Die meisten Leute in meiner Umgebung (und auch der Fernsehkritiker, s. FKTV Folge 43) sind mit mir einer Meinung, wenn ich sage:
[ul][li]Filme sind Kunst.[/][/li][li]Einen Film nach dessen Fertigstellung für Kino oder TV zu schneiden ist falsch und respektlos gegenüber dem Kunstwerk Film und den an seiner Entstehung Beteiligten.[/][/ul][/li]Wo ich schon mehr Widerspruch oder zumindest ein “is doch nich so schlimm” bekomme, ist, wenn ich sage:
[ul][li]Einen Film in anderen Sprachen zu synchronisieren ist auch respektlos.[/*][/ul][/li]Ich jedenfalls finde es schade für die Drehbuchautoren und v.a. die Schauspieler, deren Werk bei Neusynchronisationen zumindest teilweise verloren geht (z.B. Wortspiele und Dialekte/Akzente).
Nichtsdestotrotz sehe ich auch ein, wenn jemand nicht bereit ist, Filme in Originalsprache zu sehen. Untertitel zu lesen zu müssen hat schon etwas Lästiges. Und es ist zugegebenermaßen auch Ausdauer nötig, um ein Niveau zu erreichen, auf dem man zumindest englischsprachige Filme auch gut versteht (was aber durchaus wünschenswert wäre; in Skandinavien z.B., wo Filme nicht synchronisiert werden, kann so gut wie jeder Englisch. In Deutschland… naja).
Insofern verständlich, dass es der Mehrheit bequem gemacht wird und man Filme im Kino synchronisiert und dafür ohne Untertitel sehen kann. Englisch braucht man doch sowieso nicht; Günther Oettinger kann das auch nicht, und der ist jetzt EU-Kommissar für Energie. Aber was ist mit den Filmfreunden, die der englischen Sprache mächtig genug sind und englischsprachige Filme lieber in der Originalversion (OV) sehen?
Mein Eindruck ist, auch in großen Mulitplex-Kinos sterben OV-Vorführungen zunehmend aus. Was bleibt ist die Entscheidung: Tu ich mir den Film synchronisiert an oder warte ich bis zur DVD-Veröffentlichung und verzichte dabei auf das Kino-Feeling? Leute wie ich haben so oder so verloren. V.a. wenn es um 3D-Filme geht, die bisher nur im Kino als solche zu erleben sind.
Eine Internetrecherche hat für mich ergeben: Nur in einigen Großkinos in den größten Städten Deutschlands gibt es noch OV-Vorführungen (und dann oft auch nur für einige wenige Filme). Häufiger gibt es noch sogenannte “OV-Sneaks”, bei denen man aber die Katze im Sack kauft (man erfährt erst bei der Vorführung, um welchen Film es sich überhaupt handelt), was für mich nicht Sinn der Sache ist.
Ich habe mal beim Multiplex-Kino in meiner Stadt per Kontaktformular angefragt, ob es eine OV-Vorführung von Tim Burtons “Alice in Wonderland” geben würde:
Ich denke: Aha, geht also nur ums Geld. Ich warte ein wenig, bis mir im Kalender auf der Internetseite des Kinos auffällt, dass die Woche nur noch drei “Alice”-Vorführungen angesetzt sind. War früh, aber für mich sah es aus, als würde der Film abgesetzt:
Ich denke: Aha, wieder geht es nur ums Geld. Schön die 3D-Säle freimachen für den Start eines anderen Films. Ich warte weiter und checke dabei regelmäßig den Kalender. “Alice” kommt tatsächlich zurück. Aber halt weiterhin nur auf deutsch. Ich warte weiter. Bis es mir nach 7 Wochen zu bunt wird:
[/quote]
Das einzig Positive, das ich an der Korrespondenz sehen kann, ist die Zeitnähe der Antworten. Ansonsten gewinne ich den Eindruck, es handle sich um ein rein profitorientiertes Unternehmen, das nur die Masse bedient und dem Filmfans vollkommen egal sind.
Ich habe sogar das Gefühl, ich wurde am Ende nur abgewimmelt (da sie ihre Profitgeilheit natürlich nicht zugeben wollen); meine Frage ist:
Was für einen Grund hat ein Filmverleih, ein großes Multiplex-Kino in einer Stadt mit über 200.000 Einwohnern bei der Zurverfügungstellung eines Filmes zu “vertrösten”?Ich mein, es ist ja nicht so, dass die entsprechenden Filmrollen mit O-Ton eine Seltenheit wären. Ich brauche ja nicht mal OmU (d.h. Untertitel), einfach der Film auf Englisch würde mir schon reichen. Außerdem kann es doch auch kein Verlustgeschäft für den Verleih sein, oder?
Die Tatsache, dass in einigen wenigen Kinos “Alice” in 3D und OV lief (z.B. in Frankfurt), zeigt mir, dass entsprechende Filmrollen in Deutschland existieren. Weiß da jemand bescheid, wie das Ganze mit Kino und Filmverleih abläuft? Wer zahlt denn da für was (Filmrollen, Verleih, Transport etc.)? Würde mich mal interessieren, ob meine Vermutungen den Kinobetreiber betreffend gerechtfertigt sind.
Ansonsten würden mich natürlich auch andere Meinungen zum Thema O-Ton interessieren.
[ul][li]Wie ist die Situation in euren Kinos (v.a. wo ist sie besser)?[/][/li][li]Wie steht ihr (Fernsehkritiker mit eingeschlossen) zum Thema O-Ton? Gibt es überhaupt noch andere so überzeugte O-Ton-Gucker wie mich? Würdet ihr euch z.B. einen Pay-TV-Sender, der Filme in OV im Fernsehen zeigt, anschaffen?[/][/ul][/li]Bin auf eure Antworten gespannt.