Fernsehkritik im Web 2.0

Diskussion über den Blog-Artikel: Fernsehkritik im Web 2.0

Ich freue mich ja immer sehr, wenn Fernsehkritik-TV zum Thema in einer wissenschaftlichen Arbeit wird. Nun hat mir Tobias Blessing von der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg eine von ihm verfasste Masterarbeit im Fach Kommunikationswissenschaft zur Verfügung gestellt. Er untersucht darin, wie Fernsehen im Web 2.0 kritisiert wird und vergleicht mein Magazin mit anderen Blogs. Sie können sich die komplette Arbeit (98 Seiten) HIER herunterladen.

Tobias erhielt für seine sehr interessante Arbeit übrigens die Note 1,3.

Sehr schön wenn sich auch mal wissenschaftlich damit auseinander gesetzt wird.
Letztens bin ich auch auf eine ähnliche Arbeit gestoßen, da geht es speziell um die Inszenierung in Frauentausch…
http://www.amiga-del-sol.de/doku-soaps- … nszeniert/

Danke Euch beiden. Wird gleich mal aufs Handy geladen - für die PDF zwischendurch sozusagen. :mrgreen:

Edit: Immer mogeln sich die GAST-Beiträge dazwischen. :ugly

Schon klar - die werden manuell freigeschaltet - doch irgendwie siehts jetzt aus, als wollte ich dem GAST danken… :roll:

Ich bin über die ersten Kapitel dieser Masterarbeit nicht hinausgekommen … es ist mir ein Rätsel, wie man trotz einer solchen Häufung von sprachlichen und Zeichenfehlern in diesem Fachbereich eine so gute Note erreichen kann. Die Erosion unseres Bildungssystems in den vergangenen Dekaden hat offenbar weitaus dramatischere Ausmaße angenommen als befürchtet.

Mein Prof. hätte mir seinerzeit solche ersten Kapitel um die Ohren gehauen, wenn ich so etwas abgegeben hätte.

Das Fernsehen verfehlt seine schädliche Wirkung offensichtlich selbst in der Forschung nicht …

Die Erosion unseres Bildungssystems in den vergangenen Dekaden hat offenbar weitaus dramatischere Ausmaße angenommen als befürchtet.

Du neigst zur Übertreibung. In zweierlei Sinn. Zunächst einmal sind die Fehler in dem Text wirklich nicht so schlimm, wie du es darzustellen versuchst. Die Arbeit ist trotzdem lesbar und verständlich und darauf kommt es ja bei Schriften in Fächern außerhalb der Germanistik an. :wink:
Die werden in ihrer Fachabteilung keinen Germanisten sitzen haben, der fix alle Sprach- und Zeichenfehler anstreicht. Warum auch? Es geht ja um den Inhalt.
Außerdem übertreibst du in Hinblick auf deinen eigenen sprachlichen Aufbau. Es klingt zwar unendlich schlau, was du schreibst, aber ich denke nicht, dass dir bewusst ist, dass es ziemlich schwierig ist, dich zu verstehen. Ja, das sage ich als Germanistin. Kompliziert schreiben ist nicht schlau, sondern einfach nur unverständlich.
Vielleicht kritisierst du ja unterbewusst an der Arbeit, dass sie in einem etwas lockererem Sprachstil geschrieben ist, als deinem, aber gerade das finde ich lobenswert. :smt023
Ich habe sie inhaltlich noch nicht komplett gelesen, da ich justemang aufgestanden bin, ich freue mich aber darauf.

Mein Prof. hätte mir seinerzeit solche ersten Kapitel um die Ohren gehauen, wenn ich so etwas abgegeben hätte.

Vermutlich zählt heutzutage der Inhalt mehr als die äußere Form.
Ansonsten hat dragonique schon alles dazu gesagt.

Ach ja, ich studiere auch Germanistik.

Muss dem Germanisten da beipflichten. Den lockeren Einstieg finde ich etwas befremdlich für eine Masterarbeit, aber vielleicht ist das in diesem Studiengang ja gern gesehen?

