Folge 116 - Die Flut der Bilder

Ich hatte manchmal das Gefühl gehabt, das die Fernsehmacher ihr Gehirn “evakuiert” haben… :ugly
Anders konnte ich mir tw. die Berichte nicht erklären. Es ist ja gut und schön, wenn man darüber berichtet - aber irgendwann ging mir auf den Keks, wenn man mit der Kamera überall drauf und drin war. Das RTL eine “Wasserstraße” gesperrt hat, damit Klöppel mit dem Boot da durch schiffen kann, das würde ich dem Sender volle Kanne zutrauen.

Was mich am meisten an dieser [U]beschränkten[/U] “Berichterstattung” nervt, ist dass die anderen Themen oft ins Wasser fallen. In dieser Woche lag ich krankheitsbedingt im Bett und habe relativ viel in die Röhre geguckt und es gab subjektiv nur 2 Themen im deutschen TV: Flut und Istanbul/Türkei. Um mal was anderes zu sehen musste ich CNN/ausländische/internationale Sender einschalten, das darf eigentlich nicht sein.
Sicherlich 2 wichtige Themen, trotzdem hört der Rest der Welt nicht auf zu existieren.

[QUOTE=Fernsehkritiker;309936]Der Duden reagiert nur auf die Unfähigkeit von Menschen, Wörter richtig zu verwenden - das mag mancher gut finden (denn Sprache ist ja immer im “Fluss”), ich finde es schlimm![/QUOTE]

Warum drückst du dich dann nicht so aus wie Goethe? Verwendest du vergessen im Genitiv (“ich vergesse sein” sagte man damals, daher z.B. auch der Name der Blume – “Vergissmeinnicht”)? Sagst du auch schön “die Thüre”, “das Thor” und “der Schranck”? Wenn du die Veränderung der Sprache und ihrer Verwendung so fürchterlich findest, dann können wir ja gleich zum Althochdeutschen zurückkehren. Uuard thô gitân in then tagun, framquam gibot fon ðemo aluualten keisure, thaz gibrieuit vvurdi al these umbiuuerft…tut mir Leid, aber es gibt schlichtweg keine objektive, rationale Basis für eine Kritik an der Weiterentwicklung der Sprache. Indem man sie als “Verkommen” oder “Verarmung” der Sprache bezeichnet, drückt man genau die gleiche Engstirnigkeit aus, wie Kardinal Meisner, als er das neue Fenster im Kölner Dom als “entartete Kunst” beschrieb. Wir haben schon einiges aus der deutschen Sprache “verloren”, wie den Instrumentalfall (ja, wir hatten mal fünf Fälle), den “th”- und den “ð”-Laut, und die Akzentuierung langer Vokale (â, ê, î, ô, û). Dem trauert auch keiner nach. Wieso also der früher ausschließlich ortbezogenen Bedeutung des Wortes “evakuieren”? Das macht einfach keinen Sinn (oder “ergibt” keinen - um die Pingelei mal nicht zu sehr provozieren).

Natürlich passen evakuieren und Menschen zusammen. Noch nie Mexikanisch gegessen? Oh, der Witz wurde schon gebracht. Wie schade. :frowning:

Ah, ich sehe gerade, Versicherungsmenschen, im Osten ist man mit der Gendersprache wohl schon weiter. ^^

panisch, ein sehr wichtiger Punkt! mir ist das auch schon aufgefallen. Ich vermute dahinter ja eine gewisse Taktik aber is wohl zu sehr VT deshalb pssst. Aber ist dir mal aufgefallen, dass die Stunden darüber berichten und doch nichts sagen ? Als Beispiel sei der Syrienkonflikt gennant. In der Zeit wo die Anstalten darüber berichtet haben, hätte man umfangreich über die Hintergründe und Intensionen der verschiedenen Gruppen informieren können, die politischen Interessen der Unterstützer aufzeigen können und diesen verdammten Konflikt von allen erdenklichen Seiten beleuchten können. Aber offenbar denkt man ja der Zuschauer hätte eine Kapazität von 5 Minuten bevor die Festplatte wieder gelöscht ist und man alles von neu erklären muss. Zudem war die Berichterstattung noch tendenziös und es ging nur darum Baschar al-Assad als möglichst schlecht dazustellen ohne die Opposition zu durchleuchten die natürlich nur Bürger waren die gegen ein Terrorregime opponierten. Richtig schön S/W denken propagieren. Jetzt wo die FSA so gut wie am Ende ist, fängt man langsam an die gefahren einer Übernahme dieser Macht zu zeigen aber lange nicht ausreichend genug erklärt. Und so läuft es mit fast alles Nachrichten. Es wird nicht Berichtet um zu Informieren, sondern nur um “Meinung” zu machen.

