Diskussion zu "Jörg Kachelmann hat (leider) Recht"

Das scheint nur die Spitze des Eisbergs eines vergurkten Notfall-Warnsystems zu sein.

Beispiel: Vor ein paar Wochen jaulte eine Sirene im Nachbarort - und zwar nicht den bekannten Feueralarm sondern den “Geh nach Hause und schalt das Radio / Fernsehen ein!”-Alarm. (Eine Minute auf- und abschwellender Heulton.)
Ich wusste das nur so halb, weil ich vor ca. 40 Jahren auf der Schule am schwarzen Brett eine Übersicht mit Sirenen-Codes angeschaut hatte.
Ich war gerade auf dem Heimweg und konnte beobachten, dass sich im Prinzip keiner drum geschert hat. Die Leute blieben im Eiscafe sitzen und gingen ihren normalen Geschäften nach.

O.K. - Radio auf lokalen Sender eingestellt - weiter nach Hause (wo anscheinend die Sirene so leise war, dass man sie gar nicht mitbekommen hatte…)

Es hat über eine halbe Stunde nach der Sirene gedauert bis im Radio eine Meldung kam: In einem ca. 40 km entfernten Ort war Chlorgas aus einer Fabrik ausgetreten.
O.K. - Glück gehabt keine akute Gefahr.

Aber was zeigt uns das?
Offene Frage: Sind eigentlich die Sirenen so flächendeckend ausgebaut, dass man sie im Notfall auch hört?
In dem Zusammenhang: Hätten bei einem so heftigen Unwetter (Blogtext) nicht auch die Sirenen eingeschaltet werden müssen/sollen? Hätte in Anbetracht der zu beklagenden Toten mit Sicherheit nicht geschadet.

Aber: Was nützt ein gut ausgebautes Sirenen-/Warnsystem, wenn nur wenige darauf achten / reagieren / bzw. wissen, was zu tun ist?
An mir wäre eine Warnung im WDR auch vorbei gegangen - ich lasse den Sender doch nicht pro Forma laufen, für den Fall, dass es mal einen Notfall gibt.

Oder rechnen wir hier in unseren Breiten gar nicht mehr mit so heftigen Notsituationen, dass wir sträflich nachlässig geworden sind.

Nebenbei bemerkt: Das betreffende Sirenensignal ist identisch mit der Flieger-Alarm-Sirene im letzten Weltkrieg. Normalerweise sollte man doch bei so was stutzig werden. Wird ja selten genug benutzt.

Bei meiner Recherche bin ich auf auch auf einen bemerkenswerten Fakt gestoßen.
Warnung via Massen-SMS:
Die Mobilfunktechnik ist in den meisten Ländern für derartige Kapazitäten nicht ausgelegt. Tests in Deutschland hatten ergeben, dass es bis zu 24 Stunden dauerte, 50.000 Einwohner einer Stadt per SMS zu warnen. Eine Lösung wäre das Verwenden des Cell Broadcast des GSM-Netzes oder des Service Area Broadcast von UMTS. Hiermit ließen sich 80 % der Bevölkerung kostengünstig, schnell und ortsbezogen vor Gefahren warnen.
Quelle: Wikipedia

Das ist kein Tornado in den USA und auch nicht die Unendliche Geschichte wo das “Nichts” schon fast da ist, sondern unser “Vorsicht Gewitter möglich”. Das Dagobert die Menschen kurz vor dem Eintreffen mehr interessiert hat als zB. “sofort nach Hause, gleich schepperts richtig” darf zumindest angezweifelt werden…zumal 5 Minuten bevor die Bäume flogen strahlender Sonnenschein herrschte. Ob man Kachelmann mag oder nicht spielt dabei keine Rolle. Der Baum wurde “nur” zerlegt…viele andere hatten weniger Glück.

Verschwörung/Ironie: Ach deswegen hat man diesmal auf Warnungen verzichtet. Vielleicht war das bewusst, damit schön viel passiert und man für die Quote viel zum berichten hat. :twisted::wink:

Hier ein Video von ganz oben:

Hier sind deutlich alle Unwetterzellen zu erkennen. Gut zu beobachten ist das rasante Wachstum “unserer” Zelle. Besonders bei dieser Zelle frage ich mich nun, wie man hier nur von einem “starken Gewitter” reden konnte? Diese Entwicklung konnte man auch live mitverfolgen.

Unabhängig davon: Ich habe mal bei einer Führung einen Feuerwehrmann gefragt, wie man warnen will, wenn wirklich etwas passiert. Antwort: Radio. Gegenfrage: Und wenn ich den “falschen” Sender höre oder das Radio überhaupt nicht angeschaltet habe? Antwort: Achselzucken.
Fragt mal “Eure” Feuerwehr!

