Der Fall Jens Pascal und das BVB-Logo

Plötzlich kam nun ein Thema in die Medien, welches durch “Bild der Frau” angestoßen wurde. Der Fall des mit neun Jahren verstorbenen Jens Pascal und seines vermeintlich letzten Wunsches, dass auf seinem Grabstein ein BVB-Logo sein solle. Ein halbes Jahr nach seinem Tof war der Grabstein immer noch nicht aufgestellt und die Eltern wandten sich deshalb an die Presse. “Bild der Frau” und alle nachfolgenden Printmedien bastelten daraus einen Fall, der klassische Zutaten hatte: Ein totes Kind, verzweifelte Eltern und die Bürokratie (hier der katholischen Kirchnegemeinde), die den letzten Wunsch eines Kindes verhindert. Der Böse war gefunden und das Bashing konnte beginnen. Innerhalb kurzer Zeit gab es über 10 Facebookgruppen zu dem Thema, mit denen die Kirchengemeinde erweicht werden sollte, endlich das BVB-Logo zuzulassen.

Dabei hatte sich die Kirchengemeinde zu keinem Zeitpunkt gegen das BVB-Logo ausgesprochen. Die Kirchengemeinde hatte die bisherige Gestaltung des Grabsteins aus zwei Gründen abgelehnt. Zum Einen war es schlicht zu groß und zum Anderen fehlte der Kirchengemeinde die christliche Symbolik auf dem Grabstein. Eine reine Fußballbezogenheit eines Grabsteins fand man als unpassend auf einem katholischen Friedhof. Dies lehnten aber die Eltern ab, was in nahezu allen Zeitungen und auch Fernsehberichten nicht erwähnt wurde. Es waren also die ganze Zeit die Eltern selbst, die den Grabstein verhinderten. Dazu muss man vielleicht auch sagen, dass die Eltern keine Mitglieder der katholische Kirche sind und das Kind nicht getauft war. Warum sich die Eltern also gerade einen kirchlichen Friedhof in Dortmund aussuchten, obwohl es in Dortmund sehr viele städtische und damit konfessionslose Friedhöffe gibt, erschließt sich mir nicht, Nun hatte die WAZ (WR) die Eltern und Vertreter der Kirchengemeinde gestern Abend an einen Tisch gebracht. Bei diesem Gespräch kam dann ein angeblicher Kompromiss zustande, der keiner war. Denn die Vorstellungen der Kirche, die die ganze Zeit bestanden hatten, wurden 1:1 umgesetzt. Der Grabstein wird kleiner, indem ein Fußball, der bislang auf der Spitze war, nun am Sockel der Steele angebracht wird. Außerdem wird nun neben des BVB-Logos auch christliche Symbolik den Grabstein schmücken. Und obwohl demnach nur die Auflagen der Kirche umgesetzt wurden, wurde dies aber überall als Sieg gegen die Kirchengemeinde gefeiert.

Stellvertretend für die falsche Darstellung:
http://www.rtl.de/cms/news/rtl-aktuell/ … 25702.html

Für mich ist dies ein typischer Fall, wie Nachrichten mittlerweile produziert und gestaltet werden, inklusive des Facebook-Hypes. Ich finde es genauso erschreckend, wie unreflektiert sich über 100.000 Menschen dafür auch noch einspannen lassen.

Hast du auch harte Quellen, z.B. die Presseerklärung der Gemeinde vor der Einigung? Ansonsten schweben deine Aussagen auch etwas im leeren Raum.

(Die “christliche Symbolik” wird übrigens in einer Gravur einer Friedenstaube bestehen. Originär natürlich christlich bzw. jüdisch, aber heutzutage so allgemein, dass man bezweifeln kann, dass sich hier die Gemeinde durchgesetzt hat, sondern man hat wohl wirklich einen Kompromiss gefunden.)

Edit: Ach ja, dies ist ein Themenvorschlag im Bereich “Themenvorschlag”: Bitte bleibt also beim Thema der falschen Berichterstattung. Es muss hier eigentlich nicht der ganze Fall neu argumentativ aufgerollt werden oder gar eine Religionsdiskussion ausbrechen.

