Das Gedenken an NS-Verbrechen 68 Jahren nach Kriegsende

[Beiträge ausgeschnitten aus Thread “Folge 124 - Kurz kommentiert”]

Deutschland - Das Volk Adolfs Hitlers

Gut, der Nazi war schlimm. Habe die Sendung gehört und mich weniger über den Nazi aufgeregt, das bin ich gewohnt- Es hat mich bei dem Anrufer eher Domian geärgert. Nein, wir Deutschen haben keine Jahrtausendwährende Erbschuld der Nazis auf uns und Nein, die aktuelle Generation muss sich für Hitlers Taten weder verantwortlich fühlen noch schämen.

Ich habe mit Hitler und seinen Taten rein gar nichts zu tun. Ich muss auch nichts wieder gut machen oder mich dafür entschuldigen. Ich sollte nur mit dafür sorgen, dass das nicht nochmal passiert.

Aber stimmt, was Hitler getan hat war schlimm und unvergleichbar. Ist ja nicht so als hätte es eine Nation gegeben, die Pestdecken an indianer verschenkt hat oder eine andere die Ungläubige gefoltert hat. Stellt euch mal vor, die Amis oder die spanische Inquisition hätten damals die Mitte von 1940 gehabt.

Egal, ich schweife ab. Aber solche Sichtweisen regen mich auf. :mad:

[QUOTE=Unterschichtler;330570]
Aber stimmt, was Hitler getan hat war schlimm und unvergleichbar. Ist ja nicht so als hätte es eine Nation gegeben, die Pestdecken an indianer verschenkt hat oder eine andere die Ungläubige gefoltert hat. Stellt euch mal vor, die Amis oder die spanische Inquisition hätten damals die Mitte von 1940 gehabt. [/QUOTE]

Dieser Relativismus ist der Grund, warum es eine nationale Aufgabe von Deutschland sein sollte und zum Glück aktuell ist, an die Schrecken des zweiten Weltkrieges und des NS-Reiches immer wieder, solange es geht, zu erinnern.

Es gab viele Morde und viele Kriegs- und Völkerverbrechen in der Geschichte, aber die industrielle Massen-Tötung im NS-Reich ist eine völlige Perversion jeglicher Menschlichkeit gewesen. Ein grausames Lehrstück in wie weit sich der Mensch selbst völlig entmenschlichen kann und das hoffentlich niemals irgendwie noch übertroffen wird. Irgendjemand muss daran erinnern und davor warnen - und wir Deutschen sollten dies tun, solange wir uns auch nur ansatzweise den anderen besseren Errungenschaften unserer Vorfahren irgendwie erinnern wollen.

Wenn noch mehr Interesse an einer Diskussion zu dem Thema besteht, bitte ich einen Thread mit diesem Thema zu eröffnen.

[QUOTE=Unterschichtler;330570]Deutschland - Das Volk Adolfs Hitlers

Gut, der Nazi war schlimm. Habe die Sendung gehört und mich weniger über den Nazi aufgeregt, das bin ich gewohnt- Es hat mich bei dem Anrufer eher Domian geärgert. Nein, wir Deutschen haben keine Jahrtausendwährende Erbschuld
(…)
[/QUOTE]

Die jahrtausendwährende Erbschuld kannst du im christlichen Glauben suchen und finden.
Domian hat nie etwas über eine Schuldzuweiseung gesprochen.
Er hat nur den Begriff “Das Land der Dichter und Denker” in ein anderes Licht gerückt.
Denn wenn du dich über die Vergangenheit deines Landes definierst, dann solltest du nicht nur die positiven Dichter und Denker betrachten sondern eben die Demagogen, Massenmörder und wegsehenden Mitläufer.

Oder um es anders zu Formulieren:
Ich hab im Holocaust genauso wenig mitgewirkt und schuld daran wie ich bei Schiller Glocker oder Goethes Faust beteilgt war.
Somit bin ich weder Nazi noch ein Dichter.

Nationalstolz ist einfach die niederste Form des Stolzes, weil man versucht seine Herkunft zu glorifizieren und wenn auch indirekt im gleichen Schritt gegen alle “Ausländer” wettert.

