Doku-Soaps und kein Ende!

Endlich wieder eine dieser Auszieh-Shows … nee Anzieh-Shows im TV - wie innovativ.
Die neue Doku-Soap „Zieh mich an!“ startet am 28.08.2008 auf Sat1.

Fünf Menschen auf der Suche nach dem „perfekten Outfit“: für das Treffen mit dem Ex-Freund, das Vorstellungsgespräch, die Scheidung, das erste Date, den ersten Tag im neuen Job, Antrittsbesuch bei potenziellen Schwiegereltern etc. Pro Folge geht es um eine Person und ihr Aussehen. Die anderen vier machen Vorschläge für das perfekte Outfit zum konkreten Anlass. Wer hat am Ende der Woche mit seinem Gespür für Menschen und Mode überzeugt?
Hier noch eine Vorschau zu den ersten 5 Folgen.
Ich würde die Auswahl meiner Kleidung für ein wichtiges Ereignis auf keinen Fall fremden Menschen überlassen. In meinen Sachen möchte ich mich wohl fühlen, sie sind ein Ausdruck meiner Persönlichkeit, nicht der anderer Leute. :smt017 Und sollten die Teilnehmer nicht eigentlich langsam dieser „Was-ziehe-ich-meiner-Barbie-an“ - Phase entwachsen sein? Na, Hauptsache mal ins Fernsehen kommen und „wichtig“ sein.

Die müssen ja auch kramen, bis die mal wieder ein neues Format entdecken können.

Es gibt immer noch neue Belanglosigkeiten, welche als Doku-Soap festgehalten werden können


Jetzt kramt Pro Sieben eine neue Kuppel-Show hervor, um die Bildschirmspanner damit in diesem Herbst zu langweilen.
"4 Hochzeiten unterm Weihnachtsbaum"
Pro Sieben sucht heiratswillige Männer für vier Single-Frauen.
(Quelle: Digitalfernsehen)

Glaubt mir, die finden sogar ne möglichkeit ne Doku-Soap über Hausfrauen, die Socken stopfen zu machen. :smt021

Also der blanke Horror bei diesen Doku-Sopas stellt für mich immer noch “Abenteuer Alltag” und “Die Supernanny” dar. Verzogene Kinder dürfen laut dieser Frau noch mehr aufmüpfig gegenüber der Eltern werden. NEIN!!! :smt013

Nunja, über die Sendung kann man hier sicherlich auch diskutieren, aber der eigentlich Grund für mich diesen Thread zu öffnen ist dieses Zitat von Quotenmeter:

Fabian Riedner hat die erste Folge der Sat.1-Styling-Show gesehen und ist überrascht, dass das Format so belanglos ist.

:lolschild Wie überraschend.

Habe die Sendung übrigens nicht gesehen, wäre nett wenn ein sachliches Auge mal was über die Sendung schreibt.
Auf eine fröhliche Runde.

Sind wir schon so weit dass wir Threads danach eröffnen was QM schreibt? :smt002 Ich bin ja froh, dass bisher niemand auf die Idee kam detailiert über Daily Soaps zu diskutieren. :mrgreen: :smt006
Edit: Themen vereinigt. :smt028

Ich habe da das Konzept für eine neue Doku-Soap in der Schublade. Ihr seid die ersten, die davon erfahren.

Begleite mich - Wege zur anderen Seite

Es geht um Ulrike. Ulrike ist Studentin aber gleichzeitig auch ehrenamtlich in einem Hospiz tätig. Sechs Folgen lang begleiten wir sie, wie sie Menschen und ihre Angehörigen auf den Weg in den Tod begleitet. Untermalt wird alles von schwermütiger Musik (Johnny Cashs Version von “Hurt” zum Beispiel) es sei denn es finden sich Leute, die sich mit ihrem Tod abgefunden haben und das locker sehen, da kann dann auch mal etwas aufbauende Mucke genommen werden (“Always look on the bright side of life” von Eric Idle). Jede Folge gibt es dann auch einen Fall, der dann nicht stirbt, weil die Chemo doch anschlägt oder er, kurz bevor die Maschinen ausgeschaltet werden, doch noch aufwacht. SAT 1 möchte mit dem Format ein Tabuthema näherbringen, möchte aufrütteln und zu Diskussionen anregen.

Vor der Werbepause kommen Gewinnspielfragen wie: “Wohin glauben die Menschen nach ihrem Tod zu kommen wenn sie gut gelebt haben? A: Himmel B:Mallorca” Der Gewinner bekommt ein Auto. Die Werbekunden stehen schon Schlange, dem Thema angemessen will man vor allem pharmazeutische Unternehmen für den Werbeslot begeistern. Ratiopharm präsentiert das Ganze.

