Folge 1: Akif Pirinçci

Wenn ich mir den Dieselskandal auf der einen Seite, und den Fall Asse auf der anderen angucke - dann mache ich mir da jedenfalls keine Illusionen.

Sehr sachlich gehst du an das Thema leider nicht, sonst hättest du es nicht notwendig, meine Gegenargumentation als „abstruses geblubber“ zu verunglimpfen. Vielleicht konntest du auch selber meine Argumentation nicht verstehen - sonst würde sich deine (suggestiv intendierte) Frage eigentlich erübrigen.

Versuch die Sache eher sachlich zu anzugehen und hinterfrage kritisch, ob dein bisheriges Wissen bzw. deine Erfahrung unter Umständen inkorrekt sein könnten (da ich aus einem Anti-Atom-Haushalt kam, kann ich deinen Standpunkt in gewisser Weise nachfühlen - aus diesem Denkmuster auszubrechen ist nicht einfach) - getrübt durch das Bild einer „gefühlten Wahrheit“.

Wie schon gesagt: Ich lebe in einer Stadt mit Reaktor (bin dorthin gezogen), war schon vor Ort und habe im Zuge von Übungen damit gearbeitet. Ein paar Kilometer außerhalb gab es früher sogar noch einen weiteren.
Ich habe in meinem Leben schon mit (rein auf das Gefahrenpotential auf mich bezogen) vergleichbar schlimmen Dingen in meinem Leben regelmäßig gearbeitet.
Ob und wo ich ein Haus bauen würde, lasse ich mir also nicht durch ein paar Zeitungsmeldungen oder einen Blogger, der diese zitiert, diktieren, sonst hätte ich mir vor ein paar Jahren sofort die Schutzimpfung bei der Schweinegrippe gegeben oder auch Atemschutzmasken.
Gegenfragen zum Selbstreflektieren für dich:
-Hältst du alle Mitarbeiter in einem solchen Kernkraftwerk für Idioten, die blind alles machen, was man ihnen sagt, und die sich nicht um ihre eigene Sicherheit oder von Angehörigen sorgen?
-Hältst du die kontrollierenden Behörden alle für so gut gekauft oder zu dumm, dass sie Leib und Leben von sich selbst, Angehörigen, Landsleuten, usw. leichtfertig riskieren?
-Glaubst du unreflektiert jede Zeitungsmeldung jeder Zeitung oder könnten da nicht das Eine oder Andere mal ein bisschen Sensationslust oder einfach Fehleinschätzungen, gewollte/ungewollte Übertreibungen o.ä. durch die Redakteure dabei sein? Vielleicht kennst du selbst ein Thema, wo du fachlich weit mehr als der durchschnittliche Redakteur weißt, und liest Artikel in dem Kontext und denkst dir, dass so nicht ganz stimmt. Ein Thema, was für einige Zuseher von FKTV nachvollziehbar war, waren Computerspiele, als diese beispielsweise für Amokläufe, Sexismus, usw. als Übeltäter herhalten mussten.

Was aber wiederum Dinge sind, die aufgeflogen sind, und nicht 50 Jahre oder länger geheim gehalten wurden. Wenn man entsprechend Nachforschungen betreiben würde, gehe ich aber davon aus, dass es genug kleine Störungen gegeben haben wird. Sie wurden nur nicht jedes mal medial publiziert oder haben dermaßen viele Leute interessiert.
Und Dinge zu vertuschen, wird zunehmend schwieriger. Stichwort: Data Integrity. Man kann sie bestenfalls dann nicht melden, aber nicht mehr verstecken. Und bei einer Kontrolle tut das dann böse weh.

@Fernsehkritiker Vielen Dank für diese Sendung. Dein „Ja, […]“, mit dem du häufig anfängst, hat ein wenig gestört, aber ansonsten fand ich dieses Interview sehr interessant. Auf mich hat Herr Pirinçci vor allem bemitleidenswert gewirkt.

Habt ihr Quellen dafür? Beim kurzen Googlen (vermutlich nach den falschen Begriffen) konnte ich nichts dergleichen finden.

Wikipedia:

Allerdings müssen sich alle Bürger des Inselstaates zu einer von fünf anerkannten Weltreligionen bekennen. Dies wird durch die Staatsideologie Pancasila fest vorgeschrieben. Die Bürger können demnach nur den Lehren von Islam, Christentum (katholisch und evangelisch), Buddhismus, Konfuzianismus oder Hinduismus folgen.

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die Vergleiche, die du angebracht hast, verursachen alle vergleichsweise kurzfristigen Schaden - den kann man reparieren und fertig.

