Die Briefwahl (Auskoppelung aus dem Bundestagswahl-Thread)

Edit: Das prinzipielle Thema der Briefwahl wurde ausgekoppelt. Zur eigentlichem Thread der Bundestagswahl geht es hier entlang: http://forum.fernsehkritik.tv/showthread.php?12089-Bundestagswahl-2013-Koalitionssuche-verz�gert-sich

Jetzt mal ganz ehrlich: die Briefwählerei ist doch nur ein [B]Zusatzangebot[/B] und sollte [B]die absolute Ausnahme[/B] sein (Bettlägerigkeit u.ä.). DAFÜR ist die Briefwahl und nicht für die Bequemlichkeit mancher Mitbürger. Selber Schuld wenn man nicht zum Wahtag wählen geht, sondern es sich bequem einrichten will…

Wenn es das Angebot der Briefwahl gibt, sollte man es auch nutzen. Solange es in Deutschland keine Online-Wahl gibt, nehme ich mir das Recht, entweder ganz auf die Wahl zu verzichten oder meine Stimme bequem von zuhause aus zu vergeben. Ich bin einfach nicht der Typ, der sich in ein überfülltes Wahllokal quetscht.

Überfüllt? :ugly Also bei uns allein in Chemnitz gab es 20 Wahllokale oder so. Das hatte den Vorteil, das bei mir wirklich nur 3-4 Männeln da waren. :mrgreen:

Schulen gibt es ja überall genug und es ist ja nicht so, dass in jeder Schule nur ein Raum genutzt wird.

Und Online-Wahl… Also ich will ja nicht wissen was dann für abstruse VTs auf uns zukommen…

Also zunächst mal gibt es genügend andere Gründe Briefwahl zu machen. Hier mal nur ein paar:

  • Arbeitstätigkeit (Gastronomie, Krankenhaus, Polizei, u.s.w.)
  • Urlaub
  • Auslandsaufenthalt (Studium, etc)

Man muss sich also nicht besonders anstrengen um mehr Gründe als Bettlägerigkeit zu finden.

Zum anderen wäre es aber auch dann nicht im geringsten eine Entschuldigung dafür wenn Briefwahlunterlagen verloren gingen oder unterschlagen würden.

Sonst gehts dir aber gut? :ugly

Es gibt auch Leute die auf Abruf arbeiten und evtl. keine Zeit haben werden. Es gibt auch Leute die Wahlen schon wegen nem Unfall oder Krankheit verpaßt haben. Oder Vorfälle in der Verwandtschaft etc. Genug was kurfristig und unvorhergesehen passieren kann. Ebenso für Leute die ihren Urlaub eben günstig in diesem Zeitraum nehmen wollen. Wenn die Briefwahl also eines ist, dann eine Sicherstellung der Stimmabgabe.

Die Briefwahl ist eben kein Zusatzangebot, sondern als Teil unseres Wahlrechts reine Notwendigkeit. Die Briefwahl stellt sicher das Stimmen abgegeben werden können, auch wenn es zeitlich nicht möglich ist den Wahltermin wahrzunehmen. Nicht mehr und nicht weniger.

Wenn wir schon über Faulheit sprechen, wäre vielleicht noch die Beamten zu beäugen die das ganze Prozedere scheinbar nicht gebacken bekommen. Denen könnte man sogar den Vorwurf machen. Im Gegensatz zum Wähler. Ist ja nicht so als wären Briefwahlunterlagen ein Trickbetrug wie Kaffefahrten, wo klar ist das nichts bei rum kommt.
In der Schweiz wird sogar häufig ausschließlich per Brief abgestimmt, und dort funktioniert das ganze auch.

Aber schön wenn unser Fleissmännchen aus Chemnitz seine Thesen ins Netz stellt. Wann arbeitest Du eigentlich mal? Tagsüber ja scheinbar nicht, gemessen am Beitragszähler. :wink:

[QUOTE=Aexcaliber;325499]Die Briefwahl ist eben kein Zusatzangebot, sondern als Teil unseres Wahlrechts reine Notwendigkeit. Die Briefwahl stellt sicher das Stimmen abgegeben werden können, auch wenn es zeitlich nicht möglich ist den Wahltermin wahrzunehmen. Nicht mehr und nicht weniger.[/QUOTE]
Wenn dem so wäre, hätte man beibehalten können, dass man begründen muss, warum man per Brief wählt. Es ist allerdings nicht mehr notwendig, daher wird die Briefwahl durchaus aus Bequemlichkeit genutzt, nicht nur weil man sonst nicht in der Lage wäre die Stimme abzugeben.

