"Deutschland von Sinnen"

[-]Manchmal[/-] [-]Meistens[/-] Grundsätzlich glaube ich ja, mindestens eine Geisteskrankheit ist unabdingbare Voraussetzung, um überhaupt in irgendwelche einflussreichen Positionen gelangen zu können…

Und das ist es, was ich oben mit „Umkehrung der Geschichte“ meinte.
Selbige wirft im Übrigen auch gerne mit Eiern und Hühnern um sich und man merkt gar nicht, was einen zuerst getroffen hat. :wink:

Politische Korrektheit ersetzt eigenständiges Denken gegen universelle Gesetze. Genau wie einst Religionen. Jeder, der Abweicht, wird denunziert.

Das gilt auch für die krampfhaft politisch unkorrekten, auch die merken das oft nicht einmal, wie sehr sie sich in ihre Anti-Haltung verrennen - versuche doch mal rein aus Spass an der Froide auf deren Heimseite eine anständige, sachliche Diskussion über Rassismus oder den Islam mit denen zu führen.
Du trollst doch nach eigenen Angaben ganz gerne mal (aus empirischen Gründen) - Feuer frei!
(Schon klar: Mit Extremgutmenschen geht das auch nicht.)

Das ist jetzt ein Beispiel dafür, warum politische Korrektheit eine Krankheit geworden ist, die ziellos und destruktiv wirkt.

Das nehmen aber leider, wie du schon sagtest, viele Vollhonks zum Anlass, sofort ins krasse Gegenteil zu verfallen - auch weil aus dem Begriff „politisch korrekt“ im Subtext vielleicht „den Politikern/der Politik zum Gefallen“ herausgelesen wird.
Ich glaube, daß extreme PCness nicht mehr oder weniger eine Krankheit ist, wie ihr Gegenstück oder vielmehr sind es Symptome .derselben Krankheit.
Wieder einmal zeigt sich: Extremismus ist immer, grundsätzlich und ohne jede Ausnahme bullshit.

Wir sehen das beide wohl ähnlich. Jede Form der Radikalisierung erschafft neue Radikale.
Und am Ende steht immer der Krieg.

Zumindest eine gewisse Form von…überzeugtes Handeln…

Ja. Aber ich muss mich nicht mit jedem Geschmeiß ärgern.
Egal ob radikale Korrekte oder Unkorrekte. Beide Seiten sind blind für Argumente.
Vielleicht, wenn ich mal Urlaub hab’ und mir langweilig ist. :smiley:

Übrigens: Das schöne an Rechten ist, dass Diskussionen schnell enden.
War mal auf einer Skinheadparty und die waren alle fleißig am Armheben.
Als sie mich fragten, wie Deutsch ich sei, sagte ich „Hitler war ein Arschloch“.
Die Diskussion war sofort rum. :ugly

Oh, das könnte laaange Stunden Gesprächsstoff bieten. :stuck_out_tongue:

[QUOTE=Scumdog;349301]Das gilt auch für die krampfhaft politisch unkorrekten, auch die merken das oft nicht einmal, wie sehr sie sich in ihre Anti-Haltung verrennen[/QUOTE]

du musst das aber mehr als Korrektiv verstehen. Zumindest bei denen, die wirklich gegen “political correctness” sind, nicht weil sie Nazis sind und daher das Wort nur nutzen um Andersdenkende zu diskreditieren.
Es ist einfach nur die natürliche Gegenbewegung zu einer Radikalisierung des Gutmenschentums. Wenn man gar nichts mehr sagen darf - oder wenn man nur das Gefühl hat das es so ist - staut sich etwas auf. Das muss in irgendeiner Form entweichen, am besten durch ein kontrolliertes Ventil. Was ich damit meine ist vor allem Kabarett oder auch Satire, denn sie verfolgt noch einen Zweck. Sie zeigt uns doch immer noch wieder die Grenzen auf, die wir selbst dann doch nicht übertreten sehen wollen.

Wenn man diese Ventile unterdrückt oder gar leugnet oder etwas dagegen unternimmt das man so etwas auch offen publizieren darf, dann suchen sich die Menschen eben andere Möglichkeiten. Deswegen mein Beispiel der kaputten Luftmatratze: Dann entweicht sie unkontrolliert, nicht in einer Kunstform.

Und selbst wenn wir es aktiv mit einer Person zu tun haben, die unbewusst Grenzen übertritt oder auch einfach Schwachsinn redet (Sarrazin), dann sollte man das einfach für sich selbst als Kunstform interpretieren. Das heißt man versteht es einfach als eine Art Test, damit man sieht wie weit man gehen will in bestimmten Punkten. Im Idealfall entsteht daraus immer wieder einmal ein Konsens darüber, was wir als Gesellschaft im Allgemeinen durchgehen lassen wollen - und was nicht.
Diese Grenzen MÜSSEN sich immer ändern, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern. Aber momentan ist es der Fall, das die Grenzen nur immer Enger gezogen werden, nicht andere Grenzen wieder weiter gefasst.