Ein explodierendes Atomkraftwerk ist eine Hypothek, den die Menschheit selbst in 1000 Jahren nicht wieder los wird. Speziell Tihange, das (oh Wunder) genau an der Grenze zu Deutschland steht, ist ein Atomkraftwerk, das jeden regulatorischen Rahmen gesprengt hat und derzeit aufgrund von Rissen in den Reaktorwänden mit Kühlwasser „gekühlt“ wird, das mit einer Temperatur von 45° in das System geschleust wird, üblich ist meines Wissens bei der Einspeisung eine Kühlwassertemperatur von weniger als 10°. Ab 50° würde das Kühlwasser übrigens gar keinen Kühleffekt mehr mit sich bringen.

Das Ding gehört ganz sachlich und unter Berücksichtigung aller Störfälle der letzten Jahre sofort stillgelegt. Würde das Teil in Deutschland stehen, wäre das auch schon passiert.

Deshalb habe ich deine auschweifenden, leider völlig unpassenden, Beispiele als abstruses Geblubber bezeichnet.

Speziell Tihange: ja. Niemand mit einem Funken Verstand betreibt so eine Ruine weiter. Das gleiche gilt auch für die Idioten, die die verbliebenen Tschernobyl-Reaktoren nach der Katastrophe noch weiter betrieben haben.

Ja.

Nein, aber das eine hat mit dem anderen auch nicht viel zu tun.

Schon klar, worauf du hinaus willst, aber das greift hier nicht, wenn die Journalisten auch tatsächlich mal Leute zu Wort kommen lassen, denen man eine gewisse Kompetenz zutrauen darf:

(Quelle)

Gruß Ronny

Mir hat diese erste Ausgabe auch sehr gut gefallen! Ich finde es mutig, solche Interviews zu führen,von denen man weiß dass sie nicht ganz einfach sind. Das muss man sich erstmal trauen.

Wer angst vor Fakten hat ist bestimmt kein Streitbarer Gast.

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Gut das Ihr bei der Diskussion um AKW einen Menschen dabei habt, der bei einem Energieversorger arbeitet. Also: Die günstige Art Strom zu erzeugen ist mittlerweile die Solarenergie. Die Kosten für Planung, Bau, Reparaturen Abbau und Entsorgung liegen hier, je nach Model bei 6-8 Cent pro Kilowattstunde. Dann kommt die Windenergie, die etwa einen Cent teurer ist, aber halt mehr Masse macht. Biogas Kraftwerke und AKW liegen etwa gleich auf und dann wird es mit der Kohle wirklich teuer, die sind nämlich bei 11 Cent angekommen.

Allerdings sind beim AKW Strom die Kosten für die Entsorgung nicht eingerechnet, denn die liegen in Deutschland beim Staat, was andere Energieträger nicht haben. Dann kommt noch was dazu: Ein Tschernobyl artiger Vorfall würde in Deutschland einen Schaden von etwa 2 Billionen Euro verursachen. Der Kraftwerksbetreiber ist aber Haftungsbeschränkt und muss nur 10 Milliarde bezahlen, der Rest kommt vom Staat. Würde das der Kraftwerksbetreiber auch bezahlen müssen, würde er sich, sei das Risiko noch so klein, dagegen Versichern. Versicherer sind sehr genau, was Risiken angeht und die würden dafür trotzdem eine ordentliche Summe einplanen, und die würde den Strom wiederum teurer machen.

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Aber es gibt auch bürgerliche Menschen, die freundlich und ruhig sind, die aus Überzeugung nicht unbedingt in der AfD sind, aber aus Überzeugung was verändern wollen. Und es ist ein Teil des Problemes, das Überzeugung, Leidenschaft und Nähe mehr Symphatie erwecken als abgelutschte machtpolitische Phrasendrescherei. Einfach mal als kleinen Gedankenanstoß, weil ich mich an deiner sehr negativen Darstellung von “rechtskonservativ” als Konservativer ordentlich gestoßen habe gerade. Pirincci ist vieles und man kann Konservative scheiße finden, aber ein Politiker, der aus Überzeugung Konservativer ist und ein Polemiker wie Akif sind nochmal zwei paar verschiedene Schuhe.

