Die Schlichtungsgespräche zu Stuttgart 21

Eines vorweg, ich möchte hier zum Konflikt selbst nicht Stellung beziehen.

Ich konnte ein paar Minuten der Schlichtungsgespräche, die ja auf Phoenix übertragen wurden, miterleben, und ich muss sagen, das ist beeindruckend dass man im Fernsehen auch mal Fakten und Argumente ausführlich darlegen kann.

Die Berichte in den Pausen waren aber teils ein wenig unglücklich. Angebliche Fakten, die sich in der Schlichtung als falsch erwiesen haben wurden dann wieder in den Pausen in Berichten groß ausgeführt. Ich meine, für was braucht man eine Schlichtung, bei der es nur darum gehen kann Fakten offen zu legen, wenn die Medien gleich danach wieder den selben Unsinn ausstrahlen?

Bei der Vielzahl an positiver Resonanz gibt es hier einen Zeitungsbericht, der es eher kritischer sieht:
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/i … tml?page=1

Hier wird vorgeworfen, dass es in der Schlichtung nicht um Sachverstand geht, sonder darum, wer mit den Spielregeln der Medien besser zurecht kommt.

Danke Hurz, ich habe selbst die Gespräche noch gar nicht gesehen.

Interessant, dass ein Tübinger Sport(sozial)wissenschaftler einem Tübinger Bürgermeister Etikettenschwindel vorwirft und ihm ankreidet, statt seiner Präferenz, der Basta-Politik lieber Eroberungspolitik(?) zu betreiben. Die Kommentare zum Artikel weisen zum Teil auch in diese Richtung. Herr Digel hat wohl als erfahrener Sportsoziologe erwartet, es gäbe nun einen spontanen Umsturz im System, weil das ja bekanntlich schon irre oft in der Geschichte vorgekommen ist.

(…) denn die Regie des Schlichters ist auf die Zuschauer und Zuhörer der Schlichtung, das heißt auf die anonyme Masse der Rezipienten des Fernsehens und des Internets gerichtet.

Ja genau das ist ja auch damit beabsichtigt, wie Herr Geißler selbst schon gesagt hat. Es gilt nicht unbedingt die Bürger als Entscheidungsträger einzubinden, sondern es gilt die von der Politik getroffenen Entscheidungen auch wieder transparenter zu machen und dem Volk begreifbar zu machen. Nun wählt schnell die richtigen und dann fresst gefälligst, was euch vorgesetzt wird.
Die etablierten politischen Institutionen in den verschiedenen Ebenen sind offensichtlich nicht in der Lage gewesen, ein solches Megaprojekt ausreichend zu begründen. Vielleicht kann man es auch gar nicht begründen, weil die Ausmaße bereits an Größenwahn heranreichen. Wirtschaftlicher Aufschwung durch bessere Verkehrsanbindung kann doch nur gehen, wenn es auf der anderen Seite der Ladentheke auch Menschen gibt, die sich die hierdurch produzierten Dienstleistungen und Produkte dann leisten können - und zwar mehr als das, was die eingestellten Mitarbeiter durch ihren Verdienst bewältigen können, denn so funktioniert die Profitmaximierung nicht. Ein Narr wer glaubt, wir hätten wirklich so niedrige Arbeitslosenzahlen - die Erhebungsmaßstäbe wurden über die Jahre einfach passend verändert und Minijobber, die vom Staat subventioniert werden, fallen heraus (kosten den Staat aber weiterhin und verdienen so über die Steuern der eigentlich Normalverdienenden ihren Lebensunterhalt und dieses Geld fehlt letztlich trotzdem im Haushalt).

Weiterhin haben diese Gespräche auch den Zweck, die Fakten auf den Tisch zu legen und so anderen Medien die Möglichkeit zu geben, die Erkenntnisse verdaulich zu präsentieren. Die Schlichtung sollte keine Alibi Veranstaltung für die Medien sein, schon gar nicht für die ÖR, ihrer Arbeit nicht nachgehen und die Informationen nicht neutral aufbereiten zu müssen. Hier ist ein Änderungsprozess des demokratischen Systems im Gange, der sich nicht nur auf politischer, sondern auch auf medialer Ebene abspielt bzw abspielen sollte.
Die ÖR sollten über solche Großprojekte, die unstrittig den Bund als Ganzes betreffen, ausführlich und dialektisch berichten und zwar vor Baubeginn.

PS: Die kritische Position zur Schlichtung und positive zu S21 wird etwas verständlicher, wenn man bedenkt, wie Fans massenweise zu Sportveranstaltungen kommen und weiß, dass er folgende Posten innehatte / hat:
Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Vizepräsident des Nationalen Olympischen Komitees, Präsident des Organisationskomitees der Leichtathletik-Europameisterschaft 2002, usw. – siehe Wikipedia.