Und genau deswegen braucht man solche Provokateure, die diese Grenzen neu ausloten, die wieder zu einem Konsens über neue Grenzen führen. Das funktioniert aber NICHT, wenn sich explizit eine Gruppierung, der man durchaus einer bestimmten politischen Richtung zuordnen kann (aber nicht immer muss), sich als Herr der Gesetze und Moral aufspielt, die Neubildung der Grenzen unterbindet und nur noch Verbote hinzufügt.
Und es funktioniert auch nicht, wenn diese sich in radikalster und hysterischster Weise darüber aufregen das dieser völlig normale und für mich selbstverständliche und zur Gemeinschaftsordnung gehörender Prozess unterbunden werden solle.
So funktioniert keine normale Gesellschaft, keine gesunde Gesellschaft. Und die Konsequenzen merken wir jetzt an allen Ecken und Enden. Es bildet sich eine ausgleichende Gegenkraft.

Das Problem ist nur, das das eine Extrem gesellschaftliche Anerkennung genießt und das andere nicht.

[QUOTE=ExtraKlaus;349345]du musst das aber mehr als Korrektiv verstehen.[/QUOTE]
Das tue ich ja, aber es ist und bleibt halt Den-Teufel-mit-dem-Beelzebub-Austreiberei.
Die von dir so verhasste ANTIFA ist prinzipiell genau so entstanden - als Korrektiv. Die 68er, die Grünen waren ein Korrektiv.
Nun stellen diese Leute mittlerweile (zum Teil) das Establishment und verteidigen, wie die Establishments davor, ihre Errungenschaften mit Händen und Füßen. Irgendwo verständlich.
Allerdings tun sie das auch nicht mehr oder weniger autoritär, als es CDU und SPD tun, nur nicht ganz so… geschickt? subtil?
Was gestern rebellisch war ist heute jedenfalls Massenkompatibel und augenscheinlich ebenso vice versa.
Hanebüchener Unsinn wird von beiden, von allen Fraktionen am laufenden Band verzapft.
Die einen wollen “Neger” sagen, die anderen “Neger_Innen”.
Ist das Korrektiv für hanebüchenen Unsinn also noch mehr hanebüchener Unsinn?

[QUOTE=Scumdog;349350]Ist das Korrektiv für hanebüchenen Unsinn also noch mehr hanebüchener Unsinn?[/QUOTE]

Ja.

Das ist leider so, weil es in sämtlichen Gesellschaften der Erde immer so war.
Es gab sonst kaum eine Gegenmaßnahme, die gewirkt hätte.
Gab es viele Kriminelle, bildeten sich Bürgerwehren. Gab es viel Massentierhaltung, radikale Ökos.
Wurden besonders viele Wale gefangen, kauften Leute Schlauchbote.

Und heute machen eben Gutmenschen Bücherverbrennungen und leugnen mit größter Anstrengung alles Wissenschaftliche damit, dass sie Unwissenschaftliches als Wissenschaft deklarieren. So behaupteten die Gender-Studies (die sind echt die Besten!) dass Frauen im Durchschnitt nur kleiner als Männer sind, weil sie weniger zu essen bekämen. Wohlgemerkt: Da sind Leute mit Lehrstühlen an Universitäten dabei!

Und das einzige was wirkt, ist eine Gegenbewegung.
Damit nicht noch mehr Unsinn bei raus kommt, sollte diese jedoch nicht radikal sein.
Sie sollte klug, genau definiert und bestimmt sein. Dafür braucht man keine buntgefärbten Schreihälse in Hörsälen.
Man braucht nur an den Verstand der Menschen appellieren. Der politisch korrekte Hexenwahn funktioniert doch nur so gut, weil keine Sau sich für die interessiert. Die sind trotz Rumgebrülle im Stealthmodus.
Wenn mir keiner auf die Finger guckt, habe ich Narrenfreiheit.

Wir deutschen lieben Schubladen. Sobald man jemanden in einer hat, braucht man ihn nicht mehr zuzuhören. In der Beziehung gebe ich den Thilo recht. Trotzdem ist er der letzte der auch nur den Mund öffnen sollte, was von Elite herbei haluzinieren und sich dann von britischen Trickbetrüger Millionen aus der Tasche ziehen lassen. Nach eigenen Standards hätte er sich selbst des Landes verweisen müssen.

