Fiese Köderung von Unerfahrenen für TV-Sendung

Ich hab auf der Suche nach Nebenjobs im Bereich Hamburg mal ein wenig recherchiert und bin dabei mehrmals auf Einträge von Fernsehproduktionen gestoßen, die nach Leuten suchen, die dieses, jenes oder welches können/haben/sind. An sich ist es ja schon ziemlich fies, Leute, die Geld brauchen, mit einer “Großzügigen Aufwandsentschädigung” zu locken, welche dann wahrscheinlich 75 € am Tag beträgt, und beinhaltet, dass sie sich vor dem Publikum zum Affen machen, defamiert werden oder schlimmstenfalls wie unsere armen Bürger vom Einsatz in Vier Wänden (Oder welche Sendung war das, wo die Teilnehmer terrorisiert, Erpresst und zur Schau gestellt wurden?) enden. Allerdings ist das die normale Vorgehensweise, und ein wenig kann ich die Leute ja verstehen, denn wer schreibt schon gerne “Suche m/w, der nichts mehr zu verlieren hat und sein Privatleben für eine mickrige Bezahlung aufgeben will”. Nur ist das letzte Suchergebnis auf schuelerjobs.de in folgender Anzeige gemündet:
Für Bauernfang hier klicken
Auf den ersten Blick sieht es wie eine ganz “normale” Werbeanzeige für eine TV-Produktion aus. Aber wenn man genauer hinsieht, fallen einem mehrere Details auf: Die Anzeige steht auf schuelerjobs.de - Einer Seite, die offensichtlich für Jobs für Schüler eingerichtet wurde. Das heißt, es werden sich hauptsächlich Schüler darauf herumtreiben. Nun ist das bei der “heutigen Jugend” (Zu der ich mit 17 Jahren ja eigentlich auch noch gehöre, allerdings bin ich ja regelmäßiger Fernsehkritik-TV-Gucker :mrgreen: ) so, dass die Kinder und Jugendlichen sich häufig nichts sehnlicher Wünschen, als einmal imm Fernsehen zu sein. Zusammen mit der Überschrift “Deine Geschichte im TV - Protagonisten gesucht”, wo die Kinder wohl häufig nicht mal wissen, was ein Protagonist ist, und wenn sie es wissen, werden sie sich freuen, Hauptdarsteller sein zu dürfen) bewirkt das, dass die meisten dieser Kinder und Jugendlichen innerhalb der Suchanfrage auf den Link klicken werden. Wenn man sich die Anzeige weiter ansieht, merkt man schnell: Gesucht sind 16-50 jährige. Wie die Produktionsfirma 50-jährige auf dieser Plattform finden will, möchte ich hier gar nicht diskutieren; allerdings sind auch die ganzen Kinder und Jugendlichen unter 16 Jahren danach sehr deprimiert, dass sie diese Chance nicht nutzen konnten. Übrig bleiben die 16-vlt 20-jährigen, die hauptsächlich nicht wissen werden, wie es in solchen Produktionen zugeht und die unbedingt Geld brauchen und ins Fernsehen wollen. Für die geht es jetzt weiter mit der sehr ansprechenden Jobbeschreibung: Natürlich begleiten die Leute dich “gerne”, die “großzügige Aufwandsentschädigung” habe ich schon erwähnt (Die 75 € kommen von einem Freund, der bei den “Schulermittlern” einmal Hauptrolle gespielt hat und für 2 Drehtage 150 € bekam), ach ja, und sie freuen sich natürlich auf “genau” dich. Aber OK, ich will jetzt mal die Jugend über 16 Jahre nicht als Vollversager einstufen, die nicht wissen, dass der Text nur aus Floskeln besteht, aber Hauptansprechpartner bei so etwas sind häufig genau die Idioten, die nichtmal das wissen.
Zugegeben, der Satz “Bezahlung: Nach Vereinbarung” ließ mich schon stutzen, allerdings glaube ich nicht, dass da viel Verhandlungsspielraum sein wird, davon mal abgesehen, dass viele gar nicht wissen, was man bei so etwas verlangen kann bzw. was es einem letztendlich abverlangt.
Der Grund, warum ich diesen halben Roman niedergeschrieben habe, ist einfach, dass ich mich mal über den perfiden Bauernfang von (natürlich nicht genannten) den Produktionsfirmen der deutschen TV-Industrie auslassen wollte. Und dass ich eure Meinung dazu hören möchte.

Angebot und Nachfrage… wenn die Leute bereit sind, für 150 € eine Hauptrolle zu spielen, sind sie selber schuld.

Ich finde, man kann den Produktionsfirmen da keinen Vorwurf machen. (bis auf die leicht deplatzierte Werbung)

In den Hilfeforen zu Hartz IV etc. tauchen solche Angebote auch immer wieder mal auf. Meistens reagieren dann die Stammuser nicht gerade sehr freundlich darauf. Und die Praktikanten (?) können sich gegen diese Aggressionswelle gar nicht richtig verteidigen und greifen recht schnell auf das Vorurteil vom faulen Arbeitslosen zurück. Irgendwann reagieren dann auch die Mods und löschen den Spaß.

Gab es eigentlich hier im Forum schonmal eine Anfrage :smiley:

Bei SchülerVZ wird auch mit der selben Masche gefischt- ist doch in Ordnung.
Es wird doch niemand gezwungen dort mitzumachen. Ist auch kein Bauernfang. Irgendwoher müssen die Leute für Mitten im Leben usw. ja kommen!

Najo ich find schon das es rüberkommt wie Bauernfängerei. Gerade bei Schülerjobs werden sich naturgemäß viel junge Menschen unterwegs von denen bestimmt viele sehr blauäugig sind und die nötige Medienkompetenz vermissen lassen. Die wollen einfach nur ins Fernsehen, aus welchen Gründen auch immer.

Und das kommen sie ja auch. Und Taschengeld gibbet obendrauf. Warum ist das Bauernfängerei?
Das hat noch niemand erklärt.
Ob ich nun für 20 Euro im Monat den ganzen Monat Sonntag morgens Zeitungen austrage und mich zum Hoschi mache oder in einer Dokusoap, die ja “gar keiner guckt, weil das ja eh nur Müll ist und überhaupt nur was für dumme, aber die letzte Sendung war ja echt lustig ;)” mitspiele- wo is’n da der Unterschied.

Ferienjobs oder Schülerjobs zielen ja am Ende immer auf die Unerfahrenheit im Lohnsektor ab.

Zeitung austragen ist für mich um einiges “ehrenvoller” als in Unterschichtensendungen mitzuspielen und Teil des Brot-und-Spiele Gefüges der Medien zu sein. Ich trage selber Zeitung aus und empfinde es als sehr verantwortungsvollen Job, von dem viele Menschen wirklich etwas haben, nämlich die Zeitung - die nicht nur zur Unterhaltung da ist.

Bedenklich wird’s wenn zum Beispiel Arbeitslose vom Amt direkt in solche “Angebote” gepresst werden würden. Sonst ist’s halt freiwillig und manch einer wird zumindest reicher an (schlechter) Erfahrung. :mrgreen:

Wäre rechtlich auch nicht haltbar :smiley:

Die werden doch auch zu Jobs gezwungen…

Aber nicht zu solchen, da diese zu 99,9% keine sozialversicherungspflichtigen Tätigkeiten von Dauer sind.

Ob man nun Zeitungen austrägt, Brötchen bäckt, Testkäufer ist, an ner Sexhotline arbeitet oder eben jemand der in Dokusoaps mitspielt ist, ist doch Wurscht.
Job is Job.
Am Ende zählt nur das Geld was für einen rausspringt, sonst würde man ja kaum arbeiten, ne?

  1. Ein Arbeitsloser kann nur zu Jobs gezwungen werden, die zumutbar sind. Sich vor der ganzen Nation zum Deppen machen fällt da nicht drunter.

  2. Sexhotline muss man auch nicht machen. Seitdem eine ARGE berühmt wurde, weil sie einer ehem. Prostituierten aufzwingen wollten, die Nebentätigkeit weiter auszuüben, sind die anderen ARGEn etwas vorsichtiger geworden.

  3. Werben Mediaproduktionen immer mit dem Begriff “Aufwandsentschädigung”. Bei einem 1-Euro-Job wird auch eine Aufwandsentschädigung gezahlt, die bei ALG II nicht angerechnet wird. Die Aufwandsentschädigung der Filmleute hingegen wird angerechnet.

Dehnbar ist weit dehnbar - Wer regelmäßig Fernsehkritik TV guckt, weiß das.
Und Aufwandsentschädigung ist kein Begriff, der eine bestimmte Preisklasse umfasst…
Und wer sagte was von einer Sexhotline?

Und wer sagte was von einer Sexhotline?

Das war nur der Vergleich,weil ja von “ehrbarer” Arbeit gesprochen wurde. Und ob zeitungsuastragen jetzt soviel “ehrbarer” ist als ein anderer Job.

Die Aufwandsentschädigung der Filmleute hingegen wird angerechnet.

Ist so nicht ganz richtig. Bis 165 Ois wird nichts angerechnet.

Soweit ich informiert bin zählt diese Regelung nur für Arbeitsgelegenheiten nach § 16d SGB II. Jedenfalls steht im § 11 SGB II und den §§ 2 und 6 ALG II-V nichts darüber.

Und der Goggel hat gerade diesen Artikel zur Aufwandsentschädigung gefunden.

Das bringt mich aber auf die nächste Überlegung: Was sagt eigentlich das Finanzamt zu dieser Aufwandsentschädigung?

Das bringt mich aber auf die nächste Überlegung: Was sagt eigentlich das Finanzamt zu dieser Aufwandsentschädigung?

Gute Frage. Wer ist schon so blöd und gibt das beim FA an?
Hab das auch noch nie gemacht.

Also ich weiss, das die 165 Euro nicht angerechnet werden, da eine von mir bereute Familie vor 3 Jahren mal bei sowas ähnlichem wie We are Family mitgemacht hat.
Natürlich das Klischee: Assi-Familie ausm Osten, die im Neubau wohnt. :slight_smile: Was sonst :slight_smile:

Zudem möchte ich anmerken,d as das Geld auch meist in Bar ausgezahlt wird, sodass man es leicht unterschlagen kann :wink:

Nur blöd wenn einem der zuständige Sachbearbeiter im Fernsehen erkennt.

Um die Uhrzeit haben die gefälligst im Amt zu sitzen XD