Denn wenn man sagt, dass man etwas besseres ist, weil man aus Land A kommt, bedeutet dies im Umkehrschluss dass die aus Land B abgewertet werden.

In so fern geht es nicht um die Schuldfrage, sondern darum ob du dich durch deine Nation definierst, oder durch das was du tust. Genau deswegen darf man das Dritte Reich nicht verharmlose sondern sollte aufpassen dass soetwas nie wieder passiert.

[QUOTE=Winston Smith;330597]Nationalstolz ist einfach die niederste Form des Stolzes, weil man versucht seine Herkunft zu glorifizieren und wenn auch indirekt im gleichen Schritt gegen alle “Ausländer” wettert.

Denn wenn man sagt, dass man etwas besseres ist, weil man aus Land A kommt, bedeutet dies im Umkehrschluss dass die aus Land B abgewertet werden.[/QUOTE]

Wenn ich meine Mutter liebe, hasse ich also automatisch die Mütter aller anderen Menschen. Verstanden.

Schon klar! Weil der irre Ösi zig Millionen Menschen ganz allein, von eigener Hand, ums Eck gebracht hat. Der Lokführer der Regionalbahn nach Oswiecim konnte ja nicht ahnen, was bei der Fahrkartenkontrolle in den hinteren Waggons geschieht.

qft - der nächste Schoppen(-hauer) geht auf meinen Deckel

[gekürzt, muss nicht sein - Chefzensor Baru]

@Baru:

Nur ganz kurz - Meiner Meinung nach ist dieses ewige breittreten dieser Epoche und das Gegenargument “Relativismus” aber der Grund warum so viele dagegen abstumpfen. Ich bin ganz ehrlich, wenn ich heute Ausschwitz höre und mir zum tausendsten Male vordenken lassen muss, wie “schlimm, schlimm, schlimm” das alles war, dann kann ich das nicht mehr ernst nehmen.

Vor allem wenn wir ständig eingetrichtert bekommen wie grausam das war… Hallo? Können wir nicht selbst denken? Hält man uns schon für so blöde, das wir nicht kapieren das der industrielle Mord an Menschen echt das niederste war, das der Deutsche je zustande gebracht hat?
Ich KANN es mittlerweile einfach nicht mehr hören. Und ich seh das wie meine Vorposter: So langsam kann man mal nach vorne blicken, denn ICH habe mit dieser ganzen Sache wirklich gar nichts mehr zu tun. Ich trage keine Verantwortung dafür was da passiert ist, denn ich hätte es nicht einmal verhindern können, weil ich NOCH NICHT am Leben war. Ich verstehe nicht, wie irgendjemand ernsthaft der dritt/viert/fünftfolgenden Generation Fehler vorhalten kann, für die sie einfach keine Schuld tragen.

Ich habe bewusst “nach vorne blicken” gesagt, weil man nicht missverstehen soll das wir das ganze jetzt vergessen sollen… Wir sollten vielleicht einfach nicht mehr so darüber reden und damit umgehen wie wir es tun und es einfach dabei belassen uns alle darüber einig zu sein das sowas NIE NIE NIE wieder passieren darf…
Das ganze Zertreten hilft meiner Meinung nach den Nazis und ihrer kranken Ideologie nur noch.

60 Jahre nach Kriegsende

Wär echt öde, wenn wir hier die Diskussionen von 2005 aufwärmen.

Bin Geschichtsstudent und kein Mathematiker.

[QUOTE=ExtraKlaus;330610]@Baru:

Nur ganz kurz - Meiner Meinung nach ist dieses ewige breittreten dieser Epoche und das Gegenargument „Relativismus“ aber der Grund warum so viele dagegen abstumpfen. Ich bin ganz ehrlich, wenn ich heute Ausschwitz höre und mir zum tausendsten Male vordenken lassen muss, wie „schlimm, schlimm, schlimm“ das alles war, dann kann ich das nicht mehr ernst nehmen.[/Quote]

Der Vorwurf Relativismus taucht bei mir dann auf, wenn jemand das NS-Reich selber damit „kontert“, dass andere Länder auch Verbrechen begangen haben.

