Diablo 3 ist NICHT Diablo 2, sondern ein vollwertiges neues Spiel.
Es hat immer noch Diablo im Namen also muss es sich an Diablo (und natürlich auch der Konkurrenz) messen lassen. Es ist lächerlich einfach Diablo 1 und 2 zu ignorieren und zusagen, es ist ein neues Spiel. Wenn es unabhängig betrachtet werden möchte, muss es halt einen neuen Namen bekommen.
Es ist mittlerweile schon etwas sehr arm, wie kritiklos die Menschen bei Videospielen sind. Beim Fernsehen wird draufgehauen, bei Video Games ist alles voll geil. Stichwort Onlinezwang, der doch vooooll in Ordnung ist. Dass man sich dadurch gleich mal von drei Aspekten mehr abhängig macht und diese im Gegensatz zu Strom überhaupt nicht stetig sind wird ignoriert. Server werden ständig gewartet, brechen bei hohen Belastungen ständig ein und eine konstante Verbindung zu ihnen ist auch nie garantiert. MMOs sind dafür ein prima Beispiel, wer MMOs spielt, der weiß selbst wie oft es da Probleme gibt. Nächster Aspekt sind die Provider, auch die liefern immer mal wieder Probleme bzw. die Kabel und die Router. Und schlußendlich kommt dann auch noch die ganz eigene Verbindung, die durch Downloads oder gnaz normale Störung auch gestört wird.
Berechtigter kann Kritik kaum noch werden, außer wenn man sich noch den Accountzwang anschaut, der das eigene, gekaufte Produkt wertlos macht. Dass es Onlinezwang bei MMOs gibt ist logisch, da die nun mal MMOs sind aber Diablo ist kein MMO, nie gewesen. Es wurde im Multiplayer gespielt aber dafür ist eine Zwangsverbindung absolut unnötig und im Falle des Hardcore-Modus sogar fatal. Bei den ständigen Lags die mich immer wieder plagen, seh ich überhaupt keinen Grund mehr diesen eigentlich tollen Modus anzufangen, weil ich meinen entgültigen Tod fair erleiden will und nicht weil es einen disconnect oder ähnlichen Bullshit gab.
Es gibt auch noch andere Kritikpunkte am neuen Teil. Die Droprate von Uniques, die jetzt Legendäre Items heissen und Set-Gegenständen ist wahnsinnig schlecht. Nicht nur dass es mehr als fünfzig Stunden dauert bis ein solches Item fällt, durch die zufälligen Stats sind sie überwiegend schlechter als magische oder rare Gegenstände. Der Sammeltrieb wird hier über kurz oder lang abgeschaltet, weil ein legendärer Bogen mit +100 Stärke für eine Dämonenjägerin absolut nutzlos und die Aussicht, weitere fünfzig Stunden warten zu müssen, bis man wieder mal die Chance auf ein solches Item hat unheimlich demotivierend ist.
Dass das Spiel grafisch eine Katastrophe ist, das braucht man sowieso kaum noch auszuführen. Die Indiekonkurrenz von Grim Dawn und Path of Exile macht einen besseren Job, im Falle von Path of Exile hat man statt Tränke zur Nutzlosigkeit zu generieren und völlig unpassende glühende Orbs rumglitzern zu lassen sogar mal eben die Tränke revolutioniert. Dass der präsentierte Stil unstimmig ist, ist auch kein Geheimnis. Die Spielwelt ist weitaus fröhlicher als sie es anno dazumal war. Schon ein ernster Erzähler, statt des arabischen Witzemachers hätte da Wunder gewirkt, stattdessen stoßen Skelette lachend irgendwelche Stühle um anstatt anzugreifen, strahlende Kobolde werfen mit Gold um sich, Tonnen sprechen und Witze teilweise werden Witze auch bis zum geht nicht mehr wiederholt.
Das Glitzern, Glühen, Strahlen ist sowieso ein Grundproblem des Spiels (und warum Geld am Boden blau wird, wenn man rüber fährt ist auch ein Rätsel), gehört aber in eine lange Reihe von Optionen, mit denen man für dumm verkauft wird. Da wird einem beim Lebensglobus erklärt, dass man bei 0 stirbt, in der Stadt taucht ein Symbol auf, dass einem erklärt dass man sich in der Stadt befindet und einkaufen kann, links befindet sich stetig eine Textleiste, rechts wird jeder Missionsstatus angezeigt, in riesengroßer Schrift wird einem sogleich die DPS von Gegenständen in die Fresse gehauen, die Gegenstände kann man durch Xe und Schlösser selbst gar nicht mehr erkennen und dabei sind sie sowieso schon so klein geworden, dass die Details verloren gehen. Besondere Gegner glühen golden oder blau und werden als größer als der Rest dargestellt, denn wie jeder weiß hat man die Bosse und ihre Diener damals nie erkannt. Und so weiter und so fort. Das alles während man immer noch versucht, teils mit den Cinematics, teils noch mit dem UI und dem wovon die NPCs sprechen, eine seriöse Spielwelt aufrechzuerhalten.
