Ein für mich sehr wichtiges Thema und ich finde es gut, dass das hier diskutiert wird, moderiert, so dass die Diskussion nicht ausartet Hab es blöderweise zu spät mitbekommen, ich wäre dabei gewesen. Aber ich höre es mir nebenbei an.
Ich glaube nicht, dass die DDR der geeignete Maßstab ist, um damit die Abschaffung von Grenzen zu begründen. Es gibt einen Unterschied zwischen Grenzen, an denen man erschossen wird, wenn man sie überschreiten will, und Grenzen, die man passieren darf.
Ich finde Grenzen sind sehr wichtig, denn sie fördern den Frieden!
Wenn ich deine Argumentation richtig deute, dann kann man es so zusammenfassen, dass du möchtest, dass alle in Europa die gleichen Werte und Waren teilen, wir alle einer Meinung sind, uns alle immer gut verstehen und so weiter. Das wäre schön, ist aber unrealistisch. Menschen sind verschieden und es wird auch ständig gepredigt, dass jeder Mensch so sein können soll, wie er ist. Wenn Menschen aber ihre Verschiedenheit ausleben wollen, führt das automatisch zu Kollisionen, denn nicht alles geht gleichzeitig. Damit es für alle angenehm ist, müssen wir Rücksicht aufeinander nehmen. Und das heißt nicht immer tun und lassen zu können, was wir möchten. Man versucht den größten gemeinsamen Nenner zu finden. Es müssen um so mehr Kompromisse eingegangen werden, je unterschiedlicher sich Menschen verhalten, je unterschiedlicher die Werte sind. Deshalb ist es von Vorteil, dass die Menschen auf einem Fleck leben, die sich möglichst ähnlich sind. So hat jeder das Umfeld, das am meisten seinen Vorstellungen entspricht. Da es bei größeren Gruppen nicht anders möglich ist, werden die Regeln überregional festgelegt. Das hat sich über zehntausende Jahre so entwickelt und bewährt. Grenzen haben es ermöglicht, dass man „unter sich“ bleiben konnte, wenn man es möchte. Und das fördert letztendlich den Frieden.
Natürlich kann man Grenzen überschreiten, aber dann kann sich eine Gruppe als Kollektiv dagegen zur Wehr setzen. Die Idee, dass keine Grenzen überschritten werden können, wenn es keine Grenzen gibt, halte ich für sehr naiv. Es ist eher so, dass sie dann einfach nicht mehr überschritten werden müssen, um jemandem zu nahe zu kommen und ihm zu schaden. Will man eine große Region kontrollieren (wie Hitler damals), muss man nur noch an die politische Macht kommen und kontrolliert direkt alles.
Man sieht es meiner Meinung nach auch aktuell in Europa. Innerhalb von Staaten haben die Menschen schon sehr verschiedene Meinungen, aber man versucht alle Staaten Schritt für Schritt zu vereinen, obwohl es unter den Staaten noch stärkere Meinungsverschiedenheiten gibt. Dieser zwanghafte Versuch „ein Europa“ durchzusetzen führt zum Zerfall Europas. Indem man alle beleidigt, die einer anderen Meinung sind, wird das nur noch schlimmer.
Grenzen bedeuten wie gesagt nicht, dass sie nicht überschritten werden können! Auch bevor wir Europa hatten, gab es die Möglichkeit in andere Staaten zu reisen, allerdings wird das immer wieder vergessen, siehe Diskussion um den Brexit. Es ist sogar möglich die eigene Nationalität zu wechseln. Je nach Staat gibt es eine größere oder kleinere Hürde, aber das sollte jede Nation selbst entscheiden können.
Ich glaube der erste Anrufer war es, der das schon selbst recht gut so ähnlich dargelegt hat.
Wir können unsere Gruppe (von Staaten auf eine EU) vergrößern, wenn wir uns alle größtenteils einig sind. Das funktioniert, umgekehrt aber nicht. Wir können nicht alle in eine Gruppe zwingen und dann erwarten, dass wir uns danach alle besser verstehen. Nur umgekehrt wird ein Schuh draus.
Lustig ist an der Stelle übrigens, dass man Menschen dafür (zu recht) dafür auslacht, dass es eine kleine Gruppe gibt, die die Welt kontrolliert und nun wünschen sich so viele Menschen, dass es zur Realität wird, genannt „EU“ oder gar einen Weltstaat.
Ich bezweifle, dass ein Europa als eine Nation davor schützt, dass wir Kriege gegeneinander führen. „Keinen Krieg“ gab es schon vor der EU. Dass es gerade so ist, muss nicht so bleiben. Ich sag nur „Bürgerkrieg“, klappt auch innerhalb von Grenzen. Indem man verschiedenere Menschen auf einen Raum zwingt, wird die Gefahr dafür auch Größer. Katalonien zeigt auch, dass regionale Konflikte nicht vermieden werden.