Und solange man nicht gerade chronisch auf Phoenix schaltet, wird man auch nicht gerade heutzutage damit überschwemmt - besonders wenn man bedenkt, dass das Erinnern an das 3. Reich eben auch unser negativer Gründungsmythos ist. (Mythos ungleich Fiktion!) Das heutige Deutschland ist die Abgrenzung vom 3. Reich in den meisten Aspekten.

Vor allem wenn wir ständig eingetrichtert bekommen wie grausam das war… Hallo? Können wir nicht selbst denken? Hält man uns schon für so blöde, das wir nicht kapieren das der industrielle Mord an Menschen echt das niederste war, das der Deutsche je zustande gebracht hat?

Schau dir den obersten Post an. Ist den Menschen wirklich die Besonderheit der NS-Verbrechen bewusst? Der Post oben macht nicht den Eindruck und auch viele andere Deutsche machen nicht den Eindruck, dass sie das Extrem des NS-Reich irgendwie auch nur in Ansätzen durchdringen.

Ich KANN es mittlerweile einfach nicht mehr hören. Und ich seh das wie meine Vorposter: So langsam kann man mal nach vorne blicken, denn ICH habe mit dieser ganzen Sache wirklich gar nichts mehr zu tun. Ich trage keine Verantwortung dafür was da passiert ist, denn ich hätte es nicht einmal verhindern können, weil ich NOCH NICHT am Leben war. Ich verstehe nicht, wie irgendjemand ernsthaft der dritt/viert/fünftfolgenden Generation Fehler vorhalten kann, für die sie einfach keine Schuld tragen.

Wir sehen uns mehr oder weniger als Deutsche - eine Reihe von euch besteht darauf, dass sie stolz auf Deutschland sein wollen. Und wer das ehrlich tun möchte und sich nicht den Vorwurf gefallen lassen möchte, dass er ein stumpfer Jubel-Patriot ist, der muss auf jeden Fall auch immer wieder das Gedenken an die deutschen Abgründe und das Trauern um die Opfer des 3. Reiches mitmachen. Desinteresse darin darf sich dann nur maximal derjenige gönnen, der ansonsten auch nirgends einen nennenswerten Stolz auf Deutschland, Deutsche usw. verspürt.

Mir selber wurde übrigens noch keine Schuld an den Verbrechen angetragen - das ist immer das Kollektiv des deutschen Volkes, was eben nicht nur aus den Menschen der Gegenwart besteht.

Ich habe bewusst „nach vorne blicken“ gesagt, weil man nicht missverstehen soll das wir das ganze jetzt vergessen sollen… Wir sollten vielleicht einfach nicht mehr so darüber reden und damit umgehen wie wir es tun und es einfach dabei belassen uns alle darüber einig zu sein das sowas NIE NIE NIE wieder passieren darf…
Das ganze Zertreten hilft meiner Meinung nach den Nazis und ihrer kranken Ideologie nur noch.

Ich habe das Gefühl, dass man noch so wenig darüber sprechen könnte wie man wollte und es würde immer noch Menschen geben, die sich genau darüber beschweren würden, dass es zu viel Erinnerung sei.

Und man darf nicht vergessen: Die Warnung vor dem NS-Reich ist auch ein Schutz vor einer Wiederholung. Die Erinnerung schützt Menschen auch in der Gegenwart.

Ja also die Deutschen haben es anno 2013 ja auch wirklich schwer! So mit dem verlorenen Krieg und dem ganzen Geraffel. Kaum zu ertragen!

Alles klar - das erklärt die latente Misantrophie ^[1] war keine Beleidigung, geht mir ähnlich, allerdings ist Geschichte bei mir nur ein, wenn auch für mich wichtiges, Hobby[/SPOILER]
Volle Zustimmung zum Beitrag (also dem zweiten danach^^).