Hast du auch harte Quellen, z.B. die Presseerklärung der Gemeinde vor der Einigung? Ansonsten schweben deine Aussagen auch etwas im leeren Raum.

Ich kann leider keine Pressemitteilung der Kirchengemeinde von dem Zeitpunkt vor der Einigung finden, aber dazu schreibt der WDR (nach der Einigung):

Die katholische Kirchengemeinde, auf deren Friedhof der Junge beerdigt ist, lehnt dies ab. „Die christliche Symbolik fehlt und das Grabmal mit Stele und Fußball wird zu groß“, schrieb sie auf ihrer Internetseite.
http://www1.wdr.de/themen/panorama/bvbgrabstein102.html

In Zeitungen war zusätzlich die ganze Bandbreite über angebliches Verhalten der Kirchengemeinde zu lesen. Von

Die verantwortlichen Pfarrer und Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung waren am Montagabend allesamt untergetaucht – niemand war für eine Stellungnahme zu erreichen.
http://www.derwesten.de/staedte/dortmun … 87809.html

bis

Die zuständigen Vertreter der katholischen Kirchengemeinde Mariä Heimsuchung waren und sind gerne bereit, mit den betroffenen Angehörigen über alternative Gestaltungen und eine Kompromisslösung zu sprechen
http://www.welt.de/regionales/duesseldo … stein.html

Während die Aussage

„kein christlicher Bezug erkennbar ist“
ebenfalls Welt

oft zu lesen war, konnte aber zu keinem Zeitpunk ein Zitat vorgebracht werden, bei dem ein Vertreter der Kirchengemeinde die Nutzung des BVB-Logos kategorisch auschloß - stattdessen wurde die Friedhofsordnung zitiert, wobei fraglich ist, wie diese durch die Kirchengemeinde interpretiert wird - auch wenn Die Welt es zu wissen glaubt.

Aber das ist ja nur die Darstellung in den Printmedien. In den Fernsehnachrichten ging es ja weiter. Und da es sich hier um Fernsehkritik-TV handelt fände ich es auch gut, wenn sich Fernsehkritik-TV dieser Sache annhemen würde. Mir geht es übrigens nicht nur um die Falschmitteilung, sondern auch um die Funktionsweise in diesem Fall. Denn es war überall eine einseitige und massiv Stimmung erzeugende Darstellung und dies unter massiver Nutzung des Schicksals eines toten Jungen. Inkulsive des Tränenpotentials, welches in meinen Augen auch bei vielen Menschen bewusst zur Kritiklosigkeit an dieser Berichterstattung führen sollte, da man durch mögliche Kritik daran, sehr schnell als herzlos bezeichnet werden kann. Und RTL agierte da nicht alleine, sondern leider machte da auch der WDR mit http://www.wdr.de/mediathek/html/region … bstein.xml
Zumindest behauptet der WDR aber im Gegenzug zu RTL nicht, dass sich der Junge genau einen solchen, im Filmbericht vorgestellten, Grabstein, womit RTL mal wieder weiter als alle anderen ging.

Hier übrigens die Presseerklärung der Kirchengemeinde nach der Einigung: http://www.stadtkirche-dortmund.de/stad … nh_id=1131

Nachtrag:

(Die „christliche Symbolik“ wird übrigens in einer Gravur einer Friedenstaube bestehen. Originär natürlich christlich bzw. jüdisch, aber heutzutage so allgemein, dass man bezweifeln kann, dass sich hier die Gemeinde durchgesetzt hat, sondern man hat wohl wirklich einen Kompromiss gefunden.)

Die Kirchengemeinde hatte zuvor, dass war dann auch tatsächlich oft zu lesen, davon gesprochen, dass man unter christlicher Symbolik z.Bsp. ein Kreuz, betende Hände oder eben eine Friedenstaube verstehe. Ich bleib dabei, die Kirchengemeinde musste keinen Kompromiss schließen. Ihren Forderungen wurde 1:1 nachgekommen.