Sollte man (analog zu Frankreich) eine Quote für deutschsprachige Musik vorschreiben? Also, eine Regelung/Gesetz, dass ein bestimmter Prozentsatz der gespielten Musik deutschsprachig sein muss.
Ich persönlich halte da nich viel von, mit dem Argument, dass man erstens die Qualität von deutschsprachiger Musik so wohl nicht fördern kann, weil eh immer die gleichen mediokren Vollnasen im Dudelfunk laufen und zweitens man damit die Freiheit dieser Sender aus ideologischen Gründen aushebelt, und das “Musikbusiness” ungerecht verzerrt.
Deutschsprachige Musik hat ja, so mein Eindruck, eigentlich in den letzen Jahren ohnehin eine gewisse Renaissance erlebt. Auf dem Rücken der Hamburger Schule (mag man vielleicht sagen) ist da ja eine ganze Riege mainstreamfähiger Softrock-Kombos entstanden (Wir sind Helden, Silbermond, Juli, ihr wisst schon…); dazu jetzt aktuell die ganzen sanften Bürschchen (Bendzko, etc.). Die Humpe-Schwestern waren zuletzt beide mit deutschsprachigen Projekten sehr erfolgreich. Für die nächsthöhere Generation ist die Liga Lindenberg/Grönemeyer schon seit ein paar Jahren künstlerisch rehabilitiert. Und der Nachwuchs kriegt die Teenie-Gefühle von Tokio Hotel oder LaFee auch auf Deutsch serviert. Deutscher HipHop boomt auch wieder und die großen Namen der ersten Welle aus den 90ern sind oft auch noch erfolgreich. Was ich sagen will: deutschsprachige Musik scheint mir momentan eh aus allen Rohren zu feuern und dieser Eindruck scheint sich auch zu bestätigen, wenn man auf die Verkaufszahlen schaut. Im Radio hört sich das scheinbar nicht ganz so an, aber das liegt vielleicht auch an den immergleichen Evergreen-Playlisten der großen Pop-Sender.
Als die Quote vor ca. 10 Jahren ins Gespräch kam und sich abzeichnete, dass ein Mehrheit der - sagen wir es politisch korrekt - “chartaffinen Berieselungs- und Radiofans” durchaus dafür ist, haben die Radios Stück für Stück begonnen, ihr Programm umzustellen. Mit Juli und Wir sind Helden ging es auch gar nicht so schlecht los. “Die Reklamation” war eine Wucht und es ist daher kaum überraschend, dass die Band heutzutage kaum noch Erwähnung findet. Prädikat “zu gut fürs Radio”. Juli konnte ich nie besonders leiden, aber im Gegensatz zu der Generation, die darauf folgte, handelte es sich um goldene Jahre: Silbermond, Jupiter Jones, Unheilig,… womit haben wir das verdient?
Naja, und davon abgesehen werden die alten Granden der deutschen Musikszene wohlwollender behandelt, weshalb dann im jährlichen Wechsel mal Fettes Brot, Fanta 4, Die Toten Hosen oder Die Ärzte eine massenkompatiblen Hit landen dürfen. Ob das dann musikalisch eher ansprechend (Emanuela, Lass die Leute reden) oder eher würgreizend ist (An Tagen wie diesen), ist reine Glückssache.
Ich bin gegen eine Quote, da Mainstream-Radiosender so strukturiert sind, dass sie ihren Zuhörern nur in winzigen Dosierungen neue Musik zumuten und ansonsten die immer gleichen 200 bis 300 Titel spielen. Gute deutsche Bands haben ergo sowieso keine Chance, genauso wie internationale. Natürlich mischt sich immer mal ein Grönemeyer oder Springsteen dazwischen, gegen die musikalisch nun nicht allzu viel eingewendet werden kann. Aber im Allgemeinen werden mir mit immer neuen Jupiter Jones und Tim Bendzkos bestraft. Da lasse ich mich lieber auf Englisch berieseln, denn wenn ich möchte kann ich dabei abschalten und den Text an mir vorbei rauschen lassen. Nicht so bei Silbermond und Co., die mir regelmäßig Tränen des Schams in die Augen treiben.
Bis auf einige Lieder von DÄ oder Die Toten Hosen würde ich am liebsten gar keine Deutsche Musik mehr hören. Deutsche Musik ist mittlerweile peinlich hoch zehn.
Jupiter Jones, MIA, Clueso oder so, da schäm ich mich absolut für meine Herkunft…peinlich,schlecht, typische Weichsspül-Musik, die nirgends aneckt und immer nett wirkt- ekelhaft. Genauso aber gilt das auch für Maroon5 oder James Blunt. Abartig.
Jedes Lied müsste einen “Coolness-Check” unterzogen werden, bevor es gespielt wird. Gefällt es Studenten und Sozialarbeitern- gleich ablehnen.
Ich weiß ja nicht, wie es euch so geht, aber ich höre Radio vor allem in Situationen, in denen es als Hintergrund-Berieselung dient. Morgens beim Frühstücken, auf dem Weg zur Arbeit oder der Uni mit dem Auto, oder wenn ich im Büro sitze und MBs für das Jugendamt schreibe. Musik, die ich gerne höre, möchte ich intensiv wahrnehmen können. Da greife ich in Bus und Bahn auf meinen MP3-Player zurück und zuhause in der Wohnung auf meine eigene Sammlung oder Internet-Radios, die die Musik, die ich gerne höre, spielen.
Eine Deutschquote brauchen die hiesigen Radiosender nicht. Mir würde es schon reichen, wenn abwechslungsreicher routiert werden würde und ich nicht jeden Morgen die gleichen fünf Lieder hören müsste.
