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Jahrzehntelang präsentierte sich Österreich als erstes Opfer des Nationalsozialismus. Mittlerweile ist die Erkenntnis, dass die Annexion nicht nur erduldet, sondern von vielen auch gewünscht wurde, in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Beginnen wir bei dem Einleitungssatz.
Lange Zeit hatte Österreich wirklich versucht, sich als Opfer des Nationalsozialismus darzustellen. Das es aber tatsächlich jubelnde Volksmengen gab und die allermeisten einfach froh waren „Heim ins Reich“ zu kommen, wurde geflissentlich ignoriert.
Genau darum soll sich dieser Beitrag also drehen.
Erster Absatz (ich halte mich an die Schriftversion)
Aussagen über die österreichische Regierung:
Österreichs Bundeskanzler Kurt Schuschnigg gilt als Totengräber der Ersten Republik.
Die erste Republik ist die Zeit von 1919 bis 1934. Also ziemlich genau vom Ende des ersten Weltkriegs bis zum Bürgerkrieg (Februaraufstand) in dem der Ständestaat gegründet wurde. Zugegeben, dass hätte man etwas weiter ausholen können. Weil kaum jemand wird sich gut genug mit der Geschichte Österreichs auskennen um das wirklich zu wissen.
Das bedeutet aber, dass schon dieser Satz eine Kritik an Schuschnigg darstellt, zumindest solange man „die erste Republik“ als etwas Gutes ansieht.
In Anbetracht der Tatsache, dass die Verfassung von vor 1929, direkt nach Kriegsende im Jahr 1945 wieder in Kraft getreten ist, glaube ich allerdings das man durchaus von einer demokratischen Verfassung reden darf. (Oder man sagt Österreich wäre heutzutage kein demokratisches Land… soweit würde ich nicht gehen)
In der Steiermark und in Wien waren zumindest die Kommunisten und Sozialdemokraten entschlossen, ihren Staat zu verteidigen. Einen Staat, der sie in die Illegalität gedrängt hatte.
Auch hier kann man nicht von Kritiklos reden, immerhin wird hier gezeigt, dass es Leute gab die bereit waren Österreich zu verteidigen. Allerdings die Regierung lieber gegenüber Hitler einknickte als, dass sie sich mit linken Kräften verbündet hätte.
Zweiter Absatz
Im März 1933 hatte Bundeskanzler Engelbert Dollfuß das Parlament ausgeschaltet und regierte seither autoritär, per Dekret. Man sprach vom Austrofaschismus nach italienischem Vorbild.
Auch hier kann man nicht von „kritiklos“ reden. Viel direktere Vorwürfe als „autoritär“ und „austrofaschismus“ geht es kaum oder?
Die Sozialdemokratie wurde unterdrückt. Verfolgt wurden auch illegale Nazis. Nach dem Bürgerkrieg im Februar 1934 wurden die linken Parteien verboten. Schuschnigg, damals Justizminister, hatte die nach dem Krieg abgeschaffte Todesstrafe wieder eingeführt und ließ acht Arbeiterführer standrechtlich erschießen.
In diesem Abschnitt wird vorgeführt, dass Österreich nach 34 ziemlich genauso vorgegangen ist wie Italien oder auch Deutschland. Parteiverbote, Unterdrückung der Gewerkschaften und Wiedereinführung drakonischer Strafen.
So geht es im Prinzip durchweg durch. Der Beitrag beleuchtet vor allem warum vor allem die Regierung unter Schuschnigg schuld ist am Anschluss Österreichs am Deutschen Reich.
Gegen Ende wird nochmal beleuchtet, dass es durchaus auch Kräfte gab, die sich dagegen gestemmt haben. Namentlich Kommunisten und Sozialdemokraten. (Wobei zweitere nicht prinzipiell gegen einen Anschluss Österreichs an Deutschland waren, sondern nur gegen einen Anschluss an den Nationalsozialismus. Was in dem Beitrag aber auch benannt wird.)
gravierende Mängel bei der Tatsachengetreuen Widergabe
Ich konnt keine nach einem kurzen durchblicken erkennen. Stellenweise hätte man sich mehr Hintergrundinformationen wünschen können. Allerdings ist ein Radiobeitrag immer zeitlich begrenzt.
Es war vielleicht etwas ungeschickt nicht zu erklären wie Schuschnigg an die Macht gekommen und man hätte Dollfuß auch etwas genauer erklären können.
Ist aber beides kein muss für diesen Beitrag.
Den die Aussage des Beitrags soll sein: Auch Österreich ist Täter und nicht Opfer der NS-Diktatur. Weshalb auch Österreich eine starke politische und historische Verantwortung für dieses Thema trägt und zwar von innen heraus.
Für diese Aussage ist der Beitrag ausreichend.
Also meine Frage:
Wo genau sind die Mängel? Was hättest du gerne gehört? Oder was war anders als in dem Beitrag behauptet?