Hier hätte ich vielleicht etwas klarstellen sollen. Ich verurteile es nicht, wenn jemand eine konservative Haltung zu etwas hat. Konservativ zu sein heißt nur, sich lieber an Bekanntes und Bewährtes zu halten als Neues zu probieren. Das ist eine Temperaments-, Erfahrungs-, Erziehungs- und angeblich sogar eine Genfrage und tritt universal in jeder Gesellschaft und Kultur auf. Jeder ist zu gewissen Teilen konservativ, der eine mehr, der andere weniger. Wie sollte sich das nicht im Politischen niederschlagen, und wieso sollte ich das nicht akzeptieren?
Was ich aber verurteile, ist das Reaktionäre. Reaktionär zu sein bedeutet, auch dann noch gegen Neues zu sein, wenn es längst zum Bewährten gehört. Pirinccis Satz, er wolle die guten alten Siebziger oder Achtziger zurück ( was immer das heißen soll ), ist symptomatisch für so eine Haltung. Als sei gesellschaftliche Entwicklung wie eine Uhr, die man zurückdrehen könne. Eine reaktionäre Haltung zeugt von Ignoranz.
Auch wenn jemand nicht wahrhaben will, dass das Bestehende problematisch ist, kann man das als reaktionär bezeichnen. Das Menschenbild der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft zum Beispiel. Dazu gleich mehr.

Wir verkaufen subventionierte Agrarprodukte in arme Länder und ruinieren die dortige Landwirtschaft.

Ist eine Behauptung, die in linken Kreisen sehr beliebt, aber auch legitim ist, mal hinterfragt zu werden.

Sollte auch in wirtschaftsliberalen Kreisen beliebt sein. Weil hier massive staatliche Intervention die Misere verursacht. Ist es aber nicht ( außer bei Ökonomen, denn die wissen, dass es so ist - sie liefern ja die Studien dazu ). Weil die Misere nicht im eigenen Wahlbereich stattfindet und nicht mal die FDP Wählerstimmen bekommt, wenn sie die Streichung dieser schrecklichen Subventionen fordert.

Und haben damit den Fuß in der Tür, um Schritt für Schritt Veränderungen zu bewirken.

Durch die Unterstützung von staatlichem Terror Veränderungen bewirken? Wie soll das denn gehen? Historische Beispiele?

Und daraus folgend, wenn du einen anderen Gedankengang verfolgst, dann verstehst du auch, warum Menschen kein Verständnis dafür haben, warum wir allein a) für alle Probleme zuständig sind und b) warum daraus dann irgendein Anspruch entsteht, pauschal alle Probleme lösen zu müssen. Und ob wir für jeden Fluchtgrund jedes einzelnen Flüchtlings verantwortlich sind, kann man auch infrage stellen.

Darum geht es mir auch nicht. Es geht um die Frage, wie unser Menschenbild die Wahrnehmung von gesellschaftlichen Problemen bedingt.

Wieso nur dem bürgerlichen Menschenbild? Was unterscheidet andere, bzw. (ich gehe von der subtilen Implikation mal aus) dein Menschenbild davon? Und definierst du da gerade deine Weltanschauung auch nicht in Abgrenzung zu einer anderen?

Na ja … Wir könnten uns auch in erster Linie als soziale Wesen sehen, die so angelegt sind, dass sie nur in der Gruppe überleben, geschweige denn ihr Potential ausschöpfen können. Die durch Kooperation ihre Leistung vervielfachen. Konflikte mit Mitteln der Sprache statt des Körpers lösen.
Stattdessen sieht das bürgerliche Menschenbild uns wahlweise als isolierte Subjekte, das mit allen anderen um alles Mögliche konkurrieren, oder als mörderische Bestien, die an die staatliche Kandare gelegt werden müssen, damit sie nicht im Blutrausch übereinander herfallen.
Als bürgerlich geprägte Geister sehen wir die menschliche Natur als etwas abgrundtief Böses an, das irgendwie gesellschaftlich kanalisiert werden muss. Das Böse ist keine Abweichung von dem, was den Menschen ausmacht, sondern sein Kern, und alles Kooperative, Soziale, Empathische ist bloß eine „hauchdünne Decke der Zivilisation“, eine mühsam aufrechtzuhaltende Fassade, die erst durch die staatliche Zwangsjacke möglich wird.
Für uns alle ist das selbstverständlich. Unsere ganze Wahrnehmung der Welt wird in dieses Menschenbild eingeordnet. Aber ein südamerikanischer Indio zum Beispiel könnte darüber nur den Kopf schütteln.
Wer so ein Menschenbild hat, kann natürlich nicht anders, als Konkurrenz für etwas Unabdingbares zu halten. Gleichzeitig ist Konkurrenz auch immer eine Bedrohung für die eigene Existenz. Wenn ich mich ständig und in allen Dingen im Wettbewerb beweisen und mit anderen vergleichen muss, stellt mich das auch ständig in Frage. Es findet eine fortlaufende Untergrabung des Selbstwertgefühls statt, unter der wir alle unterschwellig leiden.
Und zu dieser Situation kommt die fortschreitende soziale Spaltung der Gesellschaft hinzu, und die Tatsache, dass deren überwiegender Teil mit Abstiegsängsten zu kämpfen hat.
Diese Anti-Flüchtlings-Progromstimmung, die Teile der Gesellschaft befallen hat, ist ein indirekter Ausdruck dieses niederschmetternden Lebensgefühls. Irgendwo muss es ja eine Projektionsfläche geben, gegen die sich die Angst, die Wut, der Frust richten können. In Wirklichkeit sind diese Gefühle gegen etwas gerichtet, das man gar nicht richtig treffen kann. Denn dafür müsste man aus gewohnten Denkmustern ausbrechen, hinterfragen, warum man von Abstieg bedroht ist, warum das so am eigenen Selbstwertgefühl nagt.
Akif Pirincci redet viel dummes Zeug, dem auch die meisten Konservativen nicht zustimmen würden. Aber erst an Menschen wie ihm zeigt sich die Abgründigkeit des bürgerlichen Menschenbilds, uns allen anerzogenen Menschenbilds, in aller Deutlichkeit.