Ich muss hier übrigens Anchantia Recht geben. Es gibt so viele gute deutsche Bands, nur muss man eben danach suchen, wofür die meisten nun einmal zu faul sind.
Deswegen meine ja, dass Radios eine “Qualitätsquote” brauchen. Qualität nicht im Sinne der persönlichen Musikgeschmacks-Qualität, sondern Qualität im Sinne der Abwechslung. Z.B. die Begrenzung, dass Radiostationen einen Song höchstens 8x am Tag spielen. Das würde schon unheimlich viel bringen, da man so gezwungen wäre abwechslungsreicheres Programm zu gestalten. Diese eavy Rotation mit den 10 Songs die am Tag jeweils 30 mal runtergendudelt werden sind doch Gift für die Radios sowie für die Musikinustrie an sich.
Da muss man ansetzen. Auch sollten bei den Radios wieder die einzelnen Redakteure bestimmen was gespielt wird. Viele kommerzielle sender bekommen ja nur Vorgaben welches die dann runterspulen. Hier wäre eigentlic das öffentlich rechtliche Radio in der Pflicht, aber dort kommen die hörenswerten Sendungen alle ab 22:00/23:00 und am Tag gibts dort den Kram, den es auch bei den kommerziellen gibt.
So etwas finde ich ganz schön albern, und ich kann genauso wenig mit den von dir genannten anfangen. Die Bandbreite ist riesig. Erinnert mich stark an die immer wiederkehrenden „Es existieren keine guten deutschen Schauspieler“-Pauschalurteile, die es dann durch Nennung von Schweiger und Ferres zu bekräftigen gilt.
Wenn du das Bedürfnis verspürst, dich für deine Herkunft zu schämen, begieb dich doch mal nach Pattaya oder Lloret, da hätte das dann seine Berechtigung.
Eine Deutschquote hat sich in den letzten Jahren - wie von vertov oben schon beschrieben - durch die Nachfrage ganz von alleine eingeführt. Und wenn die deutsche Weichspülermusik irgendwann wieder zugunsten anderssprachiger Weichspülermusik in den Hintergrund rückt, dann ist sollte man ihre Präsenz nicht künstlich hochhalten. Die weniger bekannten Künstler hätten ohnehin - wie eingangs beschrieben - nicht viel davon.
Meiner Meinung nach darf Kunst, obwohl man sicher nicht jede Musik dazu zählen kann, oder die kreative Entfaltung, durch Sprachfaschismen keine Repressionen erfahren. Auch wenn es hier um die öffentlichen Radiosender geht, die ohne Zweifel, den Auftrag erfüllen müssen, sowohl ansprechende Musik zu bringen, als auch eine Ausrichtung die dem gesamtdeutschen Publikum entspricht, würde eine Quote dennoch in die freie Entfaltung der Musiker indirekt eingreifen. Die öffentlich Rechtlichen sollten viel mehr darauf bedacht sein, Musik von Deutschen Interpreten zu spielen , die keine große Bekanntheit haben oder hinter denen keine Multimilliarden Konzerne stehen. Das ist viel wichtiger, als ein Diktat der Sprache. Die Divise sollte lauten: lieber deutsche Künstler fördern als deutsche Sprache diktieren.
Du hörst eindeutig die falsche Musik aus Deutschland. Eindeutig…
Das was im Radio gespielt wird an deutscher Musik ( wie genannte Beispiele) sind tatsächlich „falsch“, die gute Musik wird ja nicht gespielt, weil unbequem und dem typischen Hörer nicht eingängig genug.
Radiomusik auf deutsch, das ist Musik, der Mädchen gefällt, die statt Taschen „Einkaufsbeutel“ ( so Beutel die jeder andere Mensch zum einkaufen mitnehmen) über den Schultern tragen und unter jeden Hotpants noch ne Leggins/ Strumpfhose drunterziehen müssen…
Da habe ich vorhin nun so schnell auf den Antwort-Buzzer gehauen, dass ich doch glatt die Pointe in deinem Post übersehen habe.
Du hättest besser daran getan, ein bis zwei Smileys geschickt zu platzieren, um die Ironie bzw. deine eigentliche Ablehnung von Schubladendenken zu unterstreichen. Nach dem zweiten Post könnte womöglich wirklich noch jemand denken, dass du das ernst meinst.
^^ Es war Sonntag und ich war verwirrt. Daher hole ich gleich drei „;-)“ nach: UND mache noch ein „Ironie ON“ und „Ironie OFF“ dran, damit’s auch der letzte Honk versteht
DAS finde ich auch wesentlich angebrachter als eine Deutschquote. Genau aus dem Grund höre ich nämlich kein Radio mehr. Ich habe, jedes Mal, wenn ich mal irgendwo zufällig Radio höre, den Eindruck, dass 80% der Zeit immer nur die gleichen zehn/fünfzehn Songs in einer Dauerschleife abgespult werden. Langweilig. :smt015 Einigermaßen erträglich ist das Radioprogramm finde ich nur nachts. Da werden dann öfter auch mal die vielen anderen Songs gespielt, die angeblich keine Sau interessieren (aber Pierre Kirby Groupie sehr wohl interessieren!).
Zum eigentlichen Topic: Eine Deutschquote finde ich schlicht überflüssig. Ich habe den Eindruck, dass sowohl im Radio als auch in den Charts deutschsprachige Musik durchaus stark vertreten ist. Ich denke, das beweist (falls ich mit meinem Eindruck recht habe), dass deutschsprachige Interpreten sich auch ohne eine Deutschquote gut behaupten können. Über die Qualität dieser deutschsprachigen Musik kann man natürlich streiten… Aber sie verkauft sich - und das anscheinend gar nicht so schlecht. Warum dann also eine Deutschquote?