Im Informationszeitalter an (richtige) Informationen zu kommen…

Ich denke mal gegen ein intelligentes, der heutigen Zeit angepasstes, Frühwarnsystem hätte wohl niemand was. SMS-Broadcast wäre da natürlich ideal…die Reichweite ist so um ein vielfaches höher als über das Radio und Sirenencodes muss auch niemand lernen. Es gibt schließlich kaum noch jemand der nicht ständig ein Mobiltelefon in der Tasche hat…die wenigen ohne bekommen das dann schon mit wenn alle anderen um sie herum plötzlich benachrichtigt werden.

Aber das ist nicht Aufgabe des WDR. Und der WDR hat deswegen auch keine Mitschuld an den Todesfällen.

Also die Gartenhäuser die ich kenne sind äußerst solide gemauert und haben ein anständiges Dach. Wir reden hier nicht
von irgendwelchen Holzhütten anno Tobak. Und wenn ein Baum auf ein Haus kracht und Du dich am falschen Ort im
Haus befindest, kann es Dich genauso treffen. Aber dann ist vermutlich der Gärtner schuld, der den Baum vor Jahrzehnten
gepflanzt hat oder derjenige der das Haus direkt neben dem Baum gebaut hat.

In dem Gartenhaus sollen sich insgesamt neun Personen befunden haben, somit hat das Gartenhaus sechs Personen geschützt.

Gewitterwarnung nicht an irgendwelchen Wolkenformationen frühzeitig erkennen als dumm zu betiteln ist einfach respektlos!

Wo habe ich Leute als „dumm“ betitelt? Als „dumm“ betitele ich Leute die Dinge behaupten, die ich so nicht geschrieben
habe :roll:

Es gibt auch immer wieder Fälle in denen die Menschen Schutz unter Bäumen suchen, wenn es blitzt und donnert.
Sind da auch die Medien und vor allem die öffentlich-rechtlichen Schuld, weil sie ihrem Bildungsauftrag nicht nachgekommen
sind?

Jo. Die haben hinterher bestimmt gesagt: „Gut, dass ich mich HIER untergestellt habe!“ :roll:

Dir ist aber schon klar, dass es zwischen tot und völlig unbeschadet einen Unterschied gibt, oder? Die anderen 6 sind teilweise schwer verletzt.

Fällt ein großer Baum (und eine Pappel kann 30-45m groß werden!) auf ein Haus, kann es Tote und Verletzte geben.

Ich habe mich durch WDR.de ausreichend genug informiert gefühlt und dementsprechend vorgesorgt.
Ich habe mir das Unwetter im Wohnzimmer durch eine große Panoramascheibe angesehen. Hätte mich ein
umher fliegender Ziegel getroffen, wäre es dann auch die Schuld vom WDR gewesen oder vom Dachdecker.
Wen hätte ich in einem solchen Fall verklagen können?

Das ist nun mal allgemeines Lebensrisiko. Es gibt keinen 100%igen Schutz und man muss
auch mal selber die Augen offen halten und sich nicht immer auf andere verlassen.

//youtu.be/xiA7ihgqRLI

Im übrigen, was ist denn mit den anderen Toten (es gibt da noch die Person die aufgeräumt hat und die zwei,
die mit dem Fahrrad unterwegs gewesen sind). Über die wird hier gar kein Wort mehr verloren, sondern es
wird sich plötzlich nur noch über die Menschen in dem Gartenhaus echauffiert :ugly

öhm slin…ich sehe auch kein Problem mit dem WDR…schreibe ich hier ja ständig. Ich konnte nur den dümmsten Satz des Morgens nicht unkommentiert lassen. Und ja, das ist er immer noch.

„9 Leute in Hütte + Baum drauf = 3 tot, also wurden 6 Leute geschützt“…ich meine, ehrlich??? :stuck_out_tongue:

[QUOTE=ezzendy;360536]

Aber das ist nicht Aufgabe des WDR. Und der WDR hat deswegen auch keine Mitschuld an den Todesfällen.[/QUOTE]

Nicht Aufgabe des WDR zu warnen?
Dem WDR werden die Todesfälle auch nicht angekreidet…

Es geht darum, dass der WDR die Veranstaltung weiterlaufen liess und es erst “kurz vor knapp” abgebrochen hat. Hätte man das rechtzeitig gecancelt “wegen zu erwartende schwere Unwetter”, dann … So aber hat man etwas mit dem Wettergott gepokert. Wird schon nicht so schlimm. Nur ein Gewitter…

“Schwere Unwetter” ist zwar ein ungenauer Begriff mit denen sich die Fachleute schwer tun, aber es trifft. Unwetter umfasst alles. Wären die “schweren Unwetter” vorher kommuniziert worden… Das aber gehört nicht zum Vokabular des DWD (genausowenig wie andere “umgangssprachliche” Begleiterscheinungen wie Tornadogefahr, down-burts, Hagelgeschosse).

