Ich habe mir extra für den Thread mal ein paar alte Märchenbücher rausgesucht und durchgesehen (gibts z.T. auch auf Wikisource). Und - ganz im Ernst - das dort Dargestellte ist selbst selbst als Erwachsener zum Teil irgendwie ein bisschen verstörend zu lesen, die Zeichnungen untermalen das Ganze oftmals auch noch recht schauerlich.
Beispiel 1: „Die Geschichte vom bösen Friederich“
Ich zitiere einfach mal:
Er fing die Fliegen in dem Haus
Und riß ihnen die Flügel aus.
Er schlug die Stühl’ und Vögel tot,
Die Katzen litten große Not.
[…]
Da mit der Peitsch’ herzu sich schlich
Der bitterböse Friederich;
Und schlug den Hund, der heulte sehr,
Und trat und schlug ihn immer mehr.
Da biß der Hund ihn in das Bein,
Recht tief bis in das Blut hinein.
[…]
Sind wir ehrlich: ist das für Kinder „angemessen“? Hätte man diese harrschen Beschreibungen nicht auch sanfter ausdrücken können? Die „Moral“ ist dann übrigens, dass der Hund am Esstisch sitzt und Kuchen futtert, während Friedrich mit Schmerzen im Bett liegt. (Übertreibung:) Im Endeffekt schürt man doch so nur die Angst vor Hunden.
Beispiel 2: „Die gar traurige Geschichte mit den Zündhölzern“
Ein Mädchen spielt mit Zündhölzern, steckt sich dabei selbst in Brand und verbrennt schließlich bei lebendigem Leibe. Rammstein hat das Thema sogar in einem Lied übernommen („Hilf mir!“-Rosenrot/ Quelle:Wiki). Ich glaube, jeglichen Kommentar bezüglich der Gewaltdarstellung und der verwendeten Bilder kann ich mir sparen.
Beispiel 3: „Die Geschichte von den schwarzen Buben“
3 Jungen, die sich über einen „maximal Pigmentierten“ (einen Schwarzen also) lustig machen, werden von einem Mann komplett in ein großes Tintenfass gesteckt, damit sie dann noch schwarzer als er sind. Die Beschreibung des dritten Bildes mit dem Bild an sich finde ich irgendwie… morbide. Hätte man nicht auch hier eine andere Lektion aufzeigen können? Dass sie einen Wettkampf bestreiten und der Schwarze gewinnt, so dass man darstellt, dass die Hautfarbe nichts über die Fähigkeiten und den Menschen an sich aussagt?
Das ganze bisher sollte nur dazu dienen, aufzuzeigen, dass auch die alten Märchenbücher recht „brutal“ sind und die Lektionen, die man daraus entnimmt, entweder zu tief versteckt sind oder anders hätten besser ausgedrückt werden können. Wie hier schon einer geschrieben hat: „nicht alleine in den Wald gehen“… naja… ich bin mit 8-14 Jahren sehr viel im Wald gewesen, habe Baumhäuser und dergleichen gebaut und die „Wildniss“ erforscht. Die Lektion, insofern sie eine war, ist also recht unsinnig. Andere Dinge wie bei den Schwarzen Buben sind eben meiner Meinung nach nicht förderlich, sondern eher negativ (Vorurteile werden ja nicht abgebaut, die Gleichheit der Menschen nicht gezeigt usw.). Es gibt genügend Menschen, die sich darüber bisher den Kopf zerbrochen haben, das muss/will ich nicht übernehmen.
Stellt sich die Frage: Was ist kindgerechte Unterhaltung? Wie müssen Kindersendungen aussehen und welche Werte müssen sie vermitteln? In welchem Maße ist Gewalt ok, in welchem Grad ist sie schädlich und wie sollte sie eingesetzt werden? Wenn man nach „null Gewalt“ gehen müsste, wie der Autor hier ja verlangt, dann wäre wohl Pokemon eine der besten Sendungen (Fantasiewesen kämpfen mit ausgedachten Angriffen, Menschen üben nie Gewalt aus).
Das Gebiet geht mir gerade zu weit, da wäre ich in einer Stunde noch am schreiben.
Kurzum: ich denke, dass der Autor entweder trollt oder … naja… übertreibt. Und zwar maßlos. In dem Punkt unterschreibe ich zu 100% den Post von Dark.