Der mediale, gesellschaftliche und politische Umgang mit Sebastian Edathy

Als die Republik dank der netten hannoveraner Staatsanwaltschaft mitbekam, dass sich Sebastian Edathy Nacktbilder von männlichen Jugendlichen bestellt hat, und so gut wie alle Medien ihren unsachlichen Senf dazu gaben, hatte die breite Masse ersteinmal die Vorstellung eines auf diese Bilder masturbierenden, pädophil veranlagten, kranken Typen im Kopf.

Die feige handelnde SPD-Spitze hat sofort einen Ausschlussverfahren in die Wege geleitet, um nicht die Wut des Pöbels auf sich zu ziehen. Dabei ist Edathy rechtlich gesehen unschuldig. Lediglich wegen des Verdachts auf Kinderpornografie wurde erfolglos ermittelt, ohne dass Beweise gefunden, Anklage erhoben oder ein Urteil gefällt wurde. Der gewerbliche Handel, bzw. der Kauf von Photografien nackter Kinder und Jugendlicher ist keine Straftat. Auch wenn das sinnvoll wäre und jetzt wohl geändert werden soll, kann man rein rechtlich einen Menschen nicht rückwirkend dafür bestrafen.
Die Begründung für den Parteirausschmiss ist deshalb auch nicht, dass er sich illegal verhalten hat, sondern „moralisch unkorrektes Verhalten“. Aber inwiefern hat sich Edathy moralisch unkorrekt verhalten?
Edathy selber meldete sich via facebook zu Wort und bekundete, dass sich die Parteiführung nicht einmal die Mühe gemacht haben soll, sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Die Meinung des Beschuldigten interessiert die Richter bei der SPD also nicht. Der Verdacht allein pädophil zu sein und „Kinderpornos“ konsumiert zu haben reicht aus, um zu einer persona non grata abegestempelt zu werden.
Aber selbst in dieser Hinsicht sind die Sozialdemokraten nicht konsequent:

  • 2009 gab es Ermittlungen gegen den SPD-Mann Tauss wegen des Besitzes von kinderprornografischem Materials. Parteiausschlussverfahren? Nein! Monate später trat Tauss selber aus der SPD aus und wechselte zu den Piraten, weil er unzufrieden mit der Parteihaltung gegenüber den damals zur Debatte stehenden Kinderporno-Zensurvorhaben im Netz war.
  • Auch im Jahr 2009 wurde der SPD-Fraktionschef von Salzgitter zu einer Bewährungsstrafe wegen Kinderpornos auf seinem Rechner verurteilt, ohne dass gegen ihn ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet wurde.

Nun hat Edathy über den „Spiegel“ bestritten pädophil zu sein:

„Ich bin nicht pädophil. In der Kunstgeschichte hat der männliche Akt, auch der Kinder- und Jugendakt, eine lange Tradition. Man muss daran keinen Gefallen finden, man darf es aber.“
Edathy: SPD-Politiker distanziert sich von Kinderpornografie - DER SPIEGEL

Das er nicht verurteilt wird interessiert die Menschen aber relativ wenig. Er ist nun ein Pädophiler für das Volk…Das Thema ist ja irgendwie immer das gleiche. Die Medien veröffentlichen solch einen Fall, bauschen ihn auf und die Person ist für immer verloren. Türck ist da ein ähnlich gutes Beispiel. Nichts verbrochen und trotzdem weg vom Fenster.
Die moralische Bewertung dieses Falls ist allerdings eine etwas schwierigere. Ich persönlich bin nicht für eine Verschärfung der Pädophiliegesetze. Die sind schon schlimm genug. Würde ich meine Kinder noch in die Obhut einer solchen Person bringen? Nein.
Mir ist das alles sowieso sehr suspekt mit dem BKA und dem gestohlenen Laptop dazu. Trotzdem ist Edathy für mich nicht mehr oder weniger Wert als vorher.

MfG

findet er jetzt Jungs geil oder nicht

Alles kalter Kaffee, die Ursache von “Kinderliebe” kann man nicht steuern, jedoch die Auswirkungen bis zu einem gewissen Grad.

Auch hier spielt die Schweiz mal wieder eine Vorreiterrolle und stimmt am 18. Mai 2014 über folgendes ab;
“Pädophile sollen nicht mehr mit Kindern arbeiten dürfen”

Links - Grün ist im Nationalrat mal wieder dagegen, hat mich jetzt aber auch nicht wirklich erstaunt.

