Tja, ich weis gar nicht, wo ich anfangen soll. Aber vielleicht am Besten damit:
JA, AUCH ICH BIN EINER, DER BERLIN TAG & NACHT BEINAHE TÄGLICH SCHAUT.
Und viele von Euch, die mich auf Twitter abonniert haben, wissen das auch und wundern sich immer wieder, warum ich mich mit diesem Scheiss befasse. Nun das hat mehrere Gründe:
Am Anfang war es noch so, daß es mich einfach interessiert hat, was das wohl für ein neues Format sei (als Berlin Tag & Nacht vor rd. 1 1/2 Jahren auf RTL II startete). Es wurde überall als neues “REALTAINMENT” oder als “REALITY-SOAP” angekündigt - und obwohl ich wusste, es würde bei RTL II laufen und von daher nichts gutes bedeuten, war ich dennoch gespannt auf die ersten Folgen.
Und ich muss sagen, die allerersten Folgen waren, im Gegensatz zu dem was da heute abgeht, eigentlich noch raltiv gut: es gab eine Storyline, der man folgen konnte, die einen Sinn ergab und man schien tatsächlich den Einblick in eine WG-Gemeinschaft zu bekommen. Und betrachtete man damals auch die Kommentare auf FACEBOOK, so gab die überwiegende Mehrheit der Leute, die dort kommentierten und "LIKE"ten, der Sendung eigentlich keine Chance und wenig Aussicht auf ein langes Überleben.
Wer die Sendung jedoch weiter verfolgte, hätte eigentlich schnell erkennen müssen, daß die dort vermittelten Scenen, sprich die Storyline, jedoch nichts, aber auch gar nichts mit dem richtigen Leben zu tun haben kann. Die waren so dermassen an den Haaren herbeigezogen, daß ich mich gewundert habe, wie dieses Format beinahe wöchentlich neue Quotenrekorde für RTL II einfahren konnte. Und ein Blick auf die FACEBOOKseite ließ es mir ehrlich gesagt eiskalt den Rücken runterlaufen. Was da teilweise an Kommentaren gepostet wurde, war einfach unfassbar: nicht nur, daß rund 90% der Kommentare nur so vor Rechtschreib- und Grammatikfehlern strotzte, nein, auch das viele dieses Format scheinbar tatsächlich für “voll aus dem Leben gegriffen” hielten, ließ mich echt vom Glauben abfallen.
Da bauen sich Fangemeinden um Protagonisten auf, die innerhalb der Sendung nichts auf die Reihe bekommen (Stichwort OLE PETERS etc.), wird ernsthaft darüber diskutiert, wer mit wem und warum zusammenkommen soll, auf gepostete Handyvideos der Darsteller wird eingegangen und diskutiert etc. etc. Als neutraler Zuschauer kann man sich da echt nur an die Birne fassen und sich fragen: “Was soll bloss aus unserer Jugend werden, wenn sie solche Werte vermittelt bekommt und diese auch noch für bare Münze hält?”.
Und ich gehe davon aus, daß der überwiegende Teil, der unter FACEBOOK und TWITTER kommentierenden Leute nicht älter als 20 Jahre alt sein dürfte. Da wird nicht etwa kritisch hinterfragt oder etwa der völlig an den Haaren herbeigezogene Handlungsstrang kritisiert - nein, die meisten posten tatsächlich so, als würden sie sich wünschen, ihr eigenes Leben würde tatsächlich mal so ablaufen. UND DAS MACHT MIR ANGST!
Und nicht nur, daß der Handlungsstrang mittlerweise nur noch abstrus ist, nein, er wiederholt sich auch ständig oder wird “künstlich” über mehrere Folgen in die Länge gezogen. So gibt es beispielsweise bei Berlin Tag & Nacht storytechnisch nichts Neues mehr, dem man folgen könnte - wo einem beim zusehen nicht sofort klar wird, wie das enden oder wo es hinführen wird (mal abgesehen davon, daß alles, was bei Berlin Tag & Nacht begonnen wird, am Ende immer unweigerlich in die Hose geht). Und dennoch verbucht dieses Format ständig neue Rekorde - sei es quotentechnisch oder Facebookfanmässig.
Und leider findet man nur zu selten eine passende Kritik zu diesem Format, wie die folgende: Dummheit Tag & Nacht, die sich ernsthaft mit dem Format auseinandersetzt, ohne einfach nur “draufhauen” zu wollen. BTW: schade übrigens, daß man bei DWDL nur noch via FACEBOOK kommentieren kann.
PS: ich habe noch etwas elementares vergessen. Dieses Format würde mich nicht dermaßen auf die Palme bringen, wenn nicht ständig propagiert werden würde, daß dieses Format keinem “vorgeschriebenen Drehbuch” folgen würde und die Laiendarsteller das in der Sendung gezeigte nur nach “eigenem Ermessen” auf vorgegebene Stichpunkte hin umsetzen würden. Was dem Format eben den Charakter verleihen würde, es sei aus dem “echten Leben” gegriffen!!!
HALLO, GEHT’S EIGENTLICH NOCH?
Sollte das Format wirklich einem Drehbuch folgen, so haben die Drehbuchautoren einen an der Waffel. Sollten es tatsächlich die Schauspieler nach eigenem Ermessen umsetzen, so empfehle ich allen einen dringenden Besuch beim Psychiater. So ein kaputtes Leben führt doch kein Mensch, oder sollte ich da wirklich falsch liegen?