Was soll man als denkender Mensch auch groß über Doku-Soaps schreiben? Sinnentleerte Themen für eine sinnentleerte Welt, die sich nur noch um sich selbst dreht und drögeste Banalitäten zu lebenswichtigen Events hochstilisiert. Die Menschen hocken teilnahmslos davor und schauen sich die Sachen an, weil sie selbst nichts mehr erleben, meist weil sie nur noch aphatisch vor der Glotze hocken. Daher erleben die ganzen Typen auf dem Bildschirm stellvertretend für ‘uns’ all das, was wir nicht erleben können oder mangels Geld nicht erhalten können. Sie verreisen, ziehen um, ziehen sich an, kochen, werfen Hunde von Brücken. Eigenes Leben ist öde. Aber im TV ist es coooooool! Und man kann dabei Knabbergebäck verzehren!

@keoma
Ich hoffe das SAT.1 hier nicht im Forum mitliest, sonst haben wir bald eine neue Doku-Soap am Bein. :smt005
Aber jetzt mal ehrlich: ich kann mir gut vorstellen, dass solche Konzepte bald Realität werden. Leider.


RTL plant die Reality-Doku “Nie wieder Angst!” - Ein Leben ohne Phobien. Menschen, deren Leben von irrationalen Ängsten bestimmt wird, bieten jede Menge Stoff zum Ausschlachten und für inszenierte Dramatik. Quelle hier.
Grrr! Diese billigen Realitys könnten auf Dauer auch bei den Zuschauern Phobien hervorrufen, zum Beispiel Emetophobie – die Angst, sich übergeben zu müssen. :smt078

:smt120
Noch so eine „realitätsnahe Doku“: Quelle hier!
Der König von Mallorca nimmt seine TV-Untertanen per Doku mit in sein Königreich. VOX zeigt am 03.10.2008 "Familie Drews - der verunglückte Urlaub“. Interessant? Für wen? Vielleicht für Leute, die kein eigenes Leben haben und deshalb gern in anderer Leute Leben herum stochern. Auch für die belangloseste „Reality“ findet sich ein Publikum.
Jetzt verheizt - nein promotet - der Schlager-König auch noch seine zwölfjährige Tochter. Macht ja nichts, dass ihr Vater kaum Zeit für sie hat, als zukünftiger Star wird ihr auch nicht mehr viel von ihrer Kindheit bleiben, wenn sie von Auftritt zu Auftritt herum gereicht wird.
:wuerg2 Dass Zwölfjährige davon träumen, ein Star zu sein, ist nichts Ungewöhnliches. Sind eben noch Kinder. Aber dass „verantwortungsbewusste“ Eltern das auch noch zielgerichtet steuern, finde ich schon hanebüchen.

Ich seh das wie eine Art Seuche. Wie die Pest bloß schlimmer…
Nur ist der Schaden nicht physisch sondern psychisch. Bleibt zu hoffen das es irgendwann eine “Impfung” dafür gibt. Damit meine ich das der Unfug mal aufhören soll. Langsam wird es ja richtig gruselig.

Ich seh das wie eine Art Seuche. Wie die Pest bloß schlimmer…
Nur ist der Schaden nicht physisch sondern psychisch. Bleibt zu hoffen das es irgendwann eine „Impfung“ dafür gibt. Damit meine ich das der Unfug mal aufhören soll. Langsam wird es ja richtig gruselig.

Gegen dieses „Pest“ gibt es auch ein Mittel, die nennt man Fernbienung. Mit der kann man der Pest entgehen. Wenn viele da mitmachen, wird diese „Pest“ besiegt. Eine Pest wurde schon besiegt. Die Pest hieß „M€“.

Du magst Recht haben. Aber eher meinte ich, das den Sendern diese „Krankhei“ oder „Seuche“ endlich mal selbst bewusst werden soll.

Du magst Recht haben. Aber eher meinte ich, das den Sendern diese „Krankhei“ oder „Seuche“ endlich mal selbst bewusst werden soll.

Die Sender werden es merken, wenn kein (vernünftiger) Zuschauer diese Sendungen sich anschaut. Als in den Mitten der 90er die Talkshows, wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Dachte man auch erst, das wird es ewig geben. Da hatte jeder Sender mindestens eine Talkshow gehabt. Heute gibt es gerade mal 2 „DailyTalkShows“ In ein paar Jahren, wird es kaum noch „Doku-Soaps“ geben. Aber dafür kriegen wir was anderes in die Röhre geschoben.

Der einzige Grund, warum Menschen diese “Doku-Soaps” (absolutes Unwort!) sehen, ist IMHO nur der Grund, das man über dem Leid und den Problemen der Anderen seine eigenen kurzfristig vergessen kann, bzw. das man feststellen kann, das es Menschen gibt, die sich noch dämlicher anstellen, als man selber und so ein kleines bißchen Anerkennung für sich selbst sammelt, … nach dem Motto: “Naja,… ganz so blöd bin ich dann wohl doch nicht.”

Solange es Menschen in unserem Land mies und dreckig geht, solange der soziale Frieden in dieser Republik immer schiefer wird … solange werden Doku-Soaps fortbestehen … glaubt mir.

Und … ist Euch schon mal aufgefallen, das die Protagonisten in diesen Soaps fast immer aus den gleichen Regionen kommen?