Die ganzen Diskusssionen sind hysterisch geführt, bloß weil ein Spinner irgendein Zeug in die Welt setzt geht sie nicht unter. Was sie dagegen bewegt sind die verrückten die den Mann dann am liebsten eben wegen ihrer hohen Moral am nächsten Baum aufhängen wollen. Die scheitern dann eindeutig selbst an ihren eigenen Standards und der Witz ist, sie sind so blöd die kriegen das nichmal selbst mit.
An der Stelle habe ich dann auch keine Ahnung mehr wer den Tritt in den Hintern mehr verdient.

Um so konkreter es wird, desto mehr heiße Luft sondert dieses Korrektiv erfahrungsgemäß ab.
“Man darf nicht mehr Neger sagen-rababarababa”
“Ist doch nicht verboten - weder in Wort, noch in Schrift”
“Ja, aber Meinungsdiktatur - man wird in die rechte Ecke gedrängt.”
"…"

[post=349365]@Mannbärschwein[/post]

Ach, und das gilt für die PCs nicht?
Du verallgemeinerst hier recht stark.

Lies dir das hier durch: http://pastebin.com/vYsPWMJQ

Kein Mensch stürmt eine Uni, verhindert die Vorlesung, verlangt das Wort Neger und Zigeuner als universelle Bezeichnung und schreibt dann so einen Scheiß, wenn er von der Polizei abgeführt wird.

Ah. Die Begriffe „weiß“ und „schwarz“ sind also jetzt rassistisch, ganz egal wofür sie benutzt werden? Interessant.
Ist natürlich völlig klar, dass jeder, der das kritisiert, ein Mensch der Sorte…Moment…

[QUOTE=Mannbärschwein;349365]Um so konkreter es wird, desto mehr heiße Luft sondert dieses Korrektiv erfahrungsgemäß ab.
„Man darf nicht mehr Neger sagen-rababarababa“
„Ist doch nicht verboten - weder in Wort, noch in Schrift“
„Ja, aber Meinungsdiktatur - man wird in die rechte Ecke gedrängt.“[/QUOTE]

…ist.

Wie bereits bemerkt, packst du die Nazikeule aus. Ich habe nix dergleichen geschrieben und in der Tat auch nix dergleichen gemeint.
Und der Buchtitel ist in der Tat zu lang für einen Threadtitel aber auch davon sprach ich garnicht…bei den vielen vielen Sätzen solltem an doch meinen, dass da noch Platz für den vollständigen Titel des Buches ist, welches du für so wichtig erachtest.

Allein diese beiden Antworten zeigen mir jedoch, dass du komplett drauf aus bist, meine Aussagen misszuverstehen…des bockt mich grad gar nicht…mach mal allein weiter :wink:

[QUOTE=Scheol;349259]
Bist du schwul? Kennst du Schwule?
Was stört dich an der Aussage?[/QUOTE]

Ich bin schwul und nicht promisk. Insofern stört mich an der Aussage, dass sie falsch ist.

Vor allem aber stört mich, dass es eine polemische Verallgemeinerung ist, die nur den Zweck verfolgt, zu provozieren und Menschen gegeneinander aufzuhetzen. Es ist kein Beitrag zu einem vernünftigen Diskurs.

Ich denke, dass man das Buch von Pirincci ganz anders bewerten muss, als die Bücher von Sarrazin. Letzterer ist zwar provokant, bemüht sich aber größtenteils um sachliche Argumente (was nicht bedeutet, dass ich die Argumente stichhaltig finde). Pirincci hingegen vergreift sich eindeutig im Ton, die Provokation ist hier ein Selbstzweck, bzw. ein Mittel, um die Auflage zu steigern.

Darum bitte ich darum, diese beiden Autoren nicht in einen Topf zu werfen, sondern zu differenzieren.

BTW, wenn er sich das Deutschland von früher zurück wünscht, meint er natürlich nicht das deutschland von 1933, sondern das Deutschland der 1960er Jahre. Im deutschland der 60er kam man für schwulen Sex in den Knast. Also ich will das nicht zurück haben!

Provozieren ist doch nur eine schöner klingende Variente von aufhetzen. Die beiden Wörter sind je nach Kontext synonym, von daher kann man Hetze ruhig so stehen lassen, auch wenn das Wort deutlich negativer konnotiert ist.

Von mir aus kann dieser Typ gerne ein Buch schreiben. Ich finde es nur lächerlich, dass jemand der sich öffentlich gegen Soziologen ausspricht ein Buch über Soziologie schreibt. Sachbücher von Autoren aus dem Fachbereich verkaufen sich aber scheinbar schlechter. Ich schreibe bald einfach mal ein Buch über Japanologie…Titel “Mangas sind scheisse - Warum Japaner nicht verstehen wie man Bücherseiten richtig sortiert”.

