Die Gladbecker Geiselnahme - Zeitzeugen gesucht für eine Seminarkursarbeit

Hallo ihr,

mein Name ist Jonathan.
Ich schreibe aktuell eine Seminarkursarbeit über das Gladbacher Geiseldrama und die Rolle der Presse.
Da ich weiß, dass hier durchaus Personen mit etwas mehr Lebenserfahrung (:wink:) unterwegs sind wollte ich wissen:
Gibt es Zeitzeugen?

Es reicht wenn ihr es im Fernsehen gesehen habt!
Ich hätte ein paar Fragen zu der Berichterstattung dort, wenn ihr euch denn daran noch erinnern könnt.

Meldet euch gerne über eine PM oder hier direkt im Thread bei mir.

LG

Jonathan

Hallo Jonathan, interessantes Thema! Ich bin aus Bremen, und die Gegend, in der damals der Bus entführt wurde (Bremen-Huckelriede, Linie 53), ist mir wohlvertraut. Kannte jedoch keinen der Beteiligten. Habe die Sache damals im Fernsehen verfolgt. Wenn du Fragen hast, werde ich mal schauen, woran ich mich erinnern kann. Gerne hier oder in PM.

Danke für deine Antwort!

Darf man fragen, wie alt du zu dem Zeitpunkt warst?
Wie hast du das Ganze empfunden?
Wurden im Fernsehen Bilder von den Todesopfern gezeigt, wenn ja, welche Wirkung hatte das auf dich?
Weitere Fragen werden folgen. Ich habe erstmal genug daran gearbeitet ^^
Ich sammle morgen noch ein paar und lass es dich dann wissen.

Danke im Voraus!

Ich weiß noch dass sie gezeigt haben, wie der tote Emanuele mit blutverschmiertem Gesicht aus dem Bus getragen wurde.

Ich war (schluck!) 21.
Ich glaube mich ebenfalls zu erinnern, dass gezeigt wurde, wie der an der Raststätte Grundbergsee erschossene Emanuele aus dem Bus getragen wurde. Die anderen Opfer wurden meines Wissens nicht gezeigt.
Erinnere mich eher an die Journalisten, die die Gangster umlagerten. Da war so ein blonder Fotoreporter dabei, der sich zu einer Art Kontaktperson zu den Geiselnehmern entwickelte. Und die mir aus dem Bremer Regionalfernsehen bekannten Reporter scheuten sich nicht, Interviews mit Tätern und Opfern zu führen.
Insbesondere schockierend fand ich das Interview mit der später dann ebenfalls getöteten Geisel Silke Bischoff, der Degowski eine Pistole an den Hals hielt. Fand das abartig, eine Grenzüberschreitung. Verfolgte es aber dennoch mit atemloser Spannung, auch wegen meiner Nähe zum Ort des Verbrechens.
Soweit ich mich erinnere, war es das zweite Mal, dass wir so ein schockierendes Ereignis live im Fernsehen verfolgten, nach der Massenpanik im Heyselstadion ein paar Jahre zuvor, bei der sich eine Sportübertragung zu Live-Berichterstattung einer Katastrophe entwickelte. Da fanden wir es ebenfalls entsetzlich, dass das Fernsehen einfach draufhielt, konnten aber wiederum auch nicht wegsehen und merkten, dass wir selber die Katastrophenvoyeure waren.

Hallo Jonathan,

hast Du vor wenigen Monaten zufällig den Film über das Gladbecker Geiseldrama gesehen ? Dazu gab es dann auch eine entsprechende Diskussion. Ich meine, es war “Hart, aber fair”. Bin mir aber nicht mehr sicher. Jedenfalls wird in dem Film schon sehr gut die Rolle der Journalisten und der Presse geschildert, vor allem wird auch der Ablauf des Geiseldramas sehr gut nachgestellt. Man erfährt hier viel über die vielen Fehler, die auch seitens der Polizei gemacht wurden. Gerade in diesem Hinblick wurde für Geiselnahmen vieles geändert, damit sich eben sowas nicht wiederholen kann.

Ich selbst bin 25 Jahre alt gewesen und habe es ebenfalls im Fernsehen gesehen. Einerseits war man fasziniert ( weil man dort quasi Voyeur bei einem Verbrechen war ) andererseits aber auch schockiert. Es war irgendwie beides vorhanden. Nach dem Drama war man natürlich über die Rolle der Journalisten schon angewidert.

An sich habe ich das Thema bis zum heutigen Tage verfolgt, gerade deswegen, weil ja inzwischen der Dieter Degowski aus der Haft entlassen wurde.

Ich hoffe, dass Du in Deinem Eingangspost lediglich einen Flüchtigkeitsfehler eingebaut hast. Es ist nicht das Gladbacher Geiseldrama, sondern das Gladbecker Geiseldrama. Mönchengladbach und Gladbeck sind zwei verschiedene Städte.

Vielen Dank für eure Antworten, das ist sehr hilfreich!
Ich melde mich heute Abend nochmal.

Ja, es sollte natürlich „Gladbeck“ heißen! :slight_smile:

Ich war seinerzeit im Karstadt in der Breite Straße in Köln, war damals 18, wie Silke Bischhoff, wunderte mich warum unten im Erdgeschoss alles so leer war, da fiel mir die Menschenansammlung vor dem Geschäft auf und lauter Pressefutzis die da rumschlichen, bis ich den grauen BMW mit dem gelben Nummernschild HR 20-TN gesehen hab, da hab ich die Hacken in Teer gehauen und zugesehen, das ich da wegkomme, kannte die Karre ja noch aus den Nachrichten und wusste gleich wer da drin hockt, dachte die mit Bier und Tabletten aufgeputschten Psychos Rösner und Degowski würden gleich in die Menge ballern, andere standen seelenruhig und eisfressend um den Wagen herum, die mussten echt einen Schatten haben.

Wohnte damals noch in Köln, mittlerweile aber in Ostholstein.

Vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Ich werde das nun erstmal auswerten in den nächsten Tagen.

Das hat mir geholfen, die Atmosphäre eines der ersten komplett gefilmten Live-Verbrechen Deutschlands zu verstehen.
Ich melde mich bald wieder, ich freue mich aber auch noch über weitere Beiträge von euch!

Lieben Dank!

Ich war zum Zeitpunkt erst 9, komme aus Bottrop Eigen, einem Stadtteil angrenzend an Gladbeck, Luftlinie etwa 3 km von der Filiale der Deutschen Bank entfernt, und habe es damals am Fernsehen erlebt – trotz des Alters sehr bewusst, weil es mich gefesselt hat, da ich mir auch noch keinerlei ethische Fragen gestellt habe. Geschockt war ich dennoch auf Grund der Bilder des toten Jungen. Einigermaßen fasziniert war ich über die Einsatzwagen der Polizei auf der Gladbecker Str., die ich beobachtet habe (ich nehme an, dass die Bottroper Polizei beteiligt war).