@ häning
Es ist ja nicht so, das sich in der Richtung nicht etwas bewegt:
Im Jahre 1973 erschien im Böhlau-Verlag in Wien eine Monographie zur Frage des Priesteramtes der Frau, eine Arbeit, die zuvor in der Theologischen Fakultät in Münster als Dissertation angenommen worden war. Der Titel der Arbeit lautet:
Der Ausschluß der Frau vom priesterlichen Amt. Gottgewollte Tradition oder Diskrimi-nierung?
Eine rechtshistorisch-dogmatische Untersuchung der Grundlagen von Ka-non 968 § 1 des Codex luris Canonici.
Die Autorin ist Ida Raming. Wie schon der Untertitel erkennen lässt, wird hier in scharfen Alternativen gedacht. Bei dem Canon 968 § 1 des alten Codex Iuris Canonici der katholischen Kirche geht es um die Festsetzung, daß nur der getaufte Mann die Ordination empfangen kann, dass in der Kirche nur der Mann Diakon, Priester oder Bischof sein kann.
Quelle:
[ul][li] Ida Raming, Der Ausschluss der Frau vom priesterlichen Amt. Gottgewollte Tradition oder Diskriminierung? [/li]Eine rechtshistorisch-dogmatische Untersuchungen der Grundlagen des Canon 968 § 1 des Codex Iuris Canonici, Wien 1973, 106. 224.[/*][/ul]
In den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts tritt bereits Karl Rahner (+1984), wenn auch noch moderat, für die Frauenordination ein. Eine Reihe von Theologen schloss sich ihm an. Zuvor schon hatte das holländische Pastoralkonzil von Nordwijkerhout sich im Jahre 1970 dafür eingesetzt. Die kanadischen Bischöfe befürworteten sie auf der römischen Bischofssynode im Jahre 1971. Stark haben sich in den siebziger Jahren US-amerikanische Ordensfrauen in dieser Frage engagiert. Zwei spektakuläre Konferenzen organisierten sie damals, den einen in Detroit (1975), den anderen in Baltimore (1978). In Baltimore zogen sie, symbolisch mit Ketten gefesselt, durch die Stadt.
Quelle:
[ul][li] Karl Rahner, Priestertum der Frau, [/li]in: Stimmen der Zeit 195, 1977, 291 ff. [/*][/ul]
In der Ausgabe vom 28. Mai 2001 (Nr. 22) schreibt das Basler Pfarrblatt, das katholisch firmiert:
“Im UNO-Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau werden etwa 130 Vertragsstaaten verpflichtet, die Benachteiligung der Frauen in allen Lebensbereichen zu beseitigen. Davon ist auch die Kirche nicht ausgenommen. Grundsätzlich ist somit der Staat verpflichtet, auch sie dazu anzuhalten, die Gleichberechtigung in ihrer Sphäre zu verwirklichen. Muss sich die Kirche nicht fragen, inwieweit sie einem staatlichen Eingreifen zuvorkommen sollte, zumal sie der zivilen Gesellschaft durch ihre Werte ein Vorbild sein will?”
Das allerdings wirft wieder die alte Kardinalsfrage auf, inwieweit der Staat de jure die Möglichkeit hat, sich in klerikale Belange einzumischen oder ob die Kirche - in ihrem selbstverständnis - nicht über dem Staat steht, denn …
Edith Stein (+ 1943) erklärt, Jesus habe das Priestertum seinen Aposteln, nicht aber den Frauen übertragen, die ihm gedient hätten, weshalb man den Ausschluss der Frau vom Priestertum nicht für etwas Zeitbedingtes halten dürfe. Ungeachtet dessen habe Jesus keinen Unterschied gemacht zwischen Männern und Frauen. Mit seiner Botschaft habe er Männer und Frauen in gleicher Weise angesprochen. Deshalb habe die Frau viele Aufgaben zu erfüllen in der Kirche, speziell in der Gegenwart. Gemäß der Überzeugung der römischen Kirche kann die Frau deshalb nicht zum Priesteramt - damit aber auch nicht zum Diakonenamt und zum Bischofsamt - zugelassen werden, weil die Treue zum Willen Gottes, wie er uns im Wirken Jesu von Nazareth manifest geworden ist, stets der Maßstab sein muss, wenn die Forderung nach substantieller Änderung der überkommenen kirchlichen Praxis laut wird. Der entscheidende Grund für die Nichtzulassung der Frau zur Priesterweihe ist somit der Wille Gottes. Das ist freilich ein Grund, der nur der gläubigen Vernunft zugänglich ist. Dabei geht die Kirche davon aus, dass der Wille Gottes nicht willkürlich ist, sondern sinnvoll.
Quelle:
[ul][li] Edith Stein, Die Frau, ihre Aufgabe nach Natur und Gnade (Gesammelte Vorträge Edith Steins zur Frauenfrage)[/li]in: Die Werke Edith Steins, Hrsg. von L. Gelber und R. Leuven OCD, Bd. V, Louvain/Freiburg 1959, 108.[/*][/ul]
Soooo,…
Aus den von mir zitierten Fundstellen resultiert sehr eindeutig der Widerspruch der - dogmatischen - Kirche zur freien Kirche hinsichtlich der Anerkennung der Frau im Priesteramt.
Man kann es auch ziemlich kurz formulieren:
Jesus war in den Augen der katholischen Kirche ein Priester und gab die Priesterweihe nur an seine Apostel (männlich) weiter. Da Jesus den Willen Gottes manifestiert und somit, nach dem Willen Gottes, nur Männer Priester werden dürfen …
Frage beantwortet?
Oder etwas schematischer:
IF Jesus = „Gottes Wille“ AND
IF Jesus macht was THEN
WAS JESUS MACHT = GOTTES WILLE!
Und da nach dem Verständnis der katholischen Kirche der Willen Gottes nicht willkürlich sondern zweckfolgend ist, ist der Wille Gottes (eben die Frau nicht zum Priesteramt zuzulassen) höher zu bewerten als alle Geleichstellungsgesetze.