Folge 183 - Hochwatergate

Hier kann darüber diskutiert werden!

Gestern kam im ZDF wieder der Wetterbericht… mit starken Unwettern über NRW.
Was soll ich sagen… nichts gelernt…

Ich darf vermelden: der BR brachte heute im laufenden Programm ++Eil++ Textbänder zu drohenden Unwettern. Gut so!

Was ich witzig finde (nicht!) ist, wenn die Korrespondenten dann selbst mitten in den betroffenen Ortschaften rumstehen (samt Kameramann usw.) und darüber berichten, dass die Gaffer ja im Wege herumstehen würden und wie schlimm das doch ist.

Natürlich ist mir bewusst das Gaffer tatsächlich problematisch werden können, aber ich finde es so ironisch. Ich mein, bedienen die Korrespondenten nicht auch selbst ein Stück weit den Voyeurismus der Zuschauer und sind sie nicht selbst auch ein Stück weit voyeuristisch, können das aber mit der Begründung “darüber zu berichten, denn sie seien ja Journalisten” abdecken. Ich hoffe ihr versteht worauf ich hinaus möchte.

Als N-TV gestern den Mann, der in der Nacht seine Mutter, seine Frau und seine Tochter verloren hatte, interviewte, konnte ich es nicht glauben. Schlimm war das Interview vom Inhalt her nicht. Der Mann schien auch ziemlich gefasst, aber ich finde sowas sendet man nicht. Fehlte nur noch Kerner, der die anderen Kinder des Mannes im Hintergrund befragt, wie damals nach Erfurt.

Ich schätze Kachelmann sehr, folge ihm seit langem auf Twitter, und seine Website kachelmannwetter.com ist für mich auch seit längerem die Wetterseite schlechthin. Jedoch übertreibt er es mit seinen Rants hin und wieder ein wenig, und auch bei dem Fall in Baden-Württemberg sehe ich das so. Seine Kritik dass die ARD etwas schlafmützig Berichtet hat teile ich zwar, nicht jedoch dass man Tote hätte verhindern können. Zum Beispiel der eine Mensch der in seiner Tiefgarage ertrunken ist: es kann noch so intensiv vor einem Unwetter gewarnt werden - damit rechnest du einfach nicht, dass plötzlich Meterhoch Wasser in deine Garage schießt.

Als Beispiel dafür, dass auch detaillierte Warnungen letztlich nicht Einzelne Personen retten können, mag das darauffolgende Unwetter in Bayern dienen: nun war wirklich ganz Deutschland sensibilisiert, Fernsehen und Zeitungen haben ausführlich über die Gefahren berichtet, und dennoch sind auch in Bayern mehrere Menschen ums Leben gekommen.

[post=459747]@Kimimila[/post] Ich verstehe zwar was du meinst, wenn Reporter über Gaffer berichten, und gerade selbst “gaffen”. Wirkt tatsächlich unfreiwillig komisch. Wenn man es allerdings so sieht, dass es ein öffentliches Interesse an einem Vorkommnis gibt, dann ist es sicherlich besser ein paar Reporter gaffen, und der Rest der Schaulustigen sieht “nur” durch den Bildschirm zu, statt sich selbst auf den Weg zu machen und zu blockieren…

[QUOTE=Tilman;459834]
[post=459747]@Kimimila[/post] Ich verstehe zwar was du meinst, wenn Reporter über Gaffer berichten, und gerade selbst “gaffen”. Wirkt tatsächlich unfreiwillig komisch. Wenn man es allerdings so sieht, dass es ein öffentliches Interesse an einem Vorkommnis gibt, dann ist es sicherlich besser ein paar Reporter gaffen, und der Rest der Schaulustigen sieht “nur” durch den Bildschirm zu, statt sich selbst auf den Weg zu machen und zu blockieren…[/QUOTE]

Es generiert Hilfsbereitschaft.

Es trägt außerdem zur Sensibilisierung bei. Und zwar, wie schnell so etwas zur Todesfalle werden kann und welche Kräfte herrschen. Das wird leider immer noch unterschätzt.
Als der Feuerwehrmann in Schwäbisch Gmünd getötet wurde, der einen leichtsinnigen Hochwasserschwimmer (Thema: Leichtsinn) retten wollte, wurde er in einen Gully gezogen. Laut Medienberichten wurde er von einer Leine, an der 30 (!) seiner Kameraden hingen, gehalten. Dennoch ertrank er. Das zeigt, welch Kräfte herrschen. Viele Kommentatoren auf Facebook konnten es nicht glauben und zweifelten die Berichte an. Das, und die Tatsache, dass dann immer noch Leute zum plantschen ins Hochwasser gehen, zeigt: Man muss noch viel berichten.