Ich lese gerade auf DWD-Homepage die Verhaltensmaßregelb bei Gewitter (die im übrigen in der Stadt sehr viel Sinn machen). Wo sind die Regeln bei Orkan, Tornado, Unwetter schlechthin? http://www.dwd.de/

Fun-Fact am Rande: Vor ein-zwei Jahren auf der Cebit habe ich mit Mitarbeitern des Frauenhofer Instituts gesprochen, die gerade ein solches erweitertes System aufbauen. Durch App oder SMS wird man jederzeit darauf hingewiesen, das eine Unwetterwarnung besteht. Die Technik geht bereits so weit, einfach quasi “vor” dem Sendersignal einen Notfall/Unwetterinfo-Streifen einzublenden, damit eine Behörde die Einblendung Senderunabhängig gestalten kann.

Also die Gartenhäuser die ich kenne sind äußerst solide gemauert und haben ein anständiges Dach. Wir reden hier nicht
von irgendwelchen Holzhütten anno Tobak. Und wenn ein Baum auf ein Haus kracht und Du dich am falschen Ort im
Haus befindest, kann es Dich genauso treffen. Aber dann ist vermutlich der Gärtner schuld, der den Baum vor Jahrzehnten
gepflanzt hat oder derjenige der das Haus direkt neben dem Baum gebaut hat.

In dem Gartenhaus sollen sich insgesamt neun Personen befunden haben, somit hat das Gartenhaus sechs Personen geschützt.

Es geht doch einfach nur um eine vorherige Information zur einigermaßen korrekten Abschätzung des zu erwartenden Ausmaßes um zu wissen was zu tun ist sobald dunkle Wolken auftauchen und die ersten Regentropfen fallen. Geht man da fatalerweise vom angekündigten möglichen Gewitter anstatt von einem reihenweise Bäume ausreißenden Sturm aus, reicht zur Überbrückung ein Gartenhaus. Hättest Du bei Kyrill ein Gartenhaus (egal welcher Bauart) aufgesucht um nicht nass zu werden? Das war hier definitiv heftiger als Kyrill. Außerdem gab es lediglich eine Gewitterwarnung…niemand ist vom Blitz erschlagen worden oder ertrunken…alle sind durch umstürzende Bäume (Sturm) umgekommen…wäre also ne offensichtlich wertvolle Information gewesen.

Du hast den Blogtext von Kachelmann und Holgers Aussage „Kachelmann hat Recht“ aber schon gelesen, oder? Natürlich gibt Kachelmann dem WDR bzw. in Person Tom Burow die Schuld an den Toten. Das macht ihn ja auch zu so einem Deppen.

Es geht darum, dass der WDR die Veranstaltung weiterlaufen liess und es erst „kurz vor knapp“ abgebrochen hat.

Nein, geht es nicht. Und DIESEN Leuten ist ja auch nichts passiert, oder?

[QUOTE=ezzendy;360548]Du hast den Blogtext von Kachelmann und Holgers Aussage “Kachelmann hat Recht” aber schon gelesen, oder? Natürlich gibt Kachelmann dem WDR bzw. in Person Tom Burow die Schuld an den Toten. Das macht ihn ja auch zu so einem Deppen.

Nein, geht es nicht. Und DIESEN Leuten ist ja auch nichts passiert, oder?[/QUOTE]

Sicher habe ich den Text gelesen. Und in meinen früheren Posts habe ich auch geschrieben, dass ich das so nicht wörtlich zu nehmen habe. Kachelmann ist diesbezüglich Medienstratege genug, um genau zu wissen, wie man Aufmerksamkeit erzeugt. Hätte er nicht den WDR oder Burow angegriffen, seine Intention wäre ungehört verhallt. Das weiss auch Herr Burow. So muss man das sehen.
Hatte Kachelmann seinerzeit mit dem DWD auch gemacht, als Kachelmann massiv warnte und der DWD eben nicht. http://www.welt.de/vermischtes/article1715612/Kachelmann-greift-Deutschen-Wetterdienst-an.html

Achso. Der feine Herr weis was Herr Kachelmann MEINT. Da muss man aber auch erstmal drauf kommen wenn er genau das Gegenteil SCHREIBT. :ugly

Ob er das was er schreibt auch wirklich so meint ist nicht relevant dafür, dass er es geschrieben hat und man es daher wohl erstmal als seine Meinung ansehen muss bis er sie SELBER revidiert und nicht bis er von irgendwelchen Forenusern die ihn persönlich nicht kennen in Schutz genommen wird.

