Folge 106 - Freiwild fürs Fernsehen

Ich beziehe immer Stellung - das solltest du wissen! Das ist auch wichtig!
Ich bin aber unvoreingenommen an das Thema herangegangen, habe sehr viele Songtexte gelesen, hab alles abgeklopft, was gegen Frei.Wild vorgetragen wird. Und dann habe ich schließlich das Interview geführt.

Wenn mein persönliches Fazit ist, dass ich die Band nicht für rechtsradikal halte, dann muss ich das auch sagen - ansonsten wäre hier im Forum ohnehin die Frage gekommen.

Meine Kritik richtet sich ans Fernsehen - dass dort eben schlaglichtartig sowas wie “Verachtung der Demokratie”, “Anspielungen an den Anti-Semitismus” usw behauptet wird, ohne auch nur einmal den konkreten Beweis zu liefern, in welchem Song man dies nachweisen kann. Einen solchen Song gibt es nicht.

Ich glaube ich bin gerade Fan geworden von dieser Band. Ich finde die Texte orginell und kann nichts rechtes daran erkennen… ich vergleiche das mit folgender Situation: Die Franken in Bayern… kämpfen innerhalb des Freistaates auch um mehr Anerkennung, um den Erhalt der fränkischen Werte und gegen den Diktat aus dem fernen München. Würde man auch hier solche Lieder singen, wäre das Ergebnis das gleiche wie bei Frei.Wild, obwohl man eigentlich das Gegenteil will wie das rechte Gesindel, mehr Unabhängigkeit und mehr regionale Identität!
Das Problem ist einfach folgendes (bei den ÖR und diversen konservativen Schichten): Die Texte sind zu agressiv, zu viel Meinung wird kund getan und nicht verblümt ausgesprochen UND (und ich empfinde dieses Argument von Holger schon als bedeutend) es ist keine Volksmusik. Denn was hier gesungen wird, kann ja nicht rechts oder politisch sein (der Melodie wegen) Ironie ende. Achja, und war es nicht Andi Borg, der unsre Italienischen Freunde als “Spaghettifresser” öffentlich betitelt hat… nein, hier käme nie ein falscher Verdacht auf :smt017

Ich fand das Interview sehr gelungen - da ich nicht viel über die Band wusste, bin ich allerdings auch unvoreingenommen herangegangen. Ich bin aber auch positiv überrascht, dass es hier bislang noch keinen heftigen Anti-Frei.Wild-Post gab. Wenn es solche Posts hier nicht gibt dann deutet das darauf hin, wie stark mediengemacht die ganze Kontroverse um diese Band ist.

finde das interview toll und es hat mir im prinzip bestätigt, was ich vorher dachte (also das sie keine bösen nazi rekrutierer sind). bin schon auf das ganze gespannt.

ich hab mir während des beitrags die frage gestellt, was wohl wäre, wenn die ihre texte sinngemäß auf english gesungen hätten. ob dann auch soviele anschuldigungen gekommen wären? aber naja, was wäre wenn :wink:

@Fernsehkritiker

Deine Kritikpunkte sind alle zutreffend.
DIe Band ist auch NICHT rechtsradikal. PUNKT. Aber einen leichten Rechtseinschlag hat sie, auf mich wirkt das so.
Tatsächlich bin ich eben der Meinung, und ich meine eben dass diese Ansicht mich noch nicht als komplett daneben liegenden Idioten auszeichnet, dass das durchwegs ein weg für die Jugend an den rechten Rand ist.
Andere sehen das nicht so.
Hätte ich den Beitrag gemacht und versucht besonders neutral zu sein (was halt jeder nur soweit machen kann wie ihm irgendwie möglich) hätte ich zumindest dieses strittige Thema offen gelassen, da sich hier die Geister scheiden.
Es bleiben ja trotzdem genug Kritikpunkte an der TV-Berichterstattung über die treffend sind.
Einfach weil mein Publikum sich nicht durch meine politische Einstellung sondern durch meine Haltung in Hinsicht mieses Fernsehprogramm definieren soll. Ob jemand dann eher links oder rechts (nicht RADIKAL!) ist soll dan überhaupt kein FAKTOR sein damit er den Beitrag und die transportierten Kritikpunkte aufnehmen kann.
Ich hoffe ich konnte mich klar ausdrücken.

