@ Hurz:
Udo Pollmer ist jemand, der übliche Bilder hinterfragt. Er merkt in dem video auch an, daß kurz vor dem Dioxin in Eiern erhöhte Werte in Bio-Rindern gefunden wurden. Nur wurde da eben nicht darüber berichtet.Laut Pollmer ist die Medienberichterstattung bei solchen Dingen stark ideologisch geprägt.
Beispielsweise hört man oft, daß Tiere in Freilandhaltung weniger Antibiotika ausgesetzt sind als solche in Stallhaltung. Das ist auch richtig, aber die in Freihaltung bekommen dafür wesentlich mehr Antiparasitika. So etwas wird nicht gesagt. Sicher kann Freilandhaltung aus tierschützerischen Gesichtspunkten dennoch sinnvoll sein, die Berichterstattung selbst scheint jedoch meistens nicht sehr objektiv zu sein. Speziell zur Bodenhaltung von Hühnern gibt es auch eine interessante Aussage von Pollmer aus einem Interview, das nun schon etwas älter ist:
“Gegen die Welt dieser Werbebilder kann man, weil das
eben Bilder und keine Worte sind, nur unglaublich schlecht argumentieren.
Ich will, obwohl das in unserem Medienzeitalter eigentlich schon ein
Vergehen ist, trotzdem versuchen zu erklären, warum das alles nicht so
einfach ist, wie sich das bestimmte Menschen vorstellen. Wenn man z. B.
Käfighennen mit Freilandhühnern vergleicht, dann ist es für jeden
mitfühlenden Menschen eine klare Sache, dass das Huhn diesen Freilauf
braucht. Wenn man diese Sache jedoch unter Tierschutzgesichtspunkten
genauer betrachtet, dann ist der Vorteil auf einmal nicht mehr so wahnsinnig
groß. Das liegt daran, dass Hühner ein anderes Sozialverhalten als
Menschen haben. Diese Hühner machen nämlich sofort eine Hackordnung
aus: Wenn man eine Hühnerschar von 25 Hennen hat – so, wie das auf
dem Bauernhof früher normalerweise der Fall war –, dann kann man
irgendwann diejenige Henne, auf der alle anderen herumhacken,
rausfischen und in den Suppentopf stecken, weil sie eh nicht mehr weit
käme. Wenn man aber 5000 Hühner hat, dann hat man damit nun ein
Problem. Dort geht nämlich ebenfalls diese Hackerei los, was dazu führt,
dass diese Tiere unter ständiger Angst leben. Bei einer ordnungsgemäßen
Freilandhaltung von solchen großen Tiergruppen bekommt man darüber
hinaus etwa fünf Mal so viele tote Tiere wie bei einer ordnungsgemäßen
Stallhaltung. Daran kann man sehen, dass sich die Unterschiede doch recht
stark nivellieren. Die Antwort heißt also nicht Freiland oder Käfig. Das Huhn
ist als einzelnes Tier für den Käfig nicht geeignet, aber in der Masse ist es
auch für das Freiland nicht geeignet. Die Alternative dazu wäre die so
genannte Hühner-WG: Das wäre also eine Art von Volierenhaltung, bei der
man Gruppen von ungefähr 20 Hennen hält. Aber genau das ist nun
verboten worden, weil man dem Verbraucher nicht vermitteln kann, dass
diese Tiere dann eben doch wieder in einem freilich recht großen
stallartigen Käfig drin sind. Die Folge, die wir nun von solchen Beschlüssen
haben, sieht so aus, dass die Eierproduktion abwandert. Die Hersteller der
Stallbauten, also die Hersteller von solchen bisher üblichen Hühnerkäfigen,
von Tränkesystemen usw. wollten damals nach dem Urteil, das die Frau
Höhn erstritten hatte, dass nämlich die Käfighaltung verboten wird, bereits
ihre Firmen schließen. Diese Trauer dauerte aber nur einige Wochen:
Seither sind diese Hersteller nicht mehr in der Lage, die Nachfrage nach
Ställen zu decken, die nun auf sie einprasselt. Das, was jetzt bei ihnen
bestellt wird, sind diese alten kleinen Ställe, wie wir sie vor 20 Jahren in
Deutschland hatten. Diese Ställe werden nun in Polen aufgebaut. Von dort
werden uns heute die Eier geliefert!”
Im selben Interview geht es auch um die natürliche vs. die künstliche Gewinnung von Wachstumshormonen.
“Daraus wird dann beim Menschen die Creutzfeldt-Jakob Krankheit.
Pollmer: Der Clou ist der, dass das Gleiche ja auch beim Menschen passiert war.
Man hat in Frankreich aus menschlichen Leichen ebenfalls diese
Hypophyse genommen und daraus dann Hormone gewonnen, um so
genannte zwergwüchsige Kinder zu therapieren. In anderen Ländern hat
man das gentechnisch gemacht. Die Franzosen hingegen haben gesagt:
“Um Gottes willen, das ist uns zu gefährlich, wir nehmen lieber das
natürliche Produkt aus den Leichen.” In Frankreich gibt es in der
Zwischenzeit 100 Creutzfeldt-Jakob-kranke zwergwüchsige Kinder, von
denen, so weit ich weiß, 60 bereits verstorben sind. Von diesem Skandal
haben wir in Deutschland wieder einmal nichts gehört, und dies deshalb,
weil das bereits 1992 geschehen war. Damals begann gerade die Kritik an
der Gentechnik. Diesmal war aber ausnahmsweise das gentechnisch
hergestellte Präparat und nicht das natürliche das bessere. Also konnte
man das nicht berichten!”
Wer sich für Details interessiert:
www.br-online.de/download/pdf/alpha/p/pollmer.p
Sehr interessant zu lesen. Wäre Pollmer nicht ein Wissenschaftler, der sich auf fakten und anerkannte Fachpublikationen beruft, könnte man fast von einer Verschwörungstheorie sprechen. So jedoch kommt man eher zu dem Schluß, daß die Berichterstattung in den Medien bei manchen Themen wie Essen, Ernährung und Landwirtschaft massiv durch ideologische Interessen beeinflußt wird.