Folge 106

Hier kann darüber diskutiert werden!

Der Teil mit der Kinovorschau ist auch auf YouTube!

Grad beim gucken und als Anmerkung zu Mother, also ich bin ich nicht der Meinung, dass wenn man JLaw und Javier Bardem das Bibel-Label überstülpt, sie beide immer nur ein und die selben Personen darstellen.

Also es ist jetzt nicht so, dass man sagen kann, dass beide über den gesamten Film hinweg Adam und Eva wären. Sondern es werden verschiedene biblische Situationen gezeigt, wo beide die jeweils wichtigen Personen verkörpern. So gesehen hat Nils in meinen Augen schon recht, dass das Kind Jesus darstellt. Es klopfen ja auch die „drei Heiligen“ an der Tür und ohne spoilern zu wollen, ich sage nur „der Leib Christi“ :wink:

Kommt halt wirklich darauf an was man hinein interpretiert. Ich hab mir auch keine Erklärungen zu dem Film angesehen/durchlesen, da meine Interpretation für mich schlüssig ist. Für mich erzählt der Film eben auch nicht nur eine Geschichte, sondern mindestens zwei, die auch weder stringent noch im gleichen Zeitrahmen verlaufen.

Bei der Beschreibung der ursprüngliche Rezeption von „Das Ding aus einer anderen Welt“ meinte ich eine starke Parallele zur vorher beschriebenen Rezeption von „Mother“ zu erkennen.
Vielleicht befindet sich „Mother“ ja zur Zeit in einer ähnlichen Phase wie „Das Ding“ und gilt in 30 Jahre oder so als ein grooßer Klassiker. Vielleicht ist dieser Film auch einfach seiner Zeit voraus. :wink:

Zum Thema Halloween. Die Geschichte um Michael Myers war ja mit Teil 2 abgeschlossen und ab Teil 3 sollte aus dem Franchise eine Filmreihe werden, die zwar noch Halloween heißt, aber stets eigenständige Geschichten erzählt. So schlecht fand ich Teil 3 jedenfalls nicht. Für sich betrachtet nicht schlechter als die anderen Filme, welche ja oftmals auch nicht groß was mit den anderen Teilen zu tun hatten.

Der neue Film wird ja jetzt wohl ein direkter Nachfolger zum ersten Halloween, nachdem es urspünglich der offiziell 3. Teil mit Myers werden sollte.

“Get Out” fand ich zunächst hochgradig originell und unterhaltsam. Im letzten Drittel kippt der Film meiner Meinung nach und ist mir zu trashig und B-Movie-mäßig, teilweise an “Human Centipede” erinnernd. Überraschend fand ich eigentlich wenig, denn man braucht nicht viel Fantasie, um vorherzusehen, worum es geht. Es ist ein unterhaltsamer Film, keine Frage. Doch dass man diesen Film so hoch hängt bis hin zu Oscar-Nominierungen, kann ich mir nur so erklären, dass man dieses Jahr verzweifelt Filme zusammengefegt hat, in denen Schwarze im Mittelpunkt stehen, damit man nicht wieder in Verdacht gerät, rassistisch und zu “weiß” zu sein.

Für mich war Mother einer der besten Filme des Jahres, ich habe ihn drei mal im Kino gesehen.
Ich finde, es hätte in der Folge durchaus noch etwas mehr auf die einzelnen Situationen im Film eingegangen werden können, in denen ganz deutlich das biblische Erzählmuster belegbar ist.
Unter diesem Aspekt macht der Film dann nämlich auch Sinn und ist nicht mehr so “verrückt”, wie ihn wohl einige finden.
Dass der Film ausgebuht wurde und einige ihn für so schlecht halten, kann ich auch nur damit erklären, dass sie ihn nicht verstanden haben. Schade, denn er hat eine tiefe Message und ist für mich ein absolutes Meisterwerk.