Ich muss kurz etwas ergänzen/zitieren aus der Wikipedia:

Der Journalist Thomas Kuban bezeichnete Sänger Phillip Burger auf Grund dessen als „erste[n] Rechtsrockstar im klassischen Sinne“, „denn sein Wirken [sei] auf keine Szene beschränkt, er [erreiche] auch das bürgerliche Spektrum, ohne dass sich bislang politischer oder zivilgesellschaftlicher Widerstand regen würde. Frei.Wild [verkaufe und etabliere] Nationalismus und Anti-Antifaschismus als hippe Protestkultur“.[18]

Ich verstehe das so: Wir sind alle zu blöd den wahren Sinn der Texte zu sehen. Da gibt mal wieder jemand den Aufgeklärten. Wie ich sowas hasse! Man kann eben alles rechts reden wenn man will!

Mich hat das Interview ehrlich gesagt nicht besonders überzeugt. Will sagen, die Vorbehalte gegenüber der Band sind eher noch bestätigt worden. Man kann Nationalismus nicht einfach als „Patriotismus“ verklären und mit Volksmusik (im Grunde genommen nicht viel weniger schlimm) relativieren. Warum bist Du bei dem Thema mit den „Feinden“ nicht dran geblieben und hast nachgefragt, wie er das meint? Das klang doch sehr fadenscheinig.

@Fernsehkritiker

Deine Kritikpunkte sind alle zutreffend.
DIe Band ist auch NICHT rechtsradikal. PUNKT. Aber einen leichten Rechtseinschlag hat sie, auf mich wirkt das so.
Tatsächlich bin ich eben der Meinung, und ich meine eben dass diese Ansicht mich noch nicht als komplett daneben liegenden Idioten auszeichnet, dass das durchwegs ein weg für die Jugend an den rechten Rand ist.
Andere sehen das nicht so.

Frei.Wild wird auch von den meisten Kritikern, abseits der Massenmedien, nicht unbedingt vorgeworfen eine rechtsextreme/rechtsradikale Band zu sein, sondern eine rechtspopulistisch.
Und ich bin der Meinung, das ist eine Einordnung, die man, in Hinblick auf diverse ihrer Texte („Wahre Werte“, „Land der Vollidioten“) kaum verneinen kann.
Allerdings ohne den Beitrag gesehen zu haben.

Genau das ist es ja, das wäre dann wieder das andere extrem. Es soll ja nicht darum gehen aus der Band herauszukitzeln was sie wirklich sind, sondern die tatsächlich unfaire Berichterstattung zu thematisieren.
Hätte Holger da noch härter nachgehakt, wäre wieder eine andere Fraktion vor den Kopf gestossen und geführt hätte es zu nichts, da die tatsächlichen Finessen der Gesinnung von Frei.Wild (welche die auch immer sind) ja garnicht Thema des Beitrags sind.

Jetzt is das einzige was ich noch blöd finde der Abraunzer über die „linken Gutmenschen“. Einerseits is der Begriff schon so komisch weil das hört man meist aus den Mündern von echten Ungusteln.

Der Begriff hat mich auch wieder sehr genervt, ausserdem dieser Satz „wann hört ihr auf eure Heimat zu hassen, wenn ihr euch ihrer schämt könnt ihr sie doch verlassen“, das ist genau das selbe dumme Geschwafel das die rechten Idioten à la Kreiszahlnachrichten immer ablassen: - Die Linken wollen Deutschland abschaffen, die Linken hassen Deutschland, die Linken wollen Deutschland islamisieren (Links = Linksgrüne Gutmenschen). Ich kenne die Lieder der Band nicht, aber bei einem solchen Satz gehen bei mir alle Alarmglocken an, dafür habe ich schon zu viel Müll von den echten Rechtsextremen gelesen, und das geht einfach sehr in die Richtung.