Das Problem ist nicht jeder Muslim,

Was ist dann das Problem?

Njaaa, auch das stimmt nicht ganz aber for the sake of the argument lass ich das mal so durchgehen. Eigentlich ist konservativ-sein an der Spitze des Fortschrittes gehen (um FSJ zu zitieren), aber eben nicht sofort, sobald es den Fortschritt gibt, sondern erst einmal abzuwägen, ob die Änderung des Status-Quo überhaupt sinnvoll ist. Problematisch an der Definition ist wahrscheinlich, dass man dabei in erster Linie erzkonservative Werte versteht, bei denen religion eine wichtige Rolle spielt. Das ist ja auch immer der Grund, warum ich die typische Fragen nach „Wieso bist du bei der CDU wenn du nicht gläubig bist“ anhören muss. Ich verweise da eigentlich immer auf einen hervorragenden Artikel, mir ist da aber gerade sowohl Zeitung als auch Autor entfallen.

Das Hauptproblem ist, dass progressive linke Menschen Konservatismus immer mit der Hand auf der Handbremse verstehen, aber nicht überlegen, warum es vielleicht gar nicht so verkehrt ist, vielleicht mal auf die Bremse zu treten. Womit natürlich nicht ausgeschlossen wird, dass sich manche, die sich „konservativ“ nennen, dann nur aus Prinzip die Handbremse festhalten wollen, was ein Problem ist. Die beiden Gruppen brauchen einander und deshalb ist der Kampf in dieser Mitte auch wichtig für unser Land. Problematisch wird es, wenn z.b. progressive Menschen Konservatismus komplett die Daseinsberechtigung absprechen, weil sie es als reaktionär missverstehen.

Der Analogie folgend wäre Nur Konservativ immer die Handbremse anzuhalten und niemanden mehr zu haben, der mal hinterfragt, ob man sie lösen sollte. So kommt man auch nicht vorwärts. Allerdings, wenn wir nur progressive Ideen erlauben (was z.b. Konstellationen wie rot/grün oder rot-rot-grün wären), dann gibt jeder Vollgas, aber keiner guckt, ob man beim nahenden Abgrund vielleicht mal abbremsen muss. Ein Problem, das ich hier vor allem sehe, ist das die intellektuelle Linke denkfaul geworden ist, und auf diesen Kampf der Ideen keine Lust mehr hat und stattdessen versucht, die Ideen der anderen Seite pauschal abzuschreiben mit Nazivergleichen und anderen Totschlagargumenten. Im Gegenzug ist dann auch für „mich“ und für bürgerliche Menschen eine Diskussion mit diesem Fatalismus eher unwahrscheinlich.

Der Differenzierung stimme ich zu.

Daran ist aber nichts problematisch, deswegen würde ich hier auch nicht von reaktionär sprechen.

Ich beschreibe ja nur, wie die realpolitische Absicht dahinter ist. Ob das funktioniert oder nicht, keine Ahnung. Aber kleine Schritte macht Saudi-Arabien ja schon aktuell. winzig kleine Schritte, aber besser als nichts.

Ich sehe da noch keinen Widerspruch.

Ich glaube das ist nichts rein bürgerliches.

Gegenbeweise findest du überall dort, wo es keine „Zwangsjacke“ von Gesetzen und gesellschaftlichen Leitlinien gibt. Der Mensch fällt recht schnell in die unteren Ebenen des Daseins zurück, wenn bestimmte hochentwickelte Strukturen wegfallen würden. Sieht man ja auch gut, wenn man sich z.b. gruppendynamische Effekte bei G20 anschaut. Psychologisch afaik ist das interessante an dieser kollektiven Psychologie der Masse, dass diese auf einer untergeordnet kognitiven Ebene stattfindet und die lässt definitiv darauf schließen, das wir als Individuen nur eine sehr dünne Decke namens Zivilisation haben, die uns auf höheren Ebenen agieren lässt. Fällt das alles weg, fallen wir in primitive Muster der Selbsterhaltung zurück, wird diese Decke in z.b. totalitären Staaten korrumpiert, sehen wir die Effekte auch dort. Das ist aber zugegebenerweise jetzt auch einfach nur ein wenig philosophieren von mir, ich hab da jetzt keine konkreten Studien zu. Allerdings ist Gruppendynamik auf jeden Fall ein spannendes Feld, das ich auch interessiert beobachte im wissenschaftlichen Kontext.

