich am Anfang des Videos erklärt :wink:

Im Kontext dessen, dass zu erwarten ist, dass immer mehr Arbeit von Robotern übernommen werden wird, ist das Thema „bedingungsloses Grundeinkommen“ nur eine Frage der Zeit.

Entweder in der heise-show oder im c’t-uplink wurde das vor einiger Zeit angesprochen. Dunkle Statistiken gehen von Arbeitslosenzahlen von 50 % oder mehr aus.

Wenn diese Menschen kein Geld zum Konsum mehr haben, weil keine Arbeit da ist, mit der sie es verdienen könnten, verdienen auch die Produzenten kein oder weniger Geld. Deshalb scheint dieser Gedankengang auch einigen Reichen nicht fremd.

Die Kehrseite dieser Medaille ist natürlich, dass der Mensch sich in absolute, finanzielle Abhängigkeit vom Staat/Obrigkeit begibt. Ob das wünschenswert ist, ist die Frage. Schließlich kann so was auch von von Unrechts-Regierungen missbraucht werden.

Schon in der Offenbarung Kap. 13 ab Vers 11 (speziell Vers 17) beschreibt eine solche Situation:

und daß niemand kaufen oder verkaufen kann als nur der, welcher das Malzeichen hat oder den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namen

Egal, wie man zu solchen Prophezeiungen steht - es sollte bei den Überlegungen als Mahnmal gelten.
Es muss sicher gestellt werden, dass solche Regelungen den Menschen Freiheiten gibt und nicht nimmt.
Leider bin ich in Bezug auf die Menschheitsgeschichte da leider nicht sehr überzeugt von.

Klar, bezogen auf diejenigen, die sich bereits jetzt jeglicher Erwerbstätigkeit verweigern, wird sich wohl eher nicht so viel ändern. Aber es ging ja auch um die Frage, ob durch das BGE bei vielen, die derzeit noch arbeiten, dann der Grund, arbeiten zu gehen, wegfällt und damit die im Allgemeinen die Erwerbstätigkeit und Produktivität sinkt. Ich glaube, dass viele, bei denen es sich zumindest finanziell nicht wirklich „lohnt“, dennoch arbeiten gehen, um kein schlechtes Gewissen zu haben, dass man dem Staat ansonsten auf der Tasche liegen würde. Dieses Bewusstsein würde mit dem BGE wegfallen, denn damit liegt ja dann quasi jeder dem Staat auf der Tasche. Es kommt am Ende nicht darauf an, man kann sich mit gutem Gewissen in die Hängematte legen und niemand wird es einem vorwerfen können, da man ja keinen Vorteil den Arbeitenden gegenüber hätte.

Dies sollte man mit berücksichtigen, denn trotz aller möglichen Gegenfinanzierungsvorschläge müssen ja am Ende trotzdem genug Menschen da sein, die das BGE durch Erwerbsarbeit finanzieren, damit der Staat nicht draufzahlt. Das wird aber nicht möglich sein, wenn die meisten (nehmen wir mal an) auch mit einem Minijob ganz gut leben könnten (was ja der Fall wäre). Wenn nun der Durchschnittsbürger z. B. monatlich 1.000 € BGE vom Staat erhält, aber nur 500 € über Verbrauchssteuern und Lohnsteuern dem Staat „zurückgibt“ kann die Rechnung doch letztlich nicht aufgehen. Am Ende werden Steuern erhöht werden müssen und das würde gleichzeitig zu einer Inflation führen.

Ich würde stattdessen es für sinnvoller halten, gezielt Mittel- und Geringverdiener zu entlasten, beispielsweise durch eine Erhöhung des Steuerfreibetrages und des Kindergeldes sowie über eine kostenlose Kinderbetreuung. Außerdem sollten Mindestlöhne weiter erhöht werden. Man braucht jedenfalls meiner Meinung nach kein BGE, um zu erreichen, dass sich Erwerbsarbeit „lohnt“ und man unter normalen Bedingungen unabhängig von Sozialleistungen leben kann.

Die Gesellschaft würde weiterhin böse auf all diejenigen schauen, die man für faul erachtet. Ich denke nicht, dass sich da am Druck groß was ändern wird. Was sich eher ändern wird ist, dass die Menschen eher bereit sind, Risiken einzugehen. Sie qualifizieren sich vielleicht länger, experimentieren als Künstler usw. mehr, versuchen Firmen und Unternehmen zu starten. Arbeiten selber wird aber sicherlich gerade in DE weiterhin wertgeschätzt werden. Die Anzahl der Menschen, die Arbeit nicht wertschätzen, aber nur arbeiten gehen, weil der Staat als anonymes Wesen dies wünscht, die da aber keinen Druck durch die allgemeine Gesellschaft verspüren, dürfte eher gering sein. Wir sind dazu auch gerade heutzutage doch viel zu Konsum-orientiert. Mit dem BGE kauft man sich kein tolles Auto und man wird auch keine Kreuzfahrt machen können. Man wird nur ohne Gang zur Behörde leben und einfach wohnen können, wenn man keine Arbeit hat.