[QUOTE=Nebelspalter;347003] Auch hier spielt die Schweiz mal wieder eine Vorreiterrolle und stimmt am 18. Mai 2014 über folgendes ab;
“Pädophile sollen nicht mehr mit Kindern arbeiten dürfen” [/QUOTE]

Was soll denn dieser Unsinn?
Einer, bei dem die Pädophilie bekannt ist, wird in der Schweiz garantiert auch heute schon nicht mehr eingestellt für entsprechende Jobs!
Was aber macht man mit der Dunkelziffer derer, von denen es nicht bekannt ist?
Steht das irgend jemand auf der Stirn geschrieben?
Zwischenzeitlich machen sich die Schweizer doch ein wenig lächerlich mit ihren Volksabstimmungen!

[QUOTE=Nebelspalter;347003]
Auch hier spielt die Schweiz mal wieder eine Vorreiterrolle und stimmt am 18. Mai 2014 über folgendes ab;
“Pädophile sollen nicht mehr mit Kindern arbeiten dürfen”[/QUOTE]

Warum an der Stelle aufhören? Wir können doch noch viel weiter gehen:

[ul]
[li]Zoophile sollen nicht mehr mit Tieren arbeiten dürfen
[/li][li]Nekrophile sollen keine Bestatter mehr werden dürfen
[/li][li]Objektophile sollen nicht mehr in Bereichen arbeiten dürfen, in mit Gegenständen gearbeitet wird
[/li][li]Koprophile sollen keine Kloputzer mehr werden dürfen
[/li][/ul]

Am besten wird jeder ab dem 18. Lebensjahr dazu verpflichtet, seine sexuelle Präferenz testweise feststellen zu lassen - das kann man dann z.B. direkt in den Ausweis eintragen lassen.

[QUOTE=Lord Helmet;347010][ul]
[li]Zoophile sollen nicht mehr mit Tieren arbeiten dürfen[/li][li]Nekrophile sollen keine Bestatter mehr werden dürfen[/li][li]Objektophile sollen nicht mehr in Bereichen arbeiten dürfen, in mit Gegenständen gearbeitet wird[/li][li]Koprophile sollen keine Kloputzer mehr werden dürfen[/li][/ul][/QUOTE]

Einen wichtigen Punkt der Schweizer hast du vergessen:
[ul]
[li]Ausländer sollen nicht mehr hier arbeiten dürfen[/li][/ul]

[QUOTE=Lord Helmet;347010]
[ul]
[li]Objektophile sollen nicht mehr in Bereichen arbeiten dürfen, in mit Gegenständen gearbeitet wird
[/li][/ul]
[/QUOTE]

Das wird schwierig

Ist das nicht schön? Dank der dummen Masse ist es so einfach unliebsame Politiker abzuschießen…

Er ist aber schon bevor etwas bekannt wurde zurückgetreten.

Und die Medien richten weiter über Edathy. Für den Pöbel ist und bleibt er ein Ki*derfi**er. Das neueste Argument ist, dass er durch seinen Kauf die KiPo Industrie unterstützt hat weil der kanadische Versand derartiges im Angebot haben soll (Auch darüber findet man keine 100% belegten Aussagen. Mal wird dies bejaht, mal verneint).

Ich kontere mal:

  • Jedes KIK Shirt fördert Kinderarbeit in Bangladesh
  • Jedes Produkt von Nestlè fördert Tierversuche
  • Jedes Billige Stück Fleisch fördert Massentierhaltung
    usw.

Als Edathy dort gekauft hat, hat er legale Fotos erworben und musste davon ausgehen dass die Ware legal ist. Ob und was eventuell unter der Ladentheke gehandelt wurde - davon konnte er nichts wissen.

Eine Grauzone gibt es im übrigen auch nicht im Strafrecht. Es gibt noch legal und illegal - also strafbar.

„Ich bin nicht pädophil. In der Kunstgeschichte hat der männliche Akt, auch der Kinder- und Jugendakt, eine lange Tradition. Man muss daran keinen Gefallen finden, man darf es aber.“

Achso, ein Kunstliebhaber…ja dann.:roll:

Ich habe kein Mitleid mit dem Typen und sehe in ihm vor allem kein Medienopfer. Er ist noch vor irgendeiner Veröffentlichung zurückgetreten und hat das Land verlassen. Natürlich kann der Mann reisen wohin er will, aber wer macht denn sowas wenn er glaubt, dass alles legal war was er gemacht hat?