Ist es rassistich, wenn ich jetzt sage, das der wahrscheinlich eher noch auf biologisch/evolutionär geprägten Strukturen agiert und nicht in elaborierten Gesellschaftsmodellen? Natürlich wird der darüber den Kopf schütteln, weil sein Gesellschaftsmodell wahrscheinlich unwesentlich simpler
bzw „roher“/natürlicher ausfallen wird. Ich weiß nicht, ob dieser Vergleich hier irgendwo Sinn macht. Ab einer bestimmten Größe und technologischen Fortschritts haben sich eben auch andere Modelle entwickelt. Und genau dafür sind wir im 20ten Jahrhundert mit dem Kommunismus und Nationalsozialismus einmal durch die Hölle gegangen und Millionen Menschen sind gestorben für die Art von Gesellschaft, die wir heute haben. Ist sie perfekt? Oh nein. Aber wir sind schon näher heran gekommen. Und geht es faktisch im Vergleich zu anderen Zeiten so gut wie noch nie zuvor. Wir haben einen Grad der Freiheit erreicht, den es in anderen Gesellschafts und Wirtschaftssystemen nachweislich nicht gibt und nicht geben kann. Wenn an diesen Werten festzuhalten schon reaktionär sein soll, dann bin ich aber überzeugter Reaktionärer.

Konkurrenz ist das, was uns zu „unmenschlichen“ Leistungen treibt. Es schafft menschlichen Ehrgeiz, Visionen und Entwicklung. Stichwort Olympia, Stichwort technologische Entwicklungen und Erfindungen, etc. Es ist der Motor des Fortschritts.

Du konnotierst hier aber sehr negativ den eigentlich damit verbundenen ständigen Review-Prozess, dem wir uns selbst damit verordnen. Damit verbunden ist die Analyse der eigenen Stärken und Schwächen, um besser, effektiver und effizienter zu werden. Nicht ohne Grund haben Kriege früher eine tragende Rolle bei der technologischen Entwicklung der Menschheit gespielt. Ich sehe nichts negatives daran, sich optimieren zu wollen. Das ist der Grund, warum Sozialismus nicht funktioniert, es erfordert keinerlei Innovationen, kein „um-die-Ecke-denken“, keine Investitionen. Der Mensch bleibt in seiner Entwicklung stehen. Und da der Mensch sich daran nicht gewöhnen will, sich ausdrücken möchte, Ideen besprechen und Meinungen vertreten, muss der Sozialismus IMMER (jede einzelne Situation historisch belegt das) Zwangssysteme und Oppressionssysteme entwickeln. Evident an der DDR, an der UdSSR, am sozialistischen China, etc. pp.
Das ist und bleibt für mich nichts erstrebenswertes.

Welche „Progromstimmung“ bitte? Jetzt übertreib mal nicht.

Rechte identifizieren die Fremden dafür, Linke konstruieren sich Verschwörungstheorien um das Patriarchat :wink: Beide radikalisieren sich,beide haben extreme Ansichten, in welchem sie indifferente und unbestimmbare Entitäten (links: weiße „privilegierte Männer“; rechts: „die“ linksgrünversifften Politiker in Berlin) verantwortlich machen. Nur um kurz etwas Wind aus den Segeln zu nehmen, das würde nur auf eine politische Richtung zutreffen :wink:

Man müsste vor allem hinterfragen, ob eigene Lebensentscheidungen nicht doch eine Rolle spielen. Davor sind vor allem Linke nicht gefeit. Der Mensch tendiert sowieso dazu, anderen die Schuld zu geben, wenn er sich radikalisiert. Das ist jetzt nicht so die große Erkenntnis.

Du sprichst hier prejorativ von einem „abgründigen“ Menschenbildes, scheiterst aber dabei, dies irgendwie zu begründen. Nichts von dem, was du oben schreibst, trifft auf ein bürgerliches Menschenbild zu. Du müsstest wahrscheinlich dein Modell näher ausführen, damit Unterschiede deutlicher werden können. Ich versteh das nämlich gerade nicht.