Klasse, dann haben wir wenigstens mal einen Betroffenen hier.
Einer in meinem engsten Kreis hatte vor ungefähr 4 Jahren sein Outing.
Seitdem such er verzweifelt nach einer festen Beziehung und klappert seit seinem Outing einen Umkreis von 200 Kilometern ab.
Von Gayromeo bis Schwulenbars hat er alles durch und ist schockiert über den maßlosen Rudelbums.
Er hat bis heute niemanden gefunden, der bereit ist, Treue als Basis für eine Beziehung zu akzeptieren.

Seiner Aussage nach ist die Szene übertrieben promiskuitiv und er ist verzweifelt.
Er, selbst schwul, würde also der These nicht widersprechen.

Ist das ein Beweis für die Richtigkeit? Nein!
Aber es zeigt, dass es scheinbar Regionen gibt, auf die die Bezeichnung durchaus zutrifft.
Der Junge ist echt verzweifelt…

Ich glaube, das hält er sich gerne offen. :wink:
Man kann es auf beides übertragen, deswegen blieb es auch nicht definiert.

Man kann provozieren, um einen gesellschaftlichen Diskurs zu erzwingen.
Aufhetzen hingegen versucht in erster Linie zu zerstören.
Das sollte man schon differenzieren.

Außerdem wird hier wieder viel zu sehr in Kontrasten gemalt.
Es gibt nicht „entweder - oder“, wie hier wieder einmal der Eindruck erweckt wird.
Es gibt ein „Ich will mit beiden Seiten nichts zu tun haben und finde es bezeichnend, dass man Grenzen stark übertreten muss, um einen Denkprozess anzustoßen“.
Und dort sind wir durch diesen Hexenwahn des politische Korrekten leider gelandet.

[QUOTE=ezzendy;349393]Aber wenn du magst kannst du ja nochmal erklären, warum du findest, dass provozieren und hetzen im Kontext dieses Buches so grundlegend verschieden sein soll. Ich sehe das jedenfalls nicht so.
[/QUOTE]

Weil aufhetzen in diesem Zusammenhang eine negative Konnotation hat. Eine ausschließlich negative. Hier soll das nur wieder dazu dienen das man möglichst farbige und voreingenommene Schlagworte einbringen kann, die natürlich auch die Sachlichkeit dieser Debatte hier mehr als vergiften.

Also ja, ich sehe es durchaus als Unterschied ob man provozieren sagt, was neutral ist, oder ob man sich mit dem Verwenden von farbigen Worten als Anhänger genau dieser Gruppe entlarvt, die nur in Schwarz und Weiß denken und gewissermaßen die Diskussion torpedieren wollen. Ich weiß nicht ob es an Bequemlichkeit daran liegt, das man sich ernsthaft mit den Thesen die ich hier aufgestellt habe auseinandersetzen müsste oder weil man dafür aus seiner überkorrekten Wohlfühlzone kommen müsste, aber es hat doch sicher einen Grund das gerade dieses Wort genommen wurde. Erklär uns doch bitte nicht für dumm und behaupte du wüsstest nicht GANZ GENAU, welche Wirkung dieses Wort gegenüber „provozieren“ einnimmt. Ich bitte dich.

Man könnte aber auch sagen das es eigentlich scheißegal ist ob man es als Synonym verstehen will oder nicht, es ist wertender als Provokation und Punkt. Und es ist einfach einfach ein perfektes Beispiel für die Bequemlichkeit die ich angeführt habe: Man wirft ein paar wertende Worte in den Raum und bringt die Diskussion auf effektivste Weise zum erliegen. Hauptsache man muss sich nicht wirklich positionieren, muss man ja auch nicht, man ist ja was besseres, weil man sich auf diese „Hetze“ ja gar nicht einlassen will :wink:

Edit: Dieser Thread ist eigentlich auch nicht dafür gedacht hier nur seine eigene Meinung undifferenziert abzuladen und gar nicht erst auf eine Diskussion einzugehen. Und da hat der ein oder andere Vorredner von mir durchaus Recht, das es ziemlich respektlos ist, sich nicht mindestens genauso viel Zeit dafür zu nehmen den eigentlichen Punkt dieser Diskussion zu erfassen und sich zu positionieren, anstatt hier wieder Allgemeinplätzchen und absolut unnötig verunsachlichende Begriffe einzuwerfen.
Wenn du glaubst es ist damit getan einfach nur auf Stammtischniveau ausschließlich den Aufhänger meines Threads zu thematisieren dann solltest du den Eröffnungspost vielleicht noch einmal lesen!