Der Master in Germanistik reicht erstmal, danke.

[QUOTE=Fernseekritiker;309938]Es heisst [B][U]DIE[/U][/B] DLRG - da hier gerade ueber sprachliche Feinheiten gesprochen wird. :mrgreen:[/QUOTE]
Genau dieses habe ich mir auch gedacht.

Schon beim ansehen des Beitrags ist es mir kalt den Rücken runter gelaufen, als ich den falschen Artikel gehört habe.
Der Klöppel sagt: "Ich bin hier mit dem DLRG unterwegs"
Da könnte man ja noch sagen Ok ist halt live (oder live on tape) da kann das schon mal passieren oder er wollte sagen “Ich bin hier mit dem DLRG Boot unterwegs” und das Boot vergessen, da er von der Situation abgelenkt war.

Wenn man aber bequem im Studio sitzt und sich über die (vermeindlich) falsche Verwendung von einem Wort echauffiert, dann wird es sehr seltsam, wenn man dann den Satz raushaut: “und der DLRG macht das auch noch mit”.

Scheinbar weiß der Fernsehkritiker nicht, dass DLRG für Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft steht.
Somit ist der richtige Artikel “die”. (die Gesellschaft)

Mich grauts vor dem Tag, an dem “einzigste” im Duden steht und “schneller als wie du” als grammatikalisch korrekt betrachtet wird. Fehlt nur noch “dem Hans ihm dem seine Oma” und “der Jaqueline der ihre Mama” und alle sind glücklich.

Außer mir. :shock:

[QUOTE=Lou Beau;309948]Yeah, grab dich noch tiefer in dein Fremdschämloch! :stuck_out_tongue:
Vielleicht hättest du die Uni doch nicht nach zwei Semestern schmeißen sollen.[/QUOTE]

Seit wann kann man im Kindergarten den Master in Germanistik machen?! :roll:

@Saugstauber: Aber das ist nun mal Sprache. Deal with it.

Wortbedeutungen dürfen sich nie ändern und sollen immer das bedeuten, was sie ursprünglich bedeutet haben?
Also sind Männer “herrlich” und Frauen “dämlich”? :ugly

[QUOTE=Fernsehkritiker;309954]Aber die sprachliche Verlodderung bei ARD und ZDF hat ja auch schon Ulrich Wickelt bemängelt: http://www.ulrichwickert.de/index.php?seite=presse&id=48 (lesenswerter Text übrigens)[/QUOTE]

Ich habe auch einen interessanten Artikel für dich, der leider aber nicht frei zugänglich ist. Wenn ich die Ausgabe noch habe, schicke ich sie dir gern zu.

In dem Sinne empfiehlt sich auch ein Vortrag von Univ.-Prof. Dr. phil. habil. Rudolf Keller von der Heinrich-Heine-Universität zu Düsseldorf, „Der so genannte Sprachverfall”, der sich in schriftlicher Form hier finden lässt. Auch die dort angegebenen Quellen sind für verkappte Sprachreaktionäre einer Lektüre wert, da sie, zumindest meines Erachtens nach, den endgültigen Beweis erbringen, dass es diese kleinkarierte Verkapptheit ist, die der Sprache schadet, und nicht ihre natürliche Wandlung, und welche im Englischen daher nicht umsonst als [I]grammar nazism[/I] bezeichnet wird.

[QUOTE=Saugstauber007;310038]Mich grauts vor dem Tag[/QUOTE]

… mich grauts vor der Proliferation des Akkusativs.