Islamismus und Jihadismus, vor allem in weicher Form und der komplette Unwille des politischen Establishments, dieses Problem anzusprechen, weil die politische Linke mit dem völlig willkürlichen Begriff des „Nazis“ eine Lynchjustiz-Atmosphäre (political correctness) geschaffen hat, bei der bestimmte Probleme gescheut werden, angesprochen zu werden. In anderen Ländern sehen wir jetzt den Pendeleffekt, dann wählt man nämlich einen Spacko wie Donald Trump ins Amt, als Befreiungsschlag vor dieser Mentalität, bestimmte Probleme nicht mehr sagen zu dürfen.

Und wenn viele Rechte „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen“ skandieren, dann hat das halt irgendwo schon einen wahren Kern. Dafür muss man sich politisch-gesellschaftliche Debatten der letzten Jahre doch nur mal anschauen, welche predominante Haltung dort vorhanden ist, und wie schnell diese predominante Haltung bestimmte Meinungen pauschal diskreditiert, wenn sie keinem bestimmten Narrativ folgt.

Das Problem an der AfD ist, das dieses Feld, Probleme anzusprechen innerhalb der Aufnahme tausender Flüchtlinge, komplett einer rassistisch-rechtspopulistischen Partei zu überlassen. Schaut man in bestimmte Gegenden in NRW, sind dort die gezeichneten Bilder, die wir von der AfD immer als „rechts populistische Propaganda“ abtun, näher an der Realität, als uns lieb ist.

Ich sage ja in keinem Wort, das die AfD mit ihren Forderungen, mit ihrer Identifikation des Schuldigen, mit ihrer fatal verknappenden Logik und ihrem Angebit eines eindimensionalen Feindbildes irgendwo eine Daseinsberechtigung hat. Allerdings haben wir uns das Problem selbst eingebrockt, in dem wir entschieden haben, das gesellschaftlich ein ganzer Teil von Problemen, die Menschen an der massiven Zuwanderung definieren, nicht gehört werden dürfen. Dann muss man sich bei diesen Ausgestoßenen halt nicht wundern,wenn diese eine Partei wählen, die sie repräsentiert. Das war komplett vorhersehbar.

Es ist halt nicht hilfreich, irgendwelche Zahlen zu liefern und diese zu relativieren, Menschen als Nazis zu bezeichnen, die Fragen oder Angst haben, weil fremde Kulturen Einzug halten, deren Inhalte meistens überhaupt nicht hinterfragt oder kritisiert werden (Stichwort Islam). Aber die Reaktion darauf ist halt immer dieselbe: „Nicht-alle“-Pauschalaussagen, Nazikeule oder Verharmlosung. Warum wir z.b. bei der unsäglichen Debatte über Nikab und Burka bzw. nur „Kopftuch“ nie darüber sprechen, welche symbolische Bedeutung es hat, sich ein Zeichen männlicher Unterdrückung aufzusetzen und wie absurd bis lachhaft es ist, wenn dieselben SJW, die das „Patriarchat“ verurteilen, hier sich auf die komplett falsche Seite stellen.

Aber das geht zu weit, einfach nur mal zur Kontextualisierung, was ein Problem meiner Meinung nach im Umgang mit der AfD ist. Warum sie erfolgreich ist? Weil sie grundsätzlich Recht hat, weil sie damit Menschen abholt, die von der restlichen Politik nicht mal mehr angesprochen werden wollen oder dessen Probleme von diesen Parteien als nichtig, rassistisch und geringwertig abgetan werden. Deshalb ist sie auch erfolgreicher als andere Protestparteien und deswegen wählen diese Partei auch sehr viele Nicht-Nazis.

Die einzige sinnvolle Lösung, um Leuten wie Pirinci oder der AfD Wind aus den Segeln zu nehmen, ist indem man dort, wo sie wahre Sachverhalte thematisieren, diese aufgreift und wieder in einen politisch vertretbaren Kontext zurückführt. Es werden faktisch gerade Probleme nicht angesprochen, und die Menschen können sich abseits von linksliberal gefilterter medialer Rezeption (auch ein Grund des Feindbildes der Lügenpresse ist, das dort ein wahrer Kern besteht; Journalisten von ARD und ZDF haben sich in einer Mentalität ekelhafter Bedeutungshoheit eingefahren und haben im Zuge der Flüchtlingskrise 2015 aktiv Politik betrieben, statt neutral zu berichten) informieren. Sie verstehen, welche Probleme nicht angesprochen werden: Rede mal mit Leuten, die sich als AfD-Wähler bezeichnen und du wirst oft auch als Antwort bekommen, dass sie zwar mit vielen Inhalten nicht einverstanden sind, aber diese Partei als einzige überhaupt diese Thematiken und Probleme auf den Tisch bringt!