Ich bin absolut offen für jedes Kontra mit Fundament (so wie seitens Scumdog oder Wayfarer), die sich zumindest offen für eine Diskussion zeigen. Ich warte sogar darauf, hier endlich mal wirklich darüber zu diskutieren. Aber leider kam da bisher außer ein-zwei Ausnahmen nichts als die typische Selbstdarstellungsshow „Ich bin besser, ich bin sooo korrekt und ihr seid doch nur infantil“.

Wer sich provozieren läßt …
Davon ab, gibt immer noch eine feine Trennlinie zwischen erlaubter Provokation und gewisse No gos.
Meiner Meinung sagt die Reaktion über die Provokation mehr aus als die Provokation selbst.

Sehr schönes Beispiel finde ich auch das hier.

Gut als Mensch mag der Mann ein Arsch sein, aber gibt es den Leuten deswegen Recht ein quasi Berufsverbot zu erteilen? Das müßten wir deutschen eigentlich kennen und lieben oder?

Ausserdem was sagt der Charakter eines Mannes darüber aus welche Qualität der Code hat, den er schreibt, oder wie er eine Firma führt.
Es wird doch immer bekloppter.

Interessant an der Beschwerde über „zuviel PC“ ist ja im Prinzip das sie vollkommen am Ziel vorbei schießt und sich gegen Dinge richtet die mit „political correctness“ nichts zu tun haben.

Political Correctness sucht einen Weg durch den man am in der Lage ist mit allen Gruppen die es in einer Gesellschaft gibt friedlich zusammen zu leben. Und zwar tatsächlich restlos mit jeder.
Dabei disqualifizieren sich natürlich einige Gruppen selbst. Um es ganz klar zu sagen: Toleranz gegenüber Intoleranz ist der größte Fehler den man begehen kann.
Deshalb gibt es auch ein entschiedenes Vorgehen gegen etwaige rassistische Tendenzen.

Aber bis hierhin ist es ja selbstverständlich und sogar Scheol und ExtraKlaus bestätigen das „echter Rassismus“ nicht hingenommen werden darf.

Also sind wir uns bis zu diesem Punkt wohl einig, hoffe ich.
Das wird natürlich noch erweitert gegen Intoleranz gegenüber jedweger anderer Gruppe. Ob ich nun sage: „Ausländer sind alles Verbrecher.“ oder „Schwule sind alle promisk.“ Ist egal, es gibt keinen qualitativen Unterschied in diesen beiden Aussagen. Es sind beides unzuzlässige und vor allem disskusionsschädigende Argumente.

Das nur als Vorbemerkung dazu was „political correctness“ überhaupt will.

Nun zu den Zensurvorwürfen:

An welcher Stelle wird den irgendetwas zensiert? Zensur findet nicht statt und auch um „Mein Kampf“ gibt es in dem Sinne keine „Diskussion“, das bayrische Finanzministerium hat die Rechte an dem Buch inne und hat sich bisher gegen eine Veröffentlichung entschieden, deshalb kann es in diesem Land nicht verkauft werden, weil es gegen die Rechte des bayrischen Finanzministeriums verstößt.
In ein oder zwei Jahren wird das Werk gemeinfrei und dann kann jeder der will das auch veröffentlichen. Kommentiert, unkommentiert, vollkommen egal. Wenn ihr dann wollt könnt ihr vor euer Haus eine elektronische Werbetafel aufstellen auf der dann „Mein Kampf“ in Dauerschleife zu sehen ist. (Keine Ahnung ob das wirklich geht… oder ob da baurechtliche Probleme auftauchen können… vll wegen Ablenkung und Verkehrsgefährdung und so… ist ja egal)

Aber es geht ja nicht um staatliche Zensur sondern um eine „Gesinnungszensur“.
Dazu ist zu sagen: Diejenigen die gegen die Mehrheitsmeinung stehen haben es immer etwas schwerer. Wenn die Mehrheitsmeinung ist, dass es egal ist ob ein Mensch aus Deutschland oder der Türkei kommt, man selber aber davon überzeugt ist, dass Türken irgnedwo doch nicht so toll sind, dann muss man halt damit umgehen können, dass man den entsprechenden Gegenwind bekommt.
Oder kurz gesagt: Wer Schwachsinn sagen will, dem muss auch klar sein das Leute sagen: „Das ist aber Schwachsinn.“

Bis hierhin haben wir es also nur mit dem ganz normalem gesellschaftlichen Diskurs zu tun.
Ich sage und betone zum Beispiel an verschiedenen Stellen in diesem Forum, dass ich „Nationen“ und ähnliches für anachronistische Konstrukte halte die in der heutige Gesellschaft eigentlich schon lange überwunden sein sollten.
Dafür erhalte ich dann eine entsprechende Gegenantwort in der behauptet wird, dass es „Nationen“ eben doch gäbe und das sie irgendwie „naturgegeben“ oder zumindest „gesellschaftlich zwigend existent wären“ oder sonstwas.