Die Meinung dass es Palmer mehr um seine Karriere geht, als um das Bahnprojekt ist in Stuttgart weit verbreitet. Erst Recht weil jetzt immer mehr Anträge der Grünen BW auftauchen, die sich für ein Stuttgart 21 aussprechen (teils sind die nur 6 Jahre alt), Palmer aber strikt behauptet die Grünen seien schon lange gegen Stuttgart 21.

Und mit den Fakten ist es so eine Sache, wenn Phoenix in einen folgenden Beitrag die gerade geklärten Fakten übergeht (OK die Beiträge waren vermutlich vorher schon eingeplant, dennoch wirkt es komisch).

Es ist aber doch völlig falsch, wenn man dem Zuschauer weiß macht, dass es bis jetzt noch nichts gab, wo er mit einbezogen werden kann. Etwas ähnliches ist doch eine Podiumsdiskussion, nur dass bei dieser der Zuschauer auch selber Fragen stellen kann, bei dieser Veranstaltung ist er nur stummer Zuschauer. Podiumsdiskussionen ist doch ein sehr häufige Veranstaltung, die für strittige Fragen genutzt wird, nur muss dafür der Bürger das Haus verlassen.

Und wie soll denn zB ein Ingenieur einem einfachen Bürger begründen können, dass eine Brücke hält? Er kann dem Bürger die Berechnungen zeigen. Der Bürger wird damit aber nichts anfangen können. Man kann die Berechnungen erklären, der Bürger kann aber immer Zweifel anbringen, die man los bekommt. Wie kommt man jetzt aus dieser Misere? Ähnlich ist es doch bei diesem Bahnprojekt. Wie soll man es dem Bürger erklären, dass Bedenken unbegründet sind? Da hilft es auch nicht Fakten auf den Tisch zu packen die ein Bürger eh nicht beurteilen kann. Am Ende gewinnt der beim Bürger, der sich am besten präsentieren kann.

Das mag sein, aber wer im Glashaus sitzt… davon abgesehen sollten die persönlichen Ziele der Teilnehmer eigentlich gerade nicht im Vordergrund stehen, darauf wollte ich eigentlich hinaus. Mutiert ist das dann in die Frage, ob der Artikel von einer adäquat qualifizierten Person verfasst wurde um uns zu informieren, oder um uns eine vorgegebene Meinung zu geben. Es ist weder gut, dies zu tun, noch wäre es gut, keine Meinung anzubieten. Deshalb die Forderung nach dialektischer Information.

Natürlich gab und gibt es schon Möglichkeiten, sich einzubringen. Die formelle Möglichkeit alleine ist aber nicht ausreichend. Die Anforderungen an die heutigen Individuen beinhalten auch Zeitplanung und Erörterung von immer mehr Informationen und Reizen. Es ist schlichtweg vielen Menschen nicht möglich sich selbst umfassend zu informieren, ohne dafür auch Informationen angeboten zu bekommen, die neutral die verschiedenen Aspekte aufzeigen. In die gleiche Richtung geht die Frage der Podiumsdiskussion, die ja, wie du auch erwähnst, physische Anwesenheit erfordern und so noch mehr Beteiligungshürden schaffen. Hier liegt ja eben die Kernaufgabe der ÖR, die wie du richtig schreibst, diesen Aufgaben nicht hinreichend nachkommen. Das Phoenix “Versehen” mit vorheriger Planung zu rechtfertigen, offenbart die Nachlässigkeit mit der die ÖR verstärkt vorgehen. Sind die zu dumm um zu ahnen, dass vorgefertigte Beiträge nicht mehr passend sein können, wenn genau über deren Inhalt vorher diskutiert wird? Ist die Einseitigkeit nicht schon für sich ein Armutszeugnis? Manchmal meint man wirklich, die Redaktionen würden einfach die Pressemeldungen der Regierung verwursten und auf einfachste Weise Beiträge zu generieren. Wieso wurde etwa von den Stuttgarter Nachrichten nicht ein ausgewiesener Kommunikationswissenschaftler, Mediensoziologe oder Politikwissenschaftler um einen Artikel gebeten, sondern ein Sportwissenschaftler?

Bitte nicht falsch verstehen, Beteiligung ohne Aufwand kann es nicht geben, es ist aber heute möglich, den Aufwand zu verringern und die Zeit, die die Menschen in Informationsbeschaffung und Meinungsbildung investieren, ist nicht unerheblich. Diese Informationen anzubieten ist oben erwähnte Kernaufgabe für die wir eigentlich die Gebühren zahlen. Unterhaltung war mal im Programm, um Ausgewogenheit zu erreichen, als es mal nur ÖR Fernsehen gab, das ist aber heute den Privatsendern überlassen, denen man trotzdem noch auf Biegen und Brechen gebührenfinanziert Konkurrenz machen will.