Ich bin zwar der Meinung, dass ein BGE irgendwann unumgehbar wird aber zunächst muss die Finanzierbarkeit nachhaltig geklärt werden. Grosse Konzerne, die in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich Steuern umgingen, müssen stark besteuert werden und auch eine Maschinensteuer wäre denkbar. Firmen setzen immer mehr auf Automation und dann fallen Arbeitsplätze weg und Gewinne steigen, davon müsste der Staat (und damit wir alle) profitieren können. Blockchains, Self-Checkout, Selbstfahrende Busse und Züge, Ticket-Gates, etc. alle bringen den Unternehmen einen satten Gewinn, den diese dem Staat vorbeischmuggeln indem sie das Recht vollkommen ausnutzen und etwa Bußgelder in anderen Ländern als Schulden von der Steuer absetzen oder für angebliche Leitungen einer Tochterfirma Ausgaben vortäuschen.

Wenn es also Quellen gibt, die durch das BGE nicht austrocknen, dann sollte es auch eingeführt werden. Ich könnte mir auch vorstellen, dass dann die Lebenskosten soweit gesenkt werden könnten, dass es gar kein BGE bräuchte, sondern die Armutsgrenze dann faktisch bei nahezu 0€ liegt. Es wäre schön, wenn es für Unternehmen am lukrativsten ist, kostendeckende Produkte anzubieten weil alles darüber eh vom Staat eingefordert würde.

Interessantes Thema, interessante Folge. Am lustigsten fand ich die Stelle, als Hr. Blaschke den Holgi bat, sich eine Gehaltsabrechnung als Angestellter vorzustellen. :smiley:

Wieso?

Entweder in der heise-show oder im c’t-uplink wurde das vor einiger Zeit angesprochen. Dunkle Statistiken gehen von Arbeitslosenzahlen von 50 % oder mehr aus.

Und angenommen, diese Zahl bewahrheitet sich: Wer zahlt dann die Steuern, um das BGE zu finanzieren?

Wenn ein Logistikunternehmen statt einem Menschen als LKW-Fahrer einen selbstfahrenden LKW einsetzt, sollte das Unternehmen mehr erwirtschaften.

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Ist ja nicht so, dass man keine Steuern mehr zahlt, wenn man das BGE erhält. Auf die ein oder andere Weise fließt jeder Cent des BGEs wieder als Steuern zum Staat zurück. Im Prinzip ist die Frage der Finanzierbarkeit doch nichts weiter als eine Momentaufnahme, welche zeigt, wo gerade wie viel Geld zwischengeparkt ist. Wichtig ist der Geldfluss und wenn nicht plötzlich alle anfangen das Geld, welches sie durchs BGE mehr haben als ohne, zu sparen, sondern mehr konsumieren, dann ist doch alles in Butter :slight_smile:

Das stimmt nicht. Vom Sparen abgesehen kann man problemlos im Ausland einkaufen. Und da es in einer BGE-Gesellschaft keinen nennenswerten Export mehr geben dürfte (Hohe Lohnkosten / wenig Nachfrage, weil chinesische Waren billiger sind), frage ich mich, wie das Geld zurückkommen soll. Sofern wir in Deutschland nicht plötzlich reiche Vorkommen an Öl und seltenen Erden finden, wird das Kapital sehr schnell abfließen.

Im Gegenteil, die sinken sogar.

Wieso sollten sie? Für wenig wird dann doch keiner mehr arbeiten, außer in nutzlosen “Berufen” wie Sänger oder Schauspieler.

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Ich verweise nochmals aufs Video.

Das ist eine Spekulation deinerseits

Das ist das Chinaplastezeug auch heutzutage schon und trotzdem sind wir Deutschen „Exportweltmeister“.

Genauso wie es derzeit passiert. Das BGE ersetzt die Marktwirtschaft nicht, es stellt sie lediglich auf andere Beine.

Zudem kann man die Frage auch bei unserem gegenwärtigen System stellen: Wenn immer weniger Leute immer mehr des gesamten Besitzes haben (und diese Entwicklung ist ja nicht gestoppt, es geht stattdessen genau so weiter), stellt sich nicht die Frage ob, sondern nur noch wann die verbleibenden Mittel nicht mehr ausreichen, um einen Wirtschaftskreislauf egal welcher Art aufrecht zu erhalten.

Das BGE erzeugt auch für einen Wirtschaftskreislauf gleich welcher Art eine Basis.

Spekulation deinerseits.

Mal davon ab, daß es schon sehr beschränkt ist, Künstler als “nutzlos” zu bezeichnen.

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Naja, Deutschland ist auch nur deswegen Exportweltmeister, weil wir hier in diversen Branchen Dumpinglöhne haben bzw. die Arbeiter vergleichsweise weniger verdienen als in Nachbarländern. Dazu liegt Deutschland seit Jahren unter der europäischen Zielinflation.

Zur Folge hat das, dass sich die Deutschen die Waren, die sie selber produzieren, immer seltener leisten können, während deutsche Erzeugnisse für andere Länder preislich attraktiver sind als einheimische Produkte.

Die hohe Exportrate ist als nicht unbedingt was positives und nichts, woran man krampfhaft festhalten müsste. Überspitzt gesagt ist Deutschland das China der EU :wink:

Sehr gute Folge mit einem spannenden Gast, der wirklich Ahnung von der Materie hat und nicht bloß ideologisch argumentiert.

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Okay, also siehst du es auch so, dass es mit BGE weniger Exporte durch höhere Lohnkosten geben wird.
Woher kommt also das Geld, um die Schmarotzer zu füttern?