Ergänzen möchte ich:
Menschen wie ExtraKlaus - dem ich im Übrigen nichts Böses in irgendeiner Form unterstelle - reagieren nicht auf eine etwaige Überflutung / Belästigung (der man ohnehin leicht ausweichen könnte), sondern auf Schuld bzw. Schuldvorwurf. Ich habe nicht „imo“ dazu geschrieben, weil das u.a. in einem für den Deutschen Bundestag erstellten Antisemitismusbericht steht.

Interessant ist dazu ein Interview, dass der beratende Gutachter und Soziologe der ARD gab, hier ein Auszug:

Das ganze Interview: Interview zu Antisemitismus: "Versuch, die Schuld abzuwehren" | tagesschau.de

Leider kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, dass Antisemitismus allgegenwärtig ist, insofern kann man gar nicht oft genug an die möglichen Folgen eines solchen Hasses erinnern.
Man sollte aber heutzutage in der Lage sein, objektiv heranzugehen, alles vollständig aufzuarbeiten, ohne moralische Keule, schlechtes Gewissen und dgl., eben weil man nicht zu der Tätergeneration gehört. Wir sind aber Kinder/Enkel/Urenkel, und sollten niemals geschichtsvergessen werden, denn

*George Santayana – Wikipedia


  1. SPOILER ↩︎

[QUOTE=Danzig;330607]Wenn ich meine Mutter liebe, hasse ich also automatisch die Mütter aller anderen Menschen. Verstanden.[/QUOTE]
Ich weiß wo du hin hinaus willst, also [I]Jein[/I]. Also um das zu erklären muss man ja etwas ausholen was ich schon tausenmal gemacht habe aber ich mach es nochmal weil es soviel Spaß macht.

Die allgemein bekannte Differenzierung zwischen Nationalismus und Patriotismus ist ja diachrom: Patriotismus ist gut, es födert das Zusammengehörigkeitsgefühl eines Volkes ohne dabei andere Völker abzuwerten und ist somit konstruktiv und tolerant. Nationalismus hingegen födert den Zusammenhalt auf Kosten der angenommenen Wertigkeit anderer Völker vom Standpunkt des nationalistischem Volke und führt somit zu Interolanz und Fremdenfeindlichkeit.

Die traurige Wahrheit scheint zu sein: Die diachrome Unterscheidung zwischen Patriotismus und Nationalismus ist eine völlige Fehlannahme: Vielmehr sind beide vermutlich nur graduelle Abstufungen desselben Umstandes und wenn der sogenannte Patriotismus steigt, steigen auch Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit. Das kann kausal sein, muss es aber nicht.

Wie auch immer Patriotismus sollte nicht das Ziel sein. Viemehr sollte der Demokrat das Ziel sein. Und das geht auch ohne Vaterlandsliebe.

So. Da darf man jetzt natürlich keinen voreiligen deduktiven Schluss ziehen und sagen, jeder Patriot ist in Wirklichkeit ein Nationalist. Das wäre falsch. Aber man könnte jetzt massenpsychologisch argumentieren und sagen, dass sobald ein Mensch Patriot wird, wird er wohl auch Teil einer patriotischen Masse. Und eine Masse ist nunmal nicht rational und da der Mensch dann Teil einer Masse geworden ist, wird er auch deren Vorurteile mittragen - und schwupps sind wir in der Intoleranz, zu der eine patriotistisch geladene Masse ohne jeden Zweifel neigt.

[QUOTE=Winston Smith;330606]Die jahrtausendwährende Erbschuld kannst du im christlichen Glauben suchen und finden.
Domian hat nie etwas über eine Schuldzuweiseung gesprochen.
Er hat nur den Begriff „Das Land der Dichter und Denker“ in ein anderes Licht gerückt.
Denn wenn du dich über die Vergangenheit deines Landes definierst, dann solltest du nicht nur die positiven Dichter und Denker betrachten sondern eben die Demagogen, Massenmörder und wegsehenden Mitläufer.