Wie ich bereits ausgeführt habe, besteht der Sinn in der Bereitstellung von Informationen und der Transparenzförderung. Dass Hinz und Kunz die Statik des modernen Brückenbaus nicht unbedingt nachvollziehen kann, ist ja unstrittig. Es ist aber auch noch nicht das erwähnte Endprodukt des neuen Transparenzprozesses, sondern der Anfang. Eine Abstraktion kann mit diesen Informationen durch die Medien erfolgen, die dann dialektisch die verschiedenen wichtigen Aspekte zusammenstellen können. Am Ende gewinnen alle, wenn die Bürger die Notwendigkeit verstehen, warum ein solches Projekt nötig ist. Auf diesem Weg kann es passieren, dass die Bürger die Notwendigkeit nicht anerkennen und dann ist das wohl des Volkes Wille an den sich die Politik lieber halten sollte. Keine Frage, dass nicht jede politische Entscheidung vom Volk hinterfragt werden kann und sollte, aber offen gegen den Volkswillen milliardenschwere Großprojekte mit direkter Bürgerberührung durchsetzen zu wollen, ist indiskutabel. Kein Politiker kann Atomkraftwerke als sicher bezeichnen*, keiner von denen kann ernsthaft behaupten, nur der beschlossene Weg führe zum Ziel (welches eigentlich?). Fortschritt im Sinne solcher Großprojekte ist eben nicht aus sich heraus schon notwendig und lässt sich nicht nur mit schwammigen Argumenten großzügiger Prophezeihungen herbeireden. Die heutige “Wissensgesellschaft” mit ihrer Pseudorationalität lässt Basta Entscheidungen einfach nicht mehr im selben Umfang wie früher zu. Das Milieu der Politiker muss das erst noch verinnerlichen. [Der Charakter des Großprojekts entsteht, weil man nicht das Gesamtkonzept nach und nach verwirklicht und so eine Übergangszeit zulässt, sondern alles auf einmal durchdrücken will. Das ist in heutigen Größenordnungen nicht wirklich sensibel gegenüber der Bevölkerung, die eben nicht nur durch Arbeit und Essen glücklich sein kann.]

Tragischerweise gibt es Befürworter, die allein aus persönlichem / ökonomischem Vorteil diese Position einnehmen (Irgendwer baut diese Tunnel, plant sie, profitiert von dem Bau, etc.) und genauso gibt es Kritiker aus diesem Grund und die, die einfach nur dagegen sind um dagegen zu sein. Dazwischen aber sind die wichtigen Leute, die sich gerne überzeugen lassen wollen, die eine diktierte Meinung nicht einfach abnicken, aber in dieser Hinsicht nicht befriedigt werden. Was hat es für einen Sinn, einen Fortschritt zu erzwingen, der die Menschen nicht mitnimmt? Es gibt bei solchen Transformationen von Systemen (Details mal beiseitegelassen) auch Menschen die damit nicht plötzlich zurechtkommen und wenn das zuviele werden, ist es kontraproduktiv. Die Deutsche Wende ist eine Transformation, die immer noch nicht abgeschlossen ist und auch immer noch sichtbar ist. Manche haben sie wunderbar verkraftet und sich das neue System des “Westens” zu eigen gemacht, andere konnten es nicht und manche sind kläglich gescheitert. Auch das ist ein Grund (neben der bekannten Plünderung durch westliche [im Sinne von nicht ostdeutsch] Geschäftemacher) wieso es so viel Landflucht und Arbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern gibt, wobei dies ja regional auch noch unterschiedlich ausfällt.

Bezüglich des Gewinnens beim Bürger - wer wirklich überzeugt ist, darf auch Herzblut in eine Sache stecken und dürfte aus eigenem Interesse wohl nicht in solch gehobener Position darauf verfallen, jede Kritik mit Basta zurückzuweisen. Politiker haben in gehobener Position Privilegien auch über ihre Amtszeit hinaus und unabhängig von Erfolgen - sie sollten den Anstand haben und dafür das Amt auch bestmöglich ausfüllen und nicht nur so wie gerade nötig. Politik hat nicht nur für wirtschaftlichen Wohlstand zu sorgen, eigentlich sogar dies nur sekundär und primär dagegen die Lebensqualität der Bürger. Das kapitalistische Paradigma (das nicht siegte, sondern übrigblieb) ist so wie es gegenwärtig existiert nicht der Weisheit letzter Schluss und hoffentlich bereits unbemerkt im Wandel begriffen.**