Der einzige Grund, warum Menschen diese „Doku-Soaps“ (absolutes Unwort!) sehen, ist IMHO nur der Grund, das man über dem Leid und den Problemen der Anderen seine eigenen kurzfristig vergessen kann, bzw. das man feststellen kann, das es Menschen gibt, die sich noch dämlicher anstellen, als man selber und so ein kleines bißchen Anerkennung für sich selbst sammelt, … nach dem Motto: „Naja,… ganz so blöd bin ich dann wohl doch nicht.“

Solange es Menschen in unserem Land mies und dreckig geht, solange der soziale Frieden in dieser Republik immer schiefer wird … solange werden Doku-Soaps fortbestehen … glaubt mir.

Und … ist Euch schon mal aufgefallen, das die Protagonisten in diesen Soaps fast immer aus den gleichen Regionen kommen?

Eben, angesichts dieser Schwemme an billigen Doku-Soaps stellt sich die Frage, aus welchem Grund sich Zuschauer ständig so etwas antun. Kommunikationsersatz?
:smt017 Warum gucken wir Promis beim Kotzen zu? Einige Antworten finden sich in dieser Kolumne. Das ungenierte Zurschaustellen der Seifen-Promis unterscheidet sich wohl kaum von dem der zahlreich agierenden „Namenlosen“. Und willige/billige Durchschnittsmenschen stehen dem Unterhaltungsfernsehen scheinbar massenhaft zur Verfügung. Also noch ein Grund mehr (neben der Quotengier), den Couch-Potato bei Hempels unters Sofa linsen zu lassen.

Ich bin erstaunt, wie gut ich in’s Schwarze getroffen hatte … und ich kannte die Kolumne aus dem Stern wirklich nicht.

Ich erleb’ das hier jeden Tag auf’s Neue mit … ich wohne - zur Zeit noch - mitten in der Eifel,… 'ne kleine 3000 Seelengemeinde 10km westlich von Euskirchen. Ländliches Gebiet, abends ab 20:00 spielen die Kids auf ihren Erdnußröstern „Born2 be wild“ und jeder (ausser mir) geht brav Sonntags in die Kirche. Ich muß keinem erzählen, wie man sich hier fühlt, wenn man in Berlin geboren ist und da 38 Jahre gelebt hat … :smiley:

Und wenn man denn Einkaufen geht, dann ist da Tratsch angesagt. Und was ist Thema? Die alleinlebende Frau und ihre Männerbekanntschaften, der „langhaarige Typ“ (na wer wohl :smiley: ) und seine merkwürdig zurückgezogene Art, und … Soaps. Alles was das TV zu bieten hat wird nochmal resümiert … und es werden Parallelen gezogen.

Die „Super Nanny“ wird kommentiert („Also zu unserer Zeit … neee,… ab in den Kartoffelkeller zur Strafe!“) und juristisches Fachwissen bezieht man sich von Babsi Salesch, etc. Und es werden auch Urteile gefällt. Da die Protagonisten in diesen „Prekär-Soaps“ fast alle aus Ostdeutschland, dem Berliner Raum oder dem Ruhrpott kommen, ist relativ klar, das „da“ nur „Assis“ wohnen … woanders gibt’s das nicht … wird ja auch nichts anderes gezeigt.

Und das ist gefährlich. Das ist - in meinen Augen - sogar hochgefährlich.

Hier werden Kluften aufgebaut (innerhalb der Bevölkerung), hier werden Kainsmale verteilt und hier wird eine Meinung vorgeprägt. Und diese Meinung wird sogar noch gefördert. Wenn man all diese „Doku-Soaps“ und „Reality-Shows“ mal wertet, dann findet man darin die „versteckte“ Botschaft: „Sozial Schwache, ALGler und Ausländer liegen uns nur auf der Tasche, haben ihre Kinder nicht im Griff und vergiften den sozialen Frieden“.

Und genau DAS kommt an, weil sich dem niemand zugehörig rechnen will … das sind dann immer die anderen … man selber entdeckt dann immer noch eine Legitimation, mit der man sich über die gezeigten Personen stellen kann und sei’s nur der Umstand … das man eben nicht in einer solchen „Region“ wohnt.

Eine „Real Life Drama“-Show , die RTL für den Herbst 2009 plant:

Casting-Show: Til Schweiger ahmt Dieter Bohlen nach

Der Berliner Schauspieler Til Schweiger, der vor dem Start seiner neuen Komödie „1 1/2 Ritter“ die Besprechungen in den Feuilletons kritisiert („richtige Filmkritik und Unterhaltungskino aus Deutschland - das geht nicht zusammen“), bekommt jetzt eine eigene Casting-Show. Auf den Spuren des Erfolgs-Produzenten Dieter Bohlen wird sich Schweiger - auch für den Kölner Privatsender RTL - als Juror und Mentor einer sogenannten „Real Life Drama“-Show versuchen. Wie RTL bestätigte, habe Schweiger die Aufgabe, zehn weibliche Schauspiel-Talente auf ihrem Weg nach Hollywood zu coachen. Interessant, schließlich hat Schweiger in den USA gelebt, aber dort keinen Durchbruch geschafft. (Quelle: Berliner Morgenpost)

Na … das isses doch, mal so ganz auf die Schnelle ein Hollywood-Star werden.