Oder um es anders zu Formulieren:
Ich hab im Holocaust genauso wenig mitgewirkt und schuld daran wie ich bei Schiller Glocker oder Goethes Faust beteilgt war.
Somit bin ich weder Nazi noch ein Dichter.
[/QUOTE]

Genau Deutschland ist weder „Das Volk Adolf Hitlers“ (was für mich eine Schuldzuweisung ist) noch „Das Volk der Dichter und Denker“. Man kann ein Land nicht auf einzelne Punkte reduzieren.

Ich würde auch nie nach GB zum Speakers Corner gehen und verlangen, dass mich alle gut finden. Ich bin ja Deutscher und daher darf ich mich auch damit brüsten, ein guter Dichter zu sein.

Schon klar! Weil der irre Ösi zig Millionen Menschen ganz allein, von eigener Hand, ums Eck gebracht hat. Der Lokführer der Regionalbahn nach Oswiecim konnte ja nicht ahnen, was bei der Fahrkartenkontrolle in den hinteren Waggons geschieht.

Gut, es waren nicht allein Hitlers Taten, aber 2 Dinge dazu:

  1. Das ändert noch immer nichts daran, dass ich mich nicht schuldig fühlen muss oder jetzt besonders lieb zu Juden sein muss, weil ich ja etwas „zurückzahlen“ muss. So denken manche Leute wirklich. Wenn ein Jude mir dumm kommt, dann verhalte ich mich ihm gegenüber genau so, wie wenn ein Christ mit dumm kommt. Dann wird aber gern die Nazi-Karte gezogen, ähnlich wie bei Schwarzen.

  2. Hasst mich ruhig, aber wenn ich damal gelebt hätte, ich kann nicht garantieren, dass ich mir lieber eine Kugel eingefangen hätte als Hitler indirekt zu helfen. Man muss zwischen den oberen Kommandanten und den einfachen Soldaten/Arbeitern unterscheiden. Ich persönlich Klage keinen einfachen Befehlsempfänger an, die sich nicht gegen entsprechende Befehle verweigert haben, weil ihnen ihr Leben wichtig war. Würden „die Juden“ in Jerusalem als Soldaten sicher ebenso wenig machen.

Meiner Meinung nach war es „unser“ Fehler, so katzbuckelig zu sein und sofort die Schuld für alles einzugestehen. Ihr dürft mich wieder hassen, aber ich wünsche mir eben nicht dass das aktuelle Denken von Generation zu Generation weiter gegeben wird. „Die Taten Hitlers“ waren unverzeilich, sowas darf nie wieder passieren, ob in Deutschland oder andernorts. Aber damit war es das auch, „die Juden“ jetzt bevorzug zu behandeln, nur weil sie Juden sind, finde ich nämlich auch irgendwie diskriminierend. Brauchen die unser Mitleid oder reicht es, wenn wir sie (wieder) als völlig normale Glaubensgemeindschaft sehenm als Menschen wie du und ich. Nicht schlechter, aber auch nicht besser.

edit: [post=330626]@Nakkinak[/post]
Ganz einfach und simpel. Sehe ich anders als du, handhabe ich anders als du und fertig damit. Niemand wird mich in diesem Denken enschränken können.

Wenn ich z.B. sowas sehe, dann kommt mir eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und Erbrochenem hoch:

//youtu.be/UQB9A6YhSJg

@Nakkinak

Für mich ist Patriotismus gar nicht derartig politisch. Ich bin nicht irgendwann morgens aufgewacht und habe mir gedacht: „Ab heute liebe ich mein Vaterland! Woher bekomme ich einen Leitfaden, um nachzulesen wie ich mich als Patriot zu verhalten habe?“ Ich bin’s einfach. Wobei ich mich auch gar nicht an die Bezeichnung Patriot klammern möchte.

Ich fühle mich sehr vielen Dingen verbunden, u.a. meiner Heimat. Damit gehen verschiedene Empfindungen einher: Freude, Zufriedenheit, Sehnsucht, Verantwortung, Geborgenheit, Vertrautheit, Sorge, Scham und halt auch Stolz. Wie nennt man das korrekterweise? Es ist eine starke, für mich vollkommen natürliche, Identifizierung mit der eigenen Heimat. Patriotismus/Vaterlandsliebe kommt dem sehr nahe. Damit mich niemand falsch versteht: Mir sind zig andere Sachen wichtig oder wichtiger. Aber Heimatliebe oder Heimatverbundenheit oder wie auch immer man es nennen möchte ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Es ist bei weitem nicht der wichtigste Teil, aber ein Teil meines Lebens.