Ich bin nicht die Zielgruppe, daher ist es eh egal, aber ich bin leider nicht überzeugt.

Ich verstehe das so: Wir sind alle zu blöd den wahren Sinn der Texte zu sehen. Da gibt mal wieder jemand den Aufgeklärten. Wie ich sowas hasse! Man kann eben alles rechts reden wenn man will!

ich glaube der herr kuban weiß recht genau wovon er redet…

@woodpainter

Das musst du mir jetzt aber genauer erklären, bitte :smt025

EDIT: Kuban behauptet unter anderem auch, dass Freiwild mit Nazi-Bands gemeinsam hat, Hass gegen Andersdenkende zu schüren. Bis jetzt ist mir davon nix aufgefallen… das Gegenteil ist eher der Fall.

All diejenigen, die jetzt sagen, es seien bestimmte Themen zu kurz gekommen oder seien nicht angesprochen worden, verweise ich dann gern auf das komplette Interview in ein paar Tagen auf YouTube. Der Beitrag war mit 18 Minuten ohnehin schon ungewöhnlich lang. Das reine Interview dauert ca. 45 Minuten!

Ich wollte ja mit dem Beispiel der “linken Gutmenschen” nur deutlich machen, dass ich das selbst auch schon zum Thema gemacht habe. Und ich hoffe doch, dass man mir nicht auch noch unterstellt, rechtsradikal zu sein! “Moralapostel” oder “Gutmenschen” kommen nun mal eher aus dem linken Lager - insofern ist das “links” ja nur ein logisches Anhängsel.

Vorneweg: Ich fand den Beitrag großartig! Ich hatte mich vorher überhaupt nicht damit beschäftigt, weil es mich einfach nicht interessiert hat. Der Beitrag war originell, neu und sehr interessant. :smt023

Wir leben aufgrund unserer Geschichte in einem Land, das so politisch korrekt wie möglich sein möchte. So politisch korrekt, dass es fast absurd ist. In der 9. Klasse haben wir mal die Nationalhymne besprochen, woraufhin ein Mitschüler “Singen, singen!!” rief und wir aufstehen und die Nationalhymne singen mussten. Jeder von uns hat danach ein beklemmendes Gefühl beschrieben. Es war uns allen unglaublich unangenehm. Das war für mich wirklich ein einschlägiges Ereignis. Wie gaga ist es denn, dass ich mich für das Singen der Nationalhymne schämen muss?

Auch bin ich mittlerweile viel rumgekommen. Kein anderes Land versucht dermaßen krampfhaft politisch korrekt zu sein und in keinem anderen Land wäre so eine Diskussion wie hier über Frei.Wild nötig bzw. möglich. Ich studiere in den Niederlanden und wir mussten neulich ein Bild analysieren, in dem 3 Menschen, die Karten spielten, zu sehen waren. 2 Weiße und ein Nichtweißer. Die Frage des Dozenten war:“Wer spielt falsch?”. Die Antwort: “Richtig, der N-Wort (ICH WEIß NICHT MAL OB ICH DAS HIER SCHREIBEN DARF!) spielt falsch!”. Und daran stört sich keiner! In dieser Vorlesung saßen lauter junge, aufgeklärte Studenten. Dagegen sind die Texte von Frei.Wild geradezu kindergartentauglich.

Wenn wir nicht aufhören es jedem Recht machen zu wollen, um ja niemanden zu diskriminieren, dann werden wir nie ein gesundes Verhältnis zu uns und unserem Land entwickeln.

Es soll ja nicht darum gehen aus der Band herauszukitzeln was sie wirklich sind, sondern die tatsächlich unfaire Berichterstattung zu thematisieren.

Damit stellt sich dann aber doch der Sinn des ganzen Interviews in Frage. Es ging doch wohl darum, ihnen auf den Zahn zu fühlen, um daran die (vermeintlich?) unsachliche/tendenziöse Berichterstattung zu entlarven — oder?

Mir hat das gesagte jedenfalls ein Stückweit zur Bestätigung des Gegenteils, also daß die Berichterstattung gar nicht so falsch liegt, gereicht.

