sie auch als “cool” betiteln zu müssen. Ich sage weder, dass sie bekloppt sind, weil sie diese Musik hören, noch dass sie deshalb schlechte Menschen sind. Ich kann auch sehr gut damit leben, dass sie nicht wie ich sind. Und ich respektiere sie trotzdem als Menschen, von denen ich noch eine Menge lernen kann und die souverän ihren Standpunkt klar machen. Aber cool finde ich andere Dinge. Und da müssen sie auch nicht traurig sein, dass sie für ihre absonderlich geratene Tochter nicht cool sind, denn sie wissen selbst, dass sie auch ohne dass ich sie als cool betitle wertvolle Persönlichkeiten und Menschen sind.
Nein, so wie Du es darstellst ist es nicht. Du beklagst Dich zum einen darüber, daß Du (wegen Deines extravaganten Erscheinungsbildes) von anderen Menschen “spöttisch beäugt” wirst, mit tadelndem Blick oder dämlichen Kommentaren. Dies wertest Du als intolerant.
vgl.
Ich weiß nicht, wie alt du bist, aber ich sag auch nur, dass das eine Beobachtung von mir ist, dass jüngere sehr viel besser mit mir und meinem Auftreten klar kommen als Ü40. Gucken tun sie alle, nur was danach kommt ist interessant. Die Blicke der jüngeren drehn sich in ein Schmunzeln oder ein spöttisches Lächeln, bei Ü40 kommt ein verärgertes Gesicht, tadelnde Blicke, dämliche Kommentare und ich weiß nicht wie oft ich schon gehört hab, dass ich mich doch schämen sollte, so rumzulaufen.
Dann aber bist Du Dir nicht zu schade dafür selbst ‘dämliche Kommentare’ bezüglich des Geschmacks Deiner Ü40 Eltern abzugeben
vgl.
[…]uncool und spießig […] nur noch italieneischen Schlager und el Divo und so n Zeug,[…] ich warte nur drauf, bis sie vor dem einen Gartenzaun mit Topfpflanzen aufstellen.
Wenn das mal nicht zumindest ‘spöttisch’ war.
Drehen wir es mal etwas um und schauen was uns dazu literarisch überliefert wurde.
“Schnell (fertig) ist die Jugend mit dem Wort” (Lessing)
“Dass doch die Jugend immer zwischen den Extremen schwankt!” (Goethe)
- und für die Leute, die englischsprachiges für ‘modern’ halten -
“Crabbed age and youth cannot live together: Youth is full of pleasure, age is full of care” (Shakespear)
Alles drei ist sehr alt und zeigt uns zu unserer aller Überraschung, daß auch das diskutierte Phänomän nicht ganz neu ist. Vielmehr macht es deutlich, daß schon immer jüngere Menschen rasch das Wort ergriffen (um das Verhalten der älteren als antiquiert zu kennzeichnen, oder aber daß ältere das von jüngeren gesagte eben oft als 'voreilig empfinden - freie Interpretation meinerseits “Wallensteins Tod”). Daß jüngere dazu tendieren sich (in Kleidung, Sprache, Musik, …, … "extremer ausdrücken, sowie daß im allgemeinen daher eine Konsensbildung zwischen ‘Alten’ und ‘Jungen’ beschwerlich ist (ohne hier mal besonders auf “Vergnügen” vs. “Sorge” einzugehen).
Natürlich sind das recht ‘alte’ Beispiele, die mal schwer als ‘verstaubt’ abgetan werden können, ich kann aber nur drum bitten Parallelen zu ziehen, zwischen dem was diese (klugen) Menschen mal irgendwann schrieben und wie sich denn jetzt so ‘Beobachtungen’ darstellen.
Was beobachten wir älteren ‘Ü40’ Menschen eigentlich? Ich beobachte zumindest eins: Die ‘Grunge’ Kultur ist ja so neu nun nicht, Auch als ich in Deinem Alter - Minderheitenmitglied - war gab es zahlreiche Menschen die sich dieser Kultur angehörig fühlten “Dead Kennedys” hörten (ich weiß, das galt strenggenommen als ‘Punk’, war aber m.E. der Beginn der Grungekultur die ja lediglich ein Spinnoff des Punks ist). Ich denke daß es prozentual nicht wesentlich weniger Leute waren, die damals ‘Grunge’ und ‘Punk’ bevorzugten als heute. Wo sind die denn alle hin?