Darüber hinaus ist es mir relativ gleichgültig, ob die Personen um mich herum patriotisch sind (was ich umgekehrt anders erlebt habe). Natürlich wünschte ich mir, Menschen würden nicht für fünf Cent mehr Stundenlohn ans andere Ende der Welt ziehen, werden ihr Wissen und ihre Arbeitskraft (Familie, Gesellschaft, Job) in der Heimat dringender gebraucht. Aber ich habe dies noch nie jemanden unter die Nase gerieben.

Die Verbrechen der NS-Zeit fallen u.a. in die Kategorien Scham und Verantwortung. Ich kann nicht von den U.S.-Amerikanern erwarten, dass sie den Holocaust aufarbeiten (obwohl dort auch viel geschieht). In erster Verantwortung ist es unsere Aufgabe als Deutsche. Wer soll das sonst tun? Der Iran? China? Die werden irgendwann selbst genug aufzuarbeiten haben.

Ich denke, was ExtraKlaus und viele andere auch stört, ist die kommerzielle Ausschlachtung der NS-Zeit. Wir werden mit den immer gleichen oberflächlichen Dokus und (Massen-)Literatur „genervt“. Auf die Strukturen wird kaum eingegangen. Auf Widerstandsgruppen, abseits Graf von Stauffenberg, wird kaum eingegangen. Auf Parallelen zur heutigen Zeit wird kaum eingegangen. Viele haben das Gefühl nichts aus der „Aufarbeitung“ zu lernen. Oft bleibt nur der erhobene Zeigefinger übrig. Und das kann mit der Zeit tatsächlich zu einer gewissen Frustration führen.

[post=330635]@Unterschichtler[/post]

Unsere Bundeskanzlerin wirft die Fahne nicht weg, sondern gibt sie ordentlich jemand anderen. Wahrscheinlich glaubte sie, ein Deutschlandfähnchen hätte die Veranstaltung (noch mehr) wie eine Siegesfeier beim Eurovision Songcontest wirken lassen. Da kommt halt ein bisschen das Protestantische durch: nicht zu laut, nicht zu spontan, nicht zu auffällig, nicht zu unkontrolliert, ein wenig spießig, lieber morgen wieder arbeiten. :wink:

[QUOTE=Unterschichtler;330635]
Wenn ein Jude mir dumm kommt, dann verhalte ich mich ihm gegenüber genau so, wie wenn ein Christ mit dumm kommt.[/Quote]

Ist das irgendein reales Problem in deinem Alltag?

Man muss zwischen den oberen Kommandanten und den einfachen Soldaten/Arbeitern unterscheiden. Ich persönlich Klage keinen einfachen Befehlsempfänger an, die sich nicht gegen entsprechende Befehle verweigert haben, weil ihnen ihr Leben wichtig war.

Man muss unterscheiden und es wird unterschieden. Man hat sogar viel zu viele Befehlsgeber freigesprochen oder ignoriert. Wenn du so sehr mit dem 3. Reich gequält worden wärst, wie du hier tust, wüsstest du das.

Meiner Meinung nach war es „unser“ Fehler, so katzbuckelig zu sein und sofort die Schuld für alles einzugestehen. Ihr dürft mich wieder hassen, aber ich wünsche mir eben nicht dass das aktuelle Denken von Generation zu Generation weiter gegeben wird. „Die Taten Hitlers“ waren unverzeilich, sowas darf nie wieder passieren, ob in Deutschland oder andernorts.

