Schon mal von „Onkel“ Ted Kaczynski den Text „The System’s neatest Trick“ gelesen?
Einfältige Linke wären vielleicht versucht das mit „Kapitalismus“ zu erklären. Aber schon zur Zeit des Kalten Krieges hat die UdSSR ja fleißig Gas an den Klassenfeind im Westen geliefert. Das kommunistische China macht ja ebenfalls glänzende Geschäfte mit dem Westen. Die Sache hat nämlich mit Kapitalismus rein gar nichts zu tun und gerade der Kommunismus hat in der Vergangenheit den Menschen am meisten auf ökonomische Verwertung und Verwertbarkeit reduziert.
Wie leben in einem nahezu weltweitem industriell-technologischen System, in dem in immer mehr Lebensbereiche durch das geregelt wird, was Jacques Ellul „Technique“ nennt. Das ist kurz gesagt eine Denkweise, wo für alles die nach dem aktuellen Wissensstand effizienteste Art verwendet und gemacht werden soll. Die Maschine ist davon nur eine Materialisierung dieses Gedanken, „Technique“ wird auch im sozialen Kontext angewendet (Maskenpflicht und Impfpflicht sind da Beispiele für). Eine Dimension ist, dass das industriell-technologische System die Freiheit des Einzelnen immer weiter einschränkt. Darum soll es aber jetzt nicht gehen.
Interessant ist, dass das was viele in unserer Gesellschaft als richtig oder falsch empfinden dem entspricht ob es dem industriell-technologischen System nützt oder nicht. Russland ist ein Waisenknabe gegen das Regime in Saudi-Arabien und der Krieg im Jemen übertrifft in seiner Brutalität den Krieg in der Ukraine bei weitem. Trotzdem interessiert der Krieg im Jemen niemanden. Warum? Weil er keine Bedeutung für die Funktion des industriell-technologischen Systems hat. Der Jemen hat weder interessante Bodenschätze, noch eine interessante Industrie und da ein nicht gerade unwesentlicher Teil der Erwachsenen dauerhaft mit Kath zugedröhnt ist, ist da auch auf absehbare Zeit nicht viel zu erwarten. Den Krieg in der Ukraine hingegen empfinden viele aus unmoralisch, weil er eine ganz erhebliche Störung für das industriell-technologische System bedeutet. Zum einen weil die Ukraine interessante Rohstoffe hat (z. B. Schwarzerde), zum anderen kann die geographische Nähe zu noch weiteren Störungen führen (bzw. führt dazu). Darum auch harte Sanktionen gegen Russland. Diese stören zwar auch, aber weniger als der weitere Schaden durch den Krieg.
Die Internierung und Sterilisierung von Uiguren in China kritisiert man ein bisschen, aber schlussendlich stört das das industriell-technologische System nicht. Sanktionen gegen China würden dies schon, von daher gibt es solche Sanktionen nicht.
Der Westen ist was „Technique“ angeht auch effizienter als z. B. Russland. Eine stärkere Nähe der Ukraine zu Russland hätte also das industriell-technologische System gestört. Die Tolerierung von Faschisten in der Regierung der Ukraine war somit effizienter als sie deswegen zu sanktionieren oder sie an das ineffiziente Russland fallen zu lassen.
Du kannst auch die Corona-Pandemie und die Maßnahmen unter der Perspektive analysieren. Als man die Gefahr gering einschätzte fand man es unmoralisch Schutzmaßnahmen zu ergreifen, denn geschlossene Grenzen hätten das industriell-technologische System gestört. Als man die Gefahr hoch einschätze ging auf einmal das, was Jahre zuvor als gar nicht möglich betrachtet wurde: Geschlossene Grenzen. (Auch die Flüchtlingskrise von 2015 war im Sinne des industriell-technologischen Systems, denn die Hoffnung war, dass es viele preiswerte Arbeitskräfte bekommt, wir haben ja Menschen geschenkt bekommen). Darum wurde auch nicht die Produktion einschränkt, sondern lediglich Kultur und alles Zwischenmenschliche. Denn letzteres braucht das industriell-technologische System nicht. Menschen die sich auf ökonomische Verwertung und Verwertbarkeit reduzieren lassen, sind jedoch perfekt.
Zusammenfassend: Krieg, Massenmord, Folter, Unterdrückung und unappetitliche Regime werden nur dann als unmoralische empfunden, wenn sie die Effizienz des industriell-technologischen System stören. Tun sie das nicht, werden die achselzuckend hingenommen.