Die Auswirkung von sozialen Netzwerken und die TV-Branche

Hallo Fernsehkritiker, Hallo liebe Community,
ich interessiere mich mittlerweile sehr für das Thema Facebook und gerade dessen Auswirkung auf die Disziplin und Kreativität der Jugend, da solche Netzwerke meiner Meinung nach extrem ablenken und Disziplin und Konzentration stören, da ja ständig neue Nachrichten einen Grund zur Ablenkung bieten. Insbesondere in meinem Studium bemerke ich andauernd, dass Studenten/Innen sich immer weniger auf den Inhalt konzentrieren können, weil sie ständig durch soziale Netzwerke abgelenkt werden und ich deshalb die Angst habe, dass zukünftige Generationen durch den Einfluss der sozialen Netzwerke enorm wichtige Werte, wie die oben angesprochenen, verlieren.
Meine Frage: Stimmt ihr mir überein, oder habt ihr gute Gegen- oder auch pro-Argumente?
Mein zweiter Punkt bezieht sich auf den Lerneffekt von Fernsehkritik.tv;
ich schlage dir, lieber Holger, als Idee vor, doch mal ein Kapitel über das generelle Verständnis für den Ablauf und die Methoden oder auch Jobs im TV einzuführen, da ja zu aller erst nichts sinnvoller ist, als ein aufgeklärtes Fernsehkritik.TV-Mitglied in dieser Branche zu haben und da auch mich interessiert, wie und wann z.B. ein TV-Sender einen bekannten Sonntagsfilm ausstrahlen darf oder wie eine Talkshow vorbereitet wird und was eben den Unterschied zwischen einer guten und einer schlechten Talkshow ausmacht; natürlich auch gerne subjektiv, wobei ja die meisten hier auch deine Meinung teilen.
MfG Goffel

Bedingt kann ich zustimmen, dass das Internet im Allgemeinen und Facebook, ICQ und Co. im speziellen ablenkend wirken aber eben nur bedingt. Aus meinem eigenen Studium heraus, liegt die Ursache für Ablenkung meines Erachtens nach beim Lehrsystem. Man sitzt mit 200 Leuten in einem riesigen Hörsaal in dem jemand vorne nichts weiter tut als zwei Stunden ununterbrochen zu reden, womöglich noch ohne die Möglichkeit mitzuschreiben, weil Tafeln abgeschafft wurden. Alles ist darauf ausgelegt, dass man letztendlich alles allein macht und Studierende eher auszusieben anstatt zu fördern, was sich an der Verschiebung des Notenspiegels zeigt, wo man früher noch eine drei bekam, gibt es jetzt eine fünf und ist draußen. Dazu ist es teuer, die Organisation komplett chaotisch und alles ziemlich anonym. Sicher kann man noch einige Dinge finden. Verglichen mit dem Schulsystem, Klassen, klaren und vor allem lückenlosen Lehrplänen, Anwesenheitspflichten, Arbeitsmaterial, einem Austausch zwischen Lehrern und Lehrenden und schlicht dem Verbot da die ganze Zeit auf sein Handy zu schauen, fördert das Unisystem durch seine antike Art der Kommunikation sich abzulenken. Womit ich nicht alle Konzentrationsschwächen, Zensuren usw. usf. nun auf das starren auf den iMac zurückführen würde, nur dass er zur Flucht werden kann.

Welchen Punkt ich gar nicht zustimmen würde ist dem der Kreativität. Ich denke sogar im Gegenteil, dass die Bevölkerung nie so kreativ war wie sie es heute ist. In der Videospielreihe Mass Effect haben ca. 80% ihren Charakter selbstgestaltet. Zugegeben, der Editor ist beschissen aber viele haben sich mit den Voreinstellungen nicht zufrieden gegeben und Anpassungen vorgenommen. Internetseiten wie Deviantart oder h-foundry oder youtube oder 4chan/9gag oder stinknormale Foren sprühen nur so vor kreativen Ideen. Ich würde sogar vermuten, dass heutzutage mehr Leute auf LARPS sind als noch in den 80ern als es kein Internet gab. Gerade die Vernetzung ist ein riesiger Motor für Kreativität gewesen und die Forderung nach Individualisierung ist denke ich sehr stark.

dass Studenten/Innen sich immer weniger auf den Inhalt konzentrieren können, weil sie ständig durch soziale Netzwerke abgelenkt werden

Aus eigener Erfahrung kann ich diese Entwicklung nur begrüßen. Zu meiner Zeit haben diese Dumpfbacken, die auf Primarstufe studieren, stets störende Privatschwätzchen mit ihren Sitznachbarinnen gehalten. Dank stupiden Facebook-Postens halten die desinteressierten Tussis jetzt wenigstens ihre unqualifizierte Schnauze.

ich schlage dir, lieber Holger, als Idee vor, doch mal ein Kapitel über das generelle Verständnis für den Ablauf und die Methoden oder auch Jobs im TV einzuführen, […]

Solches Wissen finde ich auch sehr wertvoll und sollte auf jeden Fall einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Das muss nicht mal durch FKTV geschehen…

Dank stupiden Facebook-Postens halten die desinteressierten Tussis jetzt wenigstens ihre unqualifizierte Schnauze.