Man kann nicht einen signifikanten Teil der Gesellschaft aus dem öffentlichen Diskurs und dem politischen Spektrum ausgrenzen und hoffen, dass die sich damit abfinden, politisch nicht repräsentiert zu sein.

Ich kannte diesen Herrn nicht. Ich konnte mir das auch nur 37 Minuten geben. Journalistisch war ich mit Holger absolut zufrieden.

Für die erste Sendung war es echt harte Kost. Dennoch kann ich weder die Gast Auswahl noch die Umsetzung der Sendung für unzulässig erklären. Allerdings muss Veto damit rechnen nicht immer von Anfang bis Ende gesehen zu werden. Manche Gäste kann man nun einmal nicht ertragen.

Gerne höre ich mir ein Interview an, in dem der Interviewte seine Meinung begründen kann, welche mitnichten mit meiner Meinung übereinstimmen muss. Dieses war hier jedoch nicht der Fall, was aber ausschließlich dem Gast anzulasten ist.

Für die nächste Sendung hoffe ich daher auf einen Gast, dem ich meine Zeit gerne schenke.

Das steht dem bürgerlichem Menschenbild in keiner Weise entgegen. Wenn es nützt (menschlich, organisatorisch, wirtschaftlich), schließt man sich selbstverständlich zusammen und löst gemeinsam Probleme oder versucht gemeinsame Ziele zu erreichen. Dies tue ich allerdings als liberales Individuum aus meinem eigenem Antrieb heraus. Der Unterschied zwischen bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaften und nicht-bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaften ist der zwischen Freiwilligkeit und Zwang.

Ich habe den Satz mal korrigiert, jetzt passt er besser.

Also sind alle Menschen, die nicht in einem Kapitalismus (in seinen verschiedenen Varianten) leben automatisch was? Antibürger? Doppel-Whopper mit Käse? Kommunisten? Die „Unterschicht“?

Und mit der These, dass jedes nicht-kapitalistische (oder nicht-marktwirtschaftllich-orientiertes) Wirtschafts- und Gesellschaftssystem automatisch mit einem Zwang für die darin Lebenden einher geht, damit bewegst du dich auf ganz dünnem Eis.

Das fängt schon alleine damit an, dass du kein System finden wirst, in dem alle „freiwillig“ das tun, was sie tun und anders herum.

Gruß Ronny

Ja, eine so große Erfolgsgeschichte, das wir (die Menschhheit) gerade mit Hilfe des Kapitalismus unseren Planeten in großen Schritten unbewohnbar machen. Eine echte Erfolgsgeschichte!

Da sollte man wirklich nicht nach besseren Gesellschaftsmodellen suchen und/oder forschen. Atmen wird bekanntermaßen stark überbewertet!

Jetzt fängst du an unsachlich zu werden. Schau dir doch mal die umweltpolitischen Errungenschaften des Sozialismus an. Die DDR war zum Zeitpunkt der Übernahme ein einziges Drecksloch.

Bislang hat noch niemand ein Gesellschaftsmodell entworfen, welches mehr Wohlstand für die Bürger generiert als den Kapitalismus. Die extrem ungerechte Vermögensverteilung wird dabei billigend in Kauf genommen, weil es keine andere Form gibt, in der ein höherer Anteil von Menschen im Wohlstand lebt.

Aber für funktionierende Alternativvorschläge habe ich natürlich immer ein offenes Ohr!

Da gebe ich dir allerdings Recht. Zum Beispiel ist es reaktionär, gegen den Kapitalismus oder Demokratie zu sein, da beide sich grundsätzlich als bestmögliche Gesellschaftsformen bewährt haben. Genauso reaktionär ist es, sich den deutschen Wohlfahrtsstaat aus den 70ern zurück zu wünschen. Der hat sich nämlich nicht bewährt, da er zum einen irgendwann pleite geht und zum anderen die arbeitende Bevölkerung irgendwann mal rebelliert, wenn ihr immer mehr von ihrem sauer verdienten Geld durch einen gierigen, immer weiter umverteilenden Staat abgenommen wird.

Treffender als mit dem Begriff „reaktionär“ könnte man die Politik der „Linken“ nicht beschreiben!

Die Drecks-DDR wurde vom bösen Kapitalismus am Leben gehalten :smiley:

v.a. was hat ein Abgasskandal einer einzigen Branche mit einem ganzen Wirtschaftssystem zu tun? Jetzt wirds schon ein bisschen affig, nur weil man für den Fakt, dass es uns nie besser ging, nichts entgegenzusetzen hat…

Du wirst unsachlich. Ich habe mit keinem Wort erwähnt, dass ich Kommunismus für eine tragbare Alternative halte.

