Die Ü40 Vorurteile

Mhm, ich hab bisher nichts negatives über Ü40 zu berichten in Bezug auf den dunklen Kleidungsstil. Kleide mich seit 10 Jahren schwarz, komm aus einem recht kleinen Ort und kann aus meinen Erfahrungen sagen, dass gleichaltrige mal mindestens genauso intolerant/tolerant sind, wie ältere.
Mittlerweile ist das doch eh nix mehr besonderes soviele Emos etc. wie es noch dazu gibt.
Versteh auch nicht, wieso sich so aufgregt wird, von wegen andere seien doch so intolerant etc. Wenn man es darauf unbedingt anlegt auffallen zu wollen, sollte man nicht nur mit positiven Rückmeldungen rechnen. Gerade ältere Menschen (so ab 60/70) verstehen das eben alles nicht mehr so. Da denk ich mir dann: Müssen sie ja auch nicht, aufregen würde ich mich da auf keinen Fall drüber.
Also von mir kein negatives Beispiel für die intolerante Ü40 Generation.

Nehmt es als Wink und lächelt den nächsten jungen Grufti mal an, dann nehmen dies vielleicht bald nicht mehr so wahr.

Vielleicht sollte der nächste junge „Grufti“ mal lächeln…

Ich reg mich auch nicht drüber auf, dass ich solche Kommentare krieg, damit muss ich rechnen, genauso wie ich niemand dafür verurteile, wenn er ein solches Kommentar abgibt, auch wenn ichs nicht verstehe, warum man was dazu sagen muss. Aber kann ja nicht jeder ne gute Kinderstube haben.
Und ich lächle zumindest jeden an, der mir begegnet bzw. mit dem ich Blickkontakt hab und grüße auch die Leute, die ich treffe und sage Entschuldigung und Danke und Bitte und Gerngeschehn. Den niemals lächelnden Gruftiprototyp von vor 20 Jahren gibts doch schon lang nicht mehr.

ich glaube wenn jemand von grund auf stur , dumm und naiv ist spielt das doch mit dem alter keine rolle es gibt verdamt coole ü 40er ich finde die vorurteile gegen die jugend ist doch viel schlimmer oder

My mustard? Why?

Es entspringt meinem Privatleben. Mit 41 Jahren Lebensalter mutmaße ich, daß ich zu der Ü40 Generation gehöre. Jedoch habe ich bei Gelegenheit mit der ‚gerade mal Ü20 Generation‘ recht viel zu tun, meine liebe Lebensgefährtin ist 23 Jahre alt. Deren Lieblingcousine - ebenso 23 Jahre alt und erkennbar ebenso der Grunge-Kultur anhängig wie ‚Member-Minderheitenmitglied‘ ist recht häufig bei uns zu Gast. Und jetzt lese ich dies:

Reine Beobachtung: Aus der Gruppe Ü40 hat mir noch niemand Toleranz meinen Kleidungsstil betreffend zukommen lassen.

Toleranz ist ‚viel wert‘ und es trifft mich wenn Du der Meinung bist

, dass jüngere sehr viel besser mit mir und meinem Auftreten klar kommen als Ü40.

Wo aber liegt die Ursache? Sagtest Du nicht

Meine Eltern sind jetz 45 und habens irgendwann aufgegeben, nachzufragen, warum sie nun uncool und spießig sind. […} Heute [hören sie] nur noch italieneischen Schlager und el Divo und so n Zeug, weil sie alles, was mit E-Gitarren und fettem SChlagzeug zu tun hat „nicht mehr aushalten“.
[…]Heute haben sie einen Wohnanhänger und ich warte nur drauf, bis sie vor dem einen Gartenzaun mit Topfpflanzen aufstellen.