[QUOTE=ezzendy;347036]
Er ist noch vor irgendeiner Veröffentlichung zurückgetreten und hat das Land verlassen. Natürlich kann der Mann reisen wohin er will, aber wer macht denn sowas wenn er glaubt, dass alles legal war was er gemacht hat?
[/QUOTE]

Keine gute Frage, die von Empathielosigkeit zeugt.

Wenn ein Beschuldigter beim Verhör erbleicht, zittert, schwitzt oder stottert, ist das der Beweis seiner Schuld?
Oder die nachvollziehbare Reaktion eines Unschuldigen, der plötzlich zu Unrecht eines Verbrechens bezichtigt wird?
Eine geballte Faust kann Drohung oder Selbstbeherrschung bedeuten.
Physisches Verhalten ist doppeldeutig.
Edathy hat sich vielleicht zweideutige Bilder von ihm, die eindeutig interpretiert werden, erspart.
(Naja, die gab es trotzdem aus dem Archiv)
Seine Fluchtreaktion muss man nicht gutheißen, aber sie ist nachvollziehbar.
Und daraus irgendwas über Schuld oder Unschuld abzuleiten, ist unseriös.

Oder Christian Wulff. Nicht wahr, Hanswurst? :wink:

Natürlich, alles aus Interesse an der Kunst! Daran wirst du doch nicht etwa zweifeln, ezzendy? Und du vergisst, schon die alten Griechen haben ja und sowieso… :mrgreen:

In diesem Forum wurde vor einiger Zeit – schon etwas länger her - kurz das Thema FKK-Magazine angeschnitten. Einige (alle?) davon sind z. Bsp. in Deutschland verboten. Fanden sich natürlich sofort Nutzer, die mit Argumenten wie „Dokumentieren doch nur das FKK-Leben!“ oder „In der Kunst finden sich auch nackte Kinder!“ ankamen. Wie naiv sind manche Menschen eigentlich? Die „Dokumentation des FKK-Lebens“ konzentrierte sich auffälliger Weise in diesen Schundblättern vor allem auf das Zeigen unnatürlich posierender nackter Jungen und Mädchen. Schon die Frontblätter entsprechender Magazine sind wohl recht eindeutig (nacktes kleines Mädchen leckt an Maiskolben).

Es mag Magazine geben, die tatsächlich nur das Nudistendasein begleiten. Und selbstverständlich kann es dann vorkommen, dass mal ein nacktes Kind zu sehen ist. Kein Problem. Man sollte dagegen aber nicht die Augen davor verschließen, dass Schlupflöcher in der Gesetzgebung ausgenutzt werden um Verwerfliches zu tun. Das war früher so. Das ist heute so. Und das wird in Zukunft nicht anders sein. Wenn ein solches Schlupfloch erkannt wird, muss dagegen vorgegangen werden. Dies geschieht nun aufgrund des Falles Edathy.

(Es ist eine Selbstverständlichkeit, ich erwähne sie trotzdem vorsichtshalber, um falschen Unterstellungen mir gegenüber vorzubeugen: Bei einer hoffentlich erfolgenden Gesetzesänderung kann Herr Edathy selbstredend nicht nachträglich juristisch belangt werden.)

Auf den Punkt gebracht: So sehr ich die Kritik an den oft (gespielt) übertrieben agierenden Medien verstehe und teile, so sehr nervt mich ebenfalls das ständige Relativieren, Verharmlosen oder Verteidigen bestimmter Fälle im Internet. Die Reaktion auf mediale/gesellschaftliche Hysterie darf nicht Blauäugigkeit sein!

[QUOTE=Mannbärschwein;347041]
Und daraus irgendwas über Schuld oder Unschuld abzuleiten, ist unseriös.[/QUOTE]
Das ist absolut richtig. Daher fordere ich auch keine Verurteilung oder sonstiges.

Um einen politischen Posten zu bekommen oder zu halten braucht es so etwas aber nicht. Wenn man mich jetzt also fragen würde, ob ich Edathy wieder in einer solchen Position sehen wollen würde wäre meine Antwort: Nein. Der Typ hat sich in meinen Augen einfach zu fragwürdig verhalten, sowohl durch das was er gesichert gemacht hat als auch das was ich denke was er vielleicht noch gemacht hat. Um einen Politiker zu unterstützen oder nicht brauche ich kein Rechtsurteil, sondern kann es auch einfach mal von meiner Meinung und meinem Gefühl abhängig machen.