Ja eben. Mit unseren Erkenntnissen der letzten 150 Jahren zzgl. den technischen Weiterentwicklungen müsste es doch möglich sein, eine Gesellschaft 2.0 auf die Beine zu stellen, die ihren Planeten nicht immer mehr zerstört und zugleich den Wohlstand für alle ermöglicht.

Das setzt aber voraus, dass das politisch international angegangen wird. Mit ein paar Demonstrationen auf der Straße wird man das nicht bewirken.

Das ist die nett formulierte Art zu sagen: Solange es mir gut geht, muss sich nix ändern…

Das ist quatsch - weder ist Deutschland durch den Wohlfartstaat pleite gegangen (oder habe ich irgendwo einen Staatsbankrott seit Kriegsende verpasst?), noch war der Staat zu gierig, noch sind die Leute auf die Barrikaden gegangen.

Das Gegenteil ist der Fall: Schröder hat zuerst den Spitzensteuersatz völlig ohne sinnvolle Gründe um über 10 Prozent gesenkt - davon haben nur die profitiert, die eh schon ein sehr gutes Auskommen hatten. Dann haben sie (oh Wunder!) festgestellt, dass sie zu wenig Steuern einnehmen und haben nicht etwa wieder den Spitzensteuersatz zurück gedreht - sondern Hartz IV eingeführt. Ein weiterer Punkt ist die Vermögenssteuer, die vor Jahrzehnten (!) vom Bundesverfassungsgericht einkassiert wurde und seitdem nicht neu novelliert wurde. Warum wird das eigentlich nicht in die Hand genommen? Das sind schließlich auch nicht nur ein paar Euro, die der Staat jedes Jahr aufs neue verschenkt.

Und die arbeitende Bevölkerung ist eher auf die Barrikaden gegangen, als die ersten Hartz IV-Fälle bekannt wurden, wo langjährig in die Arbeitslosenversicherung Einzahlende nach nur einem Jahr auf Existenzminimum gerauscht sind, wo sie früher wenigstens 5 Jahre ALG I bezogen haben und damit eine gewisse Lebensstand-Absicherung einfach ersatzlos gestrichen wurde.

Ich gewichte die Nachteile des Kapitalismus höher als seine Vorteile - Egal wie groß der Wohlstand für alle auch werden könnte - wenn der Planet unbewohnbar wird (und da sind wir dabei, wie die obigen Beispiele eindrucksvoll belegen) nützt uns das genau null.

Deshalb darf es beim Kapitalismus in seiner gegenwärtigen Form nicht bleiben. Nicht auf Dauer.

Es ist geradzu spektakulär, dass ihr das nicht erkennen wollt und euch auf „Kommunismus ist böse“ zurückzieht, den ich hier nie gefordert habe :smiley:

Falsch. Solange es nicht irgendein winzig kleinen Indiz dafür gibt, dass es überhaupt ein besseres Wirtschaftssystem geben kann, ist diese Forderung einfach lachhaft. Ist ja nicht so, als würde das perfekte System schon existieren, aber man will es nicht umsetzen.

Und da bleibe ich bei einem System, dem die Umweltzerstörung auch völlig zu Unrecht angelastet wird, das mir Wohlstand und Freiheit garantiert wie kein anderes.

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Mit der selben Argumentation gäbe es heute keine Mikrochips: Hey! Röhren tuns doch auch, wozu weiter forschen?!?

Oder Solarzellen: Man kann ja einfach weiter Kohle in die Luft pusten

Oder modernen Buchdruck: Man kann Bücher ja auch einfach weiter abschreiben.

Deine Haltung ist rückständig.

Achso, Nestle holt sich äthiopisches Grundwasser aus reiner Menschenliebe, damit die armen Äthiopier es nicht selbst fördern müssen? Schade, dass die nicht die Kohle haben, sich das Wasser zu kaufen aber hey! Im Durchschnitt geht es mehr Menschen gut als vorher!

Oder der Dieselskandal: Da bescheißen Autohersteller in der Weise, dass die Wagen im normalen Betrieb mehr Abgase in die Umwelt lassen, als gesetzlich erlaubt. Aber who cares? Hauptsache, man kann Auto fahren, woll?

Und die Probebohrungen nach Öl in der Arktis? Klar kann man machen, Öl kann man schließlich gut verkaufen! Und hey, sooo groß ist das Risiko eines Unfalls ja nicht, als dass man realistische Chancen zur Problembehebung im Katastrophenfall bräuchte. Ist ja auch wirklich noch nie vorgekommen

Und das sind nur ein paar Beispiele - es gibt noch eine Menge mehr, wo Unternehmen aus Umsatzgründen heraus enstcheidungen treffen, die aus ökologischer Perspektive katastrophal sind.