Unfassbar, während des Schreibens ist die Foren-Session abgelaufen… eindeutiges Zeichen sich kürzer zu fassen. :oops:


  • Atomkraftwerke werden mit zunehmendem Alter immer sicherer, vor allem wenn man die Kosten für Nachrüstungen - auch bezüglich Terrorsicherheit - auf einen irrwitzigen Wert deckelt. Immer weniger sicher wird unser gesamtes Land durch steigende Terrorgefahr, wofür wir ja eine Vorratsdatenspeicherung brauchen. Die Terroristen schicken nämlich immer Emails in Deutschland rum, wenn sie mit einem Flugzeug auf die nachgerüsteten Atomkraftwerke stürzen wollen. Es gibt auch keine unvorhersehbaren Unfälle bei moderner Technologie und menschliches Versagen ist so gut wie ausgerottet. Wenn ein AKW doch mal einen Störfall hat, kommen bestimmt die Russen gegen Geld helfen und wir haben noch genug freies Land für die ganzen umgesiedelten Leute mit Langzeitschäden.
    ** Ich kenne den groben Inhalt bisher nur aus einem Seminar, werde es aber wohl noch lesen: Boltanski, Luc; Chiapello, Eve: Der neue Geist des Kapitalismus. Konstanz: Universitätsverlag Konstanz. 2003 (Sonderausgabe von 2006)

Es wird auch behauptet, dass man unsere Energie in naher Zukunft ohne Atomkraft und Kohle gewinnen kann. Viel mehr noch, ein beachtlicher Teil glaubt das noch (am Ende spielt es auch vielmehr noch eine Rolle,ob man es glauben will).
Es gibt doch immer 2 Seiten einer Information, nur von welcher Seite diese kommt oder wie glaubhaft diese ist sagt doch noch lange nicht, ob diese richtig ist.
Die Bahn hat sehr aufwendig den Bürger informiert (es kann mir kein Zugreisender oder Stuttgarter erzählen, dass er nichts davon mit bekommen hat), nur versandet das in den vielen Jahren. Zur Zeit ist die Bahn mehr damit beschäftigt falsche Informationen aus dem Weg zu räumen. Oft halten sich nur negative Informationen länger als positive. So glauben immer noch viele, dass das Bahnhofsgebäude oder der Schlossgarten abgerissen wird. Im Gegensatz dazu glauben viele, dass bei dem vorgestellten K21 (wobei vorgestellt schon zu weit geht. Es wird viel davon gesprochen und das Projekt selbst ändert sich jede Woche) die Bäume stehen bleiben können.
Das Problem liegt also nicht an der fehlender Information, sonder an der Überflutung von falscher Information.

Da kann ein Schlichtungsgespräch helfen falsche Informationen aus dem Weg zu räumen. Aber wer beurteilt es am ende, welche Richtig oder falsch sind? Der Bürger kann es genau so wenig wie Geißler. Und die Medien haben bereits bewiesen, dass sie es nicht können. Sie senden genau das, was ihnen eine Seite diktiert ohne dass sie sich selbst darüber informieren. Deshalb sind auch diese Beiträge entstanden, die Phoenix zwischen der Schlichtung ausgestrahlt hat.
Ein Vorteil hat die die Ausstrahlung der Schlichtung. Es erreicht Menschen, die es eigentlich nicht zu interessieren hat. Also eigentlich nicht nötig, aber durch die vielen Medien, die Menschen erreichen, für die Stuttgart weit weg ist, aber trotzdem meinen ihre Meinung dazu haben zu müssen. So kommt es also dazu, dass nicht informierte Menschen mit all möglichen Bedenken und falschen Informationen zugedeckt werden und das schwappt wieder zurück nach Stuttgart. Aber kann es eigentlich dem Stuttgarter nicht egal sein, was der Berliner vom Bahnhof denkt?
Wobei man da gleich dazu sagen muss, es ist nicht wie fälschlich oft mal gesagt nur ein Bahnhof. Der Bahnhof der hier so häufig als Prestigeobjekt betitelt wird macht nur ein paar 100 Millionen Euro aus.

Nur jetzt sind wir in der Situation, wo mehr oder weniger Laien (das ist ja auch witzig: Geißler spricht davon keine Abkürzungen zu verwenden und auf dem Banner der die Namen zeigt steht dann ein ganz ein wichtiger Titel und VCD. Weiß man aber, wofür VCD steht, dann relativiert sich das ganz schon sehr) Wissenschaftler und Ingenieure erklären, wie sie ihr Fachgebiet ausüben haben. Und dazwischen sitzt virtuell der Zuschauer, der, wenn er ehrlich ist, keine Ahnung hat.
Am Ende muss man sich also fragen, ob die Sendung wirklich den Fakten dient. Für mich wirkt das eher wie ein großes Theater wo sich ein zwei Menschen profilieren wollen.