Es gibt einfach nichts zu diskutieren an der Schuld des 2. Weltkriegs - wir haben Europa überfallen und heimgesucht und zeitgleich noch aus den eroberten Ländern Juden und andere Gruppen in Konzentrationslager deportiert und Millionen Unschuldige getötet. Die Leichen und die Halbtoten aus den KZs sind hinreichend dokumentiert. Jedes andere Verhalten als die Anerkennung der Schuld wäre lächerlich gewesen und hätte Deutschland langfristig geschadet.

Aber damit war es das auch, „die Juden“ jetzt bevorzug zu behandeln, nur weil sie Juden sind, finde ich nämlich auch irgendwie diskriminierend.

Klauen dir ständig Juden deinen Arbeitsplatz oder wovon redest du? Oder redest du vom Staat Israel?

Niemand wird mich in diesem Denken enschränken können.

Solange du dein Denken aber äußerst, musst du damit rechnen, dass Leute dir sagen, dass du falsch denkst.

[post=330636]@Danzig[/post]

Du willst erst, dass man auf die Strukturen eingeht und dann soll man aber die wirklich absolut seltenen Ausnahmen des Widerstandes eingehen? Für meinen Geschmack gibt es aktuell eine völlige Überbetonung des Widerstandes in Deutschland. Jeder erzählt dir irgendwie, wie er doch ein paar Juden angeblich gerettet hat oder das System auf seine Weise bekämpft hat. In der Masse, dass man sich ernsthaft fragt, wie Hitler auch nur ein Jahr so an der Macht bleiben konnte, wenn doch alle gegen ihn waren.

Die einzige Gruppe, die ich kaum diesbezüglich repräsentiert sehe, sind die Exilanten. (Sind vielleicht die Nachwirkungen, dass man diese noch einige Zeit eher als Verräter und Fahnenflüchtige gewertet hat.)

Wo ist da nun der Widerspruch? Ich habe verschiedene Punkte aufgezählt. Es darf doch nicht nur auf das Eine [U]oder[/U] das Andere eingegangen werden. Das ist als würde man sagen, wir konzentrieren uns nur noch auf die ermordeten Juden und lassen die ermordeten Homosexuellen weg. So viele waren das ja nicht.

Natürlich können wir aus dem Widerstand unsere Lehren für heute ziehen. Wer war am Widerstand beteiligt? Wie war er aufgebaut? Woran scheiterte er letztendlich? Das gehört selbstverständlich zu einer Aufarbeitung dazu. Ich spreche natürlich vom organisierten Widerstand. Der beginnt übrigens nicht erst ab einem Attentat auf Hitler.

Manchmal habe ich das Gefühl du widersprichst mir aus Prinzip.

[QUOTE=Baru;330640]
Es gibt einfach nichts zu diskutieren an der Schuld des 2. Weltkriegs - wir haben Europa überfallen und heimgesucht und zeitgleich noch aus den eroberten Ländern Juden und andere Gruppen in Konzentrationslager deportiert und Millionen Unschuldige getötet. [/QUOTE]
Also ich nicht. Glückwunsch zu deinem Altersgeheimnis, was ist denn dein Jungbrunnen?

[QUOTE=Baru;330640]
Solange du dein Denken aber äußerst, musst du damit rechnen, dass Leute dir sagen, dass du falsch denkst.
[/QUOTE]
Ernsthaft jetzt…oh, wow. Wie gut, dass es Leute gibt, die richtig denken. Bekomme ich von dir die Medikamente verschrieben, damit ich geheilt werde?

Wisst ihr, wie so etwas (systematische Ermordung von Menschen) entstehen kann ? Oder bessere Frage. Wie kann man so etwas verhindern ? Ich sag euch wie. In dem man auf so etwas in der Schule eingeht. Tun wir das ? Nein ! Klar, die NS-Verbrechen werden thematisiert, was auch wichtig ist. Jedoch was viel wichtiger ist, sind die Verbrechen, die gerade am laufen sind ! Die jetzigen Verbrechen, die am Laufen sind, sollte man „mehr“ thematisieren, als die Verbrechen, die schon geschehen sind. Ich halte die jetzigen Verbrechen für „wichtiger“, weil sie jetzt noch weitestgehend verhindert werden können, jedoch die NS-Verbrechen nicht !