Die Story schließlich ist wirklich enttäuschend. Man mag sagen, dass Diablo ja noch nie eine wirklich tiefgreifende Story hätte aber das ist dermaßen vorhersehbar dass man schon an der Existenz eines richtigen Writers zweifeln möchte. Dass man sich auch noch großartiger Charaktere mit einem Fingerschnippen entledigt ist auch nicht gerade von Vorteil. Gerade Zoltan Kulle ist hier eigentlich ein erfrischend guter, neuer Charakter gewesen aber auch Maghda oder die Mistress of Pain, Cain selbstverständlich und ganz besonders Leah (obwohl hier zum Glück noch eine Möglichkeit existiert) sind Opfer die nicht hätten sein müssen. Im Falle Maghdas hat man es zwar mit einer recht schlecht dargestellten Antagonistin zu tun, die aufgrund ihres ganzen auftretens eigentlich nicht ernst genommen werden kann, aber als Führerin einer Sekte hätte man sich etwas offen lassen können. Der Kampf gegen Zoltan war im Grunde durch sein irres Gelache schon vorprogrammiert, dabei hatte er mit seiner Position gegen Dämonen UND Engel eigentlich sogar eine Sympathierolle und aufgrunddessen, dass er angeblich nicht einfach getötet werden kann auch Potential für weitere Quests. Die Mistress of Pain ist schlicht außerordentlich gut dargestellt, ganz im Gegensatz zum Butcher (oder dem absolut lächerlichen Wärter) und Leah/Cain waren beide außerordentlich wichtige Storycharaktere. Cains Tod war noch Akzeptabel aber Leah so intensiv einzuführen durch Trailer, als Begleiterin und sogar ein Buch macht es unverständlich sie nach drei Akten wieder aufzugeben.
Im Falle von Diablo 3 gibt es Kritikpunkte und zwar reichlich. Natürlich sind darunter auch positive. Klar, dass man weder Attribute noch Skills verbessern kann bleibt ein Problem, denn mit 60 Leveln ist auch hier wieder ein Punkt wo man der Motivation entgegenwirkt ABER das freie Wählen von Skills ist durchaus positiv. Der Cooldown ist natürlich schwachsinn und kontraproduktiv, die Möglichkeit sich nicht zu verskillen, nicht dreißig Punkte in einen einzigen Skill legen zu müssen und dass scheinbar alle Skills endlich von Anfang bis Ende effektiv genutzt werden können ist sehr gut.
Auch positiv sind die Begleiter. Sie haben eine Story, sie verändern sich, man kann sie immer noch ausrüsten und Skills für sie wählen und vor allem - sie sind nützlich! Sie sterben einem nicht einfach weg, man muss kein Geld aufwenden um sie wiederzubeleben, sie sind einfach nützlich. Aber auch hier haben sich die Storyschreiber nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert (falls es sowas gab) und teils können sie auch nervig, weil zu Stereotyp, sein. Sie sind allerdings eine klare und gute Weiterentwicklung nach dem was man in Diablo 2 eingeführt hatte. Ihre Einbindung innerhalb der Geschichte ist im Falle der Zauberin sogar richtig gut gemacht.
Die Truhe ist natürlich ebenfalls positiv, auch wenn andere das schon früher und zum Teil besser gemacht haben.
Der Schmied und der Juewelier sind ebenfalls gut aber noch weit vom Optimum. Dass man bei Haedrig seine Gegenstände bspw. nicht reparieren kann ist absolut unverständlich. Aber immerhin haben sie beide eine Persönlichkeit (schade nur dass die Mystikerin fehlt weil… über sechs Jahre wohl nicht genug waren). Von den Händlern kann man das nicht behaupten. Charsi, Gheed, selbst Jamella, sowas findet man leider nicht mehr. Selbst der Heiler, der einem durch alle Akte folgt und den man nie braucht, besitzt keine Persönlichkeit. Warum er tut was er tut bleibt komplett im dunkeln (zu Mal früher Leute wie Akara die Heilung ohne Bla bla übernahmen). Die 2 (3) Charaktere, bei denen man Sachen selbst herstellen kann sind allerdings ein guter Ansatz. Die Gegenstände sind oft nützlich, im Grunde motiviert die Weiterentwicklung sogar. Ich sage allerdings im Grunde, weil es leider zuviel kostet und oft sehr lange dauert. Außerdem ist das ganze etwas lieblos gemacht und auch nicht so komplex wie es sein könnte.
Was gibt es noch positives zusagen? Na ja die Zwischensequenzen sind natürlich gut aber leider etwas zu wenig, mal wieder heisst es bloß keinen einzigen Trailer angucken, ansonsten weiß man schon (fast) alles.
Meiner Meinung nach außerordentlich gelungen sind die Charakterklassen und die Möglichkeit beide Geschlechter wählen zu können. Die Dämonenjäger unterscheiden sich angenehm von den Amazonen, der Hexendoktor ist keine Necromancer Kopie, der Barbar bleibt der Barbar, die Zauberin… okay ihre Manga-Stimme nervt aber ansonsten ist auch sie gut dargestellt und die Mönche sind ein toller Zuwachs, mit einem interessanten Hintergrund. Mir fallen auch hier gleich wieder Kritikpunkte ein, wie dass man mit der Mönchin keinen Stab oder eine andere Waffe benutzen kann, weil alles auf dem Rücken landet aber ich lass das mal.
Schließlich noch, die Synchronisation ist ausgezeichnet. Ich spiele die englische Version und stimmlich ist alles hervorragend. Dass meine Dämonenjägerin ab und zu selbst was sagen kann macht echt was her.
Mein bisheriger Lieblingsdialog:
Enchantress: Why are do they have no female soldiers here?
DH: In these lands it’s not common for women to fight.
Enchantress: But that doesn’t make sense!
DH: Truly!