Du kannst aber doch der Zeitung den Artikel nicht absprechen, nur weil es kein Medienwissenschaftler oder sonst was ist. Welche Zeitung veröffentlicht denn schon Artikel und Kommentar von Wissenschaftler diesen Faches?

Im übrigen ist es falsch, wenn Du sagst, dass es gegen die Haltung der Bürger entschieden wird. Erstens sind jetzt auch tausende für das Projekt auf der Straße (und es ist immer schwerer Menschen für etwas auf die Straße zu bringen, als dagegen, zumal viele eh davon ausgehen das es gebaut wird) und zweitens kann sich keine Partei raus reden, dass sie es nicht wollten. Auch wenn es heute anders aussieht, so haben damals alle Parteien für das Projekt gearbeitet. Des weiteren wird man immer Bürger haben, die gegen etwas protestieren, das kann aber kein Grund sein, solch ein Projekt abzublasen.

Die Atomdebatte ist eine eigene, sie sollte ein Beispiel darstellen, wo die Politik hinter verschlossenen Türen arbeitet und das Konzept nicht aufbereitet - hätte sie das getan, wäre sie Gefahr gelaufen sich Verbessern lassen zu müssen. So naiv auch die Vorstellung sein mag, man könne in naher Zukunft ohne Atomenergie leben, so unredlich ist es, einen Ausstieg als unmöglich anzupreisen. Kraftwerke sind abgeschaltet und wir exportieren immer noch Strom. Die Wechsellasten werden sowieso von anderen, dynamischeren Energieträgern erzielt. Der geplante Ausstieg wurde erst ignoriert und es wurde versäumt entsprechende Strategien für Erneuerbare (blöder Begriff) auch zu entwickeln. Die Subventionen für Atomenergie könnte man auch gut und gerne in die wirklich modernere Technologie stecken um sie weiterzuentwickeln. So Schluss nu damit, alles relativ.

Das Schlichtungsgespräch soll eigentlich auch dazu führen, dass unrichtige Argumente als solche enttarnt werden, schon allein durch die Beteiligung aller Gesprächspartner. Ich hab der Zeitung nicht ihren Artikel absprechen wollen, aber solche Informationen helfen doch, den Artikel besser einschätzen (relativieren) zu können. Na sollten nicht auch Artikel solcher Leute veröffentlicht werden, die sich mit sowas beruflich beschäftigen? Ich fände das besser…

Nicht nachvollziehen kann ich die Bemerkung, dass die Gespräche Leute erreichen, die die Sache nichts angeht. Das ist bei diesem Projekt die wirklich unpassende Sichtweise. Da der Bund direkt und über die Bahn sehr viel Geld investiert, das von allen Steuerzahlern stammt - nicht nur von Stuttgartern oder BWern, geht es diese sehr wohl etwas an. Wiederum geht auch der prinzipielle Versuchscharakter unter. (Es wird auch nicht fälschlich von Bahnhof geredet, sondern hier hat sich eine Vereinfachung gezeigt. Gemeint dürfte wohl immer das gesamte zur Diskussion stehende Projekt sein)

Der 5. Absatz führt genau diese Thematik ein. Was die Politik unter sich treibt, spielt für den Bürgerprotest nicht die große Rolle. Wo habe ich geschrieben, es würde gegen die Haltung der Bürger entschieden? „Entscheiden“ und „Durchsetzen“ sind unterschiedliche Dinge. Entschieden wurde ja bereits unter mangelnder Transparenz und über Jahre hinweg, in denen auch die Umstände einem Wandel unterlagen. Selbst wenn man nun die mangelnde Transparenz wegließe (deiner Argumentation über die Informationen seitens der Bahn geschuldet), bleibt noch der Wandel der Umstände übrig. Das Durchsetzen von selbst geschaffenen Tatsachen gegen die Haltung der Bürger - das ist meine Auffassung. Dass K21 sich ständig ändert ist doch nicht verwunderlich, für S21 hat man viele Jahre benötigt. Mehr Zeit wäre auch möglich, der Münchner Flughafen Franz-Josef-Strauß wurde von 1960 an geplant und 1992 eröffnet - und das war ein Neubau auf nahezu offener Fläche und nicht unterirdisch in einer im Tal gelegenen Großstadt. Jetzt habe ich erstmal fertig für heute. :wink:

Beim Münchner Flughafen waren die Proteste auch weit größer als bei Stuttgart 21, nur ist heute das mediale Interesse größer. Der Protest hatte aber einen ähnlich eigenartigen Charakter. Da gab es die Anwohner und Bauern, die dort wohnten und die, die einfach nur gegen Strauß waren. Das ganze hat dann noch ein paar Mitläufer angezogen.
Der Flughafen wurde regelrecht durchgeklagt. Heute kann nicht nur München froh sein, dass es ihn heute gibt.
Der Münchner Flughafer wäre auch viel früher fertiggestellt, wenn es den Protest nicht gäbe.