Findet ihr Ocean’s 8 jetzt wirklich so doof? Fand den etwas despektierlichen Kommentar dazu, dass der jetzt mit Frauen wäre, eher unglücklich. Da sind ja viele tolle Darstellerinnen dabei und nur weil Ghostbusters dann ja leider doch ein eher missglücktes Experiment war (was aber meiner Meinung nach dem Drehbuch und der Regie geschuldet ist) muss man ein solches Reboot ja nicht gleich abtun. Der Trailer sieht doch ganz witzig aus. Vielleicht ist das bei euch aber auch zu sehr „Sausage Party“ :smiley: - abgesehen von der wunderbaren Hoaxmistress und den gelegentlichen Cameos der Ex-Sakuras.

Mein Kommentar “Ocean´s Eleven , jetzt mit Frauen…tja” klang vielleicht etwas despektierlich, sollte aber eigentlich nur eine gewisse Ratlosigkeit ausdrücken, was denn das jetzt noch wieder bringen soll. Denn nach 3 Filmen die ja noch gar nicht solange her sind, scheint mir das Thema halt ziemlich ausgelutscht und es wirkt als hätte man nach irgendeiner Variante gesucht mit der man es nochmal wieder vermarkten kann. Ich persönlich fand schon die anderen beiden Fortsetzungen eher überflüssig und bin daher eher des Themas an sich überdrüssig - nicht speziell der Frauenvariante. Auf den neuen “Ghostbusters” war ich dagegen sehr gespannt.

Ich bin froh, dass Aus dem Nichts nicht für den Oscar nominiert wurde. Für mich scheitert der Film gleich dreimal. Das erste Mal scheitert er schon im ersten Akt, indem er diesen tragischen Bogen zu extrem überspannt. Ich hatte vollstes Verständnis dafür, dass die Mutter, die gerade mit Sicherheit Mann und Kind verloren hat, heulend zusammenbricht. Dass man mir dann immernoch vorkauen muss, was für eine tolle Familie das war und wie die Frau wirklich durch jede Scheiße gehen muss und wie immer wieder noch einer drauf gesetzt wird, das war mir dann schnell zu viel. Da war dann irgendwann nur noch der Gedanke “Ich habs kapiert, das ist voll tragisch, haben wirs langsam?”.
Das zweite Mal gescheitert ist er mit der Gerichtsverhandlung, wo offenbar alles an einem möglichst bösartig aussehenden Anwalt scheitert. Aber gut, dass Fatih Akin nicht vorhat die Schuldfrage zu diskutieren, merkt man recht schnell, spätestens wenn der Anwalt anruft und mitteilt “Du hattest recht, das waren Nazis”.
Am größten scheitert der Film dann im Abspann, wo er selbst den Bezug zu den NSU-Morden herstellt. Bis dahin hätte ich das wohl hingenommen, kein guter Film, aber immerhin eine gute Schauspielerin. So wird halt völlig klar, dass Fatih Akin einen politischen Skandal sondergleichen auf einen Polizisten, der vermutet, der Mann könnte wieder mit Drogen gehandelt haben und einen Anwalt, der böse guckt und die Angeklagten raushaut, reduziert. Das großflächige Versagen der Polizei, den Medien (“Dönerbudenmorde”) und des Staates wird völlig vernachlässigt. Den Bezug stellt der Film freiwillig und ohne Not her und scheitert auch genau daran.

Das war eine wirklich grandiose Folge von Pantoffelkino, bei der ich jeden Abschnitt genossen habe. Denn ich kann zu einem großen Teil der Filme meinen Senf dazugeben.