Ich ‚toleriere‘ daß wenn ich meine Eltern (71 und 69 Jahre alt) besuche WDR 4 läuft, genauso wie ich toleriere daß mir die Musik der Cousine meiner Lebensgefährtin ‚etwas sehr abgefahren‘ wirkt - das ganze ohne eben diese Cousine für ‚bekloppt‘ oder meine Eltern für ‚spießig und uncool‘ zu halten. Toleranz ist eben die Kunst Anderleuts Verhalten nicht zu verurteilen. Und hier zeige ich mich intolerant, eben Du bist es doch der andere Leute - da Sie Deinen Geschmack nicht teilen - als ‚uncool und spießig‘ abqualifiziert. Wer dies tut, darf Toleranz nicht erwarten.

[…] Und hier zeige ich mich intolerant, eben Du bist es doch der andere Leute - da Sie Deinen Geschmack nicht teilen - als ‚uncool und spießig‘ abqualifiziert. Wer dies tut, darf Toleranz nicht erwarten.

*unterschreib’ :mrgreen:

Ich sage nichts zur Ursache dieser REINEN BEOBACHTUNG, weil ich nichts zur Ursache einer REINEN BEOBACHTUNG weiß. Ich betitle hier auch keine Gesetzmäßigkeit, sondern eine REINE BEOBACHTUNG. Sonst hätte ich auch nicht vorne weg geschrieben: REINE BEOBACHTUNG.

Und Toleranz für den Lebensstil meiner (von mir mehr als alles andere geliebten) Eltern aufzubringen bedeutet nicht, sie auch als “cool” betiteln zu müssen. Ich sage weder, dass sie bekloppt sind, weil sie diese Musik hören, noch dass sie deshalb schlechte Menschen sind. Ich kann auch sehr gut damit leben, dass sie nicht wie ich sind. Und ich respektiere sie trotzdem als Menschen, von denen ich noch eine Menge lernen kann und die souverän ihren Standpunkt klar machen. Aber cool finde ich andere Dinge. Und da müssen sie auch nicht traurig sein, dass sie für ihre absonderlich geratene Tochter nicht cool sind, denn sie wissen selbst, dass sie auch ohne dass ich sie als cool betitle wertvolle Persönlichkeiten und Menschen sind.

Ich sage nichts zur Ursache dieser REINEN BEOBACHTUNG, weil ich nichts zur Ursache einer REINEN BEOBACHTUNG weiß. Ich betitle hier auch keine Gesetzmäßigkeit, sondern eine REINE BEOBACHTUNG. Sonst hätte ich auch nicht vorne weg geschrieben: REINE BEOBACHTUNG.

Und warum schreibst du dann sowas

tendenziell sind jüngere schon sehr viel toleranter und aufgeschlossener (außer die wirklichen Vollproleten).
Aber mal im Ernst, ihr müsst euch wohl damit abfinden.

Reine Provokation?

Ja, tendenziell ist das auch so in meiner Beobachtung.
Und der zweite Satz des Zitats ist aus dem Zusammenhang gerissen. Er gehört nicht zum vorigen, sondern soll noch mal das Thema des Threads aufgreifen (“Warum werden wir also so uncool eingeschätzt und warum gibt es so viele Vorurteile über uns?” ->Nicht, dass es die für andere Altersgruppen nicht gäbe, damit muss man sich halt abfinden. Es wird niemand umbringen.)

sie auch als „cool“ betiteln zu müssen. Ich sage weder, dass sie bekloppt sind, weil sie diese Musik hören, noch dass sie deshalb schlechte Menschen sind. Ich kann auch sehr gut damit leben, dass sie nicht wie ich sind. Und ich respektiere sie trotzdem als Menschen, von denen ich noch eine Menge lernen kann und die souverän ihren Standpunkt klar machen. Aber cool finde ich andere Dinge. Und da müssen sie auch nicht traurig sein, dass sie für ihre absonderlich geratene Tochter nicht cool sind, denn sie wissen selbst, dass sie auch ohne dass ich sie als cool betitle wertvolle Persönlichkeiten und Menschen sind.