Diesen normalen gesellschaftlichen Diskurs wird wohl auch niemand meinen wenn er von Zensur redet. Schließlich wird dabei ja auch nicht zensiert sondern nur diskutiert.
Wenn man nun seine eigene Meinung nicht äußert, weil man weiß das sie gegen eine Mehrheit geht, dann kann man das auch nicht „Gesinnungszensur“ sondern höchstens „Selbstzensur“ nennen oder, um bei dem offiziellen Ausdruck zu bleiben, „Feigheit“.

Bliebe also diese Art der Selbstzensur wenn es um Medien o.ä. geht.
Die „Tatsache“ das bestimmte Themen nicht diskutiert werden würden, weil alle Angst vor einem Shitstorm hätten.
Rassismus: Eigentlich wird jeder der rassitische Thesen äußert zur Zeit sofort in jede Talkshow eingeladen, weil die Produzenten wissen, dass das Quote bringt. Wie oft ein Sarrazin seine Thesen in allen möglichen Sendungen breit treten durfte weiß ich nicht, aber diskutiert wurde sein Buch bis zum geht nicht mehr.
Klar weitestgehend negativ. Aber Werbung haben trotzdem alle möglichen Sender dafür gemacht. Über mangelnde Aufmerksamkeit darf sich der Kerl auf jeden Fall nicht beklagen.
„Aber er wird dabei sofort in die rechte Ecke gestellt“, nein da stellt man sich selber hin wenn man von „Kopftuchmädchen“, „Juden-Gen“ und ähnlichem redet. Da muss einen niemand mehr hinstellen.

Wie auch immer: Eine Selbstzensur ist nicht zu erkennen, eher im Gegenteil, „politisch unkorrekte“ Thesen werden mit viel mehr Freude aufgenommen als anderes, weil es eben mehr Auflage, Quote o.ä. bringt.

Zum Thema: Man kann sich doch nicht öffentlich für einen fairen Umgang mit pädophilen aussprechen.
Süddeutsche, 25. Juli 2013
Schicksal und Herausforderung, 1.1.2012
Zeit Online, 26.02.2014
Der Spiegel, 16.07.2012

Es wird differenziert darüber berichtet und hier sieht man übrigens auch „political correctness“ in Anwendung. Es wird nicht sofort reflexartig „Schwanz ab!“ geschrien, sondern ganz im Gegenteil man versucht zu differenzieren und versucht eine Möglichkeit zu finden auch mit dieser Gruppe so zu leben, dass ein reibungsloser gesellschaftlicher Alltag gewahrt werden kann.

Also auch hier gibt es keine Zensur.

Nun also zu „Shitstorm“ von Seiten der „politisch korrekten“

Es kann von Seiten der „politisch korrekten“ keinen Shitstorm geben. Zumindest nicht wenn sie gerade in diesem Moment „politisch korrekt“ handeln.
Den „politisch korrektes“ Handeln verbietet den Shitstorm. Das ist es doch wodrum es im Endeffekt geht.

Es ist der Versuch eine Debatte losgelöst von hochkochenden Emotionen zu führen.
Es kann per Defintion keinen „politisch korrekten Shitstorm“ geben.

Das wodrüber sich ExtraKlaus und auch Scheol beschweren ist nichts anderes als „politisch unkorrektes“ Verhalten von seiten einer gefühlten oder echten „Bevölkerungsmehrheit“.

Das ist auch der Grund warum es nichts schönes oder gutes daran gibt sich „politisch unkorrekt“ zu verhalten, es provoziert nämlich immer nur das gleiche Gegenverhalten.

Wer wirklich etwas gegen einen echten oder gefühlten „Meinungsmainstream des Gutmenschentums“ tun will, der darf nicht das gleiche falsche Verhalten von rechts zeigen, sondern muss beweisen das es möglich ist eine Disskusion ruhig und differenziert zu führen.

Das ist zum Beispiel der Grund aus dem ich gewissen Leuten die in Sachen „Umgang mit Minderheiten in den Medien“ eigentlich meine Meinung vertreten ein ums andere mal sage, dass sie über das Ziel hinaus schießen und der eigenen Sache eigentlich einen Bärendienst erweisen.

„Politische Korrektheit“ ist nicht an eine bestimmte politische Meinung gebunden, sondern an ein bestimmtes Diskussionsvorgehen. Auch ein Sarrazin könnte seine Thesen „politisch korrekt“ verkaufen. Indem er mehr auf seine Formulierugnen achtet und reine Verallgemeinerungen bleiben läßt.