Eben. Ich hock´mich nur in Vorlesungen, weil ich dann endlich mal in Ruhe surfen kann.
In Seminaren und Übungen sieht´s ja ganz anders aus. Wenn man in kleinen Gruppen über die Macht von RTL, Google & Co diskutiert, dann ist das wirklich sehr interessant und ergiebig.

Ich sehe das auch tendenziell ähnlich wie die Vorredner.
Soziale Netzwerke haben schon ein enormes Potential abzulenken und die Konzentrationsfähigkeit zu beeinflussen, aber es hängt von jedem Individuum inwiefern man das auch zulässt.
Meinen täglichen Internetkonsum würde man in Mainstreammedien zweifellos als Sucht bezeichnen, aber das Internet ist meiner Meinung nach bei unserer Generation ein Bestandteil der Lebenskultur ansich geworden !

Ich erlebe es ausnahmslos jedes Mal wenn es heißt, in einer Gruppe von Studenten an einem Projekt zu arbeiten.
Da die dabei vorm Laptop sitzen, geht’s nach ein paar Minuten Arbeit schnell zu Facebook und anderem banalen Kram wie 9Gag usw.

Hey,

ich erinnere mich noch an viele Vorlesungen aus meinen Grundstudium bei denen Anwesenheitspflicht (!) herrschte und mit 200 Mann in einem überfüllten Hörsaal hockte - unmöglich im Übrigen die Anwesenheit zu kontrollieren. Alles was der Dozent/in sagte stand auf PP-Folien, die online ebenfalls nach der Vorlesung verfügbar waren. Im schlimmsten Fall saß man irgendwo auf dem Boden.

Viele Student/innen saßen an ihren Laptops und man konnte gut sehen was sie da taten. Einige schrieben Emails, einige waren in sozialen Netzwerken aktiv, einige spielten an ihrem Handy herum, viele spielten aber auch die klassischen Windows-Spiele oder diverse Online-(Rollen)spiele (wobei die meisten Onlinerollenspiele tatsächlich auch über einen Chat als Kommunikationsbasis verfügen).

Ein wichtiger Faktor ist auch immer wie leicht das Individuum ablenkbar ist, und wo quasi das Aktionspotential zur Ablenkung hin überschritten ist und es tatsächlich abgelenkt wird, wobei dieser Wert stark tages- und situationsabhängig ist. Weiterhin ist ein wichtiger Faktor wie leicht die Ablenkung verfügbar ist. Soziale Netzwerke sind leicht über smartphones zu erreichen, kleinere Spiele auch, diverse Spiele sind wiederum nur am PC/Laptop zu erreichen. Aber nicht jeder der auf sein handy schaut ist gleich in einem sozialen Netzwerk oder spielt. Viele tragen Termine in ihren Handykalendar ein oder schreiben SMS. SMS sind auch Kommunikation aber kein soziales Netzwerk, lenken aber trotzdem ab.
Würde ein Student in einem kleinen 10-20 Mann Seminar seinen Laptop auspacken und darauf irgendetwas spielen würde er doch meistens erwischt werden, außer es sind sog. “Referatsseminare”, in denen 1-2 arme Studenten 60 Minuten lang reden und der Dozzent die letzten 30 Minuten die vorangegangen 60 Minuten ergänzt oder wiederholt. Spätestens nach 10 Minuten konnte man nicht mehr zuhören, laut Gehirnforschung sind es - glaube ich - sogar nur 3 Minuten, die man am Stück zuhören kann, ohne eine Sekunde abgelenkt zu werden (aber ohne Gewähr!) Sicherlich wird da dann aufs Handy geschaut oder auf den Laptop, auch wenns unverschämt gegenüber den Vortragenden ist. Aber irgendwann kann man nicht mehr zuhören. Das wichtigste aus den Referaten gabs zudem immer als Hand-out gleich mitgeliefert incl. Quellennachweisen.
In meinen ganzen Mathematikübungen innerhalb meines Studiums hatte niemals ein Student einen eingeschalteten Laptop dabei, da alle eifrig damit beschäftigt waren, die richtigen Lösungen der Aufgaben zu erarbeiten bzw. die von der Tafel abzuschreiben, wenn sie denn richtig waren. Für eine kleine Ablenkung war da keine Zeit, was einmal an der Tafel weggewischt wurde war weg. Man musste flott sein, wenn man alles mitschreiben wollte.