Nein, so wie Du es darstellst ist es nicht. Du beklagst Dich zum einen darüber, daß Du (wegen Deines extravaganten Erscheinungsbildes) von anderen Menschen „spöttisch beäugt“ wirst, mit tadelndem Blick oder dämlichen Kommentaren. Dies wertest Du als intolerant.

vgl.

Ich weiß nicht, wie alt du bist, aber ich sag auch nur, dass das eine Beobachtung von mir ist, dass jüngere sehr viel besser mit mir und meinem Auftreten klar kommen als Ü40. Gucken tun sie alle, nur was danach kommt ist interessant. Die Blicke der jüngeren drehn sich in ein Schmunzeln oder ein spöttisches Lächeln, bei Ü40 kommt ein verärgertes Gesicht, tadelnde Blicke, dämliche Kommentare und ich weiß nicht wie oft ich schon gehört hab, dass ich mich doch schämen sollte, so rumzulaufen.

Dann aber bist Du Dir nicht zu schade dafür selbst ‚dämliche Kommentare‘ bezüglich des Geschmacks Deiner Ü40 Eltern abzugeben

vgl.

[…]uncool und spießig […] nur noch italieneischen Schlager und el Divo und so n Zeug,[…] ich warte nur drauf, bis sie vor dem einen Gartenzaun mit Topfpflanzen aufstellen.

Wenn das mal nicht zumindest ‚spöttisch‘ war.

Drehen wir es mal etwas um und schauen was uns dazu literarisch überliefert wurde.

„Schnell (fertig) ist die Jugend mit dem Wort“ (Lessing)
„Dass doch die Jugend immer zwischen den Extremen schwankt!“ (Goethe)

  • und für die Leute, die englischsprachiges für ‚modern‘ halten -
    „Crabbed age and youth cannot live together: Youth is full of pleasure, age is full of care“ (Shakespear)

Alles drei ist sehr alt und zeigt uns zu unserer aller Überraschung, daß auch das diskutierte Phänomän nicht ganz neu ist. Vielmehr macht es deutlich, daß schon immer jüngere Menschen rasch das Wort ergriffen (um das Verhalten der älteren als antiquiert zu kennzeichnen, oder aber daß ältere das von jüngeren gesagte eben oft als 'voreilig empfinden - freie Interpretation meinerseits „Wallensteins Tod“). Daß jüngere dazu tendieren sich (in Kleidung, Sprache, Musik, …, … "extremer ausdrücken, sowie daß im allgemeinen daher eine Konsensbildung zwischen ‚Alten‘ und ‚Jungen‘ beschwerlich ist (ohne hier mal besonders auf „Vergnügen“ vs. „Sorge“ einzugehen).

Natürlich sind das recht ‚alte‘ Beispiele, die mal schwer als ‚verstaubt‘ abgetan werden können, ich kann aber nur drum bitten Parallelen zu ziehen, zwischen dem was diese (klugen) Menschen mal irgendwann schrieben und wie sich denn jetzt so ‚Beobachtungen‘ darstellen.

Was beobachten wir älteren ‚Ü40‘ Menschen eigentlich? Ich beobachte zumindest eins: Die ‚Grunge‘ Kultur ist ja so neu nun nicht, Auch als ich in Deinem Alter - Minderheitenmitglied - war gab es zahlreiche Menschen die sich dieser Kultur angehörig fühlten „Dead Kennedys“ hörten (ich weiß, das galt strenggenommen als ‚Punk‘, war aber m.E. der Beginn der Grungekultur die ja lediglich ein Spinnoff des Punks ist). Ich denke daß es prozentual nicht wesentlich weniger Leute waren, die damals ‚Grunge‘ und ‚Punk‘ bevorzugten als heute. Wo sind die denn alle hin?

