Der Rusty Radiator Award

Mir fiel schon im letzten Semester eine Tatsache ziemlich negativ auf. Im Grunde war der Arbeitsauftrag, der diese ‚Erkenntnis‘ auslöste, ziemlich banal. Es ging darum eine Art Werbespot für Sozialpädagogen/-arbeiter in Deutschland zu kreiieren, die durch diese Werbung zur Aufnahme von Arbeit in anderen Ländern motiviert werden sollten. Während viele meiner Kommilitonen sich vor allem auf den Aspekt der Armut bezogen (Ihr wisst, das Übliche … Kulleraugen, etc.), hatte unsere Gruppe sich vorgenommen dieses Thema nicht in den Mittelpunkt zu stellen, denn darauf dass in vielen Ländern Afrikas bittere Armut herrscht, viele Menschen krank sind oder hungern muss und darf man nicht auf so eine banale und menschenverachtende Art und Weise aufmerksam machen. Wir haben uns also gedacht, dass wir unseren Schwerpunkt auf die kulturelle Viefalt des Landes, dessen schöne Landschaften und Tierwelten und andere lebensbejahende Aspekte legen und waren damit tatsächlich auch erfolgreich.

Jetzt, an Weihnachten, taucht dieses Problem aber wieder auf. Keine Werbung in der man nicht tränende Kulleraugen oder total abgemagerte Menschen, die mit Fliegen in den Augen in die Kamera blicken, sieht. Die norwegische Hilfsorganisation SAIH hat sich nun mit dem Rusty Radiator Award besonders kritikwürdige Werbekampagnen herausgesucht und wird diese im Anschluss ‚ehren‘. Man kann im Internet abstimmen, aber so richtig herausgefunden habe ich das bisher noch nicht. ^^

Zu sehen sind aber erst einmal einige ausgewählte Clips und die Begründung der Jury. Häufig sind dann Themen wie „Stereotypisierung“, „Vereinfachung des komplexen Themas der Armut“, „Die Menschen sprechen nicht für sich“ und „Es wird vermittelt, dass die Menschen glücklich macht, was uns glücklich macht.“ die erwähnten Kritikpunkte.

Ich finde diese Kampagne toll und absolut unterstützenswert, denn ich stimme auch mit der Hauptaussage der Organisation überein, dass Menschen hier entwürdigt werden. Wie sieht ihr das? Findet ihr diese Werbung notwendig oder glaubt ihr, dass die Menschen dadurch mittlerweile so abgestumpft sind, dass sie das Thema gar nicht mehr interessiert? Was haltet ihr von den Forderungen des SAIH, glaubt ihr, diese könnten tatsächlich ein Umdenken bewirken?

Ich selbst bin von diesen Ideen sehr angetan und würde mich freuen, wenn eine Hilfsorganisation mal diesen mutigen Schritt gehen würde.

Quelle
This is how fundraising campaigns can become better:

  • Let people tell their own stories.
  • Tear down stereotypes, concentrate more on what makes us equal, rather than our differences. See for instance Mama Hope’s Women of Nyamonge and African Man videos.
  • Remember it’s not about what you think people should want or have or do. If you wish to help someone it should be based on their wishes and needs. A great spoof on this is Tim’s revolutionary new one-to-one campaign to Blend out Poverty.
  • Be creative! For instance by using humor, people are triggered to think for themselves and motivated to act, without us having to tell them to. Campaigns like Radi-Aid: Africa for Norway and What has aid ever done for anyone? have received massive attention and got people talking.
  • Don’t focus too much on the single story. With this we mean that too often fundraising campaigns tell the story of one nameless individual’s person sad story. What we want to see is more information about why poverty exists, and what is our role in it? See for instance Glen, Gary and Ross - a film about land grab and the great spoof Drive Aid.

Zum Schluss noch dieses herrliche YouTube-Video über einen jungen Afrikaner namens Michael, der von diversen Hilfsorganisation schon gebucht wurde, weil er so traurig gucken kann(!). In diesem Video ist er einfach nur Kind, lacht darüber wenn jemandem etwas peinliches passiert und ist sich nicht zu schade das mitgebrachte Essen der, vermutlich einer Hilfsorganisation angehörenden, Dame wieder auszuspucken. Mein absolutes Highlight ist und bleibt aber die Stelle bei 1.44. :mrgreen:

Aufmerksam geworden bin ich auf die Thematik durch einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung.

Und auch die norwegische Organisation, die hier ihre Finger im Spiel hat, ist durchaus keine Unbekannte. Im Jahr 2012 bekam sie mit ihrer Aktion „Africa For Norway“ bereits weltweit Aufmerksamkeit. Der Spot ist im Grunde schnell erklärt. Aber seht selbst. ^^