Mir ist beim Zeigen der “180” Liter Wasser etwas aufgefallen, dass mich verwundert hat. Der Herr spricht von 30 mal 6 Litern, was logischerweise 180l ergibt, jedoch kann er entweder nicht richtig zählen oder es wird sogar hierbei noch beschissen. So leicht ist der Fehler garnicht zu entdecken, wenn man jedoch genauer hinguckt, kann man erkennen, dass es sich um typische 1,5l-Flaschen handelt, die in 6-Trägern abgepackt sind. Es handelt sich folglich um 30 mal 9l(!!!), was 270l ergibt. Dies sieht natürlich VIEL eindrucksvoller aus… aber was erwartet man von RTL “Journalismus”?!

[QUOTE=RKern;309892]Bzgl. Gorgina:
Das Problem meiner Meinung nach an dem Foto ist eigentlich, dass sie sich Modelmäßig in Szene ablichten ließ. So als ob es ein Fotoshooting auf Malle wäre.[/QUOTE] Ich glaube, die steht immer so da. Kennt die gar nicht mehr anders. Finde auch, es geht zu weit, jeden, der von der Flut ein Privatfoto macht, persönlich anzugreifen.

Und Holgers Spruch “Wer nah am Wasser baut, ist eh selbst schuld” greift hier nur bedingt, da das Wasser diesmal auch kilometerweit vom Fluß weg Häuser überschwemmte. Wat nu? “Wer in Niederungen baut, ist selbst schuld”?

Andererseits stimmt es schon: wenn den Flüssen auch nach DIESER Hochwasserkatastrophe wieder nicht mehr Raum gegeben wird, dann sollte bei der nächsten Flut aber Schluß sein mit spenden und so.

[B]Die Volksmusikbeiträge wären übrigens für mich katastrophaler als jede noch so schlimme Überschwemmung![/B]

PS: ich fordere jedesmal einen FKTV-Beitrag, wenn jemand im Fernsehen “ich bin GESCHOCKT” sagt oder “Zumindestens”. Holger, halt die deutsche Sprache sauber! [I]jawoll![/I]

Da braucht man gar nicht lange zu diskutieren. Laut Duden-Online können “Bewohner [aus einem Gebiet, Haus]” evakuiert werden. Es war also völlig unnötig, die angeblich falsche Verwendung in dem Beitrag zu kritisieren. Ich finde es ehrlich gesagt etwas schade, wie unsachlich Holger auf die durchaus berechtigten Einwände hier im Forum reagiert. Gerade aber auch weil der Duden kein amtliches Dokument ist, das die Sprache “vorschreibt”, ist dies umso mehr eine Legitimation für den Sprecher der deutschen Sprache, das Wort “Evakuieren” in dem entsprechenden Kontext zu verwenden.

Dennoch hat mir die gesamte TV-Kritik hier sehr gut gefallen!

Unglaublich wie ein sehr interessanter Beitrag über die Berichterstattung der Medien, auf eine dämliche Wortbedeutung reduziert wird. Ich wäre dafür die Duden Diskussion auszugliedern.

also mich stört es jetzt nicht, dass der Fernsehkritiker sich mal über die “falsche” Verwendung von Evakuieren ausgelassen hat. Jedoch kann ich mich an eine Postecke erinnern, wo jemand sich über sprachlich/grammatikalische Fehler in einem Fernsehkritik Beitrag geäußert hatte, und daraufhin vom Fernsehkritiker darauf hingewiesen wurde das Sprache ja im Fluss sei. wieso das hier in diesem Fall jetzt auf einmal anders ist verstehe ich nicht. Ich bin gespannt auf die Nächte Postecke. Ich habe jedenfalls schon vor Jahren beschlossen mich nur noch in meiner eigenen Sprache zu unterhalten.

Ich finde es immer wieder faszinierend wie sehr sich Leute um so eine Scheiße wie die anscheinend falsche Verwendung eines Wortes streiten. Wenn es ein grober Fehler wäre OK, aber doch nicht wenn es um so eine Haarspalterei geht. Das ist genau wie diese “SuperGAU” Geschichte … einfach unglaublich wie manche Leute ihre Prioritäten hier setzen. Es in dem Beitrag zu erwähnen ist genau so kleinlich und unsinnig wie diese bescheuerte Diskussion hier.

In diesem Sinne: Eine Auslagerung der Duden Diskussion wie Eisenfaust es vorgeschlagen hat, würde den Thread hier leserlicher machen.