Also zunächst einmal kannst du nicht im Geringsten beurteilen, welche Beziehung ich zu meinen Eltern habe. Was ich über ihren Musikgeschmack und die Topfpflanzen gesagt habe war nicht im mindesten böse oder abwertend gemeint. Es war eine liebevolle Bemerkung zu gewissen Schrulligkeiten Verhaltensweisen, die sie mit zunehmendem Alter entwickeln.
Toleranz bedeutet, diese anzunehmen, nicht sie gut resp. cool zu finden.
Und ja, ich werte es als intolerant, wenn mir jemand sagt, dass das, wie ich aussehe falsch ist, es ist nicht so, als würde jemand mal sagen “Es ist nicht mein Geschmack.”, was Toleranz bedeuten würde für meinen eigenen Geschmack. Man sagt, es sieht scheiße aus, schäm dich, du bist eine Schande usw.

Und deine Zitate sind schön, ich kenne sie schon. Sie zeigen aber lediglich geäußerte Vorurteile auf beiden Seiten. Nämlich auf der des Sprechers und der des jungen Menschen.

Und ja, ich bin mir sicher, dass fixer Job, Umfeld und Kinder mich irgendwann nicht mehr das Korsett und den Lederrock aus meinem Schrank wählen lassen und dass meine Begeisterung für dieses Leben irgendwann abnehmen könnte. Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich irgendwann genauso von jüngeren Menschen mit Worten wie spießig und uncool betitelt werde, wie ich es tue. Das tut aber nichts zur Sache, dass es auch für mich Menschen gibt, die ich nicht cool finde. Cool bedeutet supergut, mich begeisternd, revolutionär oder modern. Und entsprechend benutze ich das Wort auch. Es ist nicht meine Pflicht, alles und jeden cool zu finden.

(Übrigens, ich bin kein Grunger. Wenn ich mich betiteln würde, wäre ich wohl Metal oder Goth, vermutlich eher zweiteres. Meine Eltern betiteln es in Ermangelung des korrekten Vokabulars aber auch immer als “Grusellook”.)

Das Vorurteil, das ist ja eigentlich ein alltagspsychologisches Phänomen, was den Leuten helfen soll, Menschen einzuordnen, um sich besser auf diese Leute einzustellen. Also kommt es in abgeschwächter Form eigentlich bei jedem vor, z.B. kann man bei Leuten mit “EdHardy”-Klamotten mutmaßen, das sie wohl gerne in Großraumdiskotheken gehen. Allerdings fällt mir für ein Alter zwischen der Kindheit und des vergreißens nicht wirklich eine griffige Jahreszahl ein, wo sich die Verhaltensweisen prägnant verändern. Halt, aber ein Vorurteil habe ich vielleicht doch gegen die, naja, Ü40er und vor allem Ü50/60er. Sie wollen nicht mehr als “alt” gelten. Beziehungsweise sich nicht unbedingt eingestehen, dass sie ältere Menschen sind.
Wegen konservativen Ansichten; da hatte ich auch mit Ü60ern lustige Situationen, eigentlich nur wegen meinen langen Haaren. Vom kopfschüttelnden Opa im Wirtshaus, der dabei noch die Worte “So ein Langhaariger - sicher ein Kommunist” nuschelte, bis zu denen, die sich in der Kirche über die Haarpracht mockierten, gehört sich ja nicht. Auf der anderen Seite gab es da aber auch diese sonnenbankgegerbten Mittzwanziger, die mir wegen meiner Frisur nachriefen: “Studenten - einmal im Jahr die haare Waschen!” (natürlich waren sie gewaschen).

Solche Sprüche kamen in den letzten Jahren aber vielleicht insgesamt 5mal vor, und waren danach für einen Lacher gut. Tolleranz und Vorurteil, beides kommt in jeder Altersklasse vor. Aber die Interessen sind natürlich öfters mal verschieden, weshalb man auch bei dem Programm der öffentlich-rechtlichen Sender sagen kann, dass sie wohl eher ein älteres Publikum ansprechen