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@ Bela619:
Hast Du Dich denn mit den angegebenen Quellen auseinandergesetzt? Wenn ja, was sagst Du zu den Einwänden von Flassbeck ggü. Deinen Thesen? (Siehe etwa Teil 2 des Radiointerviews, oder auch Teil 1; Links befinden sich im ersten Beitrag).
Flassbeck bekennt sich ja ganz ausdrücklich zur Marktwirtschaft und zum Konkurrenzkampf der Unternehmen. wettbewerbsfähigeren Landes früher oder später abgewertet werde. Eine Konkurrenz über Lohndumping sein innerhalb einer Währungsunion zwar möglich, bedeute jedoch zum einen, dass die gemeinsame Vorgabe (Zielinflationsrate), auf die man sich verständigt hatte, missachtet werde; zum anderen gehe die Währungsunion auf diese Weise allmählich automatisch in eine Transferunion über.
Länder könnten gerade nicht wie Unternehmen Wettbewerb machen, weil die anderen Länder nicht nur Konkurrenten, sondern gleichzeitig auch die Kunden (und ev. Schuldner) seien; und wenn ein Land niederkonkurriert und an die Wand gedrängt wird, und wenn es daher auch nicht mehr viel erwirtschaftet, dann könne es auch die Produkte des „siegreichen“ Landes nicht mehr kaufen und seine Schulden nicht mehr zurückzuzahlen. Der Handel zwischen Ländern müsse auf einem Geben und Nehmen beruhen.
Siehe auch sehr ausführlich dazu:
@ Dosenstolz:
Deutschlands Exportprodukte - allen voran Autos und Maschinen - stehen nun nicht gerade in dem Ruf, besonders billig zu sein. Im Gegenteil, es handelt sich in der Regel um sehr hochpreisige Güter. Sie werden im Ausland gerne wegen der sehr guten Qualität und dem guten Ruf/Image (KFZ) gekauft - trotz ihres hohen Preises. Damit wäre die erste These des Herrn F. schon mal widerlegt.
Selbst wenn das so sein sollte: Hätte Deutschland eine eigene Währung - und die wäre in Relation zu anderen Währungen dann wesentlich höher bewertet als jetzt - so würde dies doch bedeuten, dass deutsche Produkte im Ausland wesentlich teurer wären? Und das wiederum würde doch bedeuten, dass beispielsweise französische und italienische Produkte ggü. den deutschen dann doch wesentlich preiswerter wären als jetzt, oder? Das würde doch einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil für Länder wie Frankreich und Italien mit sich bringen, selbst unter der Annahme, dass deutsche Produkte viel besser sind - oder nicht? Gerade in einer Situation, in der ohnehin das Geld nicht locker sitzt, müsste das doch eigentlich einen erheblichen Effekt haben.
Anders gesagt: Das deutsche Lohndumping plus Währungsunion verschafft Deutschland aufgrund der Währungsunion Vorteile, aber direkt auf Kosten der anderen und zum Schaden der Europäischen Währungsunion als ganzer.
Durch eine gesteigerte Binnennachfrage stellt sich aber nun leider niemand Maschinen und chemische Erzeugnisse in den Garten.
Der Export ja nicht verschwinden, sondern nur etwas zurückgefahren werden, und zum anderen soll der Prozess sich ja über viele Jahre erstrecken, so dass die deutsche Wirtschaft auch Zeit hätte, sich an die neue Situation anzupassen und mehr Produkte bereitzustellen, die der Binnenmarkt wünscht.
(Abgesehen davon, dass die in Deutschland hergestellten Konsumgüter dann ja noch teurer und damit noch weniger konkurrenzfähig zu ausländischen Produkten wären).
Das ist ja die Idee. Es wird etwas weniger exportiert und etwas mehr importiert.
Das Modell, das Deutschland derzeit hat, sieht ja so aus:
Der Einzelhandel wächst seit 15 Jahren praktisch nicht mehr. Der Export hingegen ist stark gewachsen. (So ist das jedenfalls, wenn Flassbecks Statistik stimmt.) Nur das Ausland bzw. dessen Schulden tragen Deutschlands Wirtschaftswachstum noch.
Deutschland hat riesige Leistungsbilanzüberschüsse, mehr als jedes andere Land, mehr als China. Das bedeutet, dass Deutschland viel mehr gibt als es bekommt, und dass die Differenz sich in immer größeren Schulden des Auslands niederschlägt. Die enormen deutschen Ersparnisse fließen eh überwiegend ins Ausland. Flassbeck fasst das (vielleicht etwas zugespitzt) so zusammen: Das Ausland macht bei den Deutschen riesige Schulden, um deutsche Waren zu kaufen, Jahr für Jahr.
Um die Schulden aber zurückzuzahlen, muss das Ausland Bilanzüberschüsse und Deutschland Bilanzdefizite machen.
Wenn das Ausland die Schulden nicht bezahlen kann, bedeutet das, dass man ihm das Geld und die Produkte geschenkt hat.
Dass ein solches Modell - Deutschland exportiert auf den Pump der anderen - auf Dauer nicht gut gehen kann, ist eigentlich klar, oder nicht? Irgendwann ist ein Punkt erreicht, wo es so nicht mehr geht. und laut Flassbeck nähern wir uns diesem Punkt eben nun an. (Übrigens: Im Stabilitätsgesetz von 1967, das nach wie vor gültig ist, steht ohnehin, dass ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht anzustreben ist; das ist ja zumindest langfristig das einzig Vernünftige.)
Ohne die Währungsunion würde das deutsche Modell offenbar eh nicht funktionieren. Und so hat es eben für eine gewisse Zeit funktioniert. Deutschland konnte die anderen Länder an die Wand drücken und hatte eine Währung, die (zu seinen Gunsten und zum Schaden der anderen) viel zu schwach für Deutschlands Verhältnisse bewertet war. Aber daher werden Länder wie Frankreich und Italien zum Austritt gezwungen sein, denn sie können ihre Löhne nicht um 30% senken, um mit Deutschland mitzuhalten, ohne dass es eine gewaltige Deflation gibt. Spätestens beim Zusammenbruch des Euro - so argumentiert Flassbeck - wird Deutschland enorm aufgewertet werden, und dann bricht der Export weg; aber das dann in riesigem Ausmaß, und das über Nacht.