Diskussion über den Blog-Artikel: Die Interpretation einer Fernsehshow
Haben Sie am Samstagabend “Wetten, dass…?” gesehen? Ja? Na, wie fanden Sie es? Sie haben vollkommen recht: Es war halt so eine typische Promi-Show mit paar interessanten Gästen, guten musikalischen Acts (KISS war natürlich ein Highlight), leidlich spannenden Wetten… ja, “Wetten, dass…?” eben!
Etwas irritiert war ich, als ich am Sonntagmorgen dann die Kritik der Show von SPIEGEL ONLINE gelesen habe. Ich zitiere mal: “Es ist nach diesen Sätzen, nach dieser Sendung nicht mehr nötig, weitere ‘Wetten, dass…?’-Ausgaben zu produzieren, denn diese können unmöglich besser werden als das, was den Zuschauern an diesem historischen 27. Februar 2010 aus Erfurt geboten wurde. Erfurt hatte alles. Und noch viel mehr. Nein, man muss sogar noch weiter gehen und sagen: Nach dieser Sendung ist es überflüssig geworden, überhaupt noch Fernsehen zu machen.” Mit Superlativen sollte ein Organ wie Spiegel Online wohl etwas vorsichtiger umgehen. Zwar ist es richtig, dass es auch schon schlechtere “Wetten, dass…?”-Ausgaben gab. Aber ein Meisterstück war diese Show nun wahrlich nicht. Der Autor schreibt seinen Text dahin, als habe er während des Konsums der knapp dreistündigen Show mehrmals abgespritzt vor Freude. Ich hoffe immer noch, dass Martin Sonneborn sich hinter dem Artikel verbirgt und nur mal die Analysefähigkeit der Spiegel-Leser testen wollte.
Umso erstaunter war ich dann, als ich kurz darauf auf eine Kritik der Show auf STERN ONLINE hingewiesen wurde. Dort nämlich ließ sich der Autor gegenteilig über die Show aus. Vor allem Thomas Gottschalk wurde mit schweren publizistischen Geschützen bombardiert: “Schwer zu sagen, was der Mann noch mitbekommt. Früher einmal war er der größte deutsche Showmaster, smart und schnell, heute ist er ein Unterhaltungsrisiko. Fahrig und fad steuerte Thomas Gottschalk gestern Abend das einstige ZDF-Flaggschiff ‘Wetten, dass…?’. Ein überforderter Endfünfziger im blauen Samtjackett. Gelungene Gags: Fehlanzeige. Gelungene Gespräche: nicht vorgesehen.” So falsch wie ich den Spiegel-Artikel finde, so böse finde ich auch diesen Text. Ich glaube, dass wir Thomas Gottschalk erst zu schätzen wissen, wenn er irgendwann von der Mattscheibe verschwunden ist.
Interessant ist jedenfalls, wie sich seriöse Online-Auftritte offenbar darin abquälen, einer belanglosen TV-Show im negativen oder positiven Sinne mittels eines Extrem-Artikels mehr Bedeutung beizumessen als sie in Wahrheit hat.