Diskussion über den Blog-Artikel: Der Köder soll den Sendern schmecken
Der Deutsche Fernsehpreis wird auch in diesem Jahr wieder vergeben. So richtig anspruchsvoll war diese Veranstaltung noch nie - spätestens als die “Super Nanny” einen Award bekommen hat (siehe den Beitrag in Folge 6) war es vorbei mit dem Glanz. Als ein Jahr später Marcel Reich-Ranicki sich Luft machte, fand ich seinen verbalen und pauschalen Dampfhammer zwar im Ansatz richtig, aber noch zu hart. Denn immerhin wurden ja auch wichtige Kategorien wie Regie und Drehbuch im fiktionalen Bereich der Fernsehfilme vergeben - was können anspruchsvolle Filmemacher dafür, wenn in der Tat auch viel Mist passiert auf so einer peinlichen Veranstaltung?
In diesem Jahr wird Marcel Reich-Ranicki vermutlich gar nicht erst erscheinen, denn der Deutsche Fernsehpreis ist nun da angekommen, wo der Literaturkritiker ihn schon vor zwei Jahren wähnte. Statt ein Zeichen für Qualität und Kreativität zu setzen, rennt man dem Trend zur Trivialisierung und Verblödung hinterher. Was Fernsehfilme angeht, gibt es künftig nur noch die Kategorie “Bester Fernsehfilm” und sonst nichts weiter. Regisseure, Drehbuchautoren - sie alle spielen keine Rolle mehr (siehe auch den offenen Brief von Filmschaffenden zu diesem Thema). Stattdessen wurde etwa die neue Kategorie “Beste Unterhaltungssendung Doku” geschaffen - sprich: Auch billige Dokusoaps werden künftig nominiert und prämiert.
Und dann gibt es ab diesem Jahr den Publikumspreis, der ja an sich eine gute Idee ist. Leider scheint man, wie üblich, das Publikum für besonders blöd zu halten, denn es ist wirklich eine Unverschämtheit, dem Fußvolk lediglich eine Auswahl zwischen belanglosen täglichen Serien zum Fraß vorzuwerfen. Keine der nominierten Sendungen ist auch nur im Ansatz preiswürdig - wie sollen da die anspruchsvollen Zuschauer, die es ja auch noch durchaus gibt, eine Entscheidung treffen? Es fehlt konsequenterweise der Auswahlpunkt “Ich finde alles hier Angebotene scheiße”.