Den Umbau von Stuttgarter Hauptbahnhof wird von der EU und Deutschland als Durchfahrtsbahnhof gefordert, lange Zeit verschiedene Möglichkeiten geprüft und dieser Entwurf lange geplant. Heute meinen auf einmal welche, sie wüssten es besser und bekommen dafür große mediale Aufmerksamkeit.
Aber alleine die Zeit spricht doch gegen K21. Nochmal 10 Jahre Planzeit, bis dann schließlich wieder die Demonstranten auf die Straße gehen, da sie mitbekommen haben, dass auch Bäume gefällt werden und mehr Züge durch die Stadt fahren. Wenn ich es richtig gesehen habe hat der neue Entwurf von K21 ebenfalls einen Tunnel. Das ist ja auch ein Gegenargument gegen S21. Was soll dann gemacht werden? Wieder ein runder Tisch und jeder darf wieder seine Argumente vor bringen?

Das wird dann zur Never Ending Story.

Und ich denke schon, dass Stuttgart 21 hauptsächlich Stuttgart etwas angeht. In erster Linie wird Stuttgart umgestaltet. Und die Kosten können ja wohl auch kein Grund sein. Erstens wurde Stuttgarter auch nicht gefragt, dass sie Städte im Osten finanzieren und in Deutschland werden ständig Bahnhöfe und Bahnstrecken erweitert. Warum soll jede andere Stadt ihren nötigen Bahnhof bekommen und bei Stuttgart soll auf einmal jeder mitreden dürfen. Man stelle sich auch vor, für jede Förderung gäbe es in jedem Bundesland eine Abstimmung.

Warum kritisierst Du aber, dass der Artikel in der Zeitung nicht von einen Fachmann geschrieben wurde, wenn aber ein Mathematiker große Töne über die Geologie, Bauwerke und Kapazitäten von Bahnöfen spricht, dann soll das so in Ordnung sein? Einmal ist es immerhin nur eine Beobachtung, das andere mal werden über komplexe und breite Themen gesprochen.

Zu Atomdebatte kurz noch:
Du kannst aber nicht sagen, dass die Laufzeitverlängerung unerwartet kam. Das wurde ganz offen vor der Wahl gesagt und stand dann auch im Koalitionsvertrag. Und wer hat schon im Vorfeld die Verträge zum Atomausstieg oder zur Subvention von Windkraftwerk gesehen?

Ich fühle im Rücken schon den Hammer der Mods nahen…

Wie ich angemerkt habe, war der Münchner Flughafen ein Projekt mit eklatant anderer Grundlage - Man konnte die Gehöfte und kleinen Dörfer im Erdinger Moos umsiedeln und selbstverständlich gab es da Proteste, wer lässt sich schon gerne verpflanzen. Letztendlich haben die Bauern aber sicher ein lukratives Geschäft gemacht und der Druck der Großstadt München überwog die Proteste der ländlichen Region um Freising und Erding. Ein im selben Kontext dennoch gescheitertes Großprojekt jüngerer Zeit ist die Transrapid Strecke zum Flughafen und aktuell ist der Protest gegen die dritte Startbahn.
Kleine Fernsehkritik OnTopic Aussage: Die S-Bahn Linie 8 zum Flughafen führt durch Unterföhring, wo ja die gesamte ProSiebenSat.1 Media AG Senderfamilie angesiedelt ist. hofft den Hammer besänftigt zu haben

Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr wenn… nein Quatsch, in einigen Jahren, wenn wir auf dieses Projekt als Vergangenheit zurückblicken können, ob nun verwirklicht, abgeändert oder abgebrochen. Wie teuer wäre es gewesen, am Rand der Stadt einen neuen Bahnhof nach den geforderten Kriterien zu errichten und einfach den Kopfbahnhof so umzubauen, dass er regional als Zentralbahnhof weiterbesteht und gleichzeitig eine Verbindung zum neuen Bahnhof - aber wieso fange ich damit überhaupt an.