Besonders hat mich interessiert, was ihr von “Mother!” haltet. Tatsächlich habe ich den Film auch als eine Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen dem Künstler, seiner Muse ( also nicht einer realen Person, sondern seiner inneren Inspiration ), seinem Werk und seinem Publikum gesehen.
Wie fühlt es sich für einen Schriftsteller an, wenn er sein Werk, sein geistiges Gut, sicher auch sein liebstes Kind, der Kritik eines Publikums ausliefert? Ich glaube, das will uns der Film zeigen.
Die Frau, die für die Muse steht, ist ein Teil des Künstlers, ein Aspekt seiner Persönlichkeit. Das Haus steht für sein Werk ebenso wie das neugeborene Kind. Der Mann ist das Ego des Künstlers, der Teil, der das Werk der Welt präsentieren will, der das Publikum willkommen heißt, obwohl er weiß, dass dieses Publikum ihm sein Werk madig machen wird. Es wird von ihm Besitz ergreifen, Dinge hineininterpretieren, die er sich so gar nicht gedacht hat, an ihm herumkritisieren, es vielleicht sogar verlachen oder beschimpfen.
Irgendwann entgleitet dem Künstler dann sein Werk, es hat keine Ähnlichkeit mehr mit etwas, das ihm gehört.
Der Film stellt es als eine Verletzung der Muse, nicht des Egos des Künstlers dar ( und hierfür kann man ihn auch kritisieren - falls dieser Interpretationsansatz nicht völlig falsch ist ). Das mündet in die Vernichtung des Werks. Aber nicht im Sinne der völligen Negation der Existenz, sondern in dem Sinne, dass es in die Erinnerung verbannt wird, um wieder Platz für ein neues Werk zu schaffen - und für eine neue Muse, die etwas Neues errichten hilft.
Ich erinnere mich, wie die anderen Zuschauer im Saal entnervt aufstöhnten. “Scheißfilm” fiel da. Einige verließen die Vorstellung. Ich war vermutlich der Einzige, der mit einem Lächeln auf den Lippen hinausging.
Irgendwie verstehe ich das. “Mother!” ist, wie Nils völlig richtig anmerkt, ein “sperriges Vergnügen”.
Aber muss ein Film das nicht auch sein, wenn man wirklich etwas daraus mitnehmen will? Es ist doch mal was anderes, wenn einem als Zuschauer richtig was zu Denken mitgegeben wird. In der Hinsicht hat “Mother”! ordentlich geliefert.
Und deshalb finde ich ihn großartig.

“Das Ding aus einer anderen Welt” habe ich noch nicht gesehen, aber es scheint interessant zu sein. Wahrscheinlich wurde das Konzept schon oft adaptiert, aber an die Reinheit der Idee im Original ragt ja bekanntlich nichts heran. Irgendwann werde ich mir das mal zu Gemüte führen.

Ich habe einmal gegen meinen Vorsatz “Hot Dog” angeschaut. Und was soll ich sagen: Wenn man vorher schon zwei andere Filme angeschaut hat und diese erst mal sacken lassen muss, ist dieser Film wie Ballaststoff für deinen Verstand: Er rutscht einfach so durch. Und den Kinosaal zu verlassen, ist so, als würde man eine Klospülung betätigen.
Aber auf keinen Fall sollte man den Film als Hauptgang nehmen. Auch nicht als Dessert. Nur als Abführmittel. Denn er ist nicht mal das Geld wert, das das Papier für die Kinokarte kosten würde.

Jumanji habe ich mir angesehen ( wie die meisten größeren Filme ). Mir fiel auf, dass ich an den gleichen Stellen gelacht habe wie der Rest des Publikums, und das passiert nicht oft.
Vielleicht lag es daran, dass der Humor nicht so beliebig und austauschbar rüberkam, sondern wirklich Hintersinn hatte. Der Film handelt von einer Gruppe Jugendlicher, die in ein Videospiel gesaugt werden und dort feststellen müssen, dass dort alles nach wiederkehrenden, vom Spiel vorgegebenen Mustern abläuft. Ihre Avatare haben teilweise Superkräfte, die sie aber nicht richtig nutzen, denn eigentlich sind sie ja keine Supermenschen, sondern nur Teenager in anderen Körpern.
Die Botschaft ist so simpel wie spießig: Häng nicht die ganze Zeit vor dem Computer oder Smartphone, da draußen ist das richtige Leben. Also das, was Eltern ihren Kindern seit 20 Jahren sagen. Mit dem Unterschied, dass die jungen Eltern von heute es als Kinder genauso gemacht haben.