Das Problem ist allerdings, dass die meisten Leute nur auf Provokationen anspringen. Aus irgendeinem Grund verkaufen sich Provokationen besser und schneller als vernünftige und sachliche Diskussionen.

Deshalb wird eine Alice Schwarzer auch nie aufhören Extrempositionen zu verbreiten.
Deshalb wird die Antifa niemals versuchen ruhig und sachlich zu diskutieren.
Deshalb werden Faschos immer „Das Boot ist voll!“ oder „Ausländer raus schreien!“
Deshalb wird die Bild-Zeitung ihre Überschrifen immer in Schriftgröße 56 und mit acht Ausrufezeichen formulieren.

Aber all diese „Provokationen“ stoßen keinen Diskurs an, sie stören den Diskurs.
Bei einer vollkommen neuen Debatte mag die Provokation tatsächlich hilfreich sein, weil dann Aufmerksamkeit generiert werden muss. Genauso mag eine Provokation auch sinnvoll sein, wenn eine bestimmte Debatte aus dem Blickfeld zu verschwinden scheint oder tatsächlich verschwindet.
In jedem anderen Fall ist sie es nicht.

Wenn man eine Meinung vertritt und nicht in der Lage ist mit ruhigen und sachlichen Argumenten diese Meinung zu vertreten, dann sollte man sich Gedanken darum machen ob diese Meinung es wert ist ausgesprochen zu werden.

Und damt komme ich zu dem letzten Punkt in diesem Post:
Eine Meinung die man nicht „politisch korrekt“, also frei von unbegründeten Verallgemeinerungen und Provokationen, darstellen kann, ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unbegründet.

Und das ist auch der Grund warum es nicht nötig ist mit einem Sarrazin oder ähnlichem zu diskutieren. Er disqualifiziert sich selbst durch seine Aussagen und seine Vorgehensweise.
Ich darf mir durchaus aussuchen mit wem ich diskutiere und jemand der seine Thesen so vertritt wie ein Sarrazin der wird von mir nicht ernst genommen.

-----Edit-----

@ezzendy:

Ich denke bei einem Autor, der mit Wörtern wie „grün-rot-versiffter“ Politik und „arschgefickten“ Medien nur so um sich schmeißt ist es absolut in Ordnung sich in der Kritik ebenfalls auf dieses Scheisshausniveau hinabzulassen und Wörter mit negativer Konnotation zu verwenden.

Aus den oben beschriebenen Gründen würde ich dir da widersprechen wollen. ^^

@ „provozieren“ und „hetzen“: Ausnahmsweise würde ich da tatsächlich EK ein wenig zustimmen wollen. Sein Verteidigungsversuch ist zwar etwas lächerlich, weil er einen Unterschied herbeifantasieren will der nicht exisitiert.
Aber hier zeigt sich eben genau das was man „politisch korrekt“ versuchen sollte. Wir haben zwei Begriffe zur Auswahl, die wir verwenden könnten. Der eine wird recht neutral aufgefasst „Provokation“ der andere eher negativ „Hetze“.
Im Sinne einer „politisch korrekten“ Diskussion sollte der zweite Begriff vermieden werden und man versucht den Begriff zu verwenden der nicht negativ besetzt ist.
Im Prinzip verlangen ExtraKlaus und Scheol nichts anderes von dir als das du dich bitte politisch korrekt ausdrücken sollst. Ich sehe keinen Grund warum man ihnen den Gefallen nicht tun sollte.

Ich fand Pirincci war im Interview jenseits der Provokation, also bei Hetze. Und da das keine Satire ist gilt bei ihm nicht das Satire-Privileg. Ich denke auch, dass er mit seinem Verhalten hier im Forum schnell gesperrt würde, da eigentlich kein Satz ohne Beleidigung dabei war. (Von seinen Kraftausdrücken, unsinnigen Pauschalisierungen und anderem Unsinn abgesehen.) So ein Verhalten ist einer konstruktiven Diskussion und einem verträglichen Miteinander einfach nicht zuträglich.

[QUOTE=Wayfarer;349400]https://blog.mozilla.org/blog/2014/04/03/brendan-eich-steps-down-as-mozilla-ceo/
Sehr schönes Beispiel finde ich auch das hier.

Gut als Mensch mag der Mann ein Arsch sein, aber gibt es den Leuten deswegen Recht ein quasi Berufsverbot zu erteilen?[/QUOTE]Ein Berufsverbot ist es nicht und um seinen Code geht es auch nicht. Mozilla ist aber community-based und hat besondere Ansprüche an sich, inklusive dem Umgang mit Homosexualität. Und als Figur an der Spitze ist er dann wohl ähnlich geeignet wie ein Greenpeace-Chef mit Privat-Jet und einer Flotte von Rolls Royce.