Die Argumente der Bäume kann ich mit gutem Willen verstehen, das ist ein Stück Stadtgeschichte und Heimat, dass da für Profitstreben und unsinniges Wachstum gefällt wird und deshalb vielen Leuten stinkt. Es ist ohne Frage vom Fortschrittsstandpunkt aus total daneben, aber der ist, wie schonmal ausgeführt, nicht umfassend für das menschliche Dasein. Auch hier in Dresden gab es das Mini-Großprojekt mit pragmatisch ebenfalls seltsamen Folgen. Die Aberkennung des Weltkulturerbetitels der Unesco beim Bau der Waldschlösschenbrücke - ein Tunnel wäre tatsächlich die schönere Lösung gewesen, das hat man aber aus Kostengründen (so weit ich weiß) und aus Basta-Gründen verworfen und nun steht die Brücke im Rohbau bereits fast komplett in der, nicht mehr weltkulturrelevanten, Gegend herum.

Die lange Planungszeit mit Möglichkeit der Einflussnahme ist, wie ebenfalls schonmal ausgeführt, kein Argument gegen späten Protest.

Was die Finanzierung des Ostens durch den Westen angeht - wow da ging das Blut in den Kopf. Was für eine fiese Aussage. Der Soli ist einerseits eine beschlossene Steuer, die ja offenbar nicht dem Wahlkampf zuliebe wieder gekippt wurde und außerdem ohne große Proteste eingeführt wurde um den ‘rückständigen Osten’ auf Westniveau zu hieven. Andererseits und das habe ich auch schon angeschnitten, wurde der Osten bei der Wende systematisch zugunsten des Westens ausgeschlachtet - siehe “Beutezug Ost” (ZDF). Um noch deutlicher zu werden, muss man in der Geschichte noch weiter zurückgehen und die Ungerechtigkeit innerhalb Deutschlands aufzeigen, die die Aufteilung zwischen den Siegermächten betrifft. Der Westen Deutschlands, der die besseren Siegermächte erwischt hat, wurde auch zur Unterstützung der amerikanischen Wirtschaft gehegt und gepflegt. Diese Ungerechtigkeit sollte völlig legitim für die Bevölkerung durch die Soli-Zuschläge gemindert werden. Man kann darüber streiten, wie weit dieser Ausgleich noch gehen sollte, nicht jedoch darüber, dass die Regierungen offenbar keine Veranlassung sehen, die Erhebung zu stoppen um den Haushalt nicht zu schmälern.

Das Projekt wird über Steuern finanziert und ist teurer als die von dir angeführten normalen Bauprojekte. Auch wenn es andere Strukturprojekte mit vergleichbaren Kosten gibt / gab, so waren diese vermutlich nicht derart kompakt. Jeder Bürger dieses Landes hat das Recht hinzuschauen, ob da die Gelder des Staates zum Fenster rausgeworfen werden - bitte die verschiedenen Aspekte auch abgetrennt als solche sehen und jetzt nicht wieder mit den Bäumen und so kommen.

Im Gegensatz zum Herrn Sportprofessor ist der Herr Mathematiker in den Schlichtungsprozess eingebunden und kann sich direkt Sachkenntnis aneignen, bzw. sollte dies tun. Allerdings habe ich zu diesem Herrn ja nichts sagen wollen, weil ich die Gespräche selbst, wie angegeben, noch nicht gesehen habe. (Meinst du mit Beobachtung den Zeitungsartikel? Das ist keine reine Beobachtung, da er ja aktiv Meinung macht und nicht über den Inhalt sondern über die äußere Wirkung. Deshalb auch die Frage, wieso nicht entsprechende Fachleute für diesen Bereich zu Rate gezogen wurden.)

Ja Pest oder Cholera wählen? Die Leute hatten (haben?) Angst vor der Finanz-/ Wirtschaftskrise und für mich ist das der einzige plausible Grund, für diese aktuelle Regierung. Persönlich hätte ich mit einem Ausstieg auf vor allem diese Art und Weise nicht gerechnet. Das mit den Steuersenkungen und mehr Netto vom Brutto - na du weißt schon. :smt023 Der Atomausstieg damals hat mich gefreut und das ist wieder ein bekanntes Phänomen, das zu einem passt, welches du schon angesprochen hattest. Wieso sollte ich den Atomausstieg hinterfragen, wenn es genau das ist, was ich wollte? Ist doch genau was man erwartet von einer Regierung, dass sie das richtige tut um die Bürger zu schützen. Einige Jahre später merkt dann eine andere Regierung, dass das ja so gar nicht MEHR geht. Der Koalitionsvertrag wurde übrigens erst nach der Wahl angefertigt, meine ich zu wissen.

Gut’s Nächtle.

Kleine Fernsehkritik OnTopic Aussage: Die S-Bahn Linie 8 zum Flughafen führt durch Unterföhring, wo ja die gesamte ProSiebenSat.1 Media AG Senderfamilie angesiedelt ist. hofft den Hammer besänftigt zu haben

Da ist im übrigen auch 9Live :mrgreen:
Die Anbindung zum Flughafen ist aber per Bahn ebenfalls so grausam.