Puh … zwei Dinge:
a) Es gibt keinen Rechtsruck. Schaut man sich die Entwicklung der letzten Jahrzehnte an, dann stellt man fest, dass sich die Politik langsam aber stetig nach links bewegt hat. Die AfD von heute vertritt das, was teilweise die SPD/CDU vor 30 Jahren vertreten hat. Helmut Schmidt wäre nach heutigen Maßstäben für viele ein Nazi. Viele Menschen haben die Wntwicklung toleriert, aber inzwischen fühlen sie sich so wenig von den meisten Parteien vertreten, dass sie eine andere Partei wählen, die das vertritt, was die Menschen schon vor Jahrzehnten wollten und was damals noch von mehreren Parteien angeboten wurde.
b) „Rechts“ ist nicht schlecht und ist nicht gleichzusetzen mit „Nazi“. Rechts heißt konservativ, heißt die Dinge bewahren, die sich bewährt haben. In anderen Ländern ist dieses „rechts ist böse“ auch nicht so gesellschaftlich verankert wie bei uns, historisch bedingt. Schlimm ist eher „radikal“ und da ist es egal welche Seite, ob links oder Rechts. Sowohl der rechte als auch der linke Rand will allen Menschen ihre Vorstellung aufzwingen und das halte ich für ein Problem. Toleranz heißt auch, andere Meinungen zu akzeptieren - auch politische. Mit der „populistischen Behauptung“, rechts sei per seh schlecht, treibt man nur weiter einen Keil in die Gesellschaft, fördert Gewalt und Extremismus.
Populismus gibt es übrigens auch von beiden Seiten. Es ständig der Seite vorzuwerfen, die man nicht mag, hilft da auch nicht weiter.
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Für ein Ideales Europa:
- Eine gemeinsame Währung halte ich für sinnvoll, wobei es vielleicht sinnvoll ist nicht eine Währung für die ganze EU zu wählen, sondern zwei oder drei. Die Regionen sind wirtschaftlich zu verschieden, als dass es reibungslos funktionieren könnte. Selbst innerhalb Deutschlands brauchen wir Finanzausgleiche, damit es einigermaßen funktioniert. Mehrere Währungen können sich wirtschaftlich positiv auf die jeweiligen Staaten auswirken, wie zum Beispiel Griechenland, Italien oder Spanien. Die wären vermutlich nicht in dieser Situation, müssten sie sich nicht so direkt mit wirtschaftsstärkeren Staaten messen.
- Gemeinsame wirtschaftliche Regeln halte ich in einem gewissen Maß ebenfalls für sinnvoll. Gemeinsame Normen erhöhen die Produktivität und den Nutzen der Produkte. Es schont damit auch die Umwelt. Es hilft auch die Produkte gegen solche aus dem Ausland besser zu vermarkten.
- Austausch von Wissen sollte es (weiterhin) geben, aber wenn es nach mir ginge, hört das nicht an den Grenzen der EU auf. Allerdings muss das auf Gegenseitigkeit beruhen.
- Insgesamt sollten Nationalstaaten erhalten bleiben und EU-weite Gesetze nur in Maßen eingesetzt werden. Staatliche Souveränität halte ich wie gesagt für wichtig. Es hindert keinen Staat daran sich an einen anderen Staat anzugleichen, ähnliche Gesetze zu erlassen und einen freieren Austausch zu pflegen. Sie können sich auch zu einem Staat zusammenschließen, wenn sie möchten. Und irgendwann mag das auch für alle EU-Staaten gelten. Bis dahin wird aber wohl die „EU“ weltweit ausgedehnt sein und dann sind wir doch wieder zu viele, um uns zu einem zusammenzuschließen.
- Freie Bewegung der Bürger innerhalb Europas hätte ich fast vergessen, weil ich es für so verständlich halte. Damit das möglich ist, muss aber einigermaßen garantiert sein, dass in der EU nur die Staaten sind, deren Bürger sich möglichst ähnlich und daher einig sind. Sonst steigt das Misstrauen, denn man weiß nie, wer denn da gerade die Grenze überschreitet. Grenzen bieten deshalb nämlich auch Sicherheit. Man weiß etwas besser, mit dem man es zu tun hat, ohne die Person vorher je gesehen zu haben, zumindest mit einer größeren Wahrscheinlichkeit. Keine Angst vor Fremden zu haben fördert die Freiheit. Freiheit braucht Grenzen, das hat sogar Antje Hermenau (bis vor kurzem Politikerin bei den Grünen) vor kurzem noch gesagt.