[QUOTE=das_blatt;360331]Möchte Kachelmann demnächst ein Buch veröffentlichen (…) ?
[/QUOTE]

Interessanter Ansatz, allerdings muss der geneigte Leselemming zuerst die Lebenspredigt eines anderern gescheiterten Karrierefroschs verdauen. Leiter hoch und Leiter runter heisst das oder so ähnlich glaube ich…

[QUOTE=marcobpunkt;360546] Außerdem gab es lediglich eine Gewitterwarnung…niemand ist vom Blitz erschlagen worden oder ertrunken…alle sind durch umstürzende Bäume (Sturm) umgekommen…wäre also ne offensichtlich wertvolle Information gewesen.[/QUOTE]

Es Wurde Gewarnt vor HEFTIGEN GEWITTERN, mit[B] STURMBÖEN[/B] und HAGEL. Und die erste Information, das es Heftig werden würde gab der WDR 24 Stunden vorher raus

[QUOTE=ezzendy;360548] Nein, geht es nicht. Und DIESEN Leuten ist ja auch nichts passiert, oder? [/QUOTE]

Sag du es uns. Sind alle nach dem Abbruch noch gut und Wohlbehalten nach Hause gekommen. Saßen welche in den Bahnhöfen fest?

Vielleicht sollten wir versuchen, die verschiedenen Bereiche dieser ganzen Diskussion mal etwas aufzudröseln. Derzeit werden hier ja ziemlich viele Themenkomplexe vermischt.

  1. Bereichterstattung des WDR
    Es wurden hefige Gewitter mit teils starken Windböen angekündigt. In der Realität gab es einen Orkan, der von einem Gewitter begleitet wurde. Hier erlebte ich die (Radio-)Berichterstattung des WDR mangelhaft. Wie hier schon mehrfach erklärt wurde sind die Schutzmaßnahmen, die jeder bei einem Gewitter ergreifen sollte, eben nicht ausreichend gewesen.

  2. Schuld des WDR an den Todesfällen
    Die These ist gewollt provokant. Ob jetzt das Ziel wirklich die Diskussion war, oder nur Selbstdarstellung des Herrn Kachelmann halte ich für nebensächlich. Wichtig ist hier eine Sensibilisierung von Medien und Öffentlichkeit für die Warnsysteme.

  3. Eigenverantwortung der Betroffenen
    Ein paar Vollpfosten gibt es immer. Allerdings war es, wie schon gesgt war es in diesem Fall kein “normales” Gewitter. Es ist daher doch müßig zu diskutieren unter welchen Umsänden die Schäden an Leib und Leben geringer ausgefallen wären. Es waren eben auch Leute betroffen, die sich richtig verhalten haben.
    An den Sachschäden sieht man doch sehr gut, dass hier einiges über den normalen Rahmen einer solchen Wetterlage hinausgegangen ist.

@Icetwo:
Sturmböen reißen mal ein oder zwei Äste ab. Sie knicken aber nicht reihenweise gesunde Bäume um. Hast du dir mal ein Bild gemacht, wie es hier in NRW aussieht? Das wirkt so als würdest du einzig von der WDR Darstellung ausgehen und diese nicht mit den tatsächlichen Ereignissen abgleichen. Das kann ja auch schwer sein, wenn man nicht aus der Gegend ist.
Wie gesagt: Für mich passen die Ankündigungen nicht zum tatsächlich erlebten. Das mag aber auch alles subjektiv sein.

[QUOTE=Mindflare;360559]Sag du es uns. Sind alle nach dem Abbruch noch gut und Wohlbehalten nach Hause gekommen. Saßen welche in den Bahnhöfen fest?
[/QUOTE]
Die Behauptung, dass dieses Event viel zu spät abgesagt wurde werde ich sicherlich nicht widerlegen bevor sie jemand überhaupt belegt hat :lol:

Ich habe neben 24/7 Poweruser-Geblöke nämlich noch andere Dinge zu tun :cool:

25 Minuten vor dem Unwetter sollte selbst für in Köln wohnhafte Personen bei so einer Großveranstaltung knapp werden: