Folge 12: Abtreibung

Es braucht immer viel Kraft, ein Kind aufzuziehen. Ist ja nicht so, dass es keine Probleme geben kann, wenn das Kind nicht behindert ist. Und wenn die Eltern tatsächlich überfordert sein sollten (das ist keine Schande), dann gibt es immer noch die Möglichkeit der Adoption. In dieser Debatte vernimmt man jedoch immer wieder klar behindertenfeindliche Argumente (und ja, „Ich will keinen Krüppel als Kind“ ist hochgradig behindertenfeindlich), die mit organisatorischer Überforderung nicht mehr viel zu tun haben.

Vor zwei Stunden gepostet. Noch Fragen?

Blockquote

Japp. Würdest du ein schwerbehindertes Kind adoptieren?

„Ich hab trotzdem Recht, obwohl ich Unrecht habe, weil ich Recht haben muss, damit meine Argumentation nicht zusammenfällt“

Nö, wir lassen dich nur nicht mit dieser billigen Ausflucht und diesen Nebelkerzen davon kommen. Ganz einfach.

Das nennt sich auch Sarkasmus, weil ich darauf nicht mehr ernsthaft eingehen kann, weil diese Sichtweise gewisser Personen hier absolut verkommen und verachtenswert ist. Ich bin ein Mensch, ich kann auch nur bis zu einem gewissen Level in einer Diskussion meine Gefühle verbergen, andere Menschen hier scheinen ja kaltschnäuzige Cyborgs zu sein, die immer nur dann Mitgefühl und Menschlichkeit entdecken, wenn es ihnen argumentativ in den Kram passt oder man sich selbst damit profilieren kann.

Bis zur 22 SSW. Danach sieht das anders aus. Du kannst mich nicht dafür in Regress ziehen, wenn ich diese Ideologie, wie sie Baru hier vordiktiert, einfach nur konsequent zuende denke.

Wurde in der Sendung ja auch angesprochen: etwas nicht verbieten, nur weil es ja so oder so gemacht wird, ist eine Art Totschlagargument mit der man prinzipiell jedes Gesetz wegrationalisieren kann.

Ihr wart nur empört ob des Begriffes. Keiner von euch hat sich irgendwie an einer Abgrenzung versucht.

Das ist ja längst nicht alles, Selbstabtreibungen bergen erhebliche Risiken, die man somit in Kauf nehmen würde.

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Der Staat würde in meinem Fall niemals zulassen, dass ich ein Kind adoptiere, insofern stellt sich die konkrete Frage nicht. Sonst stellt sich halt wieder die Frage nach der Definition einer schweren Behinderung.

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Achso, weil es von dir kommt, muss man natürlich trotzdem, auch wenn es nur verbaler Durchfall ist, natürlich darauf eingehen, weil sonst hast du automatisch Recht?!

Alter.

Dann sollte der Staat auch bei Mord und Totschlag nicht mehr eingreifen. Passiert ja sowieso, obwohl es verboten ist.

Was für ein Argument…

Aber sollte man nicht zu der Aufgabe selbst bereit sein, wenn man Mütter zur Austragung zwingen will?

Auch danach ist die Tat für die Schwangere nur mit maximal einem Jahr oder Geldstrafe bedroht. Also deutlich geringer als Totschlag, von Mord ganz zu schweigen. Das Gesetz macht da also einen ganz großen Unterschied.

Ich wäre bereit (vorausgesetzt, ich wäre in einer dauerhaften Partnerschaft und die Partnerin wäre damit auch einverstanden), die Frage stellt sich aber nicht.

Du hast es nicht verstanden.
Wenn man Frauen zur Selbstabtreibung zwingt, nimmt man in Kauf, daß sie sich dabei schwer verletzen könnten. Völlig andere Baustelle.

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Du redest ja gerade vom Status Quo. Der ist für mich in Ordnung. Das sage ich hier die ganze Zeit, by the way.

Will ich ja gar nicht. Das ist die andere Extremposition, die sich ebenso extrem beschissenen moralischen Fragestellungen gefallen lassen muss, wie ich vor einer halben Stunde oder so aber auch schon gesagt habe.

Deshalb liegt dann der Ball eigentlich bei dir, der ja vorhin noch behauptet hat, der Kompromiss wäre nicht die „beste Lösung“. Offenkundig neigst du ja zur Extremposition von Baru als in die andere Richtung (die hier glaube ich gerade nicht repräsentiert ist), eine der beiden Extrempositionen hältst du ja auf jeden Fall wie du hier zeigst für schwierig.

Komischerweise scheinst du die moralischen Fragen in Barus Extremposition aber ja auch eher ignorieren zu können wie andersherum.

Nicht automatisch recht. Aber wer nur purste Empörung liefert, liefert gar nicht erst irgendwas, womit er Recht haben könnte. Aber die Auseinandersetzung mit der Grundargumentation „Fötus lebt IM Körper der Mutter“ verweigerst du ja weiterhin standhaft. Hast nämlich wahrscheinlich null Gegenargument gerade.

Das behaupte ich noch immer.

Was hat meine Position zur Sache mit der von Baru zu tun?

Nochmal: Sie spielt für die moralischen Fragen, die du starrköpfig ignorierst, keine einzige Rolle.

Vielleicht koennten die Leute, die mit dem bestehenden Status Quo ein Problem haben mal etwas konkreter sagen wie in ihren Augen eine bessere Abtreibungspolitik aussehen sollte?

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Also, wie sieht diese aus. Und welche moralischen Fragen bist du bereit, zu beantworten, damit die Extremposition die bessere Lösung ist als der Kompromiss?

Ich habe das jetzt bewusst vorsichtig formuliert, dass du in der Debatte zumindest dem Anschein nach in seine Richtung argumentierst bzw. auch eher für eine komplette Liberalisierung bist, was auch dich vor diese moralischen Fragen stellen würde. Sollte das nicht stimmen, wollte ich dir nicht unnötig auf den Fuß treten.

Würde hier - hypothetisch - jemand für eine Verschärfung des Abtreibungsrechts einstehen, in seiner Maximalposition es wieder komplett unter Strafe zu stellen, würde ich ihm ähnlich opponieren. Ist hier nur leider nicht der Fall.

So eigenartig ist es gar nicht. Die Rechten, oder sagen wir besser Konservativen, sind überwiegend in den Kirchen organisiert. Charles Darwin und die Evolution war von Anfang an den Kirchen zuwieder. Steht die Evolution doch im krassen Widerspruch zur biblischen Schöpfung. Karl Marx (ebenfalls der kirchliche Anti-Christ) war auch ein Verfechter der Evolutionstheorie. Später waren die Kämpfer für die Frauenrechte ebenfalls ein Gegenpol der verstaubten Kirchen. Die politischen Trennlinien zwischen (liberalen) Atheisten und (konservativen) Christen ziehen sich durch die letzten 150 Jahre. Man muss sich nur mal umschauen was in vielen Freikirchen selbst in Deutschland heute noch gelehrt und geglaubt wird. Die Evolution ist denen zu atheistisch, marxistisch, des Teufels, oder was auch immer.

Die Mittel-/Westeuropäer hatten mit den 2 großen Volkskirchen noch einigermaßen Glück. Die sind wenigstens irgendwann zur Vernunft gekommen und haben die Evolution anerkannt. Nun schwappen allerdings die Grabenkämpfe von Osteuropa als auch von den USA immer mehr zu uns herüber.

Das behauptest du einfach, hast aber nichts an Argumenten dafür geliefert.

Für mich ist das die entscheidende Frage: Ich darf über meinem Körper und seine Gesundheit selbst bestimmen. Und es ist absolut nicht trivial, warum das bei Schwangeren nicht gilt. Der Fötus hat vielleicht das Anrecht auf die eigene körperliche Integrität, aber nicht auf die biologische Wechselbeziehung zur Mutter.