@Rabasch

Ansichtssache, zumindest hat er von Entwicklung eine gewisse Ahnung.
Davon abgesehen er hat “nur” irgendwann einer Kampagne Geld gespendet die gegen Gay Marriage ist.
Ist nicht so, das er Greenpeace Chef ist und mit eigenen Händen einen Wal erwürgt hätte.

Da so ziemlich jedes Unternehmen öffentlich ist, ist er nun eine Person Non Grata?
Verhältnismäßigkeit, es war eine freie Meinungsäußerung, schon seltsam jetzt vorwürfe von Leuten zu hören die den lieben langen Tag die Verkörperung der Meinungsfreiheit benutzen.

Zudem fordern sie eben diesselben Maßnahmen für jemand anders, die sie für sich selbst ablehnen. Ironie?

[QUOTE=Rabasch;349410]
Ein Berufsverbot ist es nicht und um seinen Code geht es auch nicht. Mozilla ist aber community-based und hat besondere Ansprüche an sich, inklusive dem Umgang mit Homosexualität. Und als Figur an der Spitze ist er dann wohl ähnlich geeignet wie ein Greenpeace-Chef mit Privat-Jet und einer Flotte von Rolls Royce.[/QUOTE]

Der Vergleich hinkt ja nicht einmal. Er leitet kein Unternehmen, dass homosexuelle unterstützt oder so. Weil Clinton nen BJ von seiner Praktikantin bekommen hat, ist er kein schlechter Präsident. Es ist ein gewaltiger Unterschied, wenn jemand ein Unternehmen vertritt oder leitet, aber gegen die Interessen des Unternehmens (privat) handelt.

Ich kannte den Typen gar nicht und habe heute erst von dem gehört. Ich kenne nur das ZDF-Interview und das reicht mir. Ich verstehe die Diskussion zur Zeit auch nicht. Streitet ihr euch jetzt darum, ob das Hetze ist oder nicht? Spielt keine Rolle, was politisch korrekt ist. Setzt euch inhaltlich mit dem Geschriebenen oder Gesagtem auseinander. Beim zweiten wirds allerdings schwer, weil nicht viel Inhalt heraus kam. Erst recht keine Begründungen oder Erklärungen dazu.

[B]Ich hab etwas aufgeräumt, es sollte also klar sein dass dieser OT-Streit nicht fortgeführt werden soll, das gilt auch wenn ich irgendwas übersehen haben sollte.[/B]

[QUOTE=Skafdir;349409]Zum Thema: Man kann sich doch nicht öffentlich für einen fairen Umgang mit pädophilen aussprechen.
Es wird differenziert darüber berichtet und hier sieht man übrigens auch „political correctness“ in Anwendung. Es wird nicht sofort reflexartig „Schwanz ab!“ geschrien, sondern ganz im Gegenteil man versucht zu differenzieren und versucht eine Möglichkeit zu finden auch mit dieser Gruppe so zu leben, dass ein reibungsloser gesellschaftlicher Alltag gewahrt werden kann. [/QUOTE]

Erstmal Danke für die Links. Allerdings wollte ich nicht zum Ausdruck bringen man/ich könnte so mit gar niemanden differenziert darüber reden. Mein Problem ist mein direktes Umfeld. Und diese paar Kandidaten schreien nicht reflexartig „Schwanz ab“ (also doch, das auch… sobald wieder was im Fernsehen läuft) sondern sie tragen ihre Meinung fast schon pulsierend nach außen. Und das auch sehr vereinfacht … immer diese tollen Bildchen oder Sprüche geteilt mit den Worten: „isso“ „richtig so“, „so muss dat sein“ :roll: Ich fühl mich dadurch provoziert und reagiere dann auch irgendwann darauf, indem ich sie anspreche. Und hey… die sitzen im Rollstuhl und sind auch anderweitig gehandicapt, wo ich mir an den Kopf klatsche und mir denk: „Verdammt noch mal, gerade sie müssten doch einen Bezug zur Differenzierung haben was Randgruppen betrifft.“ Natürlich, ich könnte die Kontakte abbrechen, aber dann komm ich ja zu diesem Dilemma:

Darüber hinaus ist mir bewusst woher deren Intoleranz her kommt. Nicht etwa weil sie sich differenziert mit der Thematik auseinandergesetzt haben und sich dadurch ihre Meinung bilden. Eher weil sie durch die Medien

[QUOTE=Skafdir;349409] … Deshalb wird die Bild-Zeitung ihre Überschriften immer in Schriftgröße 56 und mit acht Ausrufezeichen formulieren.

Aber all diese „Provokationen“ stoßen keinen Diskurs an, sie stören den Diskurs.[/QUOTE]

eben provoziert werden / sich provozieren und aufhetzen lassen.