Ich wünsche euch noch eine gute Nacht,
so long, Tinu

Mir erschließt sich der Sinn von Vorlesungen, die absolut keinen Mehrwert zur im Intranet der Universität stehenden PPP zum Vortrag haben, nicht. Deswegen schlafe ich morgens länger oder gehe nachmittags mit ein paar Kommilitonen in die Stadt was futtern. Oder ich bin tatsächlich produktiv und arbeite an Produkt-Berichten oder der Planung meines Stadtteil-Projektes. Wenn ich tatsächlich mal in eine Vorlesung (weil Pflicht!) muss und ich kann mich kaum dafür begeistern, wird eben gesurft. Stört die anderen nicht und ich kann in den 90 Minuten immerhin noch irgendwie sinnvoll meine Zeit verplempern. Auf Podiumsdiskussionen hingegen freue ich mich immer. Da steht auch nie irgendwelcher elektronischer Kram auf den Tischen. :slight_smile:

Ich mache ein Teilzeit-Studium und wohne circa 70 Km von meiner Uni entfernt. Dementsprechend weit sind auch meine Kommilitonen von mir entfernt (knapp 20 - 50 Km). Für Gruppenarbeiten oder die gemeinsame Planung von Projekten oder Interventionen benutzen wir in der Regel Google Docs in Verbindung mit Skype. Klar, ist man dann irgendwie schnell von FB und Co. abgelenkt, aber es scheint irgendwie doch alles wie gewünscht zu funktionieren.

ich interessiere mich mittlerweile sehr für das Thema Facebook und gerade dessen Auswirkung auf die Disziplin und Kreativität der Jugend, da solche Netzwerke meiner Meinung nach extrem ablenken und Disziplin und Konzentration stören, da ja ständig neue Nachrichten einen Grund zur Ablenkung bieten.

In einem Punkt hast du recht: Internet und soziale Netzwerke bieten Ablenkung. Allerdings würde ich sie nicht als Ursache der Ablenkung sehen. Wer sich nicht konzentrieren will der findet immer Ablenkung (ich spreche da aus Erfahrung), das war auch schon lange vor dem Internet so.
Besonders bei sozialen Netzwerken kommt noch dazu, dass sie meist nur die Möglichkeit bieten, dass verschiedene Leute an verschiedenen Orten sich gegenseitig ablenken. Und hier wird besonders deutlich, dass die Verantwortung dafür ob jemand abgelenkt ist immernoch bei ihm selbst liegt.

in meinem Studium bemerke ich andauernd, dass Studenten/Innen sich immer weniger auf den Inhalt konzentrieren können, weil sie ständig durch soziale Netzwerke abgelenkt werden

Woher willst du wissen, dass Studenten vor der Internet-Zeit konzentrierter bei der Sache waren? Ich glaube das ist Spekulation.

ich deshalb die Angst habe, dass zukünftige Generationen durch den Einfluss der sozialen Netzwerke enorm wichtige Werte, wie die oben angesprochenen, verlieren.

Ich gehe mal davon aus, dass die angesprochenen Werte, die du meinst Disziplin und Kreativität sind.
„Disziplin“ würde ich persönlich nicht per se als Wert erachten, diese wird allerdings durch steigende Anzahl an Ablenkungsmöglichkeiten nicht gerade gestärkt. Dass die Möglichkeiten zur Ablenkung die Kreativität negativ beeinflussen könnte ich jetz anhand von persönlicher Erfahrung nicht bestätigen, vielleicht sogar im Gegenteil: gerade Ablenkung und damit feste Gedankengänge zu unterbrechen und evtl. neu anzufangen können die Kreativität fördern.

Meine Frage: Stimmt ihr mir überein, oder habt ihr gute Gegen- oder auch pro-Argumente?

Fazit: ich stimme eher nicht mit dir überein und habe keinerlei Angst, dass Facebook daran schuld sein wird, dass unser aller Kinder disziplinlose unkreative Idioten werden.

Ich würde die veränderten Aufmerksamkeitsströme durch die sozialen Netzwerke nicht bewerten.
Die sind jetzt da und gehören zu dieser Zeit. Ich glaube auch, dass sie Aufmerksamkeit kosten und Zeit verschwenden. Vielleicht ist es aber auch gut, dass die Schüler/Studenten sich damit befassen. Vielleicht ist es für den Menschen von Morgen weniger wichtig irgendwas zu “wissen” oder gelernt zu haben sondern viel wichtiger die große Informationsflut durch die Medien zu filtern und zu bewerten. Und das lernt man vielleicht am besten, wenn man sich lange Zeit dem hohen Informationsfluss der sozialen Netzwerke stellt.

Vielleicht ist es für den Menschen von Morgen weniger wichtig irgendwas zu „wissen“ oder gelernt zu haben sondern viel wichtiger die große Informationsflut durch die Medien zu filtern und zu bewerten.

Nicht nur vielleicht. Das ist schon heute eigentlich Pflicht…