Unsere deutsche Gesellschaft hat ganz allgemein ein gestörtes Verhältnis zu Arbeit.
Man arbeitet doch, um zu Leben - der Deutsche machts genau anders herum. Und er machts deshalb ohne aufzumucken, weil der Deutsche schon immer zum Gehorsam erzogen wurde. Ob in der Familie, im Staatswesen, Unternehmen usw., Gehorsam galt bei uns schon immer als Tugend und das mehr als in anderen Gesellschaften.
Man hört bzw. liest in derartigen Diskussionen sehr häufig Kommentare wie „Wenns dir hier nicht passt, wandere doch aus!“ oder „Schau mal links und rechts über den Tellerrand!“
Bitteschön, das habe ich gemacht und ich war erstaunt, wenn auch nicht überrascht:
http://oecdbetterlifeindex.org/topics/l … isfaction/
Obwohl Deutschland so toll und reich und wirtschaftlich so stark ist, rangiert die Zufriedenheit der Menschen hier mit ihrem Leben gerade mal im Mittelfeld. Fast alle Länder, die in diesem Ranking über Deutschland liegen, haben eine geringere Wirtschaftskraft als Deutschland.
Ich halte es für sehr plausibel, dass der Deutsche sich seinen eigenen Reichtum gar nicht mehr leisten kann - wie auch, wo ein immer größer werdender Teil unserer Bevölkerung von HartzIV oder schlecht bezahlten Jobs leben muss.
Stattdessen wird unser wirtschaftliches Potential exportiert.
Ich finde es schade, dass immer nur auf wirtschaftliche Leistungsstärke gepocht wird und dass Maßnahmen, welche die Wirtschaftskraft vielleicht etwas schwächen, die Lebensqualität in unserem Land aber drastisch verbessern würden, von vielen Menschen einfach als abstrus, utopisch oder wahlweise auch kommunistisch abgeschmettert werden.
Was haben wir von unserer Wirtschaftskraft, von unserem gesammelten produktiven Potential, wenn nur einige wenige Menschen (die, die genug Geld haben) es ausschöpfen können?
Deutschland ist reich, aber es kommen nur sehr wenige Menschen in den Genuss dieses Reichtums. Die meisten anderen sind nur damit beschäftigt, ihn zu erwirtschaften.
Ein BGE beispielsweise würde natürlich dazu führen, dass es Faulenzern leichter gemacht wird. Nur tun die Gegner des BGE oft gleich so, als würde Deutschland komplett zusammenbrechen, wenn ein BGE eingeführt würde. Das ist aus verschiedenen Gründen meiner Meinung nach unplausibel:
Der Mensch definiert sich durch das, was er tut, also durch seine Arbeit. Deshalb wollen viele Menschen arbeiten und würden auch bei gesicherter Lebensgrundlage nicht darauf verzichten wollen, davon bin ich überzeugt.
Desweiteren ist es nach wie vor möglich, durch Arbeit mehr zu verdienen. Und da das Streben nach „mehr“ dem Menschen ureigen ist, werden wohl viele Menschen diese Möglichkeit nutzen.
Ein BGE würde meiner Meinung nach vor allem dafür sorgen, dass Güter, die bei uns ohnehin schon im Überfluss vorhanden sind, gleichmäßiger und gerechter verteilt werden. In unserem Land, wo es aufgrund immer fortschrittlicherer Technik und Produktionsmethoden schlicht nicht mehr nötig ist, dass jeder Mensch einer „produktiven“ Arbeit nachgeht, finde ich es einfach unrecht, wenn es noch immer Menschen gibt, die sich Sorgen drüber machen müssen, ob sie am Monatsende genug Geld für Essen haben.
Bin ein wenig abgeschweift, aber was solls