Ich mache mal eine Kontroverse auf:

Tut es einem Kind weh, wenn es beim Spielen am FKK-Strand fotografiert wird?

und…

Wie viele Kindernacktfotos von euch haben eure pädophilen Eltern geschossen?

Ich bin mal gespannt, wie ihr Material, in dem Kinder zum Sex gezwungen werden, damit moralisch gleichsetzt.

Hier fand eine Hexenjagd mit entsprechender völkischer Unterstützung statt.
Ich habe ja auch so meine Meinung. Aber die zwei oberen Fragen hätte ich gerne noch beantwortet.

[QUOTE=Scheol;347064]
Ich bin mal gespannt, wie ihr Material, in dem Kinder zum Sex gezwungen werden, damit moralisch gleichsetzt.
[/QUOTE]
Das hat doch niemand getan.

Ich sehe das halt ähnlich wie im Falle des Tierquälers.
Hier werden moralische Urteile gefällt (was ja normal ist).

Dennoch lenkt das eben von den Funktionen anderer Menschen ab, die Amtsmissbrauch begangen haben (sollen).

[QUOTE=Danzig;347060]So sehr ich die Kritik an den oft (gespielt) übertrieben agierenden Medien verstehe und teile, so sehr nervt mich ebenfalls das ständige Relativieren, Verharmlosen oder Verteidigen bestimmter Fälle im Internet. [/QUOTE]

Ich suche hier immer noch die Relativierung.

Man kann mit Persönlichkeitsrechten argumentieren. Aber dann sollten generell Fotos von Kindern verboten werden.
Auch auf Facebook. Denn ich kenne Menschen, die jeden Topfgang der Kinder dokumentieren und öffentlich zur Schau stellen.

Wie gesagt, ich finde solch eine Industrie ebenfalls wenig sympathisch. Aber die Hysterie ist unangebracht.

Natürlich gibt es Bilder von meiner Tochter, auf der sie nackt zu sehen ist. Genauso wie es Stillbilder gibt. Aber diese Bilder sind privat und nur für unsere Augen bestimmt und sollen irgendwann einmal einen gewissen Entwicklungsstand dokumentieren. Das jüngste Beispiel: Unsere Tochter hat keine Lust auf Baden und rennt nackt durch die Wohnung und wickelt sich in einem Gardinenschal ein, damit wir sie nicht finden. Und auf einmal stürmt sie hervor und lacht sich schief. Ein weiteres Beispiel: Sie steht nackt vor dem Spiegel und hat gerade ihren Bauchnabel entdeckt, den sie immer wieder lang zieht. Das alles ist doch unfassbar niedlich und muss fotographisch festgehalten werden.

Wenn nun aber diese Bilder irgendwie an jemanden geraten, mit dem wir nichts zu tun haben, fände ich das ziemlich befremdlich, selbst wenn dieser jemand die Bilder wie wir nur angucken und niedlich finden würde.

Genausowenig möchte ich, dass meine eigenen Nacktbilder aus Kindertagen die Runde machen.

[QUOTE=Scheol;347066]Man kann mit Persönlichkeitsrechten argumentieren. Aber dann sollten generell Fotos von Kindern verboten werden.
Auch auf Facebook. Denn ich kenne Menschen, die jeden Topfgang der Kinder dokumentieren und öffentlich zur Schau stellen.[/QUOTE]

Ganz grauenhaft! Ich kenne eine Tagesmutter, die stellt jeden Quatsch online. “Aber die Eltern haben mir das doch erlaubt.” Ja und die Kinder?

Von unserer Kleinen gab’s genau ein Bild bei Facebook: Ein Fotographenfoto, auf dem sie fünf Tage alt ist. Damit haben wir von ihrer Ankunft berichtet und um keine weiteren Nachfragen nach Bildern gebeten. Damit war man zufrieden.

[QUOTE=Scheol;347066]Ich sehe das halt ähnlich wie im Falle des Tierquälers.
Hier werden moralische Urteile gefällt (was ja normal ist).
[/QUOTE]
Ich halte es auch für völlig legitim mir moralische Urteile über gewählte Volksvertreter zu bilden. Da sehe ich auch einen großen Unterschied zwischen einer Person des öffentlichen Lebens und einer reinen Privatperson. Und das sehe nicht nur ich so, sondern auch das Gesetz.