[QUOTE=Quck;476425]Sondern weil ihm die Stadionmasse lieber war als die Passagiermasse. Und als Rechtfertigung behauptet er, die Passagiermasse wäre sowieso zerstört worden; das hat er dank der Glaskugel in seinem Schädel vorausgesagt.[/QUOTE]
Du hast die Verfilmung auch nicht gesehen, was?
Wenn man eine kalte, moralfreie Logik ansetzt, hat der Pilot völlig richtig gehandelt: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Flugzeugbesatzung überlebt war verschwindend gering, es waren zudem zahlenmäßig weitaus mehr Leute im Stadium, die in jedem Fall überleben würde, sofern das Flugzeug keine Chance hätte, das Staion zu erreichen. Selbst wenn die Passagiere es bei einem ausbleibenden Abschuss irgendwie ins Cockpit geschafft hätten, wäre nicht sicher gewesen, dass die Passagiere überlebt hätten. Die Terroristen hätten lediglich die Piloten erschießen brauchen.
Problematisch wird es, wenn wir unsere Vorstellungen von Moral und Ethik ins Spiel bringen: Ab dem Zeitpunkt kann man einen Abschuss nicht mehr bringen. Wir können schlicht das Dilemma nicht beantworten, welches Leben eines Meschen wertvoller ist, als ein frei wählbares anderes Menschenleben oder gar mehrerer Menschenleben.
Ich kann durchaus nachvollziehen, dass man den Piloten gern laufen lassen will - immerhin hat er offentichtlich tausende Menschen gerettet unter einem Opfer, dass nachvollziehbar erscheint.
Unser Staat ist durch das Grundgesetz so angelegt, dass die moralische Perspektive bei der Urteilsfindung nicht ignoriert werden darf. Ein Richter muss den Piloten schuldig sprechen, auch wenn das unserem ersten Empfinden seiner Schuld widerspricht. Tut der Staat das nicht, bricht er damit mit dem ersten Artikel des Grundgesetzes, das eben genau solche Vergleiche zwischen Menschenleben verhindern soll. Wenn wir als Gesellschaft das akzeptieren, was sagen wir dann beim nächsten Gerichtsverfahren, wo es dann vielleicht nicht mehr um 164 zu 70000, sondern nur noch um 164 zu 1000 geht? Was, was, wenn sich dann der nächste um 1:1 geht? Wo soll der Staat dann noch eine Grenze ziehen?
Genau das ist meiner Meinung nach das Hauptproblem bei der ganzen Angelegenheit. Erlauben wir dem Staat, Artikel 1 Grundgesetz zu ignorieren, öffnen wir die Büchse der Pandora. Und das kann niemand ernsthaft wollen.
Gruß Iwan