Und ich hoffe doch, dass man mir nicht auch noch unterstellt, rechtsradikal zu sein!

Hat NIEMAND getan! Aber wie man sieht polarisiert das Thema eben. Da ist sich die Community eben uneins. Ansich ja kein Problem. Deswegen wäre es eben gut wenn ein Beitrag zu dem SO EINEM Thema eben besonders politisch neutral gestaltet ist, dann kommt die Message bei jedem an. Politisieren kann man dann im Forum.
Der Gutmensch war halt irgendwie als Beitragsabschluss wie eine Pointe. Das machts dem einen Lager halt schwerer die eigentliche Problematik zu erfassen, die anderen klopfen sich bestätigt auf den Bauch.

was soll ich da erklären???
der herr kuban hat sich schon seit mitte der 90er mit der rechten musikscene auseinandergesetzt.
und seit dem jahre 2000 hat er undercover einige rechtsrock konzerte besucht.
kurz gesagt:" wer sich über 15 jahre mit dieser musik beschäftigt, davon fast 10 jahre undercover,
der weiß glaube ich wovon er spricht."

Sehr sehr gelungener Beitrag.

Fand es sehr gut, dass der Sänger gesagt hat, dass jede Form von Extremismus scheiße ist, komplett meine Meinung! Rechts klar, aber Linksextremisten sind genau so beschissen. Damals war Rechtsextremismus in den Diktaturen scheiße und ist es heute auch noch. Damals war Linksextremismus in den kommunistischen Diktaturen scheiße und ist es heute auch noch. Punkt. Nur der letzte Satz wird oft einfach gekonnt ignoriert. :smt011

Ich habe zwar den Beitrag noch gesehen, kenne aber die Band und will mal ein paar Worte dazu sagen:

  1. Sie haben NIE ihre teilweise rechte Vergangenheit geleugnet, sondern stehen dazu. Was nicht heißt, daß sie ihr damaliges Verhalten verharmlosen oder gutheißen, sondern lediglich, daß sie aus ihren Fehlern gelernt haben, wie man so sagt, und heute absolut gegen rechte Gewalt sind. Das thematisieren sie auch immer wieder in ihren Liedern (Altes neues Leben, Niemand, Zu hoch am Himmel).

  2. Nicht nur im TV wird über sie hergezogen, auch in der “seriösen” Presse. Die SZ zum Beispiel benutzt ein Konzert und ein kurzes Interview mit der Band, um sie unterschwellig als “eigenlich doch noch Nazis” hinzustellen:

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/deu … -1.1520374

An dem Artikel stört mich soviel, daß ich das gar nicht alles aufschreiben kann, nur soviel: dem Autor ist kein noch so augenschenlich naives (oder besser: dämliches) Argument zu blöd, um die Band in die rechte Ecke zu drücken (Stichwort: “Schwarze Sonne”, Security).

Noch dazu sollte es in dem Bericht EIGENTLICH um das Konzert in München gehen, bei dem aber wohl die befürchteten (erhofften?) Skandale ausblieben und der Autor nur ein paar Worte darüber verliert, der Rest besteht aus Frei.Wild-Bashing.

Zusammengefasst: Leute wie Frei.Wild wären eigentlich die idealen Gäste in einer Talkshow über Rechtsradikalismus unter Jugendlichen, und zwar als positives Vorbild! Sie könnten darüber erzählen, wie und warum sie in diese Szene gekommen sind, was sie zum Umdenken bewegt hat, wie sie heute darüber denken und was sie Jugendlichen raten, die in einer ähnlichen Lebenssituation sind. Das wäre IMO wirkungsvoller, weil authentischer, als wenn der X-te Psychologe, der betroffen daher salbadert oder der hundertste C*U- Politiker, der wieder mal mehr Überwachung fordert.

@woodpainter
Stimmt, deswegen muss ich seine Aussagen nicht alle glauben.
By the way: Texte aus Liedern analysieren und deren politische Aussagekräftigkeit kommentieren ist nun wahrlich kein Glanzstück. Ich verstehe seine Rolle nicht ganz.