Eichmanns Ende

[Mr_Morizon]

Am morgigen Sonntag wird in der ARD das Dokudrama „Eichmanns Ende“ (auch in den FK-TV TV-Tipps empfohlen) gesendet.
Da der Schauspieler wohl regional hier in der Nähe irgendeine Verbindung hat (weiß ich auch nicht genau; irgendwas mit Osnabrück wohl), erschien bei uns in der Zeitung ein Interview mit dem Darsteller von Eichmann. Dieses Interview beinhaltete auch folgende Zeilen:

@"Wittlager Kreisblatt"

Die ARD strahlt „Eichmanns Ende“ mitten in der Ferienzeit an einem Sonntagabend nach der Wiederholung eines alten „Tatorts“ um 21.45 Uhr aus – das ist ein Begräbnis erster Klasse für solch einen engagierten und sehenswerten Film.

Ich stecke ja nicht in den Programmmachern, aber offenbar ist 20.15 Uhr ein problematischer Sendeplatz für so einen Film. Andererseits wurde bei der ARD über den Film regelrecht gejubelt, sofern man bei so einem Thema überhaupt jubeln kann. Da war die Rede von einer Perle des ARD-Fernsehens, die den besten Sendeplatz verdient habe. In deren Augen ist es offenbar der beste Sendeplatz, auf dem sonst „Anne Will“ läuft.

Der beste Sendeplatz ist aber nicht der von Anne Will, sondern der vor Anne Will.

Dafür ist das Thema wohl zu speziell und nicht massenkompatibel genug.

Wer einen Film mit Herbert Knaup, Ulrich Tukur, Axel Milberg und all den anderen besetzt, hat normalerweise schon den Sendeplatz um 20.15 Uhr im Visier. Gibt es bei einem Film wie „Eichmanns Ende“ auch eine andere Gage, als wenn man beispielsweise in einem „Tatort“ mitspielt?

Weniger, viel weniger. Es ist doch kein Geld da, und „Eichmanns Ende“ ist halt ein Dokudrama. Für uns Schauspieler war das eine idealistische Unternehmung. Es zählt das Genre und die Summe, die dafür zur Verfügung steht. Mich hat dieses Thema fasziniert – auch die perfide Liebesgeschichte, dass sich Eichmanns Sohn ausgerechnet in die Tochter eines ehemaligen jüdischen KZ-Häftlings verliebt, der nach Argentinien flüchten konnte. Dadurch ist Eichmann letztlich aufgeflogen, und dieses Ereignis ist ja so gut wie unbekannt.

ARD und ZDF wollen in Zukunft massiv sparen – was bedeutet das für die Schauspieler?

Weniger Filme, und das heißt: weniger Arbeit. Ich halte es aber nach wie vor für den öffentlich-rechtlichen Auftrag, auch kompliziertere Filme zu drehen und nicht nur auf die Quoten zu schielen. Natürlich wirkt sich der Sparzwang auch auf die Gagen aus, es wird jetzt schon nicht mehr gezahlt, was mal gezahlt wurde. Fatal ist aber auch, dass die Druckmittel größer werden. Wenn es für mehr und mehr Schauspieler weniger Rollen gibt, kann man natürlich sagen: Na gut, wenn du unter unseren Bedingungen nicht willst, dann nehme ich einen anderen, der macht’s für das Geld.

Ich finde das schon recht frech, was man hier erfährt - denn statt so einem historisch wertvollem und liebevoll gemachtem Film zur Primetime lieber einen alten Tatort, der doch eh fast täglich läuft, zu senden, diesen Film dann auf den Platz von Anne Will zu platzieren und dann die Schauspieler auch noch grottig zu bezahlen gehört meines Erachtens nach schon fast zu Ausbeutung. Aber nunja, man will ja immerhin dafür sorgen, dass hochkarätige und vermutlich teuer eingekaufte Musiker á lá Jürgen „UNZ“ Milski ein anständiges Gehalt kriegen. Da brauchen das solche Schauspieler doch nicht, denn der ÖR Auftrag ist logischerweise eher, Verdummungsmusik auszustrahlen als derartige Produktionen zur Primetime zu bringen.

Das gesamte Interview ist aber auch interessant und lesenswert:

http://www.wittlager-kreisblatt.de/pree … naupp.html

Da war ich endlich mal wieder stolz auf meine Lokalzeitung