Es ist inzwischen schon etwas her, am Sonntag den 4 Mai lief in der ARD ein Münchner Tatort mit dem Ermittlerduo Leitmayr/Batic (Titel: “Am Ende des Flurs”). Am Ende der Folge wird Kommissar Leitmayr darin überraschend mit einem Messer in den Rücken niedergestochen, man sieht lediglich noch einen Rettungswagen herbei fahren und die Folge endet anschließend. Ein klassischer Cliffhanger also, wie er bei Serien gang und gäbe ist. Wie sich die meisten Zuschauer denken können, wird Leitmayr wahrscheinlich überleben, wir sind hier ja beim altehrwürdigen “Tatort” und nicht in einer “Game of Thrones” Episode.
Trotzdem hat der BR schon am Tag darauf klar gestellt, das Leitmayr ganz sicher überlebt und auch keine bleibenden Folgen davon trägt:
Der Vorfall soll auch im nächsten Fall überhaupt nicht thematisiert werden, Zitat:
“Die Tatorte werden mit so großen zeitlichen Abständen gezeigt, dass es als Spannungsbogen nicht funktionieren würde.”
Das finde ich schon bemerkenswert, anscheinend traut man seinem Publikum enorm wenig zu. Man mag hier an den klischeemäßigen Rentner gedacht haben, der ohne Happy End mit kompletter Auflösung nicht mehr ruhig schlafen kann. Oder an die “Wiederholbarkeit” der beiden Tatort Folgen, das scheint ja inzwischen auch ein wichtiges Kriterium zu sein.
Um überhaupt einen Anschluss zu schaffen, hat man dann noch einen fünfminütige Auflösung nachgedreht und online gestellt:
http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/tatort/tatort-leitmayr-lebt-video-100.html
“Das Bangen hat ein Ende” wow, da kann Oma Erna ja aufatmen. Für mich hat man hier einen guten Ansatz völlig vergeigt.
Ganz anders hingegen die britische BBC, die mit “Sherlock” eine überaus unterhaltsame und kluge Neuinterpretation der Krimireihe geschaffen hat. Auch darin stirbt Sherlock Holmes vermeintlich durch einen Sturz von einem Hausdach, am Ende der zweiten Staffel. Man sieht zwar zum Ende das er anscheinend noch lebt, weiß aber nicht ob man dem trauen kann und wie er das wohl gemacht hat. Bis zur Auflösung dieses Cliffhangers dauerte es zwei Jahre (!), die Folge “Der leere Sarg” lief gerade erst an Christi Himmelfahrt in der ARD, mit hohen Einschaltquoten gerade beim jungen Publikum. So ein Spannungsbogen lässt sich also sehr wohl halten, nur scheint die ARD lieber Fernsehen wie anno dazumal zu produzieren.