Ist so ähnlich wie mit den Gaffern oder dem Bilden einer Rettungsgasse.

[QUOTE=Tilman;459834]Ich schätze Kachelmann sehr, folge ihm seit langem auf Twitter, und seine Website kachelmannwetter.com ist für mich auch seit längerem die Wetterseite schlechthin. Jedoch übertreibt er es mit seinen Rants hin und wieder ein wenig, und auch bei dem Fall in Baden-Württemberg sehe ich das so. Seine Kritik dass die ARD etwas schlafmützig Berichtet hat teile ich zwar, nicht jedoch dass man Tote hätte verhindern können. Zum Beispiel der eine Mensch der in seiner Tiefgarage ertrunken ist: es kann noch so intensiv vor einem Unwetter gewarnt werden - damit rechnest du einfach nicht, dass plötzlich Meterhoch Wasser in deine Garage schießt. [/QUOTE]

Er scheint ein Choleriker zu sein, der ausserdem gerne übertreibt, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen. Seine Kompetenz schätze ich sehr und kann auch über einige seiner Sprüche lachen. Er hat in diesem Fall allerdings nicht behauptet, dass man alle hätte retten können. “Vielleicht nicht jeden aber die meisten” waren seine ungefähren Worte, wenn ich mich richtig erinnere.

Was [post=459842]@James87[/post] geschrieben hat, sehe ich auch so. Man muss den Menschen (mir auch) erklären, was genau alles eine Gefahr darstellen kann und wie man sich verhalten sollte und wie nicht. Dabei helfen die heftigen Bilder, weil man das sonst sich viel zu harmlos vorstellt “Oh bisschen Wasser, das die Straße entlangläuft und ein bisschen den Keller ruiniert. Kann ja nicht so schlimm sein.”

Was ich bei dem Beitrag erschreckend fand, dass da so viele unterschiedliche Kameras und Sprecher vor Ort waren. Können nicht einfach 2 bis 5 Teams los und das machen?
Wieso braucht man für jede kleine News-Sendung einen eigenen?
Zur Not kann man auch einen Kameramenschen losschicken, der alles wie er das sieht aufnimmt, quasi als Beweismaterial, dass es wirklich heftig ist und nicht nur ein kleines bisschen Wasser. Man hätte ja auch die Videos der Menschen vor Ort nehmen können, dann müsste man da dem Helfern und Bewohnern nicht im Weg rumstehen. Ein Kameramensch brauch doch nicht unbedingt jemanden, der ihm sagt, was er zu tun hat. Die Kameramenschen sind doch ausgebildet und auch gewöhnt dran, welche Bilder geeignet sind für die Sendung und was nicht.

Kurze Anmerkung: Bei den Regionalnachrichten wird hier als Beispiel vom SWR die Landesschau Rheinland-Pfalz gezeigt. Besser wäre es gewesen die Landesschau BW zu nehmen, in deren Einzugsgebiet die meisten Betroffenen lebten. Rheinland-Pfalz war von diesem Unwettertief nur am Rande betroffen, war nicht mehr in der Pflicht als MDR, NDR oder WDR.

Ich denke , wir sind uns einig dass bei solchen Extremsituationen mehr getan werden muss. Und dafür braucht es auch nicht viel Aufwand. Was der Wettermann der ARD sagte, dass es örtlich und lokale Ereignisse sind mag ja im Tenor stimmen, aber auch die kann und muss man - und da glaube ich Kachelmann - ins Fernsehen und / oder Radio bringen.

Hier macht es sich die ARD auf jeden Fall zu einfach. Und es ist ja nicht die erste Situation wo man falsch gehandelt hat.

Komisch, gestern schaffte es die ARD um 20.15 Uhr einen Brennpunkt zu senden. Aber da gab es ja auch schon schöne Bilder von Toten und Trauernden zu senden, da musste man nicht 24 Stunden warten. bis man die hat.