[QUOTE=Aexcaliber;325499]Oder Vorfälle in der Verwandtschaft etc. Genug was kurfristig und unvorhergesehen passieren kann.[/QUOTE]
Was als Begründung für Briefwahl ja auch sehr sinnvoll ist. Schließlich weiß ich heute schon, dass ich bei der nächsten Bundestagswahl einen Krankheits- oder Todesfall in der Familie habe.

Briefwahl ist mir zu anstrengend. Hab’ mir die Wahlbenachrichtung an die Pinnwand gehängt, zu meiner Nachtschicht am Samstagabend mitgenommen und bin Sonntagmorgen dann nach der Arbeit direkt im Wahllokal vorbeigefahren, weil es auf dem Weg liegt. Kein Umweg, keine zehn Minuten warten. Zwei Kreuze, fertig.

Dass Leute immer so tun, als müsste man dafür 2-3 Stunden Zeit einplanen … ^^

[QUOTE=Skafdir;325491]
Zu Punkt 2: Das ist natürlich eine Möglichkeit. Nur erklärt das nicht warum die Zahl um ein Vielfaches höher ist als sonst.
Wobei auch die Frage ist: Wieviele Briefwahlstimmen gab es bei den vorherigen Wahlen?
[/QUOTE]

Absolute Zahlen habe ich nicht, es hatte jedenfalls bereits in der Woche vor der Wahl zahlreiche Berichte auch aus anderen Bundesländern gegeben, dass:

  • Die Wahlbenachrichtigungen zu spät ankamen (müssen normalerweise 21 Tage vor der Wahl zugestellt sein). Meine kam auch erst am 3. September an.

  • Briefwahlunterlagen verspätet oder gar nicht zugestellt wurden, obwohl die Wahlbüros beteuerten, diese rechtzeitig abgeschickt zu haben.

Ich will jetzt nicht grundsätzlich der Post die Schuld in die Schuhe schieben, aber da ich in den letzten Monaten ähnliche Erfahrungen mit der normalen Briefpost hatte, drängt sich der Eindruck auf, hier könnte jemand leicht überfordert mit dem Ansturm gewesen sein.

[QUOTE=Caeshijque;325502]Dass Leute immer so tun, als müsste man dafür 2-3 Stunden Zeit einplanen … ^^[/QUOTE]

So ist es! Es wird doch immer so gelegt, dass die Wahllokale recht nah an den jeweiligen Wohnorten liegen. Das ist doch echt ne Sache von 5-10 Minuten, wenns hoch kommt. Da kann man auch noch vomittags vor der Arbeit oder spätnachmittags nach der Arbeit hin. Auch wenn man auf Abruf arbeitet, kann man wählen. Mir will doch niemand erzählen, das in den 10 Minuten die man braucht ausgerechnet DANN der Anruf kommt. Auf abruf abeiten heißt ja nicht sklavisch aheim vorm Telefon hocken, sondern heutzutage gibt es Smartphones habe ich mir sagen lassen.

Echt witzig was manche für Gründe nennen nicht ins Wahllokal gehen zu müssen.

Und was hat das jetzt mit vermeintlichen Wahlbetrug bei Briefwahlen zu tun? Dass sich Briefwähler nicht aufregen sollen weil sie faul waren, oder was?

Ich verstehe nicht wie man jetzt ernsthaft gegen Briefwähler wettern kann. Die Intention des Briefwählers ändert doch nichts an den Ansprüchen an eine demokratischen Wahl!

Was heißt wettern? Amtsgeschäfte mache ich och auch nicht per Post (beispielsweise irgendwelche Anträge an das Jobcenter), sondern gebe das dort persönlich ab! Erst Recht gilt das bei sowas wichtiges wie einer Wahl!

Was machen die Leute, denen das Wählen schon zu viel Zeit in Anspruch nimmt, eigentlich bei anderen Amtsvorgängen, z.B. dem Besuch beim Straßenverkehrsamt? Ich hab schon mal länger auf eine Briefmarke warten müssen, als auf meinen Wahlzettel …

Natürlich ist die Möglichkeit einer Briefwahl als solche wichtig, aber wenn man sich manchmal die Begründungen so anhört, dann kann man sich nur an den Kopf packen und das sogar im demokratischen Deutschland. :roll:

Eben. Ich war letztens im Meldeamt, neuen Perso beantragen. Da habe ich 2 1/2 Stunden gewartet, bis ich mal dran war. Und das nur um 10 Minuten lang meinen Kram wie Geburtsurkunde, alten Ausweis vorzuzeigen, Passbild abzugeben und 28€ zu bezahlen.
Sowas muss auch jeder in seinen Tagesablauf reinbringen. Ich finde das dann schon schräg sich wegen 5 Minuten Wahlgang aufzuregen… zumal Wahlen ja auch Sonntags sind. Das schafft echt jeder. Auch der, der Sonntags arbeiten muss.

Klar ist das doo wenn tausende Briefwahlzettel bei der Post verloren gehen. Aber genau DESWEGEN wählt man auch nur per Post, wenn es anders absolut nicht geht und nicht wegen Bequemlichkeit!

[QUOTE=Anchantia;325524]Das schafft echt jeder. Auch der, der Sonntags arbeiten muss.[/QUOTE]
Jain. Wenn ich mit dem ÖPNV zur Tagschicht fahre, kann es vorkommen, dass ich zwischen 7 und 19 Uhr (Auch, wenn’s i.d.R. eher von Mittag bis Spätabend ist) unterwegs bin. Fahre ich mit dem Auto, klappt es aber. Nur wird das manchmal eben auch von meiner Freundin benutzt, da ich einfacher mit dem ÖPNV zur Arbeit komme.

Ich sagte ja, dass für solche Situationen die Briefwahl wirklich von Vorteil ist, aber wenn jemand den ganzen Sonntag mit dem Arsch auf der Couch sitzt und sich nicht einmal zum Wahllokal aufraffen kann, obwohl er könnte, ist das eben etwas anderes.

Ingo Appelt witzelte letztens im TV:
Wenn man die BTW auf einen Werktag legen würde und die Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet wären, Arbeitern und Angestellten eine Sonderpause zum Wählengehen zu gewähren, würde die Wahlbeteiligung wohl locker bei über 90% landen, und es käme immer zu einer linken absoluten Mehrheit.

[QUOTE=Xu21;325510]- Die Wahlbenachrichtigungen zu spät ankamen (müssen normalerweise 21 Tage vor der Wahl zugestellt sein). Meine kam auch erst am 3. September an.

  • Briefwahlunterlagen verspätet oder gar nicht zugestellt wurden, obwohl die Wahlbüros beteuerten, diese rechtzeitig abgeschickt zu haben.[/QUOTE]

Das stimmt. Meine kamen viel später an. Ich habs grad noch innerhalb der empfohlenen Zeit geschafft, per Brief zu wählen. In Osnabrück gab es übrigens auch starke Probleme mit den Wahlunterlagen, und das, weil EIN EINZIGER Beamter krank war.

Was sollen denn hier diese Unterstellungen gegen die Briefwahl?

Eine Wahl sollte so vielen Menschen wie möglich zugänglich gemacht werden und man sollte sich nicht im entferntesten erlauben darüber zu urteilen wie jemand gedenkt zu wählen. Es geht darum, DASS man wählen geht und nicht wie. Eine Wahlbeteiligung von nur 71% ist schon nicht toll, da sollte man froh sein, dass auch die “bequemen” wählen können.

Zumal die Unterstellung der Faulheit und Bequemlichkeit sowieso der größte Unsinn ist, da eine Briefwahl auch für den Wähler mehr Aufwand darstellt als die normale Urnenwahl.

Eines kann man Briefwähler nun wirklich nicht unterstellen: Bequemlichkeit

Um per Brief wählen zu können muss ich schließlich folgendes tun:

  1. Die Briefwahlunterlagen anfordern. Dafür muss ich wohl oder übel zum Briefkasten gehen.
  2. Wenn ich dann meine Kreuze gemacht habe, muss ich den Wahlzettel auch in den Briefkasten bringen.

Mancher Briefkasten befindet sich aber weiter weg von der Wohnung als das Wahllokal …

Fazit: Wo ist in dem Fall die Bequemlichkeit? :?

[QUOTE=Anchantia;325524]Ich war letztens im Meldeamt, neuen Perso beantragen. Da habe ich 2 1/2 Stunden gewartet, bis ich mal dran war.![/QUOTE]

Ging mir auch so. Ich habe meine Wartemarke gezogen, mit der aktuellen Nummer verglichen und bin in der Zwischenzeit in die Stadt gegangen, habe mir Schaufenster und hübsche Frauen angeguckt. Aber wenn man in Karl Marx Stadt wohnt, ist das natürlich keine Option. Mein vollstes Verständnis.

[QUOTE=P-Joker;325549]Mancher Briefkasten befindet sich aber weiter weg von der Wohnung als das Wahllokal …[/QUOTE]

Und dann stehen da auch noch Warteschlangen davor, dass man mindestens eine Stunde anstehen muss, bis das Kuvert im Schlitz versinkt.

Naja, hier in Karl-Marx-Stadt scheitert es an den hübschen Frauen. :ugly