Das Problem ist hier nur, dass so etwas nicht gerne thematisiert wird, weil wir (Deutschland und der Westen) an diesen Verbrechen (mal wieder) beteiligt sind. Jüngstes vergehen: Verkauf von Chemikalien an einen Diktator für die Zähne. :smiley:

@Danzig
Es war euch ganz sicher nicht gegen dich gerichtet, ich persönlich liebe meine kleine Heimat hier auch aus vielerlei Gründen. Ich glaube das ist einfach völlig natürlich… aber man muss sich trotzdem selbst im Blick haben denke ich, damit nicht aus einem Türken “der” Türke wird, der hier in meine Heimat eindringt (als Beispiel).

Alles was ich tun kann ist die Argumente zu präsentieren und hier zur Diskussion zu stellen. Meiner Erkenntnis nach sieht es nunmal so aus, dass Patriotismus in der Realität Intoleranz leider verstärkt oder zumindestens damit korreliert, wobei eine Kausalität stark anzunehmen ist. Falls jemand gegeläufige Evidenz vorzubringen hat, nämlich dass steigender Patriotismus nicht mit Nationalismus und Fremdenhass korreliert, solle er bitte vortreten.

@Unterschichtler
Wenn du keine Argumente hast, bitte antworte mir nicht und wedel schön deine Fahne weiter. Lass die Diskussion dann bitte sein und belästige uns nicht mit deinen substanzlosen Gewäsch. “Ganz einfach und simpel.”

So das war jedenfalls zu dem Teil, der an mich gerichtet war.

Die Deutschen sind nunmal das “Volk Adolf Hitlers”. Da hat Domian vollkommen Recht. Sie haben Hitler zu ihrem Reichskanzler gewählt (wehe du kommst jetzt mit dem “er hatte aber keine absolute Mehrheit”-Kram, so läuft das nicht). Von Kollektivschuld halte ich aber genauso wenig, aber rein demokratisch gesehen haben sich die Deutschen nunmal von ihm vereinnahmen lassen. Und da die Deutschen nunmal am nächsten an den Deutschen dran sind (macht Sinn, oder?) sind auch wir als die Nachkommen des Volkes, das sich von Hitler hat vereinahmen lassen - noch viel mehr als alle anderen - in der Verantwortung vor Menschen wie Hitler zu warnen, weil wir nunmal so nahe an ihm dran sind. Die Zeitzeugen sind immer noch unter uns. Der Kontakt zum Hitlerregime ist immer noch da. Und zwar direkt.

Und nunmal hat jedes Volk eine andere Kultur und Mentalität und daher werden wir noch für lange Zeit das Volk Hitlers bleiben. Die Verbindung mit der damaligen Zeit verschwindet nicht einfach über zwei, drei Generationen.

Und daher müssen wir alle daran arbeiten, uns nicht von diesen Gedanken verführen zu lassen. Wir sind es einfach unseren Ahnen schuldig, dass wir deren Fehler nicht noch einmal begehen und auch nicht einfach dabei zusehen, wie andere Völker sie begehen.

[QUOTE=Unterschichtler;330635]Meiner Meinung nach war es “unser” Fehler, so katzbuckelig zu sein und sofort die Schuld für alles einzugestehen.[/QUOTE]

trommelwirbel gleich erfahren wir, wer wirklich Schuld hatte. Die Deutschen können es ja bekanntlich nicht gewesen sein, die haben alle, ja wirklich [I]alle [/I]nur Befehle vom durchgeknallten Österreicher befolgt. Wer in der Reichspogromnacht nicht fleißig mit geholfen hatte, wurde bekanntlich ja auch sofort ein Kopf kürzer gemacht.

[QUOTE=Unterschichtler;330635]Wenn ich z.B. sowas sehe, dann kommt mir eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und Erbrochenem hoch:
[video] Merkel wirft BRD Fahne weg Langversion [/video][/QUOTE]

Geht mir ebenso, wenn ich YT-Channels sehe, in denen was von [B]“BRD”[/B] geschwafelt wird, könnt ich auch kotzen.