“Three Billboards” ist ein echter Ausnahmefilm. Wie kann ein so ernster Film mit einem so ambivalenten Problemthema die Menschen so sehr zum Lachen bringen? In der Vorstellung, in der ich saß, kamen die Salven im Fünfminutentakt. Und es war kein ignorantes Lachen. Es war ein befreites Lachen, ein Humor-ist-wenn-man-trotzdem-lacht-Lachen.
Der Regisseur lässt hier Figuren aufeinander los, die zum großen Teil einen unbestimmten, selbstgerechten Groll hegen. Sie sind nicht besonders empathisch, sie verletzen einander unnötig, einfach weil sie nicht wissen, wohin mit ihrer Wut. Wir sehen hier eine Gesellschaft, in der nichts so läuft wie es laufen sollte, die nahezu aussichtslos gefangen scheint in wechselseitigen Vorwürfen und emotionalen Problemen, aber die Figuren trotzdem Wege finden, damit umzugehen. Das ist eine wohltuende Abwechslung zu der ständigen Berieselung mit Hollywoodproduktionen, in denen die Helden letzten Endes immer so sind, wie wir gern wären, aber niemals sein können.

Ich kann bei dem Ausblick auf das Kinojahr 2018 Nils nur zustimmen. Die ganzen Remakes und Fortsetzungen gehen mir einfach nur fürchterlich auf den Sack. Besonders das Mary-Poppins-Remake kann ich kaum erwarten. Wie macht man einen solchen Spießerfilm poppiger? Das hat echtes Schlefaz-Potential. Oh, und Ocean’s Eleven mit Frauen? Höhöhö, wattn Scheiß … Äh, ich meine, ist doch längst überfällig, dass der Stoff endlich mal mit Frauen umgesetzt wird. Finde ich supergut. Weil ich kein Frauenfeind bin. Okay, schön, ich warte erst mal ab. Vielleicht wird er ja doch nicht so schlecht.
Den Grund für Hollywoods Feigheit kann ich übrigens nennen: Rückläufige Zuschauerzahlen ( so weit ich weiß ). Da nimmt man aus ökonomischer Vernunft heraus Stoffe, die weniger Risiko versprechen. Schade eigentlich. Ich hoffe, das Kino überwindet irgendwie die Krise.
Ich freue mich aber auf Deadpool 2 und Ready Player One. Sieht auch nicht nach neuen Stoffen aus, aber vielleicht gibt es eine interessante Umsetzung.

“Get Out” ist der originellste Film, den ich zum Thema Rassismus je gesehen habe. Er thematisiert, welche subtilen Formen er annehmen kann. Hier geht es um die Okkupation der schwarzen Kultur durch die weiße Mittelschicht. “Schwarz ist das neue Weiß” ist einer der bezeichnendsten Sätze des Films.
Natürlich kann man auch das Bestreben, die Subkulturen von Minderheiten von der Mehrheitskultur abzugrenzen, kritisch sehen. Aber dieser Film bringt seine Position sehr gut rüber.

Bei “Dunkirk” habe ich zwei Probleme: Einmal ist da jenes, das ihr schon genannt habt. Es fehlt wirklich an Identifikationsfiguren. Daher erreicht die Spannung kein hohes Niveau.
Zum anderen wird eine Erzählweise verwendet, die suggeriert, man hätte einen Antikriegsfilm vor sich. Man sieht den Feind nie, diesen zu besiegen ist keine Option. Es bleibt nur die Flucht aus dem Inferno. Aber wie wir als filmisch versierte Menschen wissen, gibt es keine Antikriegsfilme. Die Soldaten kehren zwar wie geprügelte Hunde nach Hause, aber sie werden mit dem Pathos empfangen, das ihnen und den Zuschauern so lange verwehrt wurde. Jene, die genug vom Krieg haben sollten, werden bald wieder in die Schlacht ziehen. So würde ein Antikriegsfilm nicht enden.