Wie teuer wäre es gewesen, am Rand der Stadt einen neuen Bahnhof nach den geforderten Kriterien zu errichten und einfach den Kopfbahnhof so umzubauen, dass er regional als Zentralbahnhof weiterbesteht und gleichzeitig eine Verbindung zum neuen Bahnhof - aber wieso fange ich damit überhaupt an.

Der Flughafen ist schon verkehrstechnisch völlig überlastet, dann soll da noch ein zweiter Verkehrsknoten außerhalb der Stadt an Stuttgart angebunden werden? Wenn Du Dir dann mal auch anschaust, wie Stuttgart gelegen ist, dann wirst Du auch sehen, dass dort wenig Platz ist. Deshalb wünschen sich viele, dass auch die Gleise frei für ein neues Stadtleben werden.
Aber wie schon gesagt, der Bahnhof macht bei S21 nur einen kleinen Teil aus.

Die Argumente der Bäume kann ich mit gutem Willen verstehen, das ist ein Stück Stadtgeschichte und Heimat, dass da für Profitstreben und unsinniges Wachstum gefällt wird und deshalb vielen Leuten stinkt.

Stuttgart lebt vom Wachstum und will keine Provinzstadt werden. Der Park ist an der Stelle auch nicht wirklich schön. Der Park geht ja auch nicht verloren, er wird sogar erweitert.
Im übrigen sind die Gegner nicht wie in den Medien gerne verbreitet hauptsächlich konservative Rentner, es sind linke mittleren Alters.

Der Westen Deutschlands, der die besseren Siegermächte erwischt hat, wurde auch zur Unterstützung der amerikanischen Wirtschaft gehegt und gepflegt

[ironie]Und jetzt ist mal der Westen dran?[/ironie]
(Schau man sich die Runde der Gegner an: Peter Conradi ehemaliges Mitglied von SDS, Hannes Rockenbauch Fraktionsvorsitzender der SÖS und Linke, Gangolf Stocker ehemaliges PDS Mitglied heute SÖS).

Das Projekt wird über Steuern finanziert und ist teurer als die von dir angeführten normalen Bauprojekte. Auch wenn es andere Strukturprojekte mit vergleichbaren Kosten gibt / gab, so waren diese vermutlich nicht derart kompakt. Jeder Bürger dieses Landes hat das Recht hinzuschauen, ob da die Gelder des Staates zum Fenster rausgeworfen werden - bitte die verschiedenen Aspekte auch abgetrennt als solche sehen und jetzt nicht wieder mit den Bäumen und so kommen.

Aber man kann nicht wegen jeder höheren Ausgabe einen Volksentscheid machen. Das Geld wurde für Verkehrsprojekte eingeplant, also soll es ihnen doch auch zustehen.
Zumal ein Teil der Gegner ja auch ihr eigenes Projekt vorstellen, was auch kein Schnäppchen ist.
Ich wollte Dresden auch nicht die Gelder für den Wiederaufbau absprechen.Ich hab die Stadt kurz nach der Wende und vor ein paar Jahren gesehen und ein Wiederaufbau war abslout notwendig. Aber wenig westliche Städte haben so eine Prachtstraße wie Dresden und so könnte man genau so polemisch sagen, das war nur ein Prestigeobjekt.

Wieso sollte ich den Atomausstieg hinterfragen, wenn es genau das ist, was ich wollte?

Also gibt es dann verschiedene Formen von Demokratie? Je nachdem ob diese zur Meinung passt. Passt ja dazu, was Özdemir letztens gesagt hat:
http://www.welt.de/debatte/kommentare/a … demir.html

Das ist schon erstaunlich für Parteien, die mehr direkte Demokratie wollen. Ähnlich ist es aber doch auch mit den Demonstranten. Sie demonstrieren für mehr direkte Demokratie, gibt es aber noch andere Meinungen als ihre eigene, dann wird diese bekämpft und unterdrückt:
http://www.youtube.com/watch?v=pwbuW48EOXY

Ach vielleicht noch etwas zu Geißler. Ich halte ihn für eine gute Wahl, weil er von beiden Seiten angenommen wird, dennoch wundert es mich noch nicht, dass noch nicht zur Sprache kam, dass die Attac (dort ist er ja Mitglied) zu Stuttgart 21 eine eindeutige Haltung hat und auch Demonstrationen mit organisiert.

Der Koalitionsvertrag wurde übrigens erst nach der Wahl angefertigt, meine ich zu wissen.

Das ist immer so, aber die beiden Parteien haben das Thema in ihrem Wahlkampf aufgenommen.