In der Einführung gibt es einen Satz, den ich nicht verstehe:

So dominieren beispielsweise publikumswirksame Rezensionen, kritische Reflexionen zu Hintergründen und Strukturen, die einen kompetenten Umgang mit dem Medium Fernsehen fördern, sind dagegen selten

Was ist selten? Es fängt an wie eine Aufzählung und endet als Gegenüberstellung. Statt des Kommas nach Rezensionen sollte, falls das die Intention des Autors war, vielmehr ein Semikolon (auch Strichpunkt genannt) stehen.

Nächster Satz auf der ersten Seite:

Erinnert sei hier z.B. an die heute schon legendäre Verweigerung […] des Ehrenpreises des Deutschen Fernsehpreis 2008 des Kritikers Marcel Reich-Ranicki, […]

:? Bin doch hoffentlich nicht der Einzige, der hier beim Lesen gestolpert ist. Wer verweigert sich hier wem? Das passt einfach nicht, weil Regeln der Valenz verletzt wurden. Könnte korrekt so aussehen:

Erinnert sei hier z.B. an die heute schon legendäre Verweigerung des Kritikers Marcel Reich-Ranicki […] den Ehrenpreis des Deutschen Fernsehpreises 2008 nicht anzunehmen, […]

Ich gehe nicht so weit, zu sagen, dass die Arbeit Mist ist oder dass ich deswegen nicht weiterlesen würde. Aber der Autor hätte diese Arbeit vorher vielleicht mal einem Germanisten zum Durchsehen geben sollen, um eben sprachliche Ungenauigkeiten/Unklarheiten beseitigen zu lassen. Irgendwann bist du einfach betriebsblind, was eigene Fehler in der Arbeit angeht. Das ist doch nur natürlich.

Was ist selten? Es fängt an wie eine Aufzählung und endet als Gegenüberstellung. Statt des Kommas nach Rezensionen sollte, falls das die Intention des Autors war, vielmehr ein Semikolon (auch Strichpunkt genannt) stehen.

Stimme Dir hier zu.

:? Bin doch hoffentlich nicht der Einzige, der hier beim Lesen gestolpert ist.

Nein, ich stolperte ebenfalls. :mrgreen:

[quote]Könnte korrekt so aussehen:

Erinnert sei hier z.B. an die heute schon legendäre Verweigerung des Kritikers Marcel Reich-Ranicki […] den Ehrenpreis des Deutschen Fernsehpreises 2008 nicht anzunehmen, […]
[/quote]

Das ist in meinen Augen ebenfalls falsch. VERweigert wurde schon der Preis. Es WEIGERTE sich dagegen
Herr Reich-Ranicki. Das “nicht” am Ende des Satzes führt zu einer doppelten Verneinung. Nun versuche ich mich mal: :ugly

Erinnert sei hier z.B. an die heute schon legendäre Weigerung des Kritikers Marcel Reich-Ranicki […], den Ehrenpreis des Deutschen Fernsehpreises 2008 anzunehmen.

Ich bezog mich jetzt nur auf die Zitate hier. Ich hoffe, ich finde bald Zeit, die Arbeit mal zu lesen.

Ha. Stimmt natürlich. Die doppelte Verneinung hab ich jetzt übersehen. Und Weigerung statt Verweigerung klingt auch besser. Touché! :smt023

:dankeschoen für das :smt023

Das tut einem Menschen mit einem Anfang der 90er Jahre erworbenen Sekundarabschluss I richtig gut. :mrgreen:

Nicht, dass noch einer denkt, ich hätte an der Unnitäät ackademiert. :mrgreen:

Also, ich mag meinen „akkademmischen Unnitätsabschluss“ und bin sogar stolz darauf - auch wenn er schon ein paar Jahre zurückliegt. :wink:

Was ich hier aber ausgerechnet von zwei (angehenden?) Germanisten lesen musste, stellt quasi das fette Ausrufezeichen zu meinem Kommentar dar. Wenn sogar schon die „Hüter“ der Sprache befinden, dass ein paar vollkommen normal formulierte Sätze, wie sie jeden Tag in den Tageszeitungen stehen (vorausgesetzt, man liest nicht gerade die BLÖD-„Zeitung“), „unverständlich“ seien und gleichzeitig befinden, bezüglich einer wissenschaftlichen Arbeit aus einem anderen geisteswissenschaftlichen Bereich sei ja der Inhalt wichtiger als die Sprache, werden die Guttenbergs und Koch-Mehrins sofort verständlicher.

Wenn diese Germanisten eine solche Haltung tatsächlich vertreten, können sie die Werke Goethes, Kafkas, Manns, Brechts, Frischs und die all der anderen Gralshüter der deutschen Sprache auch gleich in die Tonne kloppen und statt dessen für Groschenromane oder Horoskoptexte plädieren.

Vielleicht hat sich das bis zu den heutigen Bachelor- und Master-Opfern noch nicht herumgesprochen: Die Sprache ist die Mutter aller Gedanken. Wenn die Mutter aber eine eher eingeschränkte sprachliche Kompetenz besitzt, sind logischer Weise die daraus folgenden Gedanken auch eher schlicht. Anders gesagt: Wenn ein Absolvent der philosophisch-sozialwissenschaftlichen Fakultät (sic!) es nicht fertigbringt, in einer Master-Arbeit klar zu benennen, ob Herr Reich-Ranicki einen Preis nun verweigert oder abgelehnt hat oder sich weigert, ihn anzunehmen oder den Preis gleich ganz zum Kotzen findet, ist es vollkommen belanglos, was er sonst noch so schreibt, denn dann liest sowieso kein ernsthaft Interessierter weiter.

Reich-Ranicki hätte diese Arbeit wohl mit diesen oder ähnlichen Worten kommentiert (man stelle sich die rauchige Stimme dieses Herrn samt seinem unvergleichlichen Akzent vor): „Ein schöner, ehrenvoller Versuch - aber der Autor ist kläglich gescheitert. Eine solche Arbeit wäre wichtig gewesen, doch die sprachlichen Schwächen haben immer wieder dazu geführt, dass ich das Buch kopfschüttelnd zur Seite gelegt habe. Ich mache mir große Sorgen um den wissenschaftlichen Nachwuchs.“

Marcel, dem kann ich mich nur anschließen. :wink:

Wird man als ausgebildeter Germanist einer Lobotomi unterzogen, sodass man zu einem nervigen Klischee verkommt? Das Hochjazzen von klassischer Literaur wird dabei zum Kanon und bei jeder Gelegenheit gepredigt.

Bei wissenschaftlichen Arbeiten handelt es sich weder um Prosa, noch um Romane.Studenten haben keinen Lektor, der sich ihrer Arbeit annimmt, sie auf Fehler und Ästhetik prüft.

Sprache ist ein soziales Konstrukt. Ob man sie nun als gut oder schlecht bewertet, ist völlig irrelevant, da normative Aussagen absolut keinen empirischen Gehalt haben. Besonders unsere selbsternannten “Hüter der Sprache” scheinen dies nicht in ihrem Studium gelernt zu haben. Vielleicht blenden sie dies auch gerne aus, um dann mit ihren schier unendlichen Kenntnissen andere zu belehren. So erfüllt das Studium wenigstens einen Zweck, nicht wahr!?

Es gibt keine objektiv gute oder schlechte Sprache. Sprache wird in dem Moment unzulänglich, wo sie bei dem Rezipienten auf Grund ihrer Semantik nicht die Interpretation zulässt, die vom Schreiberling intendiert war.

Mein Appell an Germanisten: Fordert euer Resthirn bei eurer (ehemaligen) Fakultät zurück und gebt eure nicht enden wollende Selbstgerechtigkeit als Pfand ab!

Lieber Herr Germanist,

Germanisten sind nicht die “Hüter” der deutschen Sprache und Kultur, sondern hauptsächlich die Beschreiber dieser. Wenn man die Sprache der Deutschen auch behüten möchte, so ist dies hauptsächlich privates Vergnügen und hat nichts mit einer wissenschaftlichen Aufgabe zu tun.

Und zu den “Klassikern” der deutschen Kultur:
Sie vergessen, z.B. dass das, was sie von Goethe lesen, nicht Goethe im Original ist, sondern eine nach Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung angepasste modernisierte Sprache ist. Und Sie mindern den Wert dieser Autoren, wenn Sie die Reichhaltigkeit dieser Werke auf die sprachliche Ebene reduzieren, wo es doch erst der Inhalt ist, der diesen Autoren ihren berechtigten Nachruhm einbrachte.

Oder um es mit den Worten Goethes zu sagen:

Ich halte mir diese Art Postulate nach Möglichkeit einfach vom Halse und mache, genau besehen, immer noch genug Schnitzer. Was aber die Kommas betrifft, so beruhige ich mein Gewissen immer mit einem Satz des alten Wieland, der besagt, Religion und Interpunktion seien Privatsache.

Die Doppeldeutigkeit in der Einleitung ist natürlich ein Fehler. Aber zum einen ist die beschriebene Geschichte weithin bekannt und damit die Aussage verständlich, zum anderen befindet sie sich nur in einer Einleitung, die nicht den wissenschaftlich-analystischen Apparat der Arbeit bildet.

Vergleiche mit Guttenberg und co. sind hier völlig unangebracht. Wäre die sprachliche Qualität das Problem gewesen, hätten wir kein Ministerkarussell miterleben müssen.

@ContractHustle

Deine Ausführung war irgendwie unnötig, haben hier doch zwei “Germanisten” Stellung gegen den User “Germanist” bezogen.

Oh! Die Geister, die ich rief…

SORRY! :ugly

Ich bin über die ersten Kapitel dieser Masterarbeit nicht hinausgekommen … es ist mir ein Rätsel, wie man trotz einer solchen Häufung von sprachlichen und Zeichenfehlern in diesem Fachbereich eine so gute Note erreichen kann. Die Erosion unseres Bildungssystems in den vergangenen Dekaden hat offenbar weitaus dramatischere Ausmaße angenommen als befürchtet.

Mein Prof. hätte mir seinerzeit solche ersten Kapitel um die Ohren gehauen, wenn ich so etwas abgegeben hätte.

Das Fernsehen verfehlt seine schädliche Wirkung offensichtlich selbst in der Forschung nicht …

Wen jucken die paar Fehlerchen? Es geht um den Inhalt, auf Rechtschreibung wurde in Klasse 3 geachtet ^^

Tja vermutlich ist da jeder seinem eigenen Wahnsinn erlegen :ugly

Mein Wahnsinn ist der katastrophale Blocksatz, da tun sich Krater-große Lücken zwischen den Wörtern auf. Das stört den Lesefluss erheblich, da zucke ich fast bei jedem Satz zusammen, weil ich mir natürlich als fantasievoller Mensch vorstelle, was mein Prof getan hätte, wenn ich das so abgegeben hätte. :lol:

Ich habe bisher die Einleitung überflogen und den Teil in dem auf Fernsehkritik Bezug genommen wird und ich muss leider sagen inhaltlich haut mich das auch nicht um. Die Art der Umsetzung ist mir zu trocken, kann sein, dass da bei einer solchen wissenschaftlichen Arbeit daran kein Weg vorbeigeht.

Bei dieser Sprachdiskussion kann ich es mir auch nicht verkneifen diese Video zu verlinken:
http://www.youtube.com/watch?v=J7E-aoXLZGY
Stephen Fry - Language

@ Harald

Danke für den Link, das Expose klingt schon mal sehr interessant.

Bitte gerne. Für welchen Link jetzt genau? :mrgreen:

Ich hab offenbar sooo vieeeel in dem Thread hier verlinkt. :ugly

@ Harald

Öhm Öhm verdammt
Hättest ja auch einfach die Lorbeeren einheimsen können :wink: , hätte eh keiner gemerkt

Ich bin verrutscht der Link stammt natürlich vom User matzenbg, dem sei es gedankt.

Hätte er das richtige Textsatzprogramm, für wissenschaftliche Arbeiten, genutzt, wäre das nie so passiert. MS Word sieht einfach mal nur scheußlich aus. Und der Zeilenabstand erst. Latex hätte hier geholfen. Aber nun gut, es gibt auch Lehrstühle, die eine MS-Word Version zur Verfügung gestellt haben wollen, anstatt von plattformübergreifendem Format.

Die Arbeit werde ich dennoch versuchen mir zu Gemüte zu führen. Auf jedenfall ausschnittsweise.

Grüße

@ Erbsenzähler

Ich kann auch Erbsen zählen :mrgreen: